Die taz Kultur bekommt eine neue Führung: Dirk Knipphals (60) übernimmt zum 1. August die Ressortleitung des Feuilletons (wie es anderswo heißt) der taz. Andreas Fanizadeh (61) wechselt nach 17 Jahren als Ressortleiter in die Stellung eines kulturpolitischen Chefkorrespondenten der taz.
Fanizadeh hat das politische Feuilleton der taz seit 2007 entscheidend geprägt. Als Blattmacher hat er daran mitgewirkt, die Kulturseiten der taz auf einen magazin- und wochenzeitungstauglichen Kurs zu bringen. Künftig wird er mehr Zeit für seine Autorentätigkeit erhalten, um kulturpolitische Diskurse in der taz abbilden zu können. Ebenso wird er regelmäßig taz Talks zu aktuellen Kulturthemen im Salon-Format veranstalten und moderieren.
Fanizadehs Schwerpunkte liegen in der Verknüpfung internationaler und nationaler Themen ebenso wie auf kulturpolitischen Debatten, die sich genreübergreifend in den verschiedenen Formaten und Medien der „Schönen Künste“ verbergen. Die Geschichte der künstlerischen Avantgarden und des deutschen Linksradikalismus gehören zu seiner Expertise ebenso wie die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Zuletzt schrieb Fanizadeh vertieft über die Ansprüche auf Rückgabe alter Schätze und Schlösser, die das letzte deutsche Kaiserhaus gegen den Staat hegt. Intensiv beschäftigte er sich auch mit Debatten in Kunst und Wissenschaft um Fragen von Meinungsfreiheit und kolonialer Kontinuität.
Beim Überfall Russlands auf die Ukraine interviewte Fanizadeh die Friedensnobelpreisträgerin Irina Scherbakowa. Von Haus aus Germanist widmete er sich als Literaturkritiker vor allem den internationalen Neuerscheinungen. Ein besonderes Augenmerk legt Fanizadeh auch auf Sub- und Populärkulturen, Comics und die Kunst der Graphic Novel. Er gehörte als taz-Redakteur über Jahre hinweg der Frankfurter Litprom-Jury für die „Weltempfänger“-Bestenliste an. Im Februar 2024 unterbrach Fanizadeh seine taz-Tätigkeit für einen viermonatigen Aufenthalt als Stipendiat der Kulturakademie Tarabya, Istanbul.
Literaturredakteur, Kulturressortleiter, Netzwerker
Seit 1999 ist Dirk Knipphals (60) bei der taz in Berlin – vor allem als Literaturredakteur. Allerdings hat er auch bereits Erfahrung als Kulturressortleiter – er hatte das Amt bereits von 2001 bis 2006 inne. Seine Themenschwerpunkte sind neben der deutschen und internationalen Gegenwartsliteratur der Generationen- und Lebensphasenbegriff; eines seiner Bücher heißt „Die Kunst der Bruchlandung – Warum Lebenskrisen unverzichtbar sind“ (2014).
„Die Berichterstattung über Kultur, intellektuelles Leben und Künste im Print/Digital-Mix zu organisieren und sogar noch zu stärken, das ist eine lebenserfüllende Herausforderung und wirklich großartige Aufgabe“, sagt Knipphals über seine Bestellung zum Ressortleiter. „Ich freu mich drauf, die Kulturseiten der taz, eingedenk ihrer Tradition zwischen Hoch- und Subkultur, Intervention und Lässigkeit, zusammen mit meinen tollen Kolleg*innen täglich mit Leben zu füllen.“
Andreas Fanizadeh sagt zu seiner Berufung zum kulturpolitischen Chefkorrespondenten:
„Nach 17 ereignisreichen Jahren als Ressortleiter der taz Kultur freue ich mich nun darauf, intensiver eigene Recherchen verfolgen zu können. An der Schnittstelle von Kunst und Politik wird verhandelt, was eine Gesellschaft umtreibt. Das ist inspirierend und herausfordernd.“
„Ich freue mich sehr, dass Andreas Fanizadeh die kulturpolitischen Diskurse und alles, was an Politik auch aus Kulturperspektive aufzubereiten ist, bei uns aufwerten wird“, sagt Chefredakteurin Ulrike Winkelmann. „In Dirk Knipphals gewinnen wir eine Führungskraft, die das Ressort besonders gut kennt und als Literaturexperte die taz Kultur bereits seit Jahrzehnten meisterlich auch nach außen zu vertreten weiß.“
Tim Caspar Boehme bleibt dem Ressort als Vize-Ressortleiter auch unter Knipphals erhalten.