Soeben wurde die dritte Nummer unserer deutsch-mongolischen Zeitschrift „SuperNomad“ ausgeliefert. Da es dafür noch keinen taz-blog gibt, sei hier ein Beitrag aus der 3.Nummer reingestellt:
Während die DDR vorwiegend mongolische Literatur, von alten aber auch jüngeren Autoren auf Deutsch veröffentlichte, überwiegt hier und jetzt die Literatur über die Mongolei. Es entstehen nicht nur – wegen der vielen Geberländer, die dort heute tätig sind – eine Unmenge Forschungs- und Entwicklungs-Berichte, daneben werden auch immer mehr Reisenotizen publiziert oder alte Reiseberichte ausgegraben und neu ediert. Es gab in Deutschland zwei „Mongolistik-Schulen“: eine – noch aus der Geopolitik des Nationalsozialismus überkommene – an der Bonner Universität und eine neue – solidarisch ausgerichtete – in Ostberlin, nachdem die DDR im Rahmen der internationalen Bruderhilfe besonders enge Beziehungen zur Mongolei aufgenommen hatte.
Zu den wenigen noch lebenden mongolischen Schriftstellern, die erst in der DDR, aber dann auch im Westen bekannt wurden, gehört Galsan Tschinag. Er schreibt seit seinem Germanistik-Studium in Leipzig in den Sechzigerjahren auf Deutsch. Zuletzt erschien von ihm ein Roman über „Dschingis Khan“ – rechtzeitig zur 800-Jahrfeier der Mongolei 2006, wobei der Autor sich darin jedoch kritisch mit dem seit 1990 zunehmenden – staatlichen wie auch privatgewerblichen – „Dschingis-Khan“-Rummel in der Mongolei auseinandersetzt. Zudem ist er weit davon entfernt, den Mongolenherrscher, wie neuerdings auch wieder etliche russische und amerikanische Geopolitiker, zu verherrlichen, dessen Leben – folgt man seinen neun von Tschinag aufgezeichneten letzten (Alp-)t
räumen – vorwiegend aus Ficken und Töten bestand. Es geht dem Tuwiner Tschinag primär um dessen mit der Ersten Natur noch eng verbundene Jagdmotive dabei – und ihre moralisch-intellektuelle Durchdringung am Ende des Lebens – die darin gipfelt, dass der vom Pferd gefallene Herrscher zuletzt auch noch seine eigene Ermordung befiehlt. Tschinags Bücher sind in der Mongolei so gut wie unbekannt, einzig ein kleiner schlecht gedruckter Gedichtsband erschien dort vor 12 Jahren. „Nomaden lesen nicht,“ meint der Autor, der dieses Bändchen zwar zu Hochzeiten und ähnlichen Anlässen gerne verschenkt, aber nur, um damit z.B. das erste Feuer in der Jurte des jungen Paares anzuzünden. Einen Teil der darin enthaltenen Gedichte gibt es jetzt auch auf Deutsch – unter dem Titel „Liebesgedichte“.
Ein Schweizer Verlag hat sich die Herausgabe des umfangreichen Gesamtwerks von Fritz Mühlenweg vorgenommen. Der Konstanzer Drogist war Ende der Zwanzigerjahre im Auftrag der Lufthansa in die Mongolei aufgebrochen: „Drei Mal habe ich die Mongolei bereist und jedes Mal war es schöner,“ schrieb er – begeistert von der Lebensweise und Gastfreundschaft der Viehzüchternomaden. Besonders hatte es Mühlenweg der mongolische Freiheitskämpfer und Nationalist Dampignak angetan, den er selbst nicht mehr in dessen Festung in der Wüste Gobi kennenlernen konnte, da Dampignak zuvor auf Betreiben des mongolischen Revolutionsführers Sukhbaatar ermordet worden war. Auch Sukhbaatar wurde – 1923 – getötet.
