von 18.10.2010

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Ausriss aus der taz
Ausriss aus der taz
Gina Skierlo, taz-Leserin seit 16 Jahren, schrieb uns:

„Ich verfolge die derzeitige Debatte über Integration aufmerksam, und ehrlich gesagt mit wachsendem Grausen. Gestern las ich dann bei der Entscheidung des Tages „Seehofer hat recht?“, dass 62 Prozent der teilnehmenden taz-LeserInnen meinten, „er hat doch recht“. Diese Mail schreibe ich, um euch zu fragen, ob ganz sicher kein Auswertungs- oder Tippfehler vorliegt. Dass die Zustimmungsquote für Seehofers Äußerungen bei der taz-Leserschaft so hoch sein soll, kann ich ja fast nicht glauben!“

Unsere Online-Redaktion antwortet:

„Tatsächlich ist die Seehofer-Umfrage auf taz.de – und damit die 62 Prozent Zustimmung zu seinen kruden Äußerungen – am Montag von außen manipuliert worden. Das war an der Zahl der Stimmabgaben erkennbar, die an diesem Tag rund sieben Mal höher war als üblich. Unsere Techniker konnten außerdem herausfinden, dass von einzelnen Computern aus nicht nur einmal, sondern vielfach abgestimmt wurde; in einem Fall sogar mehrere tausend Mal. Bei polarisierenden Fragen, etwa zur Integrationsdebatte und Anti-Atom-Bewegung, gibt es leider hin und wieder Versuche, die Abstimmung auf unserer Internetseite zu manipulieren. Einzelne Nutzer wollen so offenbar ihre Meinung als Mehrheitsmeinung der taz-Leser darstellen. Die Onlineredaktion hat das natürlich im Blick, und auch unsere Techniker sind bemüht, solche Manipulationen zu unterbinden. In der Regel klappt das auch – diesmal haben wir den Manipulationsversuch allerdings leider zu spät bemerkt. So konnten wir nur nachträglich darauf hinweisen, um für Transparenz zu sorgen. Wir bitten um Entschuldigung.“

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https://blogs.taz.de/hausblog/tazde_wurde_manipuliert/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • So etwas schönes wie die Rubrik „was fehlt“ wurde auf die Webseite verbannt, so etwas albernes wie diese Umfragen werden abgedruckt. Versteh einer die taz.

  • Hey Claudia, es ist die taz, die den Eindruck erweckt, dass die Umfragen repräsentativ sind. In der gedruckten Ausgabe wird über das Ergebnis der Umfrage berichtet und dort heißt es (extra fett gedruckt) wörtlich: „Das meinen die taz-Leser“. Siehe auch der Scan aus der taz, der hier oben in dem Blog-Eintrag steht.

    Die taz selbst nimmt das Ergebnis also bierernst. Sie verkauft es ihren Lesern nicht als „völlig beliebige, zeitlich eng begrenzte Online-Abstimmung“. Und wer kann es einem Leser verübeln, dass er ernst nimmt, was in der taz steht?

    Wenn die Umfrage für die taz hauptsächlich Spaß-Charakter haben sollte, dann sollte die taz das auch so kenntlich machen. Wobei sich dann natürlich ganz grundsätzlich die Frage stellen würde, warum die taz überhaupt in ihrer gedruckten Ausgabe über die Ergebnisse von solchen Online-Späßen berichten sollte.

    Und warum meldet sich eigentlich niemand von der Online-Redaktion, um die zahlreichen Fragen zum Sinn der Umfragen zu beantworten? Ist das nun ernst von euch gemeint oder nicht?

  • Nun regt euch mal wieder ab und tut nicht so als würde es hier um den Untergang des Abendlandes gehen. Und die aufgeplusterten Reaktionen von Webdesigner (oder solchen die sich gerne so bezeichnen) könnten auch mal etwas weniger geschäftig sein. Besonders daneben find ich ja die Webdesignerin, die gleich mit der IP-Sperr-Keule kommt. Dass dadurch oft in ganzen Firmen oder Netzwerken nur eine Person abstimmen kann und dass bei dynamisch vergebenen IP-Adressen, es genauso tausend falsche Treffen kann, macht die Sache nicht besser.

    Fragt euch doch mal, ob es überhaupt jemanden interessiert, ob jemand bei diesen Online-Abfragen doppelt oder dreifach und von mir aus auch tausendfach abstimmt? Das Problem liegt wohl eher darin, dass es anscheinend Personen gibt, die eine völlig beliebige, zeitlich eng begrenzte Online-Abstimmung nicht nur bierernst nehmen, sondern sogar reprästentativ und für die gesamte Leserschaft (wahrscheinlich auch für solche, die nicht mal einen Computer haben) für aussagekräftig halten.

    Online-Abstimmungen haben denselben Wert wie Tageshoroskope der Zeitungen: Unterhaltungswert, kein Informationswert.

    Übrigens wäre mir persönlich sogar ein durchgeknallter Migrationsfanatiker, der Stunden vor dem Computer verbringt um eine lächerliche, nichtssagende Abstimmung „zu fälschen“ lieber, als wenn dieser seine scheinbar sinnlose Freizeit mit anderen Dummheiten verbringt…insofern hat das schon einen sozialen Charakter und ist hübsche Beschäftigungstherapie für ein paar verwirrte Menschlein – also kein Bug, sondern ein Feature!

