Ein Jahr lang haben fünf taz-Korrespondentinnen weltweit das größte kollektive Rechercheprojekt der taz-Geschichte gestemmt: „taz folgt dem Wasser“. Mit Förderung durch das European Journalism Centre (EJC) im Rahmen des European Development Journalism Grants mit Unterstützung der Bill & Melinda Gates Foundation recherchierte das taz-Team ein Jahr lang zur Wasserversorgung im globalen Süden und zu Geldströmen in der Entwicklungszusammenarbeit. Ilona Eveleens (Nairobi), Natalie Mayroth (Mumbai), Julia Neumann (Beirut), Simone Schlindwein (Kampala) und Katharina Wojczenko (Bogotá) recherchierten dafür in Äthiopien, Bangladesch, Bolivien, Indien, Jordanien, Kenia, Kolumbien, Libanon, Sudan und Uganda.
Besonders im Fokus: die Probleme – und Lösungen – der Frauen im Globalen Süden. Überall leisten Frauen das Gros der Arbeit mit Wasser: vom Wasserholen über Putzen und Körperhygiene bis zum Kochen. Aber Wasserversorgung und Wassermanagement – das ist meist in der Hand von Männern. Zugang zu sauberem Wasser ist die Grundlage für alle Bereiche des Lebens, aber er ist ungleich verteilt. Es waren nicht immer einfache Recherchen. Die Coronapandemie machte einigen der ambitioniertesten Reiseprojekte einen Strich durch die Rechnung und erschwerte die Recherchebedingungen insgesamt. Und wer konnte ahnen, dass kurz nach Projektbeginn Äthiopien, das wichtigste Quellland des Nils, im Krieg versinken würde?
Die Erkenntnisse werden bleiben
Nun ging das Projekt zu Ende – die letzte Reportage von Natalie Mayroth über die wenig bekannten Gesundheitsprobleme von Frauen in den vom steigenden Meeresspiegel betroffenen Gebieten Bangladeschs haben Sie bereits in der Wochenendausgabe der taz am 23./24.10.21 oder auf taz.de lesen können. Am 28. Oktober hat sich „taz folgt dem Wasser“ mit einem mehrseitigen Dossier verabschiedet, das vor allem der Frage nachgeht, wie effektiv die deutsche Entwicklungszusammenarbeit im Umgang mit Wassermanagement und Wasserkrisen eigentlich ist. Ausführliche Datenrecherchen von taz-Auslandsredakteurin Eva Oer werden darüber hinaus auf taz.de aufbereitet. Das Projekt geht zu Ende, aber seine Erkenntnisse werden bleiben – pünktlich zum bevorstehenden Wechsel in der Bundesregierung, der auch neue Impulse in der Entwicklungspolitik setzen sollte.
Von Dominic Johnson, seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz