vonHelmut Höge 16.09.2006

Hier spricht der Aushilfshausmeister!

Helmut Höge, taz-Kolumnist und Aushilfshausmeister, bloggt aus dem Biotop, dem die tägliche taz entspringt. Gonzo-Journalismus der feinen Art.

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Ähnlich wie das Jeverland ist auch Helgoland gewissermaßen ein friesischer „Sonderfall“. Als „taz-Sommerloch-Team“ besuchten wir einmal im Auftrag der Kulturredaktion und zusammen mit der Hamburger Photographin Susanne Klippel die „graue Stadt am Meer“ Husum – auf den Spuren Theodor Storms. Zuletzt fuhren wir dann auch noch, auf eigene Rechnung, nach Helgoland – auf den Spuren eines abgesagten Tote-Hosen-Konzerts. Als jetzt Wiglaf Droste Helgoland besuchte und dort auf der vorgelagerten Sanddüne herum- „hausmeisterte“, wies ich bereits darauf hin, dass der Hausmeister/Aushilfshausmeister auf Helgoland der „Inselpolizist“ ist. Dazu hier unser damaliger Bericht „Welkoam op Lunn“:

Schon in vorchristlichen Zeiten war Helgoland viel besucht – es war eine cimbrisch-friesische Pilgerstätte (Heiligland = Helgoland). Dem bereitete dann Karl der Große ein blutiges Ende, was ihm dort übrigens noch heute übel genommen wird, wie unlängst erst die “Geschichtswerkstatt Wilhelmshaven” in einem Forschungsprojekt vor Ort feststellte. Damals gehörten noch ausgedehnte Acker- und Weideflächen zur Insel. Durch mehrere schwere Sturmfluten wurde die Landmasse jedoch derart reduziert, daß die Bewohner zwecks Subsistenzsicherung aufs offene Meer, d.h. auf den Heringsfang, ausweichen mußten, was ihnen als ehemalige Bauern bis heute nicht ganz geheuer zu sein scheint. Kam noch hinzu, daß nach einem Massaker an mehreren auf Helgoland missionierenden Nonnen die Heringsschwärme zur Strafe ausblieben. In ihrer Not gewährten die Helgoländer der kriminellen Vereinigung norddeutscher Seeräuber Logis und Logistik – insbesondere den Männern um Klaus Störtebecker. “Überfälle sind unsere Landwirtschaft”, das gilt für Zigeuner, Partisanen und Piraten gleich. Mit einem attraktiven Angebot gelang es jedoch den Hansestädten Bremen und Hamburg, die Inselbewohner wieder auf den Pfad der Tugend zurückzuführen: Sie setzten sie als Lotsen für die christliche Seefahrt zwischen Elbe und Weser ein, auf einem ehemaligen Helgoländer Hünengrab wurde der erste Feuerturm errichtet.

Es gab Rückfälle, insbesondere gegen Monatsende: da ließ man schon mal in stürmischen Nächten grob fahrlässig das Leuchtfeuer ausgehen – und hielt sich hernach am Strandgut schadlos. Die Oberhoheit über die Insel lag abwechselnd bei Dänemark und Schleswig, bis 1807 – als die Engländer Helgoland eroberten. Der heutige Reichtum einiger alteingesessener Familien geht auf diese Zeit zurück, da ein großer Teil des englischen Handels aufgrund der napoleonischen Kontinentalsperre über Helgoland abgewickelt wurde. Mit dem “Frieden von Kiel” war damit jedoch Schluß – und es stellte sich erneut die Frage: Was tun? In dieser Situation erfand der Homöopath Jakob Siemens die jodhaltige Seeluft und das gesunde Reizklima: das “Seebad” auf dem Roten Felsen, das noch heute an guten Tagen bis zu 10.000 Urlauber besuchen. Als Wilhelm II. 1890 Helgoland gegen Sansibar von den Engländern eintauschte, wurde zum ersten Mal das “Deutschlandlied” gesungen, das Heinrich Hoffmann von Fallersleben auf Helgoland gedichtet hatte.

Anschließend wurde die Insel als “unsinkbarer Zerstörer” (Tirpitz) militärisch ausgebaut. Währenddessen komponierte Anton Bruckner das Chorwerk “Helgoland”. 1929 kam dem heuschnupfengeplagten Werner Heisenberg auf Helgoland angeblich die entscheidende Idee zur Quantenmechanik. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg wollten die Engländer die Theorie von der Unsinkbarkeit der Insel widerlegen, indem sie mit Hilfe von 0,01 Megatonnen Sprengstoff den Problemfelsen Helgoland ein für alle mal aus der Welt zu schaffen versuchten – vergeblich. “Aber unschätzbare Kulturwerte gingen dadurch für immer verloren,” so der Wahlhelgoländer und Heimatforscher Knut Husum.