In einer Festschrift für den Bonner Mongolisten Walther Heissig veröffentlichte seine Kollegin Veronika Veit 1973 Näheres über „Die Ermordung Dambijzancans“, wobei sie sich u.a. auf einen Bericht stützte, den der Leiter des Exekutionskommandos D. Nanzad nach der Tat 1922 verfaßt hatte. In einer Email meinte sie jedoch kürzlich: Ob es sich bei dem Mühlenwegschen „Dampignak“ um den von ihr in den „Serta Tibeto-Mongolica“ behandelten Dambijzancan handelt, „ist unklar, nach der Persönlichkeit sogar wenig wahrscheinlich“. Im Mühlenweg-Reader“Drei Mal Mongolei“ hat die Sinologin Gabriele Goldfuß desungeachtet jedoch gerade Veronika Veits Dambijzancan-Forschungen herangezogen, um Mühlenbecks „Dampignak“-Porträts historisch zu fundieren.
Eine ähnlich detektivische Arbeit hat sich auch der brasilianische Journalist Bernardo Carvalho gemacht, allerdings nur, um seinen Bericht über eine Reise „5000 Kilometer durch das Landesinnere der Mongolei“ damit quasi zu rahmen. Zusammen mit einem einheimischen Führer und einem Fahrer macht er sich auf die Suche nach einem dort irgendwo verschollenen Brasilianer. Wo dieser „Plot“ sich mit seiner Reiseerfahrung berührt, kommt Mühlenwegsche Mongoleierkenntnis zustande. So wenn der Autor z.B. sauer ist, weil sein „Guide“ Purevbaatar immer wieder von der vermeintlich festgelegten Route abbiegt, nur um anscheinend Verwandte zu besuchen – und der ihn dann aufklärt: „Ich nehme meine Arbeit sehr ernst…Welche Route das ist, hängt davon ab, wem wir unterwegs begegnen. In einem Land von Nomaden bleiben die Menschen logischerweise nie am selben Ort. Entsprechend der Jahreszeit wandern sie weiter. Die Menschen sind die Orte.“ Und dass was die Seßhaften Orte nennen – Versammlungsstätten, Winterplätze, Wasserstellen, zwischen denen sie sich wie von A nach B bewegen – ist bei den Nomaden den Wegen, die sie bestimmten, streng untergeordnet.
Geradezu oberflächlich macht sich dagegen der Photo-Reisebericht von Michael Schindhelm und Jörg Jeshel aus: „Das Kamel auf der Startbahn“. Dazu heißt es im Klappentext: „Weil seine Bewerbung als Flugbegleiter bei der Lufthansa ohne Antwort blieb, plant der Autor, ein Reisebüro zu eröffnen, das sich auf Trekkingtouren in der Mongolei spezialisiert. Zielgruppe sind konsummüde, aber kaufkräftige Nachachtundsechziger.“ Das dünne Buch besteht aus tagebuchartigen Skizzen. Um „die multimediale Reise abzurunden“ wurde vom Verlag noch eine CD mit lauter Musik aus turksprachigen Ländern beigefügt.
Wenn die Mongoleierfahrung von Michael Schindhelm viel zu kurz war, dann ist – umgekehrt – die 25 Jahre dauernde Deutschlanderfahrung von Tschuluunzezeg Gaaw zu lang gewesen: Sie wurde 1962 in einem nomadischen Winterquartier geboren – und bekam den Namen „Steinblume“. Nach der Schule studierte sie Ingenieurtechnik bei Dresden, heiratete, bekam zwei Kinder, ließ sich scheiden, machte sich als Händlerin selbständig und absolvierte eine Ausbildung als Altenpflegerin. Sie wohnt derzeit im Erzgebirge. Wenn es finanziell möglich ist und eine Feier in der Familie ansteht, fliegt sie mit ihren Kindern nach Hause in die Mongolei. 2007 veröffentlichte ein süddeutscher Verlag ihre Lebensgeschichte – unter dem Titel „Die kleine Steinblume: Das Glück des Ankommens“. Die Autorin hat sich auf die Schilderung ihrer unmittelbaren Lebensumstände beschränkt – vielleicht ließen diese auch nichts anderes zu. Obwohl es viele Farbfotos aus ihrem Leben enthält, kommt ihr Buch bescheiden und wie selbstverlegt – geradezu anrührend – daher.
