Eine Brandwand sieht furchtbar aus, ist aber leider unverzichtbar: Das neue taz-Haus soll deshalb einen künstlerischen Anstrich bekommen.
„Toys from the sky“, kurz TFTS, so nennt sich das Künstlerkollektiv aus Bremen und Hamburg, welches in dieser Woche durch die taz beauftragt wurde, am neuen taz-Haus eine künstlerische Intervention vorzunehmen. Dank der Baulücke neben dem taz.neubau, welche noch für einige Jahre unbebaut bleibt, bietet sich die komplette Brandwand als Leinwand für die Crew von „Toys from the sky“ an: „Wenn du vor der Wand stehst, kannst du spüren, wie sie in der Umgebung wirkt und den Raum um sich beeinflusst“, erklärten die Vertreter des Kollektivs bei der Vorstellung der ersten Entwürfe am vergangenen Dienstag in der taz-Morgenkonferenz.
Die Künstler übertragen die Idee der Architekten Wim Eckert und Piet Eckert für die Außenfassade des taz.neubaus, ein prägendes Geflecht aus Stahl, in ein die komplette Wandfläche füllendes und auseinanderstrebendes Raster aus Dreiecken, die mit zahlreichen Farben und Grautönen versehen werden.
Der Entwurf bricht die Massivität der Wand auf, die Fläche entwickelt prozesshaft ein wandelbares Eigenleben, das mit der Umgebung wächst. Die Brandwand soll lebendig und veränderbar sein und beispielsweise das zeitliche Geschehen reflektieren. Die Farbflächen können bei Ereignissen angepasst werden, politische Banner in dafür vorgesehene Flächen eingearbeitet werden. Lichtinstallationen könnten Farben verschwinden lassen oder diese verwandeln. Aus vielen kleinen Formen entstehen neue diverse Formen und Farbräume. Genau wie in der taz selbst besteht das große Ganze aus vielen individuellen Einzelteilen.
Streetart für den guten Zweck
Visuelle Erkennungszeichen der taz wird das Bildnis hingegen bewusst nicht tragen: „Wir wollten darauf verzichten, eine tazze oder die taz-Farben zu verwenden. Der Neubau sticht sowieso aus seiner Umgebung raus, wie die Zeitung an sich“, erläutert das Team von TFTS. Beguckt man sich die Entwürfe, erinnert das reizvolle Spiel mit den Formen und Farben zuweilen an Picassos und Braques kubistische Avantgarde oder die Werke des holländischen Konstruktivisten Piet Mondrian. Das war vom TFTS Kollektiv hingegen nicht beabsichtigt.
Und noch einen interessanten Akzent überlegen „Toys from the sky“ zu setzen: Im unteren Bereich der Brandwand könnte Raum gelassen werden für Streetart, die im Kreuzberger Umfeld voraussichtlich sowieso von ganze alleine wachsen wird. Einen mittleren fünfstelligen Betrag erhält das sechsköpfige Kollektiv für seine Arbeit. Geld, welches TFTS investieren wird: 2018 reisen „Toys from the sky“ nach Indien, um vor Ort Streetart-Projekte mit Jugendlichen zu realisieren.
… und was sagt die taz dazu?
Zwar vermissten manche einen Ausbruch aus den rein geometrischen Formen, die den Neubau prägen. Im Großen und Ganzen stießen die Entwürfe in der Morgenkonferenz aber zunächst auf breite Zustimmung. Richtig Fahrt nahm die Debatte wenig später dann im taz-Intranet auf, wo viel gelobt, aber auch viel kritisiert wurde. Ich würde mich, was das betrifft, allerdings dem Wortbeitrag eines Kollegen anschließen: „Demokratische Kunst war schon immer die schlechteste aller Künste.“
Foto: Manuel Schubert