Seit dem Wiederaufbau der Ober- und Unterstadt, die nun mit einem Fahrstuhl verbunden wurden, und der Wiederaufnahme des Seebäder-Fährdienstes basiert die Insel-Identität vornehmlich auf den zwei Säulen: Kleiner werdendes Nationalheiligtum (”Den Blick von der ‘Roten Klippe’ – dankbar für das Verbliebene – auf das Meer richten”) und ständig die Warenangebotspalette erweiterndes Off-Shore-Duty-Free-Shop-Mekka (”Erst kaufen – später abholen”). Also Pilgerstätte für Vaterlands-Junkies einerseits und Alkohol- sowie Tabak-Interessierte andererseits. “Der Trend vom nüchternen Badegast zum besoffenen Butterfahrer geht quer durch beide Gruppen”, so der Hummerfischer Harie Hinrichs. Zum Ausnehmen der meist nur für vier Stunden auf der Insel sich aufhaltenden Besucher haben sich die Helgoländer außerdem noch das Ausbooten einfallen lassen: die täglich 7 Seebäderschiffe dürfen nicht am Hafen anlegen, sondern müssen auf Reede vor Anker gehen – und die Passagiere werden von dort mit kleinen Booten abgeholt. So weit so gut.

Aber als wir uns einmal dort ausbooten ließen, drohte dem Roten Felsen gerade neues Ungemach: Die Musikgruppe “Tote Hosen” hatte auf ihrer Tournee “Damenwahl” zwei volle Tage Helgoland eingeplant. Sie tauchten jedoch nie auf der Insel auf. Wir fragten erstaunt im Touristen-Informationszentrum nach: Dort wußten sie jedoch von nichts und durften auch nichts darüber sagen. Man verwies uns an den Kulturreferenten im Rathaus. Herr Gesang befand sich aber unentwegt in einer Sitzung. Wir gingen daraufhin zur “Nordseehalle ‘Atlantis’”, wo das Konzert eigentlich stattfinden sollte. Ein Kellner verriet uns, der Pächter – zugleich Veranstalter – hätte sich tags zuvor bereits aufs Festland abgesetzt. Über das Warum gäbe es jedoch nur Gerüchte und solche werde er nicht verbreiten. Beim Hinausgehen erfuhren wir vom Bademeister wenigstens noch den Inhalt des Gerüchts: “Über 200 “Rache für Sylt-Punks” und fast ebensoviele “Wackersdorfer ‘Tote Hosen’-Fans” hätten auf dem Festland Konzertkarten gekauft, da aber keine Übernachtungen von ihnen auf der Insel gebucht worden seien, befürchte man im Rathaus, daß diese Chaotentruppe wild auf der Insel zu kampieren gedenke, wobei es, wohl auch wegen des hier billig zu kaufenden Alkohols, dann erwartungsgemäß zu Ausschreitungen in der Nacht kommen würde, was ja im übrigen bereits die “Tote Hosen”-Tourneeankündigung in den diversen Printmedien – “Ficken/Bumsen/Blasen” – evoziere, dies letztere deutete der Bademeister aber nur an, wobei er sich verlegen unter seinem Bademantel am Bauch kratzte.

Kurz und gut: Die Toten Hosen samt ihren Fans hätten Inselverbot. Zur Sicherheit stünde auf dem Festland noch eine Hundertschaft Polizisten mit Hubschraubern bereit. Ob dies rechtlich äußerst bedenklich sei, wisse er – der bloß saisonal Bademeister hier auf der Insel wäre – allerdings nicht.

Dazu befragten wir anschließend noch den Inselpolizisten Knauß, dem unser Erscheinen kein Überraschung war. Wie er freimütig zugab, hatten wir bereits von Beginn unserer Anlandung an unter seiner Beobachtung gestanden. Und dann erzählte er erst einmal von seiner Arbeit: Er hätte hier alle seine Schäfchen unter Kontrolle, im Prinzip gäbe es sowieso keine Kriminalität auf der Insel, nur gelegentliches Über-die-Strenge-Schlagen, das man unter sich regele. Wie denn? wollten wir wissen. Als Beispiel erwähnte er seinen “Stadtsheriff-Helgoland”-Stempel, den er auf seinen Patrouillen den Kindern und Jugendlichen auf die Handrücken drücke. Dieser Stempel sei sehr beliebt, deswegen könne er ihn im Bedarfsfalle auch jemandem verweigern, was einen nicht zu unterschätzenden erzieherischen Wert habe.

Knauß hatte sich sämtliche Polizeiberichte von den bisherigen Tote-HosenKonzerten schicken lassen und genauestens studiert, er wußte z.B. in welcher Stadt Bierdosen geworfen wurden und in welcher nur Pappbecher, und ob sie jeweils mit Bier oder mit Urin gefüllt waren, ferner wußte er die jeder Veranstaltung eigene Wurf-Treffer-Relation auswendig. Das Helgoland-Konzert finde definitiv nicht statt, sagte er uns, wobei er diese Ungeheuerlichkeit so darstellte, als hätte es sich dabei um eine gütliche Einigung zwischen der Konzertagentur (”Totenkopf”) und dem Bürgermeister (Degendorf) gehandelt. Sodann kam er auf den besonderen Charakter des Helgoländers an sich zu sprechen, den er – als eingeheirateter Festländer, mit dem nötigen Quentchen Distanz also, besonders gut einschätzen könne und somit kenne. Nicht zuletzt aus diesem Grund gebe er, Knauß, zusammen mit seiner Frau (aus steuerrechtlichen Gründen) eine eigene Buchreihe über die Insel – Helgolandia – heraus.

Der Helgoländer, so sagte er, habe sich seit Jahrhunderten in seinem Wesen nahezu erhalten, er, der Helgoländer, trachte danach, seinen Besitzstand zu wahren und sei im wesentlichen “pekuniär eingestellt”. Es sei dabei mittlerweile gelungen, das Extreme und Exzessive in diesem rauhen aber gutherzigen Menschenschlag erheblich zu mildern…usw. usw. Als wir uns endlich von ihm verabschiedeten, um uns wenigstens auf die Schnelle in der “Haifisch-Bar” am Yachthafen noch ein paar Runden “Küstennebel” zu genehmigen, war es schon fast wieder Zeit, aufs Schiff zurückzukehren. Dort war es kalt und wir gingen unter Deck. Unser Erstaunen war groß, als uns aus dem “Tanzsaal” vertraute Klänge entgegenschlugen: das unvergessliche “Tote Hosen”-Lied “Bis zum bitteren Ende” – mit dem Refrain

“Die Nordsee schlägt dir ins Gesicht

“Und trotzdem hast du verloren

Du bist nicht weit gekommen

Du läufst weiter nach vorn…”

Beim Näherkommen wurden wir indes gewahr, daß es nicht unsere Düsseldorfer Combo war, die dort aufspielte, sondern Ahrend Tönnies, der Zahlmeister der “M.S.Helgoland” – ganz allein und nur um uns, die Passagiere, über das ausgefallene Helgoland-Konzert hinwegzutrösten, versuchte er mit dem Bord-Equipment die perfekte Simulation des “Bis zum bitteren Ende”-Hits hinzukriegen. Es klang schaurig. Aber hätte es im Original besser geklungen? Zudem war Tönnies auch ein Tote-Hosen-Fan, wie er uns anschließend verriet, und den Ausfall gerade des Helgoland-Konzerts fand er besonders bitter. Wieso besonders? “Weil die Insel, wenigstens so lange dort die liberalen englischen Gesetze galten, immer ein Zufluchtsort für die kritische Intelligenz gewesen ist, Heinrich Heine war sogar zwei mal hier”.

Später erfuhren wir, schon lange wieder auf dem Festland zurück, daß die Insel sich auf ihre 100-Jahrfeier vorbereite – und das da etwas ganz Großes steigen werde: “1890 – 1990 – Helgoland 100 Jahre deutsch” lautete das Motto. Aber just zur selben Zeit passierte die Wiedervereinigung – und kein Schwein interessierte sich mehr für den roten Felsen. Die Zahl der Tages- und der Dauergäste halbierte sich glatt, Nordseehalle und Kurhotel standen ungenutzt da und wurden schnell immer baufälliger, selbst das Kurhaus blieb im Sommer geschlossen. Das Besorgniserregendste aber war: Immer mehr Helgoländer fingen an, ihr Geld auf dem Festland zu investieren.

Eine Studie des Braunschweiger Büros für Sozial- und Freizeitforschung (BSF) kam zu dem Ergebnis: “Für die gebotene Leistung ist Helgoland konkurrenzlos teuer!” Dabei sei es bereits “auf einer Abwärtsspirale ziemlich weit unten angekommen”. Die Braunschweiger empfahlen den Hollunern, wie sich die friesischen Inselbewohner selber nennen, aus ihrem roten Felsen ein “Naturerlebnis” zu machen. Erst einmal startete man eine große “Aufräumaktion”, dann wurden Gold- und Silbermedaillen in Auftrag gegeben – mit dem Spruch “Rüm hart, kloar kimmen” (Offenes Herz, klarer Verstand), und eine “Miß Helgoland” gewählt. Auch Boris Becker konnte man kurzfristig für Helgoland mobilisieren. In der Besuchergunst gewannen jedoch immer mehr die weißen Felsen auf Rügen.

Nur mit Millioneninvestitionen versprach man sich eine Wiederankurbelung des Tourismusgeschäfts – aber woher nehmen? 1995 ist von einer “Steuer- und Lottofreiheit” die Rede. Und statt Zigaretten und Alkohol will man zukünftig “Anspruchsvolleres” verkaufen. Außerdem verspricht man sich einiges von einer neuen Schnellfähre “Helgoland” – aber diese wird zunächst vom Bund verboten. Stattdessen soll 1998 eine Stiftung den roten Felsen “retten”.

1999 naht das Ende der zollfreien Einkäufe in der Nord- und Ostsee, was Helgoland laut der taz eine “Sinnkrise” beschert, obwohl man diesbezüglich auf langfristige Verträge pochen kann und die Befreiung von der Mehrwertsteuer erhalten bleiben soll. Darüberhinaus versuchen sich die Helgoländer schon mal mit Kunst, vor allem mit Konzerten anzufreunden, gleich kommt es jedoch erneut zu einem kleinen “Kunstkonflikt”.

Besser funktioniert es dann mit der Betonung der “pollenfreien Luft”, um neben den skandalerpichten Kulturtouristen auch noch die dankbar durchatmenden Allergiker anzulocken. 1999 eröffnet ein neues “Designhotel” auf der Insel – anstelle des Kurhauses. Außerdem soll die Meeresforschung ausgebaut werden – das bringt Studenten.

Tatsächlich steigt die Besucherzahl im darauffolgenden Jahr wieder – um 12%, und eine Speedfähre von Bremen aus nimmt ihren Betrieb auf. Außerdem scheint sich für die zunehmende Zahl von Seebestattungen bald ein Trauercenter auf Helgoland zu lohnen.