Sehr viel glamouröser wirkt dagegen das „Ankommen“ der mongolischen Mode in Deutschland: In den letzten Jahren stellten mongolische Modemacherinnen bereits mehrmals hier ihre teuersten Kreationen vor – zusammen mit einigen inzwischen international beschäftigten mongolischen Models. Das in Ostberlin und Stuttgart domizilierte „Institut für Auslandsbeziehungen“ hat nun eine nicht minder aufwendige Ausstellung über „Mode made in Mongolia“ ausgerichtet: „abgesteppt“ heißt sie – wie auch der dazugehörige Katalog, der u.a. ein „Foto-Essay“ aus der Mongolei von Jens Rötzsch enthält.
Nicht weniger begeisternd ist die Foto-Sammlung des Mongoleiforschers Hermann Consten, der zwischen 1907 und 1929 mehrmals wie Mühlenweg die Mongolei bereiste. Die Präsidentin der Deutsch-Mongolischen Gesellschaft e.V. in Bonn, Doris Götting, hat daraus zusammen mit der Ethnologin Barbara Frey Näf und der Germanistin Rita Mielke eine Wanderausstellung samt umfangreichen Katalog gemacht: „Bilder aus der Ferne“ betitelt.
All diese Werke sind Ausdruck eines wachsenden Interesses an der Mongolei und der alten nomadischen Lebensweise, von der der Südtiroler Bergsteiger und Extremerfahrungssammler Reinhold Messmer nach einer Wanderung durch die Wüste Gobi (für die er sich „aus Respekt vor den Einheimischen“ den Bart abnehmen ließ), meinte: “ Diese alternative Lebensform, so mutig und archaisch sie sein mag, wird unserem modernen Nomadentum nicht genug entgegenzusetzen haben, um mit ihren ureigenen Werten weiterbestehen zu können.“ („Die Wüste in mir“, 2004). Die FAZ war dagegen umgekehrt ganz optimistisch, dass die „modernen Nomaden“ – womit vor allem mobile Arbeitsmigranten gemeint sind – auch in Deutschland bald zunehmen werden: „Bis zum Jahr 2030 werden 20 Millionen Menschen in Europa fehlen“. Noch bremse zwar die SPD – aus wahrscheinlich lohnprotektionistischen Gründen, aber die CDU, besonders der Wirtschaftsminister, setze sich bereits für „eine Lockerung des Aufenthaltsrechts“ ein. Ihm bleibe dafür jedoch kaum noch Zeit: „Denn andere Länder schlafen nicht“. Es ist paradox: Während die Seßhaften zum Nomadismus gezwungen werden, will man fast weltweit die nomadischen Viehzüchter partout seßhaft machen. Mitunter kommt dies sozusagen in einem Atemzug zum Ausdruck – so gerade in Kirgistan: Dort will man wegen der vielen als Arbeitsmigranten außer Landes gegangenen Männer für die dagebliebenen und erneut nomadische Viehzüchter gewordenen wieder die Vielweiberei einführen – um dem Frauenüberschuß im Land abzuhelfen. Nahezu überall verknüpft sich jetzt Archaisches und Postmodernes zu ebenso grellen wie groben Mustern.
Galsan Tschinag: „Die neun Träume des Dschingis Khan“, „Liebesgedichte“, Insel-Verlag, Frankfurt/Main und Leipzig 2007.
