von 10.09.2013

taz Hausblog

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Von Daniel Bax

 

Das Interview mit Wirtschaftsminister Philipp Rösler, das dieser nicht zum Abdruck frei gegeben hat, hat viel Empörung hervor gerufen.

 

Aber nur zum Vergleich: Wer mal ein WIRKLICH fragwürdiges Interview mit Rösler lesen will, dem sei das Spiegel-Interview vom Juli 2011 empfohlen. Es dreht sich NUR um sein Aussehen, seine Herkunft und seine Familie, um Vietnam, Ausländer, Asiaten und deren Alkoholkonsum (!), sogar Islam und Integrationspolitik (nicht gerade Röslers Fachgebiet). Das Wort Rassismus kommt dafür aber gar nicht vor, wozu auch?

 

Meine Favoriten: „Wenn Sie heute Filme über den Vietnam-Krieg sehen, auf welcher Seite stehen Sie dann?“

 

Knapp gefolgt von: „Gab es bei Ihnen irgendwann den Wunsch, wie ein Deutscher auszusehen?“

 

Und: „Wann haben Sie zum ersten Mal gemerkt, dass Asiaten ein Enzym zum Abbau von Alkohol fehlt?“

 

Was ich damit sagen will: Man kann dem taz-Interview mit Rösler sicher manches vorwerfen. Aber dass die FDP es nicht zum Abdruck freigegeben hat, liegt wohl eher nicht daran, dass Rösler die Fragen zu blöd waren. Dann hätte er das Spiegel-Interview kaum so geduldig über sich ergehen lassen. Es hat wohl eher damit zu tun, dass die FDP keine Lust hat, dass im Wahlkampf über den Rassismus in der FDP gesprochen wird.

 

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https://blogs.taz.de/hausblog/wo-rassismus-nicht-vorkommt/

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kommentare

  • Eben! Die anderen sind noch viel schlimmer! Ist das jetzt pure Hilflosigkeit oder versucht ihr euch nun endgültig selbst zu demontieren? Ich bin schon auf die nächste Peinlichkeit gespannt…

  • Wie billig!
    „Seht her, die anderen sind viel schlimmer als wir!“
    Selbst Kinder sind klüger und argumentieren höchstens einmal so.

    Größe zeigt, wer Fehler eingesteht und sich einfach einmal entschuldigt!

    Interpretationen und damit verbundene Unterstellungen, warum wohl dieses Mal nicht autorisiert wurde, aber vor zwei Jahren doch, machen es nicht besser.

    Das ist peinlich und niederträchtig.

  • Jetzt wird es schon fast wieder lustig… ggf. können die Redakteure noch auf ein paar NPD Seiten/ Artikel verweisen die richtig schlimm sind…

    Leute wacht auch, es war ein Fehler, gebt es einfach zu und gut ist!

  • Die Tatsache, dass die Fragen des Spiegels noch rassistischer waren ist keine Entschuldigung. Im Gegenteil. Sowohl die Taz als auch der Spiegel haben einem deutschen Minister Fragen gestellt, die in jedem anderen Einwanderungsland – zB Grossbritannien oder Frankreich – für einen regelrechten Skandal gesorgt hätten. Das ständige Reduzieren auf das Aussehen / die ethnische Herkunft kann für Menschen mit „nichtdeutschem Aussehen“ schmerzhaft und erniedrigend sein. Das konnten Anja Maier und Sabine am Orde als „reinrassige“, „normaldeutsch“-Aussehende Middle-Class Frauen nicht ahnen. Wer hat im bürgerlich-alternativen Taz-Milieu schon intensiv / persönlich mit dem Thema Diskriminierung / Migration zu tun? Wer von den Redakteuren hat überhaupt Kontakt zu Migranten?

  • Kleiner Unterschied: Dass der Spiegel bei solchen Themen zuweilen *unsensibel* ist, ist jetzt nicht wirklich neu. Bei der TAZ war ich es nicht gewohnt.
    Satirisch zuspitzend, ja, das schon und gerne. Aber plump rassistisch konnotierend? Und dann so tun, als wäre nichts gewesen?