Wie schon kurz vor Wende und Wiedervereinigung setzt dann jedoch erneut ein massenhaftes Seehundsterben ein: Allein auf der Düne vor Helgoland wurden bereits 79 tote Tiere gefunden. “Das fehlte uns gerade noch,” meint der Helgoländer Enno Boje, der jedoch längst in Berlin lebt – und deswegen die ganze Sache “nicht so verkrampft wie die op Lunn gebliebenen sieht”.

Und dann kam es auch noch zu einem Verbrechen auf der Insel, wo der letzte Mord vor 300 Jahren passierte: Drei Juwelendiebe, die mit dem Seebäderschiff auf der Insel anlandeten, erbeuteten bei einem Helgoländer Juwelier Schmuck im Wert von 98.000 Euro. Ihre Freude an der Beute währte jedoch nur wenige Stunden. Die Gangster hatten vor ihrem Coup nicht bedacht, dass sie für die 70 Kilometer zurück zum Festland auch wieder das Bäderschiff brauchten. Der Kapitän des Dampfers lichtete jedoch die Anker erst, nachdem die Polizei das Trio festgenommen hatte. “In unserer kleinen Gemeinschaft gibt es keine Anonymität: Die Menschen passen gegenseitig auf sich auf”, meinte Helgolands Kurdirektor Christian Lackner, “also man muss schon ziemlich dumm sein, wenn man auf einer so kleinen Insel mitten im Meer etwas anstellt.”

Anfang 2006 kam eine neue Hiobsbotschaft von der Insel: Der niederländische Energieversorger Essent plante dort einen riesigen Windkraft-Park:  „Mit einem Projekt nahe der Insel Helgoland leiste man Pionierarbeit in Deutschland“, sagte Essentchef van Son. Für diesen mit einer Leistung von mindestens 400 Megawatt konzipierten Windpark sei freilich noch einiges an Forschung und Erprobung erforderlich.

Auch die „Vogelgrippe“ ließ die Helgoländer zittern, die dortige Vogelwarte hielt sich jedoch in alarmistischer Hinsicht zurück. Und dann kamen auch noch gute Nachrichten aus Brüssel: Die Helgoländer dürfen weiterhin zollfreie Zigaretten verkaufen, damit ist der Einkaufstourismus erst einmal gerettet. Die taz sprach von einer „letzten Bastion der Butterfahrten“. Zwar hatte die EU diese in einem Beschluß schleifen wollen, die „robuste Umsetzung“ jedoch der Landesregierung anheim gestellt – und diese gab nun – im März 2006 – Entwarnung:

Schleswig-Holsteins Europaminister Uwe Döring (SPD) teilte mit, dass Deutschland den EU-Plan nicht umsetzen werde. Ministeriumssprecher Herbert Schnelle sagte auf Anfrage: „Wir haben da mal vorgefühlt: Der Bundesrat wird ihn nur zur Kenntnis nehmen.“ Nicht zum Wohle der Raucher und Trinker, sondern aus rein finanziellen Erwägungen: Denn eine Neuregelung würde aus der heute wohlhabenden 1400-Gemeinde Helgoland eine bedürftige Kommune machen: „Die Insel wäre dann abhängig von anderen Töpfen“, bestätigte Schnelle. Vom alten Image des „Fuselfelsens“ ist Helgoland inzwischen dennoch weit entfernt, sagt der Chef der Kurverwaltung, Christian Lackner: „Nur 15 Prozent der Gäste kommen wegen des zollfreien Einkaufs. Allerdings nehmen 85 Prozent auf dem Rückweg zum Schiff etwas mit. Aber Fusel gibt es bei Aldi billiger.“ Die Inselhändler setzen auf hochpreisige Spirituosen: „Wir haben 850 Whiskysorten“, sagt Lackner stolz. Für viele Touristen – immerhin 400.000 Tagesgäste kommen jährlich – bedeute die Fahrt nach Helgoland eine kleine Kreuzfahrt, sagt der Kurdirektor. Eine Kreuzfahrt für Arme (Raucher und Trinker).

Es kam noch besser:  „Nach drastischen Rückgängen bei den Gästezahlen einigten sich Vertreter von Politik, Wirtschaft und Verwaltung gestern auf Eckpunkte. Demnach soll Helgoland wieder Fördermittel des Landes Schleswig-Holstein erhalten, um seine Infrastruktur zu verbessern. Zudem soll die Insel ihr touristisches Profil schärfen. Im Gespräch ist unter anderem der Ausbau des Wellnesstourismus.“ (dpa) Als erstes wurde mal das alte Schwimmbad abgerissen.

Dann stand wieder eine Kulturveranstaltung an – diesmal ohne Skandal: Helgoland ehrte seinen Schriftsteller James Krüss:  „Mein Urgroßvater und ich“, „Der Leuchtturm auf den Hummerklippen“, „Timm Thaler“: die Bücher von James Krüss (1926 bis 1997) gehören zu den Klassikern der deutschen Jugendliteratur. Die meisten schildern liebevoll das Leben auf der deutschen Hochseeinsel Helgoland zwischen Hummerbuden und Badestrand. Krüss‘ Heimat wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Krüss ließ sich nach dem Krieg im Süden nieder. Seine Schwester Erni Rickmers, Jahrgang 1928, kehrte auf die Insel zurück und lebt dort noch heute. Die FAZ interviewte sie aus diesem Anlaß.