Fritz Mühlenweg: „In Geheimer Mission durch die Wüste Gobi“, „Fremde auf dem Pfad der Nachdenklichkeit“, „Drei Mal Mongolei“, „Nuni“, „Kleine mongolische Heimlichkeiten“, Libelle Verlag, Lengwil 2003-2007
Veronika Veit: in „Serta Tibeto-Mongolica“, Kommissionsverlag O. Harrassowitz, Wiesbaden 1973
Bernardo Carvalho: „mongolia“, Luchterhand-Verlag, München 2007
Michael Schindhelm/Jörg Jeshel: „das kamel auf der start
bahn“, Chr. Merian Verlag, Basel 2004
Tschuluunzezeg Gaaw: „Die kleine Steinblume. Das Glück des Ankommens“, EWK-Verlag, Kühbach-Unterbernbach 2007
Katalog: „abgesteppt.Mode made in Mongolia“, hrsg. von der ifa-galerie, Berlin und Stuttgart 2007
Katalog: „Bilder aus der Ferne“, hrsg. von der Deutsch-Mongolischen Gesellschaft e.V., Bonn 2007
Leider gibt es noch immer mehr Filme über die Mongolei als aus der Mongolei, obwohl wir uns seit Jahren bemühen, welche von dort z.B. für die „Berlinale“ zu beschaffen. Dort liefen heuer wieder nur zwei Filme über die Mongolei – der eine kommt aus China, der andere aus Korea. Beide Filme waren Wettbewerbsbeiträge. Der erste – „Tuyas Ehe“ – wurde mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Sein Regisseur Wang Quan’an erklärte: „Meine Mutter wurde in der Inneren Mongolei geboren. Ich habe darum die Mongolen, ihre Lebensart und ihre Musik schon immer sehr gern gemocht. Als ich erfuhr, dass die gewaltige Ausbreitung der Industrie die Steppe immer wüstenähnlicher werden lässt und die örtliche Verwaltung die Hirten zwingt, ihre Weidegründe zu verlassen, beschloss ich, einen Film zu drehen, der alles dies festhält, bevor es endgültig verschwindet.“
In „Tuyas Ehe“ geht es darum, dass eine mongolische Hirtin (gespielt von einer chinesischen Schauspielerin) nahezu allein für ihre Kinder, die Herde und ihren seit einem Unfall behinderten Mann Bater sorgen muß. Dieser versucht sie zur Scheidung zu bewegen, was Tuya zuerst ablehnt. Erst nachdem sie selbst krank wird, überlegt sie, darauf einzugehen, um einen neuen Mann zu finden, der ihre Familie und ihren kranken Mann unterstützen könnte. Während alle potentiellen Heiratskandidaten ablehnen, weil sie sich nicht auch noch um Tuyas geschiedenen Mann kümmern wollen, geht Baolier, der früher in Tuyas Klasse ging und jetzt auftaucht, auf das Angebot ein. Tuyas Mann wird in einem Pflegeheim in der Stadt untergebracht. Da er aber zeitlebens in der Steppe gelebt hat, kommt er mit diesem Leben nicht zurecht und versucht sich umzubringen.
Der koreanische Film „The Desert Dream/Hyazgar“ spielt in der Mongolei an der Grenze zu China: Die meisten Wüstenbewohner haben bereits das Weite gesucht, nur Hangai (gespielt von dem mongolischen Schauspieler Bat-ulzii) ist zurück geblieben, überzeugt, er könne mit dem Pflanzen von kleinen Bäumchen den Kampf gegen die Dürre der Wüste gewinnen. Gleich zu Beginn des Films verlässt ihn seine Frau, die sich mit der kranken Tochter zu einem Arzt nach Ulaanbaatar auf den Weg macht. Wenig später steht eine Frau mit einem kleinen Jungen an der Hand vor seiner Jurte. Aus Nordkorea sind sie geflüchtet, der Ehemann ist an der Grenze erschossen wurden. In langen ruhigen Einstellungen zeigt Regisseur Zhang Lu wie Hangai mit der fremden Soon-hee (gespielt von Seo Jung) und ihrem Sohn zusammen lebt, verbal können sie sich nicht verständigen und reden dennoch miteinander in ihren eigenen Landessprachen. Als Hangai die Lust überkommt und er sich über Soon-hee hermacht, ersticht sie als Zeichen der Abscheu ein Schaf. Immer wieder läuft Soon-hee in die Weite der Wüste hinaus, um am Ende doch wieder in das ärmliche, aber behütete Häuschen Hangais zurückzukehren.
