Der letzte Text ist fertig produziert, die letzte Seite auf dem Weg zur Druckerei. Die Übergabe an die Kollegen ist formuliert, alle Kosten aus unserer Woche zusammengerechnet und an den baldigen Wieder-Chef verschickt. Unsere kleine Schreckensherrschaft in der Inlandsredaktion ist vorbei. Wobei sie eigentlich ganz nett war, wir zumindest hatten Spaß.
Nächste Woche wechsele ich wieder zurück an das andere Ende der Hackordnung. Nach einer Woche rumcheffen wird es mir schwer fallen wieder den unerfahrenen Volontär zu spielen, der sich seine Geschichten und seinen Platz erkämpfen muss. Der noch kein eigenes Themengebiet hat und keine Macht.
Macht. Vor der Woche hatte der Inlands-Ressortleiter uns noch gewarnt: „Ihr werdet merken, wie wenig Macht ein Ressortleiter bei der taz hat.“ Tatsächlich waren wir die ganze Woche lang darauf angewiesen welche Geschichten die Kollegen uns abgeboten haben, welche sie in der Zeitung sehen wollten. Wir waren, gewissermaßen, die Verwalter, mussten festlegen wie die Seite aussieht, Geschichten redigieren und kürzen und bekamen alle Grummeleien ab.
Und dennoch, Ressortleiter zu sein ist eine ganz andere Erfahrung als Volontär zu sein. Die Macht ist spürbar, denn alle Blicke sind erwartungsvoll auf einen gerichtet, was man sagt ist wichtig und Entscheidungen werden hinterfragt, diskutiert aber letztendlich akzeptiert.
Werden wir das vermissen?
– Lalon Sander, 24, ehemaliger Inlandsressortleiter der „Kindertaz“
Tut mir leid um den Eifer und die Arbeit des „Nachwuchses“, aber ich habe die heutige Ausgabe (incl. aller Schwächen) herbeigesehnt.
Die vergangene Woche in Stichworten: Inhaltlich schon gern mal spätpubertär bis verquast – nicht durchgehend – , fast immer langatmig, Experimente mit dem Kopf einer Zeitung sind kommunikationstechnische Kamikazeflüge, der Comic auf der letzten Seite war kein Comic, und das weitestgehende Fehlen jeder Art von Satire und Ironie stimmt schon nachdenklich. Was ist mit euch Jungen los???
Positiv zu bemerken ist, dass die Anzahl an Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehlern nicht höher war als sonst (zumindest vom Gefühl her, gezählt habe ich nicht). Sie ist nach wie vor zu hoch, aber das scheint demnach kein Generationsproblem zu sein, wohl aber eins des Lektorats.
Was ihr euch generationsübergreifend alle hinter den Monitor schreiben solltet, liebe taz-Macher: Texte kürzer und vor allem mit mehr Zwischenüberschriften! Ich weiss, kürzen dauert länger als schwafeln, aber es lohnt, weil es zum Nachdenken über das eigene Werk zwingt. Und wenn man dann hinterher Zwischenüberschriften einfügt, dann sieht man sehr schön, ob der Textaufbau stimmig und die Aussage plausibel ist. Glaubt einem Lohnschreiber mit Jahrzehnten an Erfahrung!