von 17.05.2013

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Auf dem Podium: Mely Kiyak, Leo Fischer, Deniz Yücel und Sharon Otoo. Foto: David Oliveira
„Meine Damen und Herren, liebe N-Wörter und Innen“ lautete der Titel einer Podiumsdiskussion auf dem taz.lab Ende April im Berliner Haus der Kulturen. Das Panel, auf dem es um Sprache, Diskriminierung und Zensur ging, endete im Eklat. Die Schriftstellerin Sharon Otoo verließ unter Protest das Podium. Unserem Redakteur Deniz Yücel ist die Moderation leider entglitten. Der Kollege hat seine Sicht der Dinge nach der Veranstaltung in der taz veröffentlicht, auf unsere Bitte hin hat dies auch Sharon Otoo mit der ihren getan. Chefredakteurin Ines Pohl und der Leiter des taz.labs, Jan Feddersen, haben gemeinsam ihr Bedauern öffentlich gemacht.

Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland wirft nun Deniz Yücel in einem offenen Brief vor, er habe den Kolonialismus verharmlost, Genozide relativiert und sich als Moderator respektlos verhalten. Die Initiative verurteilt erneut die Benutzung des Wortes „Neger“, das die Initiative als „N-Wort“ bezeichnet. Der Begriff werde „nach wie vor im Zusammenhang mit Gewaltverbrechen und Alltagsdiskriminierung gegen Schwarze Menschen in Deutschland verwendet“ und sei „integraler Bestandteil rassistischer Konzepte“ gewesen. Es werde Zeit, „dass sich die taz, ebenso wie die breite Gesellschaft, endlich kritisch mit dem Thema Rassismus und Sprache auseinandersetzt“ und die „Stimmen derjenigen ernst nimmt, die üblicherweise als die so genannten Anderen gelten“ und die als „Expert_innen zum Themenfeld Rassismus und Diversity anzuerkennen“ seien. Den offenen Brief haben zahlreiche Gruppen sowie mehrere hundert Menschen unterschrieben.

Die offene Antwort der taz-Chefredaktion:

Wir haben innerhalb der taz in vielen Gesprächen – durchaus kontrovers – über den Vorfall, unseren Umgang damit und das Thema Sprache und Rassismus diskutiert. Rassismus ist für die taz inakzeptabel, Respekt im Umgang miteinander unabdingbar. Wir nehmen die Vorwürfe, die im offenen Brief der ISD genannt werden, sehr ernst. Und wissen, dass sich die taz, wie die Gesellschaft überhaupt, diesem Thema stellen muss. Dabei muss es um Grenzen gehen, die wir nicht überschreiten sollten, aber auch um die Frage, wann Diskussion unmöglich gemacht wird und wo Zensur beginnt. Auch über diese Grenze gilt es zu debattieren.

Das wollen wir nicht nur taz-intern tun, sondern auch öffentlich. Deshalb wird am kommenden Freitag auf den Meinungsseiten der taz eine Debattenserie zum Thema beginnen. Zudem wollen wir uns öffentlich der Diskussion stellen. Deshalb laden wir in den kommenden Wochen zu einer Podiumsdiskussion in Berlin. Die Planung läuft gerade. Zur Teilnahme an beidem haben wir die ISD herzlich eingeladen.

Nachtrag 24. Mai: Die Debattenserie eröffnet heute Daniel Bax mit dem Text „Warum so rücksichtslos?“ Ein zweiter Artikel beschäftigt sich mit Critical Whiteness.

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