In einer Filmkritik heißt es: „Sowohl ‚Tuyas Ehe‘ als auch ‚The Desert Dream‘ thematisieren Menschen, die am Rande der Gesellschaft existieren, einen Lebensstil führen, der im Zeitalter des Internets und der Globalisierung unwirklich und entrückt erscheint. In dem chinesischen Film wird dieses Motiv aus der Perspektive einer Frau gezeigt, in dem koreanischen Beitrag aus der eines Mannes.“
Nachtrag:
Der Goldmann-Verlag veröffentlichte 2008 einen Krimi von Mike Walters: „Blutiger Schnee“, der in der mongolischen Hauptstadt und in der Wüste Gobi spielt.
Es geht darin um Bodenschätze, internationale Bergbaukonzerne und Korruption. Der Autor hat sich ordentlich Mühe gegeben – bei der Schilderung von Land und Leuten, den mongolischen Ermittlern und ihrem Fall sowie auch der Wüste Gobi, wo er einmal spazieren ging – und in seinem Krimi dann auch die zwei Protagonisten.
Auf Seite 371 heißt es:
„‚Und danach sind wir uns dann in der Wüste Gobi über den Weg gelaufen‘.
‚Reiner Zufall. Klar, da unten geht ja jeder an denselben Ort, wenn er inkognito bleiben will. Mensch, Nergui, ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass es Ihrem Land an Freizeiteinrichtungen fehlt?'“
„krimi-couch.de“ weiß über den Autor:
Mike Walters hat in der Ölindustrie, im Bankgeschäft und für den Rundfunk gearbeitet. In den letzten zehn Jahren war er als Unternehmensberater in allen Teilen der Welt im Einsatz. »Blutiger Schnee« ist sein erster Roman; ein weiterer Krimi mit Inspektor Nergui ist bei Goldmann bereits in Vorbereitung. Der Autor lebt mit seiner Familie in Manchester.
Aus dem Goldmann-Verlag ist zu erfahren:
Es ist inzwischen auch noch ein zweiter Mongolei-Krimi von Mike Walters erschienen: „Blutfrühling“. Leider verkauften sich die beiden Bücher mit dem polyglotten mongolischen Chefermittler Nergui nicht gut.
Den dritten Walters-Krimi erwarb der Verlag deswegen gar nicht mehr, so dass diese Mongolei-Krimireihe wahrscheinlich nicht fortgesetzt wird.
Buchhändler vermuten:
Für das übliche Krimilesepublikum ist die Mongolei mental zu weit weg, und die Mongoleikenner, zumeist Natur- und Ökotouristen, sind wiederum keine Krimileser. Erst recht wenn es in diesen darum geht, dass irgendwelche amerikanisch-australischen Bergbaukonzerne ihnen den schönen Nationalpark Gobi völlig verwüsten – wo zudem immer mehr Viehzüchternomaden, von Bergbauvorhaben in anderen Gegenden der Mongolei vertrieben, Zuflucht suchen.
2010 meldete „mongolei.de“ – news:
Zu Fuß durch die Wüste Gobi
Am 12. Oktober war Michael Giefer gemeinsam mit Frank Hülsemann aufgebrochen, den mongolischen Teil der Gobi von Norden nach Süden, bis an die mongolisch-chinesische Grenze heran, zu durchqueren.
Im Laufe von zehn Tagen legten sie eine Strecke über 450 Kilometer zurück. Ohne motorisierte Begleitung waren die beiden Extremsportler täglich 12 bis 14 Stunden unterwegs – bei Temperaturen zwischen minus 10 und plus 25 Grad.
Kurz vor ihrem Rückflug nach Deutschland hielten sie in der Deutschen Botschaft vor 35 Zuhörern einen Lichtbildervortrag über ihre Abenteuer, Erlebnisse und Erfahrungen.