  • Diese Umfragen sind ja auch nur dämlich. Aber mich wundert langsam gar nichts mehr… statt Live Ticker zum Castor Tag Live über Schlag den Raab…..
    Hut ab vor soviel Niveau!

  • Frank Furt hat ja, wenn er meint, ich muß nicht lesen, was ich nicht gutheiße. Wenn aber die Manipulation dermaßen leicht ist, darf eine seriöse, verantwortliche Zeitung so etwas einfach nicht veröffentlichen! Wenn dann auch noch gesagt wird, das sei schön öfters vorgekommen, verstehe ich nicht, dass nicht genauer geprüft wird!! Schließe mich hier gern der Webdesignerin „st“ an, wenn ich auch nicht selbst verstehe, wie Manipulation verhindert werden kann. Laßt Euch doch mal beraten!! Michael Teschers, Berlin

  • Solche Online-Umfragen dienen, wie schon ein Leser richtig angemerkt hat, der Unterhaltung. Dazu erzeugen sie Traffic, möglicherweise für regelmäßige Besuche von Visitors, durch mehr Klicks insgesamt höhere Werbeeinnahmen, und sorgen zumindest für die Illusion einer einfachen Interaktion mit der Zeitung. Also alles schick. Wer die Umfragen oll findet, nimmt nicht daran teil und liest auch nicht das Ergebnis. Es ist schon eine eigentümliche Einstellung, alles, was man nicht selbst sinnvoll findet, gleich abschaffen zu wollen. Ich würde z.B. unsinnige Kommentare abschaffen wollen, deren Meinung ich nicht teile. Realistisch? Natürlich nicht. Also fordere ich es auch nicht in der Öffentlichkeit.

  • liebe tazler,

    ja, die umfragen sind verzichtbar, es fehlt nichts, aber es gibt platz für besseres; ich bin gespannt.

    andrea jasper, bielefeld

  • Als Webdesignerin (auch ohne tiefere Affinität zu Script Coding) kann ich nur sagen: ein Online-Umfrage-Tool, das nicht die leiseste Absicherung gegen eine solche Manipulation hat, ist … na ja, mir fehlen die Worte. Wie kann es sein, dass mehrfaches submitting von der gleichen IP überhaupt möglich ist?

    „Einzelne Nutzer“ erscheint mir recht verharmlosend: Wenn hier von einem einzigen Rechner gar „mehrere tausend Mal“ gevotet wurde, dann ist dies mit großer Wahrscheinlichkeit mittels Script geschehen, und wer bedient sich solcher Praxen, auf einer solchen Plattform, bei diesem Thema? Wohl keine Script-Kiddies.

    Liebe taz, es wäre wünschenswert, wenn Ihr dies zum Anlass nähmet, um ‚mal einen fundierten Artikel über Seeding, Astroturfing, Trolling und all die anderen netten Techniken aus der Trickkiste der un/heimlichen Meinungsmacher hinter den Kulissen zu schreiben.

    Einen ersten Einblick ins Thema gibt es hier:
    Die gekaufte Bewegung? Stuttgart 21-Befürworter im Netz. und
    “Stuttgart 21: Mit PR-Agenturen gegen Demonstranten” und für alle, die das für eine Ausnahmeerscheinung halten, noch ein Artikel des Handelsblattes:
    Bahn zahlte Millionen für Täuschung

  • Hat Seehofer Recht?

    Egal…

    Es kann halt nicht sein, was nicht sein darf.

    Nächstes Mal einfach die Fragen „richtig“ formulieren,
    dann kann man weiterhin Umfragen zulassen.

  • Was verspricht sich die taz überhaupt von diesen täglichen Umfragen?

    Die Angelenheit hat doch außer einem gewissen Unterhaltungswert rein gar nichts zu bieten.

    Ein Anspruch an ein zumindest minimales Niveau ist noch nicht mal im Ansatz erkennbar.
    Zum einen sind die dargebotenen Alternativen meistens ausgesprochen suggestiv, was allein schon unseriös ist.
    Zum anderen fehlt es dieser Art von Umfragen an jeglicher Repräsentativität.

    Also: Weg damit!

  • „Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selber gefälscht habe“
    ist leider rausgefallen das Zitat… habe ich wohl die falschen Zeichen gesetzt ><

  • egal ob das Zitat nun von Goebbels oder Churchill stammt (oder auch von keinem der beiden), gilt es eben auch für diese schwachsinnigen Online-Umfragen. Sehr schade, dass die TAZ solchen Kram auf ihrer Seite hat … weil alle das so machen?!

    Heiko Lenthe
    Straßenkreuzer Mitarbeiter

  • Die Kommentarspalte hier ist geoeffnet für Kommentare zum Umfrage-Fauxpas der taz und zum Sinn und Zweck von Umfragen allgemein. Kommentare oder Teile von Kommentaren zu anderen Themen – etwa zur Frage, ob Seehofer richtig liegt oder nicht – werden gelöscht. Sebastian Heiser

  • Derartige ‚Umfragen‘ sind ja oft schon in der Fragestellung manipulativ. Und oft werden sie zu allem möglichen Blödsinn wie Fußball abgehalten. Die TAZ sollte darauf verzichten!

  • Nur ein weiterer Beweis dafür, dass nicht repräsentative Online-Umfragen Blödsinn sind, weswegen man solche nicht anbieten bzw. sich nicht an ihnen beteiligen sollte.

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