Beim Kürzen von Texten gilt: Zuerst die Adjektive streichen. Es sei denn, der Text stammt von Jan Feddersen. Dann gilt: Alles kann raus, aber nicht die Adjektive. Denn Jan Feddersen, von taz-Freund Christian Specht liebevoll „Fedders“ getauft, ist ein Künstler des beschreibenden Wortes: „vfl-bochumesk“, „Cage-aux-Folles-haft“, „menschenrechtistisch“. Er beobachtet genau und versteht es, seine Beobachtungen in Worten auszudrücken, die man nie zuvor gehört hat und dennoch sofort versteht.
Kürzen muss man Texte von Fedders dabei selten. Denn er liebt seine Arbeit. Und er beherrscht sein Handwerk. Wenn man 117 Zeilen haben will, bekommt man 117 Zeilen – immer früher als bestellt. Ein Mann, der schneller schreibt als sein Schatten.
Jan Feddersen ist schon lange bei der der taz. Er hat in seiner Heimatstadt Hamburg angefangen, später das taz.mag betreut und ist seit einigen Jahren als Redakteur für Besondere Aufgaben für das taz.lab und die Sonderprojekte – wie derzeit die Europa.taz – zuständig. Und er berichtet vom ESC, was der Grund ist, weshalb Fedders, der sonst diese Rubrik betreut, erstmals selber zum „Mitarbeiter der Woche erklärt“ wird. Eine Rubrik übrigens, die manche Kollegen für mcdonaldsesk halten, die Fedders aber gut findet, weil es zu seinen Stärken gehört, die Stärken anderer herauszustreichen.
Wie alle klugen Linken hat er ein Problem mit der Linken. Das Moralistische, Alarmistische, Sauertöpfische ist seine Sache nicht. Und dem schlechten Benehmen, das viele Linke mit kritischem Denken verwechseln, setzt Fedders Charme und Freundlichkeit entgegen. Nicht nur linke Journalisten definieren ihre Arbeit als Scheißefinden und Besserwissen. Ein Besserwisser ist Fedders auch (allerdings weiß er wirklich fast alles besser). Aber er findet es gut, Dinge gut zu finden. Nicht weil er unpolitisch wäre, im Gegenteil. Ob er über den ESC oder Fußball schreibt, ist seine Haltung klar: Er ist ein Mann der Aufklärung, der für mehr Freiheit, mehr Gleichheit, mehr Spaß streitet.
Ein kommunistischer Liberaler. Nur denkt er nicht, dass immer alles schlechter wird. Fedders ist bereit, emanzipatorische Erfolge zu feiern. „Man darf gewinnen“, würde er sagen. Aber er würde es schöner formulieren. Deniz Yücel