vontazlab 14.04.2012

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Von Svenja Bednarczyk

„Wenn man zu viel Fleisch isst, kann es nie ökologisch sein“, sagt Thilo Bode noch in der Diskussion von „Aufessen oder Streicheln“. Im Morgenprogramm des tazlab diskutieren die Gäste über die Moral und zum Mittagessen hauen sich die Mitarbeiter der taz Hähnchenbrustfilet, Bratwurst und Salamischnittchen rein. Beim Axel-Springer-Kongress wäre dieses Buffet voller Fleischeslust zu erwarten gewesen. Aber die tazler wollten heute über das gute Leben sprechen. Ist das gute Leben, es sich gut gehen zu lassen und das Leben auch kulinarisch in vollen Zügen zu genießen?

Es gibt Gründe, Fleisch zu essen. Ein einziger Begriff reicht jedoch als Grund aus, auf einer offiziellen Veranstaltung wie dieser, es trotzdem sein zu lassen: Die Außenwirkung. Das Essen jeder Vokü auf der kleinsten Dorfveranstaltung ist vegan. Jeder linke Workshop, jedes Klimatreffen wäre mit Fleischkonsum scheinheilig. Das tazlab, das über Zukunft sprechen möchte, ist es erst recht.

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https://blogs.taz.de/hausblog/fleisch-und-die-glaubwurdigkeit-der-tazler/

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kommentare

  • „Möglicherweise gehört es für den ein oder die andere zum guten Leben dazu, eine wunderbare, köstliche Bratwurst vom Grill zu verspeisen, dabei in der Sonne zu liegen, auf die Spree zu blicken und sich dabei rundherum wohl zu fühlen.“

    Ich denke, für die meisten Menschen, unabhängig von Herkunft und politischer Einstellung, ist genau das die Definition vom „guten Leben“.

  • Ich würde mir nicht vorschreiben lassen, was ich essen darf und was nicht. Veranstaltungen, die nur vegan im kulinarischen Angebot haben, boykottiere ich aus Prinzip. Und dabei geht es nicht nur um essen, sondern in erster Linie um Freiheit. Auch einen Veggie-Tag in der Mensa würde ich auslassen und stattdessen – als Akt der Auflehnung – zum Schnitzelwirt gehen. Kann ich frei auswählen, greife ich durchaus auch mal zur veganen Alternative.

  • @ Alex

    „Zu deiner Vorstellung vom “guten Leben” gehört dann wahrscheinlich auch, mit einem Riesenspritfresser durch die Stadt zu pflügen, ständig hübsch per Billigflieger durch die Welt zu düsen und dir ein Wegschmeißprodukt nach dem anderen zu kaufen – oder?“

    Aber keinesfalls! Ich besitze kein Auto, sondern eine BahnCard100. Meine letzte Flugreise liegt ca. 2,5 Jahre zurück und innerstädtisch bewege ich mich zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Nahverkehr.
    Wenn Du etwas genauer definieren könntest, was Du unter „Wegschmeißprodukten“ verstehst, könnte ich mich auch dazu äußern.

    Über die Quantität meines Fleischkonsums habe ich übrigens keine Angaben gemacht – ich dürfte so auf 5-10 wohlschmeckende Bratwürste pro Jahr kommen, andere Fleischprodukte gibt’s ein bis zweimal pro Woche.

    Es tut mir rasend leid, deine etwas naiven Vorurteile nicht bedienen zu können, was hoffentlich nicht zu einer allzu schlimmen Beeinträchtigung deines „guten Lebens“ führt.

    Vielleicht solltest Du dich einmal erschreckenden Folgen einseitiger Ideologien, Vorverurteilungen und Intoleranz überall auf der Welt informieren.
    Doch sei gewarnt: Womöglich erscheint dir dann das Ausposaunen deiner undifferenzierten Mutmaßungen und Unterstellungen („Weltverbesserungen“?) nicht mehr ganz so glanzvoll.

  • @Merguez:

    Zu deiner Vorstellung vom „guten Leben“ gehört dann wahrscheinlich auch, mit einem Riesenspritfresser durch die Stadt zu pflügen, ständig hübsch per Billigflieger durch die Welt zu düsen und dir ein Wegschmeißprodukt nach dem anderen zu kaufen – oder?

    Vielleicht solltest du dich einmal über die erschreckenden Folgen des explodierenden Fleischkonsums überall auf der Welt informieren. Doch sei gewarnt: Womöglich erscheint dir dann die „handelsübliche Bratwurst“ auf einmal nicht mehr ganz so „köstlich“.

