von 09.10.2013

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scan20131009160503_001Im Jahr 1978 erschien ein „Prospekt: Tageszeitung“ mit Materialien zur geplanten taz-Gründung. Hier daraus ein Beitrag von Otto Schily. Schily hatte kurz zuvor beim Stammheim-Prozess das RAF-Mitglied Gudrun Ensslin verteidigt. Später gehörte er zu den Mitbegründern der Grünen.

 

So eine Zeitung sollte meiner Einschätzung nach eine Mischung sein aus Le Monde, Repubblica und Liberation, auf unsere bundesrepublikanischen Verhältnisse gemünzt und nicht so eine Suppe.

 

Es gibt bei uns keine Zeitung wie Le Monde, und wenn wir nur eine Zeitung hätten, die die Informationsbreite von Le Monde aufweisen könnte, hätten wir schon viel gewonnen, und die würde ich sofort abonnieren. Ich bin ja ein leidenschaftlicher Zeitungsleser und lese kontinuierlich drei Tageszeitungen am Tag, FAZ, FR und Tagesspiegel. Meist auch noch die Süddeutsche Zeitung, oder in eine von den Springer-Zeitungen gucke ich auch schon mal rein.

 

Otto Schily 1983, kurz bevor er zum ersten Mal in den Bundestag gewählt wird. Foto: Bundesarchiv, Lothar Schaack / CC-BY-SA
Otto Schily 1983, kurz bevor er zum ersten Mal in den Bundestag gewählt wird. Foto: Bundesarchiv, Lothar Schaack / CC-BY-SA

Man muß aufpassen, daß die linke Tageszeitung keine falsche Gewichtung bekommt, das ist häufig so in den Stadtteilzeitungen, daß man oft den Eindruck bekommen hat, dieser Bericht bekommt einfach aus dem Widerstand gegen dei sonstige vorhandene Presse zu starke Schlagseite (z.B. Repression).

 

Ich weiß nicht, ob solch eine Zeitung auch ihren Nutzen für politische Prozesse hätte. Vielleicht für eine objektive Darstellung, aber ich halte das im Moment für einen Bereich, der vielleicht in der nächsten Zeit nicht so sehr an Bedeutung gewinnen wird. Eher die allgemeinen rechtspolitischen Dinge, wenn man jetzt die letzten Gesetzesvorhaben sieht, was sich da vollzieht.

 

Was die sonstige Berichterstattung über Strafprozesse angeht, auch da hätte die Zeitung eine Möglichkeit der veränderten Reportage. Normalerweise wird ja durch bestimmte Gerichtsberichterstattung grundsätzlich nur nach Sensationsmeldungen vorgegangen, und so eine Zeitung könnte einmal etwas darüber aussagen, was denn nun wirklich in einem Straßprozeß abläuft.

 

Das braucht nicht langweilig zu sein, es kann hochinteressant sein. Wenn man dem gesellschaftlichen Widerspruch nachgeht, der in jedem Prozeß drinsteckt, kann man das in einer solchen Zeitung sehr gut darstellen. Anknüpfend an die Attraktion der Bildzeitung, die sich mit den Erlebnissen udn Erfahrungen des sogenannten kleinen Mannes beschäftigt, können diese Gerichtsgeschichten, wie Verkehrsdelikte oder Ladendiebstähle, für jeden vorstellbar sein.

 

Oder etwas, was mehr im Hintergrund liegt, wären Arbeitsgerichtsverfahren. Mein Prozeß vielleicht weniger – aber Prozesse, die größere Bevölkerungsgruppen angehen, die ja regional auch in den größeren Zeitungen ihren Niederschlag finden. Im Spandauer Volksblatt z.B. die Sache mit dem Oberjägerweger Kraftwerk hatte riesige Schlagzeilen.

 

Daran sieht man auch, daß die Redaktionen aufgrund des großen Echos der Bevölkerung so etwas berichten. Das kann natürlich eine Zeitung eures Zuschnitts noch viel stärker aufnehmen.

 

Kannst du dir vorstellen, in so einer Zeitung auch einmal was zu schreiben?

 

Nach meinem mir jetzt vorschwebenden Forschungssemester. Ich möchte jetzt mal nach Jahren der Praxis ein bißchen Theorie machen, nach dieser halbjährigen Ruhepause, ja. Da kann ich mir vorstellen, etwas zu schreiben, sogar sehr gerne – kommt drauf an.

 

Ich würde aber nicht nur über diesen engen Bereich der „Anti-Terror-Gesetze“, obwohl der auch ungeheuer wichtig ist, wie die Diskriminierung durch das Meldegesetz und durch die Offenbarung aller persönlichen Daten für die Computerkartei, etwas schreiben wollen. Mich würde auch schon mal interessieren, was zur Organisationsfrage der Linken zu schreiben. Aber erst 1979 vielleicht.

 

Ein Artikel von Otto Schily ist im taz-Archiv nicht zu finden – weder zur Organisationsfrage der Linken noch zu den Anti-Terror-Gesetzen.

 

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