    Falls ihr gar den Eindruck haben solltet, hier in einen rechten Shitstorm geraten zu sein: Ladet doch mal (zeitnah!) ein paar typische Leser & Abonnenten ein und befragt diese nach ihrer Sicht zu diesem Artikel. Bitte auch solche mit „Migrationshintergrund“. Und bitte zieht dann daraus eure Konsequenzen! (Vielleicht auch mit neuer Spitze)
    Die Welt braucht euch nicht als Abklatsch der Jungen Freiheit!

  • Die Stellungnahme der taz oben und nun der Versuch den Spiegel in die „Rösler-Affäre“ der taz mit hinein zu ziehen zeigen, dass die taz-Redaktion nichts verstanden hat. Die hilflosen und ungeschickten Versuche die Interviewfragen und den redaktionsinternen Umgang damit zu rechtfertigen, zeigen, dass die journalistische und intellektuelle Kultur der taz (hoffentlich nur vorläufig) im Kellergeschoss angekommen sind. Ich dachte eigentlich die taz sei eine aufgeschlossene und multikulturelle Zeitung. Dem scheint aber nicht so zu sein, hier scheint die „Herkunft“ (!) einer Person eine Rolle zu spielen. Herr Röslers Herunft ist Deutschland. Ich hoffe liebe Redaktion sie verstehen wie ich das meine. Es würde der taz gut stehen sich nun auch differenziert-kritischer mit der eigenen Position auseianderzusetzen und dadurch wieder auf den Weg eines intelligenten, kritischen und differenzierten Journalismus zurückzukommen.

  • boah, kinder, ich bin so schadenfroh, ihr glaubt es nicht. endlich mal so richtig scheiß gemacht und nicht bescheid gewusst; und hinterher auch noch petzen, und wahrscheinlich vor wut flennen … ohjaaa!!!

    gebt mir mehr davon, bitte :-)

  • Hier schaufelt sich die TAZ ihr Grab nur noch tiefer! Wie renitent seid ihr eigentlich? Ab in die Ecke und schämt euch! Ich bin selber einer mit ausländischen Wurzeln, ich hätte das Interview abgebrochen, wobei ich von vornherein wahrscheinlich einem TAZ Interview nicht zugestimmt hätte.
    Ich denke es ist an der Zeit, dass sich die TAZ öffentlich entschuldigt und nicht noch einen drauf setzt und in bester Grundschulmanier auf den Spiegel zeigt „aber die waren doch noch pöhser“. Mit Journalismus hat das längst nichts mehr zu tun!

  • Jetzt auch noch mit dem Finger auf Andere zu zeigen, um das Versa<gen an den eigenen ethischen Maßstäben zu kaschieren, ist echt noch unsouveräner als das krakelige Veröffentlichen des Interviews ohne Antworten. Wie weit wollt Ihr's noch treiben?

    1. Das Spiegel-Interview war 2011, also in der Mitte zwischen den Bundestagswahlen. Da kann man schon mal persönlicher werden und sich auf so eine thematische Schiene einlassen – nennen Sie es eine ethnische "Home Story". aber einem Parteivorsitzenden im Wahlkampf so einen Duktus aufzwängen zu wollen, ist eine völlig andere Geschichte.

    2. Die Fragen dort lechzen nicht im Entferntesten so danach, den "Chinesen" von den Anfeindungen berichten zu hören die sein asiatisches Äußeres so hervorruft. Selbst wenn das nicht die insgeheime Absicht war, sollte es gestandenen Hohepriesterinnen der Political Correctness (die sie als taz-Redakteurinnen nun einmal sind) doch glass klar sein, dass das Herumreiten auf der Diskriminierung diese und ihr Objekt genau so vorführt, wie die diskriminierenden Rassisten es sehen.

    §. Und jetzt versucht noch, mir klar zu machen, das man Euch all das echt erst erklären muss. Dann geb' ich auf.

  • Ich hätte nie gedacht, das die TAZ soetwas – sorry, anders kann man es nicht ausdrücken – DÄMLICHES fragen würde.

    Und noch schlimmer: Ich hätte NIE gedacht, dass eine eigentlich intelligente Zeitung nicht merkt, wenn zuviel zuviel und falsch falsch ist.
    Einfach Kopf in kaltes Wasser und nachdenken und …

    Das meint einer, der euch eigetnlich immer sehr nahe stand.

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