Frage: Was wollte Hitler auf Helgoland?

„Ihn interessierte der Ausbau der Insel zur Festung, der U-Boot-Bunker.“

Ihre Familie stand sogar in geschäftlicher Beziehung mit ihm, wenn auch nur kurz.

„Ja, nach seinem Besuch 1938 hat Hitler bei meinem Onkel Leo Friedrichs ein paar Kilo Hummer bestellt. Mein Onkel sah keine Veranlassung, sie ihm zu schenken, aber er hat ihm einen Spezialpreis gemacht. Das kann man in dem alten Kontorbuch sehen, das wir aus den Trümmern gerettet haben. Da steht aber auch, daß Hitler die Hummer nie bezahlt hat.“ (Der Führer hat also nicht nur das deutsche Volk betrogen, sondern auch noch einen Helgoländer Hummerhändler.)

 

Für Ernst Aust, Hoch die Faust!

Der Hamburger Redakteur Ernst Aust war KPD-Politiker, im Parteiauftrag gab er ab dem 1. Mai 1953 die Küstenzeitung „Blinkfüer“ heraus. Sie diente der „Bewegung zur Befreiung Helgolands“. Die 1890 von den Engländern gegen Sansibar eingetauschte Felseninsel wurde 1945 bombardiert und danach von den Briten erneut in Besitz genommen. Sie sprengten 1947 die U-Boot-Bunkeranlagen und nutzten den Inselrest als „Bombenabwurfplatz“. Die umgesiedelten Helgoländer wurden daraufhin politisch initiativ, um die Insel wieder zu besiedeln. Nachdem 1950 drei Heidelberger Studenten die Insel für einige Tage besetzt hatten, entstand eine – erfolgreiche – „breite Bewegung zur Rettung Helgolands“, die  u.a. von Austs „Blinkfüer“ ideologisch befeuert wurde. Dazu gehörte auch, dass er das Fernsehprogramm der DDR darin abdruckte. Nach dem Mauerbau 1961 drohte der Axel-Springer-Verlag als Quasimonopolist den Hamburger Zeitungshändlern mit Boykott, wenn sie weiter Zeitungen mit dem „ostzonalen  Fernsehprogramm“ verkauften.

Dagegen klagte der „Blinkfüer“ erfolgreich – und ging deswegen 1969 in die BRD-Geschichte ein: mit der „Blinkfüer-Entscheidung“ des Bundesverfassungsgerichts. Die Helgoländer hatten schon vorher begonnen, ihre Inselsiedlung wieder – als Seebad – aufzubauen. Aust war im Konflikt zwischen Moskau und Peking nach 1959 von den sowjetischen „Revisionisten“ (die eine „friedliche Koexistenz“ mit dem Klassenfeind wollten) abgerückt und hatte 1967 die maoistische Zeitung „Roter Morgen“ gegründet, ein Jahr später die maoistische Partei KPD/ML. Nach Maos Tod und der Entmachtung der kulturrevolutionären „Viererbande“  schwenkte die KPD/ML 1978 mit ihm als Vorsitzenden auf den Kurs der albanischen Kommunisten unter Enver Hoxha ein. Dieser hatte Aust bereits 1974 zu einem Vier-Augen-Gespräch empfangen. Im „Roten Morgen“ hieß es später über eine 1.Mai-Rede von Ernst Aust: „Langanhaltender Beifall, wiederholtes rhythmisches Klatschen; Rufe: Vorwärts mit der KPD/ML; erneuter Beifall; Rufe: Für ein vereintes, unabhängiges, sozialistisches Deutschland! – Hoch die internationale Solidarität! Erneuter Beifall, Rufe: Es lebe Marx, Engels, Lenin, Stalin, Mao Tsetung und Enver Hoxha! – Es lebe der III. Parteitag der KPD/ML! – Für Ernst Aust, hoch die Faust! Beifall, rhythmisches Klatschen; Rufe: Es lebe das Zentralkomitee der KPD/ML! Beifall, rhythmisches Klatschen; Rufe: Es lebe die marxistisch-leninistische Weltbewegung! Beifall.“ Der 1923 geborene Ernst Aust starb 1985. Die Hoxha-Partei wandelte sich inzwischen zu einer Sozialdemokratischen, die KPD/ML existiert dagegen noch heute – in mehreren Splittergruppen allerdings.
Aus einer kamen einst zwei Mitglieder der Düsseldorfer Punkband „ZK“, aus der 1982 die „Toten Hosen“ hervorgingen, die 1986 auf ihrer Tournee „Damenwahl“ auch Helgoland bespielen wollten (siehe oben).

 

 

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https://blogs.taz.de/hausmeisterblog/2006/09/16/uberfriesen-5/

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kommentare

  • Letzte Helgoland-Nachrichten:

    Am 9.November (sic) riß eine Sturmflut den Strand von Helgolands kleiner Schwesterinsel „Düne“ ins Meer. Und nun droht auch noch das „Wahrzeichen von Helgoland“ bei der nächsten Sturmflut zu verschwinden – vielleicht schon in diesem Winter: Der seit 1850 vom Rest der Insel abgetrennte Sandsteinfelsen „Lange Anna“. „Es besteht bereits akute Gefahr,“ so heißt es in einem neueren Gutachten von einigen Harburger Forschern.

    Der auf Briefmarken geprägte 48 Meter hohe Solitär wiegt noch 25.000 Tonnen, aber jedes Jahr bröckelt eine Tonne ab. Seit langem denken Ingenieure schon darüber nach, wie der Felsen zu retten ist, nun ergaben jedoch die Untersuchungen: Er ist nicht mehr zu retten bzw. seine Rettung käme viel zu teuer.

    Die SZ schreibt: „Eine Schicht besonders labilen Sandsteins durchzieht die Lange Anna an der dünnsten Stelle in 16 Meter Höhe. Die sogenannte Katersandlage könnte sich als Sollbruchstelle erweisen.“ Mit dem Sollen kann eigentlich nur Gott als Erster Brecher gemeint sein, denn das Wort Sollbruchstelle kommt aus der kapitalistischen Industrie und bezeichnet eine eingebaute Schwachstelle, um die Lebensdauer eines Produkts/einer Ware gezielt zu verkürzen, damit man ein neues kaufen muß.

    Helgolands Bürgermeister Botter gab jüngst die traurigen Worte zu Protokoll: „Die Lange Anna wird ihrem Schicksal überlassen bleiben müssen.“
    Aber auch den Rest der Insel wird es nicht ewig geben: Jedes Jahr verliert sie 20 Zentimeter.

  • Noch mal zum Komplex „Wetter Meer und Friesland“. Angesichts der anhaltenden Klimaerwärmung und dem Schmelzen der polaren Eiskappen werden auch in Friesland neue Deichüberlegungen angestellt – und zum Teil auch demnächst realisiert.

    Dazu hat gerade Jan Pfaff aus Neufeld im Tagesspiegel Erhellendes beigesteuert. Obwohl nicht dazu befugt, möchte ich seinen Artikel hier reinstellen:

    Wahrscheinlich ist es nicht verwunderlich, dass einem Bilder in den Kopf schießen, wenn man sich mit Rüdiger Schirmacher zu einem Treffen verabredet. Es sind Bilder von einer hageren Gestalt, einem wehenden Mantel und einem weißen Ross. Bilder von einem Mann, der auf einem Schimmel die Deichkrone entlangsprengt und nur anhält, um seine Arbeiter anzutreiben. Sie sollen einen Deich errichten, wie es ihn noch nie gegeben hat. Er soll sein Lebenswerk werden.

    Es sind Bilder, die der Schriftsteller Theodor Storm Ende des 19. Jahrhunderts in seiner Novelle „Der Schimmelreiter“ geprägt hat. Darin versucht der ebenso weitsichtige wie ehrgeizige Deichgraf Hauke Haien, einen kolossalen Deich zu bauen – und muss nicht nur dem Meer trotzen, sondern auch dem Beharrungsvermögen seiner Mitbürger.

    Es ist ein Kampf, den Rüdiger Schirmacher nur zu gut kennt. Der 57 Jahre alte Diplomingenieur ist ein moderner Deichgraf, „Leiter des Planungsstabs Küstenschutz in Schleswig-Holstein“. Er verantwortet ein Deichprojekt, das auf nicht weniger Widerstand stößt, das aber auch nicht weniger kolossal ist als das von Hauke Haien: Der Schimmelreiter wollte dem Meer im 19. Jahrhundert noch fruchtbares Ackerland abringen; Rüdiger Schirmacher kämpft nun darum, dass sich das Meer das Land nicht zurückholt.

    Schirmachers Projekt wurde 2001 von der schleswig-holsteinischen Landesregierung beschlossen. Sein Auftrag lautet: Sämtliche Nordseedeiche des Landes sollen in den nächsten Jahren mindestens um einen halben Meter erhöht werden. Es ist dringend. Wegen des Klimawandels müssen sich die Küstenbewohner in den nächsten Jahren auf einen steigenden Meeresspiegel und heftigere Stürme einstellen. Bei Sturmfluten ist ein Viertel Schleswig-Holsteins von Überschwemmungen bedroht.

    Aus diesem Grund stapft der Diplomingenieur nun breitbeinig durch den Matsch, grüßt die Handwerker und lobt, wie weit die Arbeiten an der Deichmauer schon vorangekommen sind. An der Elbmündung wird der Schutzwall auf einer Länge von neun Kilometern verstärkt. Wenn Schirmacher die Fakten aufzählt, schwingt der Stolz eines Baumeisters in seiner Stimme: „Für den Deichkern haben Lastwagen 800 000 Kubikmeter Sand herangekarrt, fast genauso viel schweren Kleiboden für die Abdeckung.“ Insgesamt koste das Großprojekt 35 Millionen Euro.

    Von einer streitbaren Persönlichkeit, wie Hauke Haien es war, kann man bei Schirmacher auf den ersten Blick nicht sprechen. In gemütlichem Plauderton erzählt er von seiner Arbeit. Wenn das Gespräch allerdings auf die Bewohner des kleinen Dorfs Neufeld im Südwesten Schleswig-Holsteins kommt, schwindet die Gelassenheit aus seiner Stimme. Er sagt dann nur knapp: „Das sind schwierige Menschen.“

    Das letzte Stück der Baustelle macht Schirmacher nämlich die meisten Probleme. Dort stehen vier Häuser direkt auf dem alten Deich, der deshalb nicht so weit erhöht werden kann wie eigentlich vorgesehen. Das Angebot der Behörde, ihnen die Häuser abzukaufen, lehnten zwei der Anwohner ab. Einer von ihnen ist Peter Haje. „Op’n Diek“ heißt Hajes Gaststätte – auf dem Deich. Zu ihm kommen die Gäste, um geräucherten Fisch zu essen und den Ausblick über die Elbmündung zu genießen. Sieben Jahre Lärm und Ärger habe ihm Schirmachers Baustelle eingebracht, sagt Haje. Dabei sei das Ganze völlig unnötig.

    Vom Deich gleitet der Blick über flache Wiesen mit Schafherden. Einige Kilometer entfernt sieht man Containerschiffriesen aus der Nordsee in die Elbmündung einfahren und langsam stromaufwärts ziehen. Das Meer scheint weit genug weg, um sich in Neufeld sicher zu fühlen. „Das trügt“, sagt Schirmacher. „Der alte Deich ist zu niedrig, die Böschung zu steil.“

    Es ist ein Satz, der so wörtlich in Storms Schimmelreiter-Novelle stehen könnte. Ein Stück weit könne er die Hausbesitzer ja verstehen, sagt Schirmacher. „Aber man muss auch an die Sicherheit von 25 000 Menschen im Hinterland denken, die von einem Deichbruch betroffen wären.“

    Peter Haje hat auf das Kaufangebot der Behörde damals geantwortet, dass er seine Gaststätte für 2,5 Millionen Mark aufgeben würde. Ein Fantasiepreis. Genauso gut hätte er antworten können, dass er niemals verkaufen würde. Haje ist ein schwerer Mann mit weißgrauen Haaren, 58 Jahre alt, Schützenkönig im Dorfverein. Früher war er einmal Schäfer. In der Gaststätte hängen Schwarzweißfotos an den Wänden. Bilder aus der Zeit der Jahrhundertwende, als im Neufelder Hafen noch keine Sportboote lagen, sondern Fischer von dort aufs Meer fuhren. Erfahrung sei an der Küste noch etwas wert, sagt Haje. „Als unsere Vorfahren Häuser auf den Deich bauten, haben sie schon gewusst, was sie taten.“

    Der Wind, sagt Haje, drücke bei einer Sturmflut die Wellen immer auf die andere Seite der Elbmündung. Dadurch sei Neufeld geschützt. So wie bei der großen Sturmflut 1962. Auf der gegenüberliegenden Seite tobte das Meer. Die Wellen nagten den Deich dort bis auf einen Fußbreit ab. Als 13 Jahre alter Junge stand auch Haje damals auf dem zerfressenen Damm, starrte erschreckt und fasziniert zugleich auf das tosende Wasser. „Ich weiß, was eine Sturmflut bedeutet“, sagt er. Aber er wisse auch, dass es in Neufeld damals keinen Wellenschlag gegeben habe. Der alte Deich sei völlig ausreichend, die Gefahr herbeigeredet.

    Andere Deichbewohner denken ähnlich. Eine alte Dame sagt: „Vom Klimawandel bekomme ich sowieso nichts mehr mit.“ Im Nachbarhaus zuckt der Besitzer mit den Schultern. „Das wird schon nicht so schlimm werden.“

    Es sind Stimmen, wie sie den Deichbau seit seinem Anbeginn begleiten, Stimmen von Zweiflern, aber auch von Sorglosen und von jenen, die durch den Deichbau einen persönlichen Nachteil befürchten. Aus der Geschichte vom Schimmelreiter müsse man trotzdem etwas lernen, sagt Rüdiger Schirmacher. „Während Hauke Haien alles allein entschieden hat, versuchen wir heute, Rücksicht auf die Erfahrungen und Bedürfnisse der Menschen zu nehmen.“ So habe man den niedrigeren Wellenschlag an dieser Stelle durchaus einberechnet – allerdings mit dem Ergebnis, dass der alte Deich dennoch nicht für den Klimawandel gerüstet sei.

    In der Schimmelreiter-Novelle reitet Hauke Haien rastlos die Küste entlang. Ständig angetrieben von der Sorge, nicht genug für die Sicherheit der Deiche getan zu haben. Diese Unruhe kennt auch Schirmacher. Ihn allerdings führte sie nicht nach draußen, sondern an seinen Schreibtisch. Neulich habe er sich einmal hingesetzt und ausgerechnet, was es kosten würde, alle Deiche in Schleswig-Holstein um einen weiteren Meter zu erhöhen. Falls etwa in Grönland das Eis schneller schmelzen sollte, als die Wissenschaftler heute erwarten.

    Das Eis ist die große Unbekannte in den Klimaszenarien. Es taut nicht gleichmäßig ab, sondern immer schneller, je weiter es voranschreitet. Schmilzt es zu schnell, könnte das den Meeresspiegel in den nächsten 100 Jahren zusätzlich um 10 bis 20 Zentimeter anheben.

