vonMartin Kaul 07.03.2016

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

Mehr über diesen Blog

Lokalität, das ist ein anderes Wort für Ortsgebundenheit. Und Ortsgebundenheit ist im Journalismus eine bedeutende Währung: Wenn etwas zu weit weg ist, kommt man schlecht dran.

Einmal, das war im Dezember 2014, ließ sich das sehr gut beobachten: Da kam in London eine wirklich beachtliche Truppe zusammen, die dort die Lehren aus den Snowden-Enthüllungen diskutierte. Es war eine Art Familientreffen der furorigsten Hacker und der geachtetsten Investigativjournalisten der Welt: die ganze Wikileaks-Truppe turnte da rum, der Internetrocker Jacob Appelbaum und die Dissidentenanwältin und Journalistin Sarah Harrison sprachen vor, der US-Starjournalist Seymour Hersh war da – und selbst Julian Assange und Edward Snowden wurden zugeschaltet. Es war das Logan-Symposium, das in dieser Hinsicht wohl dichteste Expertentreffen der Welt – so gut bestückt, dass das Wort Logan, der Nachname des Finanziers, sofort zu einer Marke wurde. Die Stoßrichtung: Dass investigativer Journalismus sich technisch ertüchtigen muss. Und fast genau so wichtig, vielleicht noch wichtiger: Dass er sich auch politisch wieder etwas zutrauen darf. Eines war dabei allerdings auffällig und fast etwas schade: Dass nicht besonders viele deutsche Journalisten dort anzutreffen waren. London halt.

Es wird nicht mehr lange dauern, nur noch wenige Tage, dann wird die Sache viel einfacher werden. Denn das Logan-Symposium 2016 kommt nach Berlin – und diesmal sind alle dabei.  Hinter dem Symposium steht neben dem zahlungskräftigen Finanzier Logan das britische Centre for Investigative Journalism (CIJ), eine echte Institution unter den kritischen und investigativen Journalistenverbänden der Welt. Schon 2014, als in London sichtbar wurde, dass auffällig viele der Speaker und Gäste aus Berlin eingeflogen kamen, beschloss das CIJ, sich in die deutsche Bundeshauptstadt hin auszuweiten, wo sich zahlreiche Protagonisten der internationalen Hackerszene eine Heimat geschaffen haben, die immer ein wenig auch nach Utopia riecht, nach verfeierten Nächten, billigen Mieten und den Gepflogenheiten des Chaos Computer Clubs.

Eine der Ideen des CIJ: Seine nicht ganz billigen, aber hochklassigen Rechercheworkshops auch auf dem deutschen Markt anzubieten. Das hat nicht allen in der Berliner Szene gefallen, weil diese nicht arm ist an guten Lehrern, aber eines wird kaum jemand bestreiten: Dass das Logan Symposium eine echte Bereicherung ist für die Stadt und die Szene, kulturell, subkulturell, intellektuell. Sein Mehrwert ist die Fokussierung. Anders als beim gigantischen, weltweit rezipierten Chaos Communication Congress, der jährlich in Hamburg stattfindet, ist das Logan Symposium klein, fein, fast etwas elitistisch. Wer dort ist, wird den Kern der Wikileaks-Familie kennen lernen – und, en passant, vielleicht auch ein paar echte Agenten in spe, die mitschneiden wollen, was bei Logan so getuschelt wird.

In Deutschland, so viel ist sicher, wird das diesjährige Symposium seine auch mediale Aufmerksamkeit erhalten. Denn die gute Nachricht ist: Diesmal sind auch aus dem deutschsprachigen Raum zahlreiche Journalisten an Board. Die Rudolf Augstein Stiftung unterstützt die Konferenz ebenso wie der Spiegel und beide ermöglichen so den Kongress. Auch die taz Panter Stiftung, die ja bekanntlich die schönste Stiftung der Welt ist, die im Generellen folgendes tut und hier unterstützt werden kann, hat die Vorbereitungen des Logan Symposiums unterstützt – und unter anderem den Livestream ermöglicht, der die Konferenz auch nach außen hin übertragen und während der Konferenz hier zu sehen sein soll. Damit soll auch denen, die sich die Tickets nicht leisten können, ein Dabeisein ermöglicht werden, denn, und das versprechen die unbekannteren Namen fast noch mehr als die bekannten – Es wird: so.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/hausblog/stelldichein-aber-hallo/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert