vonMathias Broeckers 29.06.2010

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Am 10. Juni hatten wir stolz gemeldet, dass die taz als erste Zeitung der Welt  im neuen iBookstore der Firma Apple im Verkauf ist, als elektronisches Buch im Format EPUB.  Zum Preis von 99 Cent stand  vom 7. Juni an die aktuelle Ausagbe dort  zum Download bereit und schoß am 11. Juni auf Platz Eins der Topcharts der meistgekauften Bücher.  Gleichzeitig hatten wir allerdings von Beginn an Probleme, die abends gegen 22 Uhr fertigestellte neue Ausgabe schnell genug in den Verkauf  zu bringen. Es dauerte stets mehrere Tage, bis eine hochgeladene Ausgabe in den virtuellen Bücherregalen gelandet war. Da wir von Apple keine Hilfesstellung für dieses Problem bekamen griffen wir zur Selbsthilfe: wir aktualisierten einfach den Inhalt der schon im Verkauf befindlichen Ausgabe, denn dieses Update ließ sich ohne Zeitverzögerung durchführen. Der kleine Trick hatte allerdings zwei unangenehme Nebeneffekte: in den Metadaten der Ausgabe stand die ganze Zeit über weiter das Datum vom 7.6.2010, obwohl der Inhalt aktualisiert war. Das lösten wir mit einem grossen Wasserzeichen auf dem Cover mit dem aktuellen Datum. Das zweite Problem aber ließ sich nicht lösen: man konnte die taz fortan nur einmal für 99 Cent kaufen, danach war ein Laden nicht mehr möglich da das System davon ausging, dass man dieses „Buch“ schon hat. Nach mehreren erfolglosen Versuchen der Kontaktaufnahme bekamen wir dann endlich eine Antwort von Apple: man freue sich zwar über unser innovatives Herangehen, eine Tageszeitung als elektronisches Buch zu verkaufen, doch dafür sei der iBookstore nicht gedacht und eine Verkürzung der Zeit zwischen Upload und Verkaufsstellung sei nicht möglich. Unsere Argumente, dass Platz 1 in den Verkaufscharts doch ein großes Interesse der User zeige und man diese Möglichkeiten doch schaffen könne, zogen nicht – und so war gestern der letzte Tag der taz im iBookstore. Seit heute sind wir „removed from sale“ was sehr bedauerlich ist, denn in der verganenen Woche wurden immerhin 860 Exemplare verkauft.

Die Abneigung des iBookstores für Periodika ist für die taz indessen kein Grund, auf diese Publikationsform zu verzichten. Im Gegenteil: seit gestern wird die Zeitung auch in dem digitalen Format MOBI ausgeliefert, das für Lesegeräte wie den Kindle aber auch für Handys wie Palm oder Blackberry geeignet ist. Testausgaben gibt es hier. Noch in diesem Sommer wird auch der Kauf digitaler Einzelausgaben wieder möglich werden – auf der Website der taz und auf allen anderen möglichen Plattformen. Bis dahin empfehlen wir weiterhin das digitale Monatsabo.

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https://blogs.taz.de/hausblog/keine_taz_mehr_im_ibookstore/

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kommentare

  • […] Keine taz mehr im iBookstore. Nicht ganz so wild, es gibt ja das Digitalabo (auch wenn das nichts für mich ist, ich habe einfach nicht jeden Tag Zeit für eine Tageszeitung) und noch in diesem Sommer soll man auch wieder Einzelausgaben digital kaufen können. Wird wohl dann nicht ganz so bequem, wie der Einkauf mit iBooks, aber vielleicht legt sich die taz ja noch eine iPhone-/iPad-App zu. […]

  • Was beschwert Ihr Euch eigentlich, mit Eurem Versuch habt Ihr nur gezeigt, dass Ihr das Medium IPad nicht im Ansatz begriffen habt. Die taz im Bookstore, als Mischung aus billig PDF-Scan und Textstücken im Minimallayout, wäre umsonst eine Zumutung, gegen Bezahlung ist es eine Frechheit.
    Beim nächsten mal ein paar Euros in die Revoluzerhand nehmen und Menschen beauftragen, die etwas vom Zielmedium verstehen, dann klappt das unter Umständen auch.

    Grüße
    David

  • Also mal im Ernst.. wer will ne Zeitung als ePub oder pdf lesen? Ich nicht. Ich bin bereit den gleichen Preis wie für die Printausgabe zu bezahlen wenn ich dafür ne anständige App (siehe Welt HD) bekomme. Anders gehts nicht.

  • Michael hat 100% Recht.

    Zudem heißt das Ganze ja nun auch iBook und nicht etwa iZeitung oder so was in der Richtung.

    Die Idee war einfach von Vorneherein überhaupt nicht durchdacht und somit war es auch vorprogrammiert, dass zwangsläufig nichts daraus werden konnte.
    Absolut nicht Apples Problem.

    Das technische Know-How der taz ist offenbar nicht besonders stark ausgeprägt (was ja auch OK ist, gehört schließlich nicht zum Kerngeschäft).
    Dafür verfügt die taz über die unglaubliche Naivität, anzunehmen, dass ein Weltkonzern wie Apple sich die Beine ausreißt, um die Umsetzung solch abenteuerlicher Vorstellungen zu realisieren.

  • Michael, du glaubst doch nicht ernsthaft das es heut zu Tage, in Zeiten in denen du mit einem Bildschirm in der Hand rum rennst was früher noch nicht mal in Science Fiktion Filmen vorkam, ein Problem darstellt eine pdf innerhalb von Sekunden auf einem von zich Servern zur Verfügung zu stellen.

