Von Volker Haaß und Linda Rustemeier
Man weiß nicht, ob sich die Gesprächspartner von Steffen Grimbert bei der Veranstaltung mit dem popkulturellen Titel „Wer hat Angst vorm Suggardaddy?“ deshalb wenig Mühe gaben, weil auch das Publikum irgendwie keinen Bock auf die Diskussionsrunde hatte: Gerade mal knapp 50 Besucher fanden sich zur Mittagsstunde im Theatersaal des „Hauses gegen Thilo Sarrazin“ ein und so blieben die meisten Plätze unbesetzt.
Zurück zum Thema: Aus den USA war Paul Steiger zugeschaltet, seines Zeichens Präsident der Recherchetruppe „pro publica“. Das Besondere an dem Projekt ist seine Finanzierungsquelle: eine Stiftung, die von einem sweeten Sugardaddy Jahr für Jahr gesponsert wird und recherchieren darf, was ihr in den Kopf kommt – mit anscheinend guten Ergebnissen, wie der kürzlich verliehene Pulitzerpreis zeigt.
In Deutschland kann man über so viel Gutmenschentum nur staunen, manifestiert die jüngste Entwicklung bei der Frankfurter Rundschau erst, dass es hierzulande im Vergleich dazu viel misanthropischer zugeht. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir ein Volk von Skeptikern und chronischen Pessimisten sind. Beispiel gefällig? „Nur Geld macht keinen guten Journalismus, es braucht auch eine Idee dazu“, überschlug sich Hans Leyendecker vor Enthusiasmus. Und weiter Michael Haller: „Eine Stiftung darf nicht zu Auftragsrecherche führen.“
Es ist wie immer: Jede Innovation wird erst in ihre Kleinteile zerlegt, dann auf mögliche Gefahren abgeklopft und schließlich für ungeeignet empfunden. Anstatt diese, mit Verlaub, geile Idee, abzufeiern und sich auch für Deutschland Stiftungen für guten Journalismus zu wünschen (damit ist natürlich weder Bertelsmann noch Volkswagen gemeint), ist man eher geneigt, alles beim Alten zu lassen: schöne deutsche Mittelmäßigkeit.
Und der Knüller noch zum Schluss. Was braucht die deutsche Presselandschaft, Herr Leyendecker? „Gute Verleger, eine überragende Persönlichkeit, die den Laden zusammenhält.“ Das ist keine Lösung zum Problem.
Anstatt kategorisch abzulehnen mit einem sinnvollen Budget zu hantieren, das freie Meinungsäußerung zulässt, wie den GEZ-Gebühren, könnte man ein Stück abnehmen aus dem Kuchen und daraus eine neue Kategorie basteln.
Wir brauchen mehr konstruktivere Vorschläge als: Irgendein (guter) Verleger wird das schon machen, von alleine kommt selten eine gute Idee. jetzt mal bitte einen Schritt weiter gehen zu möglichen Lösungen.
Ein besseres Fazit der wäre gewesen: Was ist denn mit Grimbergs Anregung zur Debatte eine öffentlich-rechtliche Zeitung ins Leben zu rufen, was schon so oft Thema in der Medienlandschaft war? Wir bauen was auf, eine neue Zeitung, die sich wohlmöglich auch in ein paar Jahren refinanzieren könnte, Geld ist doch wirklich vorhanden, zahlen müssen wir das sowieso.