Vor einem Jahr berichtete die taz als erste deutschsprachige Zeitung über einen außergewöhnlichen Kriminalfall, der bis heute auf vielen Ebenen Nachwirkungen hat: Die Entführung des Expolitikers und Geschäftsmanns Trinh Xuan Thanh aus dem Berliner Tiergarten durch den vietnamesischen Geheimdienst. Insgesamt hat die taz bis heute rund 50 Artikel dazu veröffentlicht, den Prozess gegen einen Entführungshelfer vor dem Berliner Kammergericht haben wir als einziges deutsches Medium über die gesamte Dauer verfolgt.
Nicht nur im Gerichtssaal fiel uns auf: Der Entführungsfall, der die Beziehungen zwischen Deutschland und Vietnam bis heute belastet, stößt auf enormes Interesse in der vietnamesischen Community. Und auch in Vietnam gibt es Hunger nach Informationen. Denn dort herrscht Zensur, in der Rangliste der Pressefreiheit von „Reporter ohne Grenzen“ steht Vietnam auf Platz 175 von 180.
Die staatlich kontrollierten Medien folgen der offiziellen Linie: Eine Entführung? Hat es nie gegeben. Und so hat es wohl selbst Trinh Xuan Thanh im Gefängnis noch nicht mitbekommen, dass es in Deutschland einen Prozess zu seinem Fall in Deutschland gibt.
Vor diesem Hintergrund gibt es nun eine Premiere: Die Geschichte „Liebesgrüße aus Hanoi“ aus der taz am Wochenende, recherchiert und geschrieben von der freien taz-Autorin Marina Mai und den taz-RedakteurInnen Christina Schmidt und Sebastian Erb, wird jetzt auch auf Vietnamesisch veröffentlicht: taz.de/trinh-xuan-thanh. Die taz Panter Stiftung unterstützte die Übersetzung.
Wir finden: Gut recherchierter Journalismus soll möglichst viele interessierte Leser*innen finden. Und wir wollen damit auch ein Zeichen für die Pressefreiheit setzen.
Von SEBASTIAN ERB, taz-Redakteur