    Apple möchte wie in allen anderen Märkten dominieren. Wie bei iTunes oder den Apps wird logischer weise auch hier das Anzubietende stark reglementiert, sodass es in die Apple Welt passt. Wer T-Online sagt wie sie ein Telefon anzubieten haben oder der Musikindustrie vorschreibt wieviel ein Album zu kosten hat, interessiert sich klar nicht für eine kleine Zeitung oder ein paar Kunden.

  • Der Schritt ist nachvollziehbar, nur ist für mich der Prügelknabe hier der falsche, sowohl Aufbereitung als auch Platzierung innerhalb der Applewelt waren vollkommen am Markt vorbei.

    Dass man es auch gut machen kann oder sagen wir besser, zeigt ja bspw. „Die Welt“ oder „Spiegel“. Ein PDF als iBook veröffentlichen – Sorry dass musste schief gehen und mit unterstelltem Apple Kontrollzwang hat dass nichts zu tun Wäre ich Apple würde ich denen auch aufs Dach steigen, kann ja wohl nicht ihr Ernst sein zu meinen, dass ein eingereichtes PDF innerhalb weniger Stunden den nun mal zur Veröffentlichung nötigen Prozess durchläuft (dass Zeug muss ja erstmal auf den Servern verfügbar gemacht werden, und bei Apple ist a bisserl mehr zu tun, als sich um eine kleine Zeitung zu kümmern) Ne Tageszeitung gehört in eine App und dann kann man auch zeitnah veröffentlichen, weiss nicht wenn die hier als „Entwickler“ engagiert haben, aber eigentlich eindeutig, hier wurde nichts entwickelt sondern nur versucht billig billig und dass dann Apple in die Schuhe zu schieben, finde ich mehr als dreist.

    Vg

    Michael

  • Na, irgendwo hat Apple ja schon recht: Der iBook-Store war und ist nicht für die Veröffentlichung von Periodika gedacht. Und ehrlich gesagt, fand ich das ePub-Format für eine Tageszeitung jetzt auch nicht so prickelnd. Lösung: Eigene App entwickeln – oder warten, bis Apple doch ein „iPaper-Store“ eröffnet.

  • Schade. Und ziemlich blöde von Apple der taz vorzuschreiben wo und wie sie ihre Inhalte zu veröffentlichen hat. Apps basteln und pdf anbieten, kann jeder – eine Zeitung im EPUB-Format war dagegen echt innovativ. Und wie ich fand als e-book sehr gut lesbar. Wie der Spitzenplatz in den Charts zeigte ging es auch vielen anderen so. Da Apple an jedem Verkauf mitverdient hätte das für beide Seiten ein schönes Geschäft werden können – und die taz eine gehaltvolle Alternative zu dem doch eher seichten Angebot des iBookstores.Ich hoffe, ihr bietet die tagesaktuelle Ausgabe jetzt auch selbst zum Download an – ein Abo ist mir zuviel, aber ab und zu die taz vom Tage wäre prima.

  • > Kann man das Problem nicht so lösen, wie es andere
    > Tageszeitungen oder Wochenmagazine tun, mit einer eigenen
    > eReader App (siehe Spiegel, Die Welt).

    Sowas muss aber erstmal jemand entwickeln.

    Die Loesung einfach das eh schon vorhandene epub-Format dafuer zu nehmen war doch sehr charmant. Bei Apple wundert mich aber nichts mehr, auch nicht, dass sie sich jetzt dagegen straeuben.

  • In der Tat sehr schade, da die Taz auch mit VoiceOver in iBooks sehr gut lesbar war. Wäre spannend, ob man das Digitalabo dahin erweitern könnte, als eine der möglichen Bezugsformate epub anzubieten so dass man die jeweilige Ausgabe weiter in iBooks lesen kann und so die Barrierefreiheit gewährleistet bleibt. PDF ist nämlich ein echtes Problem für Blinde.

    Viele Grüße von einem glücklichen Digitalabonnenten

  • Hallo,
    ausgesprochen schade und eine vertane Chance von Apple.
    Ansonsten kann ich nur unterstreichen, was Lakeshore schon geschrieben hat: Mit dem digitaz-Abo und Stanza funktioniert es einwandfrei.
    Grüße
    Bernd

  • Noch eine Anmerkung: Mit iCab lassen sich direkt auf dem iPad die ePub, mobi und PDF-Dateien herunterladen und an andere Apps übergeben. Das PDF kann z.B. in iBooks oder Stanza geöffnet werden, das mobi in Stanza.

  • Sehr schade! Ich hatte am Samstag die erste Ausgabe im iBook Store gekauft und war begeistert! Die Ausgabe ließ sich auf dem iPad sehr gut lesen und ich hätte mir auch weitere Ausgaben gekauft (hier wird die taz leider erst gegen Mittag mit der Post ausgeliefert, deshalb haben wir kein Abo).

    Eine taz-App wäre wahrscheinlich für das iPad die beste Lösung, da man so unabhängiger ist. Ich würde mir so ein Programm auf jeden Fall wünschen.

    Bis dahin werde ich mal versuchen das MOBI-Format mit der Kindle-App auf dem iPad zu lesen/öffnen.

  • Kann man das Problem nicht so lösen, wie es andere Tageszeitungen oder Wochenmagazine tun, mit einer eigenen eReader App (siehe Spiegel, Die Welt). Mit diesen hat man neben dem „normalen“ eBook ja noch größere Möglichkeiten, man kann Links zu Dokumenten, Bildern, Videos etc. einbetten. Da stellt sich natürlich die Frage, ob das einer „kleineren“ Tageszeitung wie der taz möglich ist, so etwas anzubieten, ohne gleich das doppelte zu verlangen.

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