von 11.10.2010

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Am 19. Oktober erscheint das neue Themenheft der Edition Le Monde diplomatique zu der Frage, wie neue Technologien unser Leben verändern. Immer tiefer greifen immer neue Experimente in den Planeten und seine Lebenswelten ein. Dabei durchschauen die Forscher die Komplexität der Zusammenhänge oft immer weniger und nehmen nicht absehbare Risiken billigend in Kauf. Die Gentechnik, Geoengineering und die Speicherung von Kohlendioxid unter der Erde demonstrieren das anschaulich. Vom Trauma Tschernobyl bis zur verheerenden Ölpest im Golf von Mexiko stellen uns die Abstürze der Technikutopien stets vor dieselbe grundlegende Frage: Wie können wir den technologischen Wandel so gestalten, dass er den Menschen nicht nur kurzfristige Vorteile bringt, sondern auch langfristig nützt?

Um eine klare Antwort drücken wir uns herum. Wir machen weiter wie bisher, denn unser Lebensstil fußt auf einem Fortschrittsglauben, der keine Rücksicht auf Verluste nimmt. Verdrängung ist ein schlechter Ratgeber, wenn es um die entscheidenden Zukunftsfragen geht. Wer sich ein Urteil bilden will, sollte informiert sein. Dazu will diese Edition ihren Beitrag leisten. Was tun die Biologen, die synthetische Zellen in ihren Labors zum Leben erwecken? Welche Innovationen der Nanotechnik sind akzeptabel, welche nicht? Wieso kann es kein »nachhaltiges Wachstum« geben?

Peter Glaser, Georg Klein, Constanze Kurz, Hartmut Rosa, Agnes Sinai u. a. berichten aus den Laboratorien der neuen Welt. Ihre Beiträge zeigen, dass der Einfluss technologischer Entwicklungen keineswegs so allmächtig ist, wie es scheint. Entscheidend bleibt die Frage, wie wir leben wollen und welches Maß an Gefahr, Entfremdung und Naturzerstörung wir zulassen.

Das Themenheft hat 112 Seiten und kostet 8,50 Euro. Man kann es jetzt schon vorbestellen.

Aus dem Inhalt:

Peter Glaser: Digital sind wir alle schön. Über die Wiederentdeckung der Sehnsucht und die Kunst des Vergessens

Constanze Kurz: Der maschinenlesbare Mensch. Ob Stimme, Gang oder das Tippen auf der Tastatur: Technische Systeme zeichnen unser Verhalten immer genauer auf und machen fast jede Bewegung rekonstruierbar

Gabriele Winker/Tanja Carstensen: Wie weiblich ist das Internet? Obwohl heute fast genau so viele Frauen wie Männer das Internet nutzen, existieren die Klischees über Frauen und Technik unverändert fort

Pierre Lévy: Welche Sprache spricht das Netz? Wenn das Web zur universellen Wissensmatrix wird, könnte eine Metasprache entstehen – das neue Esperanto für die Geisteswissenschaften

Jean-Marc Manach: Tüftler, Warner und Piraten. Hacker sind die nützlichen Quälgeister der Informationsgesellschaft: unerschrocken und rebellisch, ein Vorbild für uns alle. Das interessiert auch die Geheimdienste

Hervé Le Crosnier: Die Herren der Bit-Wolke. Mit Cloud Computing werden Daten nicht mehr auf lokalen PCs gespeichert, sondern in global verteilten Rechenzentren. Konzerne wie Google, Amazon und Microsoft herrschen über die Serverfarmen

Niko Paech: Die Legende vom nachhaltigen Wachstum. Technische Innovation macht nachhaltiges Wirtschaftswachstum möglich, heißt es. Dahinter steckt ein gefährlicher Mythos. Die Zeit ist reif für einen Neuanfang

Jérôme Bindé: Die Tyrannei der Dringlichkeit. Zeitverdichtung bildet das Herzstück des neuen Kapitalismus. Es zählt nur noch der unmittelbare Erfolg. Die »Just-in-Time«-Logik hindert uns daran, eine Ethik der Zeit zu entwickeln

Misha Glenny: Digitale Kriegsschauplätze. Spionage und Attacken im Cyberspace

Laurent Checola/Edouard Pflimlin: Soldat am Bildschirm. Kampf-Drohnen definieren die Regeln des Krieges neu. Die Kämpfer sitzen im Büro und steuern ihre Waffen aus Tausenden Kilo meter Entfernung ins Ziel

Jacques Testart: Der Glaube im Labor. Erfolg steigt Wissenschaftlern bisweilen zu Kopf. Sie geben ihre Annahmen als exaktes Wissen aus und bestreiten die Risiken neuer Technologien

Eric Holt-Giménez: Die Biosprit-Lüge. Das Agrobusiness setzt auf Bio-Diesel und -Ethanol. Die Folgen sind langfristig verheerend – für Umwelt und Menschen

Jacques Testart/Arnaud Apoteker: Experiment Nahrung. Die Verbraucher mögen keine Anti-Matsch-Tomaten und keine Erdbeeren mit Fischgen. Dennoch treibt die Biotechindustrie riskante Versuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen voran

Benjamin Dessus: Wunderwaffen gegen Klimawandel. Technologische Großprojekte kommen als Retter gegen den Klimawandel zu spät. Ohne eine energieschonende Lebens- und Konsumweise der reichen Länder wird es nicht gehen

Agnès Sinaï: Grünes Gold im Tank. Wissenschaftler arbeiten mit Hochdruck an Verfahren, mit denen sie klimafreundlichen Biodiesel aus Algen zu konkurrenzfähigen Preisen herstellen wollen. Eine Alternative zum Sprit vom Acker?

Mathias Greffrath: Gehirn, Gemüt, Genom. Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms hat mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben. Bewiesen hat sie vor allem: Der Mensch ist weit mehr als die Summe seiner Gene

Dorothée Benoit-Browaeys: Schöpfung 2. Die Bioindustrie produziert vollständige Lebewesen

Philippe Rivière: Dann werden wir alle unsterblich. Futurologen denken darüber nach, wie das menschliche Gehirn mit neuen Technologien fusionieren kann

Johannes Siegrist: Erfolgreich Altern. Fortschritte in der Biotechnologie und Biomedizin können die Leiden des Alters lindern. Doch von den neuen Möglichkeiten profitiert nur eine Elite

Mateo Cueva: Die Magie der kleinen Teilchen. Nanotechnologie ist der Schlüssel zur industriellen Zukunft. Sie wird Medizin, Militär, Energiegewinnung und Landwirtschaft revolutionieren

Niels Boeing: Märchen, Mythen, Möglichkeiten. Die Entwicklung der Nanotechnik profitiert bisher vor allem von Vorschusslorbeeren. Eine nüchterne Einschätzung ihrer Chancen und Grenzen würde allen nützen

Pat Mooney: Wolken impfen, Meere Düngen, Stürme zähmen. Mit Geo-Engineering wollen Forscher in den Klimawandel eingreifen. Die Nebenwirkungen der gigantischen Wettermanipulation sind unbekannt

Georg Klein: Die Zukunft

Das gesamte Inhaltsverzeichnis sowie das Editorial von Tarik Ahmia gibt es auch zum Download als PDF.

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