    Nachdem er alle Zahlen addiert hatte, stand auf Schirmachers Papier eine Summe, die ihn erschreckt hat. Über eine Milliarde Euro würde ein Meter mehr Sicherheit kosten, allein für die schleswig-holsteinische Küste. Niedersachsen brauchte mindestens genauso viel. „Technisch können wir das in Deutschland in den Griff bekommen. Es ist vor allem eine Frage der Kosten“, sagt Schirmacher.

    Vor Peter Hajes Gaststätte haben Schirmachers Bauarbeiter nun eine Hochwasserschutzwand aus Klinkersteinen hochgezogen. Es ist ein Kompromiss. Nach längeren Verhandlungen einigten Anwohner und Behörde sich auf die Höhe der Schutzmauer: 6,50 Meter über dem Meeresspiegel statt knapp acht Meter wie ursprünglich vorgesehen. Ohne den Ausblick von der Terrasse, sagte Haje, blieben seine Gäste weg. Dann müsste er schließen, vier Angestellte entlassen. Und so wurden in der Mauer vor seiner Terrasse zusätzlich Scheiben eingesetzt – aus sieben Zentimeter dickem Glas.

    In Storms Novelle taucht Hauke Haien nach seinem Tod immer wieder dort als gespenstischer Reiter auf, wo sich in stürmischer Nacht ein Deichbruch ankündigt. In Neufeld soll der Reiter nie vorbeikommen. Dafür will Schirmacher auf jeden Fall sorgen: Hinter den vier Häusern auf dem Deich wird eine zweite Schutzwand in regulärer Höhe errichtet – um das Hinterland zu schützen.

  • Ich darf mir hier doch selbst einen „kommentar verpassen? Oder ist ein solches Gyros-Konto unter uns bloggern nicht ouzo? Egal!

    Zu Helgoland noch dies:

    2001 interviewte die „Neue Rundschau“ Alexander Kluge zu seinem literarischen Lebenswerk „Die Chronik der Gefühle“, von der bis dato 800 Seiten (von 2000) erschienen waren:

    NR: Gleich die erste Geschichte in Ihrem Buch fängt programmatisch mit der Beschreibung einer Wetterlage an, und auch in anderen Geschichten wird immer wieder auf das Wetter hingewiesen. In Ihrem Versuch, den Gipfel von Rejkavik 1985 zu rekonstruieren, fragen sie in einer Ihrer Fernsehsendungen den ehemaligen amerikanischen Sicherheitsberater Reagans und auch Gorbatschow nach dem damaligen Wetter. Es herrschte offenbar ein kaltes, depressives Nieselwetter. Sind denn diese Umstände, die wir für die Rationalität politischer Entscheidungen als peripher erachten, aus Ihrer Sicht wesentliche Mitakteure der Geschichte?

    ALEXANDER KLUGE: Vor allem die Tiefs. Ein Tief treibt Willy Brandt auf Helgoland unmittelbar in den Rücktritt. Auch die aggressiven Hochs, wenn die Sonne zusticht, bilden gefährliche Wetterlagen für das Gemüt. Der Mensch ist für beides nicht wirklich gemacht. Er ist für eine Gemischtwetterlage gemacht mit leichter Nervosität und Abwechslung. Die Einförmigkeit eines Sturmtiefs ist etwas Gefährliches, es bedroht das Leben und zeigt an, daß es sehr rasch enden kann. Wenn Sie sehen, daß der Mann ohne Eigenschaften mit einer genauen Wetterbeschreibung beginnt, dann sehen Sie, daß solche Einsichten nicht neu sind. Von Homer bis zu Robert Musil sind das Metaphern und bei mir ist es ein Grundgefühl. Die Kälte, die von Astrachan auf Stalingrad heranweht, ist für mich etwas Wirkliches – so wie der Staub über einer Stadt nach einem Luftangriff, wenn der Sonnenglast darauf liegt und die Leichen stinken. Das sind Augenblicke, wo das Wetter nicht mehr Wetter allein ist. Ich glaube, daß die Gemüter der Menschen sich davon nicht unabhängig machen können.

  • Wie hoch ist der Lottojackpot?
    29 oder 33 Millionen? Im Radio läuft Simon und Garfunkel.
    Polizeiwitze auf englisch habe ich bekommen und zum Teil aufgrund der mir unbekannten Wörter net verstanden.
    Polizei, Piraten und Hinrichs und so in so einem Aufsatz hat mir sehr gut gefallen.
    Das neue Alsterradio 106, Rock und Pop
    Knut Hinrichs

  • Zum denken und Nachdenken sind wenige Menschen geeignet, obwohl alle zum Rechthaben neigen, jedoch steht die Tatsache vor – Insel Helgoland und Düne seit 15.12.2004 Staatshoheitsgebiet des souveränen absoluten Monarchiestaat – State Kingdom of Marduk – hingeworden ist. Es ist doch allseits bekannt gewesen, Helgoland und die Düne, seit der Nachkriegszeit, absolut staatsfreies Territorium wurde, weder zu PI / SH / BRD zugehörte, und seit 15.12.2004 der Stadtsheriff u. Bgm. Botter samt Gemeinderat und Verwaltung vor Ort amtsenthoben wurden – weder PI / SH / BRD / EU etc. hier auf Helgoland – jene aus Übersee keine Kompetenzen mehr haben, ist der Merkel, wie Ganovenharry in Kiel dem SH MP wohlbekannt.

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