Ab 2. Oktober erscheint die neue taz. Bis dahin verraten wir schon ein paar Dinge und fangen mit der Titelseite an.
Wenn es gut läuft, bleibt sie lange hängen. Wenn es schlecht läuft, auch. Die Seite 1 der taz ist ein Wagnis. Bestimmt haben Sie sich beim Blick auf unsere Titel schon geärgert, vielleicht auch mal gefreut, aber hoffentlich nur selten gelangweilt. Die Titelseite der taz soll wach machen. Es kann passieren, dass ein Titel zu Helmut Schmidt („Friede seiner Asche“) bejubelt, einer zu Helmut Kohl („Blühende Landschaften“) falsch verstanden und einer zu Angela Merkel („Es ist ein Mädchen“) sogar in der CDU-Zentrale aufgehängt wird.
Manche sorgen für herzliches Gelächter, andere für Streit. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie den Chefredakteur. Die Seite 1 der taz ist keine Nummer sicher, sondern oft ein Gefühlsausbruch. Sie soll zeigen, was uns umtreibt, aufregt, berührt und was wir zu bieten haben. Dafür haben wir in der tageszeitung nur eine so prominente Chance pro Tag. Und die wollen wir auch in Zukunft nutzen.
Gerade jetzt, da uns sekündlich neue Nachrichten und Fake News um die Ohren fliegen, wollen wir uns konzentriert fragen: Was ist uns heute wirklich am wichtigsten? Womit möchten wir die Leute faszinieren? Und ja, wir wollen, dass die Seite 1 die Zeit anhält. Für einen Augenblick – den taz-Moment. Oder auch für länger. Dafür soll die Titelseite ab dem 2. Oktober – wie die ganze Zeitung – noch klarer und entschlossener werden.
Manches ist noch ein Geheimnis der GestalterInnen, aber eines lässt sich schon verraten und hier zeigen: Wir fangen beim Kopf an. Das taz-Logo wird noch deutlicher herausstechen – samt Tatze selbstverständlich. Der Kommentar wird weiter die Meinungs- und Analysestärke der taz zeigen, das verboten ihren spielerischer Charakterzug. Statt Agenturmeldungen vom Vortag abzudrucken, konzentrieren wir uns noch stärker auf das Wesentliche: Unser Topthema, das auf den ersten Blick auffallen soll – im Zeitungsladen und am eKiosk, am Briefkasten und auf dem Frühstückstisch, auf Facebook und Twitter.
„Das ist jetzt unser Ding, unser Tagwerk, unser Baby“
Die Seite 1 ist und bleibt die Eingangstür zur täglichen taz, erreicht übers Netz aber auch viele Menschen, die so die Zeitung und ihren Knaller des Tages zu sehen bekommen. Für manche ist das ihr allererster taz-Moment. Jetzt denken Sie vielleicht: Tja, echte Knaller habt ihr nicht jeden Tag. Stimmt. Nicht alles zündet. Dafür müssen wir uns anstrengen. Damit wir einmal am Tag sagen können: So, das ist jetzt unser Ding, unser Tagwerk, unser Baby!
Das kann ein emotional-ironischer Kommentar zum Weltgeschehen sein wie „Oh, mein Gott!“ zur Wahl von Joseph Ratzinger zum Papst. Das kann aber auch eine eigene Recherche sein, wie über den Skandal in den Haasenburg-Heimen. Oder der Hinweis auf menschliche Katastrophen, wie die ganzseitige Todesanzeige „400 Menschen“ nach einem Flüchtlingsunglück. Das Ziel: ein taz-Gedanke und ein Bild, das hängen bleibt. Gerne an der Wand, aber vor allem im Kopf.
Bis zum Start der neuen taz am Montag, den 2. Oktober, bringen wir jeden Tag einen Werkstattbericht zu den konzeptionellen und gestalterischen Veränderungen. Alles zum taz Print-Relaunch unter taz.de/neu und #neuetaz