Von Paul Wrusch
Seit einigen Jahren achten wir in der taz verstärkt darauf, dass wir nicht nur sehr gute Inhalte haben, sondern dass wir mit ihnen auch „durchdringen“: Unsere Texte und Recherchen sollen über unsere eigene Leserschaft hinaus wirken, bekannt werden und im besten Falle zu positiven Veränderungen in der Gesellschaft oder in der Politik beitragen.
Ein Text, der dies im Jahr 2021 geschafft hat, ist unter dem Titel „Hitlergruß im Bundestag“ am 19. Juni in der taz am Wochenende erschienen. Auslöser für die Recherche war der Angriff auf das US-Kapitol im Januar 2021. Unsere Kollegen Kersten Augustin und Sebastian Erb fragten sich, wer denn eigentlich das deutsche Parlament schützt.
Während ihrer monatelangen Recherche stießen sie auf ReichsbürgerInnen, Corona-LeugnerInnen und RassistInnen sowohl in den Reihen der Bundestagspolizei als auch bei PförtnerInnen, MitarbeiterInnen des Besucherdienstes und anderem Sicherheitspersonal. Für ihre Recherche wurden sie jetzt mit dem mit 3.000 Euro dotierten 3. Platz beim diesjährigen Otto-Brenner-Preis für kritischen Journalismus ausgezeichnet.
Recherche mit Wirkung
In der Jurybegründung heißt es, die aufwändige Recherche zeige, wie sich „mitten im Herzen unserer Demokratie rechtsradikales Gedankengut breit macht – und wie wenig das Bundestagspräsidium und die Bundestagsverwaltung als Aufsichtsorgan lange Zeit dagegen unternommen haben.“
Die Recherche der beiden Kollegen zeigte Wirkung: Nach der Veröffentlichung griffen viele Medien das Thema auf. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) kündigte an, es solle künftig eine Ansprechperson geben, an die sich MitarbeiterInnen vertraulich wenden und Hinweise auf extremistische Vorfälle geben können. Außerdem solle es verpflichtende Schulungen für BundestagspolizistInnen geben.
Wir gratulieren unseren Kollegen herzlich zum Gewinn des Otto-Brenner-Preises.
Paul Wrusch leitet zusammen mit Antje Lang-Lendorff und Katja Kullmann das Wochenend-Ressort der taz.