  • Zu den Kernaspekten des guten Lebens eines „normalen“ taz-Leser scheint es zu gehören, bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu meckern und sich aufzuregen.
    Aber was das Zeug hält! Kein wahres Glücksempfinden ohne Gezeter!

    Wenn sich gerade nichts Besseres bietet, muss halt die böse Bratwurst als Objekt des Unmuts herhalten.

    Möglicherweise gehört es für den ein oder die andere zum guten Leben dazu, eine wunderbare, köstliche Bratwurst vom Grill zu verspeisen, dabei in der Sonne zu liegen, auf die Spree zu blicken und sich dabei rundherum wohl zu fühlen. Die bloßen Existenz von Menschen (womöglich sogar andere taz-LeserInnen, oh Graus!), die solch niederträchtiges und borniertes Treiben als Genuss empfinden, führt wahrscheinlich zu einer erheblichen Beeinträchtigung des „guten Lebens“ des ein oder anderen taz-Lesers, dem in seiner Intoleranz und Selbstgerechtigkeit alles suspekt ist, was nicht zu 100% seinen Vorstellungen vom guten Leben entspricht.

    Interessantes Phänomen. Ich würde mich freuen, in Kürze ein treffliches Essay zum Thema wie z.B. „Die Diabolisierung der handelsüblichen Bratwurst“ in der taz

  • Absolut wichtiger Hinweis. Im Haus tobten die Debatten um Depriviligierung und (Fleich-)Konsumverzicht, draußen schmorten Koteletts und Bratwürste stapelweise.

    Doch auch die variantenarme Salatalternative wollte nicht so richtig schmecken – der Beigeschmack von Plastikgabel und Pappteller war einfach viel zu bitter.

    Der Veranstaltungsort kann von den Organisatorien wohl kaum als Grund vorgeschoben werden, schließlich hat sich das HKW auch in dieser Hinsicht schon häufiger experimentierfreudig gezeigt. Im Zweifelsfall gäbe es reichlich Alternativen.

    Das Tazlab-Team muss sich hier verstärkt Gedanken machen – nicht nur um der Außenwirkung willen

    Wenn wir Weltverbesserer das mit dieser Nachhaltigkeit nicht schaffen, wie wollen wir dann den Rest der Welt davon überzeugen?

  • Das Essen und Trinken hätte widersprüchlicher nicht sein können.
    Erst über das gute Leben predigen und dann Coca Cola und konventionelle Wurstbrötchen fressen… Pfui!

    Keine einzige vegane Alternative weit und breit, da hätte ich echt mehr erwartet.

  • Ein klasse Tag, danke dafür! Wenn das Essen nun noch mitziehen würde wäre es ein superklasse Tag gewesen!

    Für die nächsten TAZ Veranstaltungen wünsche ich mir, dass das Essensangebot konsequenter den diskutierten Inhalten angepasst ist. Nahezu alle Beweggründe, flexitarisch, vegetarisch oder vegan zu essen, lassen sich mehrmals die Woche in der TAZ lesen! Selten ist ein Essenpublikum informierter gewesen, als das auf dem TAZ Lab 2012!

    Das Essensangebot zu unterteilen in vegetarisch / nicht vegetarisch (und das auch noch im Verhältnis 1:2) ist darum meiner Ansicht nach eher den 90er Jahren angemessen. Heute wird doch schon meistens bei ähnlichen Veranstaltugen entweder komplett vegan gekocht oder in vegetarisch – vegan unterteilt. Und alle, die hin und wieder noch gerne Fleisch essen, wären gerne bereit, an diesem Tag mal keines zu essen. Wo ist das Problem? Der kleinste gemeinsame Nenner für alle ist vegan, es ist auch noch verdammt Lecker und in Berlin gibt es keinen Mangel an Caterern oder Voküs die das super hinbekommen.

    Oder auch mit Hinblick auf Transparenz: Erst auf Nachfrage (ich habe auf dem Dach gegessen) wurde mir versichert, dass es aus ökologischer Landwirtschaft sei. Hier würde ich mir Hinweise auf dem Aushang oder informiertere Menschen an der Essenausgabe wünschen. „Wissen, wo das Fleisch herkommt“ – was Fleischesser gerne immer wieder betonen, schien vielen im konkreten Fall dann doch nicht mehr so wichtig.

    Das TAZ Lab 2013 wird superklasse!

  • Ja! Danke für den Beitrag. Ich stimme vollkommen zu.

    Mehr veganes Essen im tazcafé wäre übrigens auch was. Bislang ist das die ganz große Ausnahme und wenn’s mal was Veganes gibt, scheint das immer eher dem Zufall geschuldet.

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