Die taz übergibt ihre redaktionellen Leitungspositionen in der Woche vom 19. bis 25. April komplett an Kolleginnen und Kollegen aus dem Haus, die jünger sind, als die Zeitung selbst ist. Alle Ressortleitungen und auch die Chefredaktion werden in dieser Woche von Volontären, Praktikanten und jungen Redakteuren unter 31 Jahren übernommen. Zum 31. Geburtstag der Zeitung entsteht so ein einzigartiges journalistisches Projekt.
taz-Chefredakteurin Ines Pohl, 43, unterstützt das Experiment: „Es ist bei uns ja gute Tradition, das Blatt zum Geburtstag in andere Hände zu geben. So haben in der Vergangenheit Schriftsteller, Cartoonisten, Achtundsechziger-Aktivisten oder die Lieblingsfeinde der taz die Redaktion übernommen.“
Die freundliche Übernahme der Redaktion ist jedoch mehr. Erstmalig wird das Blatt in die Hände von rund 30 jungen Kollegen gelegt, die keine vorgeplante Sonderausgabe produzieren, sondern eine Woche lang eine aktuelle Tageszeitung. „In jeder Redaktion haben es junge Kollegen schwerer als etablierte, selbstbewusst Impulse zu setzen. In der taz ist das einfacher als in vielen anderen Zeitungen – jetzt wollen wir noch einen Schritt weiter gehen“, sagt Luise Strothmann, 24, die die Chefredaktion übernehmen wird. Strothmann erhofft sich den Beginn eines Prozesses, der auch in der Zukunft Inhalte, journalistische Formate und Strukturen der taz beeinflussen wird.
Über ihre Pläne bewahren die kommenden Ressortleitungen und die Chefredaktion noch Schweigen. „Einige Veränderungen wird der Leser sofort beim Aufschlagen der Zeitung bemerken, andere, die vielleicht genauso wichtig sind, finden nur hier in der Redaktion statt“, sagt Strothmann. Fest steht, dass es eine intensivere Verzahnung zwischen Print- und Online-taz geben soll. In einer Debattenserie werden Nachwuchs-tazler ihre Utopien von Medien, Politik und Gesellschaft entwerfen. Und die Wochenendausgabe sonntaz am 24. April wird sich mit dem Thema Bildung und Universität beschäftigen. Denn das Projekt bildet außerdem den Auftakt zum taz-Bildungslabor, das am 24. April im Berliner Haus der Kulturen der Welt stattfindet und sich in über 20 Veranstaltungen mit universitären Bildungsfragen beschäftigen wird.
Hoffentlich erweisen sich die Jüngeren nicht als die, in Wirklichkeit, „vorzeitig Vergreisten“ und fallen in punkto Aufgeschlossenheit und Mut hinter ihre älteren KollegInnen zurück :-)
Bin gespannt und neugierig.