vonMartin Kaul 14.02.2016

taz Hausblog

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Ach, wie schade. Die taz hätte wirklich gern über diese Gala berichtet, aber sie soll besser nicht. Wie wir heute erfahren haben, wird der taz die Akkreditierung zur diesjährigen Cinema for Peace-Gala, die am Montag in Berlin stattfindet, verweigert. Das ist deshalb amüsant, weil es eine stolze Vorgeschichte hat.

Im letzten Jahr hatte die taz die sehr unterhaltsame und vielseitige Gala besucht und auch darüber berichtet. Der Bericht fiel fröhlich aus, weil auf der Gala einiges Sehenswerte vor sich ging. So hatte die US-Aktivistengruppe Yes Men unter anderem mit einem Eisbärenkostüm die Bühne gestürmt und eine Protestnote vorgetragen. Sicherheitsleute hatten den Yes Men-Aktivisten Mike Bonanno dann abtransportiert. Und im Anschluss an die Gala, bei der After-Show-Party, passierten dann noch einige Dinge, von denen die taz später einige aufschrieb und einige bis heute verschwieg.

Nun stand die Gala im Jahr 2015 ganz besonders unter dem Eindruck des Anschlags auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo und deshalb feierten die Veranstalter sich und andere auch zu Recht in ihrem Kampf für die Pressefreiheit. Was dann allerdings überraschte, war schließlich die Definition von Pressefreiheit, wenn es um die Gala selbst ging. Denn kaum waren die Gäste weg und die ersten Artikel geschrieben, gingen die Veranstalter massiv gegen kritische Berichterstattung vor. Zunächst versendeten sie eine allgemeine Presseerklärung mit folgendem Wortlaut: „Es kam während der gesamten Gala zu keinen nennenswerten Pannen, niemand verließ vorzeitig die Bühne, der Ablauf wurde wie geplant durchgeführt.“ Schließlich setzten sie pauschal eine Frist, „die bisherigen Darstellungen bis morgen, Mittwoch, 11.02, 12 Uhr, zu korrigieren.“ Kurz: Was eine nennenswerte Panne ist, das sollten nach Vorstellung der Veranstalter wohl nur sie selbst bestimmen dürfen.

Darüber hinaus gingen die Veranstalter schließlich mit vermeintlichen Unterlassungsansprüchen, verschickt von einer sehr renommierten Anwaltskanzlei, gegen die taz und andere Medien vor. Der Höhepunkt: Gegenüber dem Tagesspiegel stellten die Rechtsanwälte etwa in Abrede, dass es wie von der Autorin beschrieben, für sie an einer Stelle nach Kohl geduftet habe. Ehrlich.

Für die taz war das Anwaltsschreiben ein Versprechen: Wir freuten uns sehr auf die Aussicht, die offenen Fragen auch vor Gericht zu verhandeln, denn es ging um Natalie Portman und kopulierende Eisbären, um Geld, Gossip und große Gefühle. Und vor allem ginge es um Fakten und um Pressefreiheit. Leider aber trauten sich die Meinungsfreiheitskämpferbekämpfer nicht vor Gericht. Schade.

Dennoch war das Thema für die Veranstalter offenbar nicht beendet. Neulich, das war im Spätherbst letzten Jahres, klingelte bei Markus Beckedahl, das ist der Betreiber des Blogs netzpolitik.org, das Telefon. Am anderen Ende der Leitung sprach eine Frau, die sich als Mitarbeiterin von Cinema for Peace ausgab. Sie soll, so berichtet es Beckedahl, darum gebeten haben, diesen Mini-Text aus dem März 2015 zu löschen, der auf die taz-Berichterstattung verweist.  Ihr Anliegen soll sie mit dem guten Google-Ranking des kritischen Textes begründet haben. Beckedahl sagt, er habe dann ziemlich schnell aufgelegt. Und so war die taz durchaus gespannt, wie die Akkreditierungsentscheidung in diesem Jahr ausfallen würde.

Denn gerne hätte die taz natürlich auch über die Cinema for Peace-Gala 2016 berichtet – im übrigen nicht mit der Aussicht auf Spott. Es ist der chinesische Künstler Ai Wei Wei, der in diesem Jahr den Veranstaltungsort, das Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin, dekorieren durfte. Dies ist ihm mit einer beeindruckenden Plastik, die an die humanitäre Katastrophe an Europas Außengrenzen erinnert, gelungen. Sicher kein Fall für die Spaßabteilung.

Doch leider ist uns dies nun nicht vergönnt. In einer Email heißt es, der taz könne leider keine Akkreditierung erteilt werden. Die Hintergründe der Entscheidung, heißt dort es weiter, könnten aufgrund der großen Nachfrage nicht im Einzelnen diskutiert werden. Das ist schade, aber verkraftbar. Denn erstens gibt es natürlich Wichtigeres und zweitens haben die Veranstalter der Gala offenbar aus dem Vorjahr neue Schlüsse gezogen. Und so heißt es dort inzwischen, dass selbst wer eine Presseakkreditierung erhalten hat, der Gala nicht im Veranstaltungssaal selbst folgen darf, sondern nur vom roten Teppich sowie in einen separaten Medienraum. Dort, sagte am Sonntag ein Sprecher der taz, würden dann Ton- und Filmaufnahmen von der Veranstaltung übertragen. Die taz wünscht allen SchauspielerInnen einen schönen Abend, allen Kolleginnen und Kollegen viel Spaß im Medienraum – und natürlich: allseits eine gute Pressefreiheit!

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https://blogs.taz.de/hausblog/och-schade-taz-darf-nicht-zu-cinema-for-peace/

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kommentare

  • Wichtig ist, das man sich aus „Bequemlichkeit“ oder weil man mal paar Fotos oder Berichte weniger verkaufen kann nicht einschüchtern lässt!
    Danke für diesen Bericht … und weiter so!

    Pressefreiheit ist eines der höchsten Güter in unserem Land ….

    Wünschte eh das es mehr Medienvertreter/Journalisten/Fotografen mit mehr Rückgrad geben würde!

  • Solange sie nicht die Markenzeichen ihrer Laptops überkleben müssen, wie das bei der Fußball-WM der Fall war, wenn man nicht zufällig Technik von den Sponsoren benutzt hat… Fußball war dieser Sport, der die Völkerhihihihihuaahahahaaaaa!!! Entschuldigung. Zinnema für Peace ist vielleicht auch eher drogenmäßig gemeint.

  • Na, dann wäre es doch für alle Berichterstatterinnen und -erstatter besser, sie würden sich zu Hause einen schönen Abend machen und den „Medienraum“ meiden. Wäre mal ein schönes Zeichen der Solidarität gegenüber den Kolleginnen und Kollegen der taz – und ein Zeichen, dass sich ein qualitätvoller Journalismus solche Willkürlichkeiten nicht gefallen lassen darf.

  • kl. Korrektur: „korpulierende Eisbären“ -> kopulierende. Ist zwar eine körperliche Angelegenheit, kopulieren aber das richtige Verb.
    „Spot“ -> Spott.
    „sowie in einen separaten Medienraum“ -> in einem … (Dativ)

  • „korpulierende Eisbären“
    „im übrigen nicht mit der Aussicht auf Spot.“
    „Doch leider ist uns dies nun vergönnt.“

    Ich glaub, bei euch saß der Eisbär auf der Tastatur… :D

    Na daß die Presse nur im Medienraum zuugucken kann, is doch klar: Sonst säuft die noch den Promis den Schlampagner wech.

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