Die taz verstärkt Ihre Ost-Berichterstattung in diesem Sommer mit Reportagen der Schriftstellerinnen Manja Präkels, Tina Pruschmann, Barbara Thériault. Die drei Autorinnen reisen vor den Landtagswahlen durch Thüringen, Sachsen und Brandenburg. Ihre Eindrücke halten sie in essayistisch-literarischen Langzeitbeobachtungen fest. Vom 6. Juli bis 31. August werden ihre Texte in der Wochentaz erscheinen.
Die Reiseberichte der Autorinnen sind Teil des Forschungsprojektes „Überlandschreiberinnen“, das an die Universität Leipzig angegliedert ist und von der Volkswagen Stiftung finanziert wird. Das Projekt erforscht die Demokratie in der Transformationsgesellschaft. Die drei Autorinnen werden sich daher weniger mit Wahlumfragen und Parteienaufstellung beschäftigen. Vielmehr wollen sie ergründen, wie sich die drohende demokratische Erosion im ostdeutschen Alltag bemerkbar macht.
Drohende demokratische Erosion im ostdeutschen Alltag
Die Überlandschreiberinnen sind:
Manja Präkels, geboren 1974, hat mit ihrem Roman „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ (Verbrecher-Verlag) ihr Aufwachsen im brandenburgischen Zehdenick beschrieben. Sie gilt als eine der genausten Chronistinnen der Baseballschläger-Jahre, der Nachwende-Jahre in Ostdeutschland. Als Überlandschreiberin berichtet sie aus Brandenburg.
Tina Pruschmann, geboren 1975, ist in Thüringen aufgewachsen und lebt in Leipzig. Zuletzt erschien ihr Roman „Bittere Wasser“ (Rowohlt). Darin beschreibt sie den Zerfall der DDR anhand einer Zirkus-Familie im Erzgebirge. Pruschmann ist für die Überlandschreiberinnen in Sachsen unterwegs.
Barbara Thériault, geboren 1972, ist Autorin und Professorin für Soziologie an der Uni Montreal. Derzeit ist sie Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Sie hat Ende der 1990er Jahre in Erfurt promoviert, als erste Studentin der neu gegründeten Universität Erfurt. In Ihrem Essayband „Die Bodenständigen“ (edition überland) hat sie die Erfurter Stadtgesellschaft literarisch kartografiert. Für die Überlandschreiberinnen wird sie aus Thüringen berichten.
Ab 6. Juli schreiben die Autorinnen im wöchentlichen Wechsel für die Wochentaz. Die Texte erscheinen außerdem auf taz.de.
Es wäre gut, wenn die taz sich gelegentlich mit der politischen Lage der Kurden befassen würde, die notorisch unterbelichtet ist.
Selbst bei der EM ist in Mitte/Schöneberg das beobachtbar: Angesichts des abzusehenden Siegs der türkischen Mannschaft fangen die Kurden an zu zittern. Ihr erster Kommentar: Als Sieger werden sie sofort das Zeichen der Grauen Wölfe machen, du wirst sehen, die Stadt wird toben. Ich habe gottseidank nur wenig Autokrawall in meiner Kurfürstenstraße gehört, in Kreuzberg war’s vermutlich mehr. Der kurdische Spätibesitzer, der das public viewing angeboten hat, hatte natürlich recht.
Warum kommen unsere kurischen Mitbewohner:innen in der Berichterstattung nicht vor? Die Aufmerksamkeit auf den Krieg in Israel hat Erdogan genutzt, um die Kurden in seinem Land ungesehen erneut zu beschießen. Warum sprechen wir nicht über sie, stellen sie doch einen großen Bevölkerungsanteil Berlins dar? Hier wäre nachzubessern.