Auf „wiwo.de“ findet sich die Meldung:
Zwar hatten DDR-Geologen nördlich von Ulan-Bataar Goldvorkommen entdeckt, und auch mitgeholfen, die Mine auszubeuten, aber dann begann der Zerfall der Sowjetunion und der „Goldpreis lag Ende der Neunzigerjahre nur bei rund 250 US-Dollar – kein Preis, bei dem ein Minenkonzern wild darauf ist, in unbekanntem Terrain zu investieren. So wanderte die Lizenz umher, bis die Manager des kanadischen Bergbaukonzerns Centerra Gold zugriffen, einer Tochter von Cameco, dem größten Uranförderer der Welt. Die Regierung hatte den Managern 1998 ein Angebot unterbreitet, das sie nicht ausschlagen konnten: Die Mine sollte vollständig ins Eigentum des Konzerns übergehen, zudem würden in den ersten fünf Jahren keine Steuern und Abgaben anfallen.
Die Kanadier griffen zu – das erste westliche Unternehmen, das groß in der Mongolei investierte. Bis dahin war das russisch-mongolische Kupfer-Joint-Venture Erdenet Mining das einzige nennenswerte Gemeinschaftsunternehmen des Landes gewesen. 75 Millionen Dollar steckte Centerra in den Aufbau des Förderbetriebs, 2004 nahm Boroo Gold den Betrieb auf – mit Produktionskosten von geschätzt weniger als 150 Dollar pro Tonne, bei einem Goldpreis von knapp 600 US-Dollar auch im übertragenen Sinne eine Goldgrube. Und überdies eine der modernsten Goldminen der Welt: Sie übertrifft sogar noch die strengen Umweltstandards der Weltbank.
Inzwischen gilt die Mongolei als Land, das „für die Versorgung der Weltwirtschaft mit mineralischen Rohstoffen eine entscheidende Rolle einnehmen kann“, urteilt Volker Steinbach, Referatsleiter für Internationale Zusammenarbeit bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Allein die mongolischen Steinkohlereserven betragen 125 Milliarden Tonnen. Die Goldvorkommen werden auf 3000 Tonnen geschätzt, die Lagerstätten sind kostengünstiger als die Goldminen in Südafrika auszubeuten. Und die gesicherten Kupferreserven dürften sich auf 30 Millionen Tonnen belaufen, das Doppelte der weltweiten Jahresproduktion.
Strategisch sind die Rohstoffvorkommen auch deshalb von Bedeutung, weil die Mongolei einen entscheidenden Vorteil hat: Einer der weltweit größten Rohstoffkunden sitzt um die Ecke: China.
So werden allein 25 Millionen Tonnen in der Lagerstätte Qyu Tolgoi in der Wüste Gobi vermutet, nur 480 Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt. Robert Friedland, eine der schillerndsten Figuren der internationalen Bergbauindustrie, hat die Lizenz 2001 vom australischen Rohstoffkonzern BHP Billiton gekauft, der glaubte, dass in Qyu Tolgoi nicht viel zu finden sei. Friedland ließ unbeirrt weiterbohren und stieß auf das zweitgrößte Kupfer- und Goldvorkommen der Welt. 1,4 Milliarden Dollar will Friedland bis 2008 investieren, und bis 2015 noch einmal 1,6 Milliarden. Dabei hat Friedlands an der Nasdaq gelistetes Unternehmen Ivanhoe, an dem er 31 Prozent hält, eine Marktkapitalisierung von gerade mal 2,1 Milliarden Dollar. Friedland ist sich jedoch sicher, dass er in Qyu Tolgoi mindestens 30 Jahre lang jährlich bis zu einer Million Tonnen Kupfer und 300.000 Unzen Gold fördern kann. Für die Mongolei sind die entdeckten Erzvorkommen in Verbindung mit der langjährigen Rohstoffhausse ein volkswirtschaftlicher Glücksfall. Allein Friedlands Mine könnte das Bruttoinlandsprodukt des Landes um 40 bis 50 Prozent steigern. » Mit Beginn des Erzabbaus werden dort 3000 Menschen arbeiten, davon über 90 Prozent Mongolen. 420 Millionen Dollar hat Friedland schon ausgeben, etwa für Probebohrungen bis 2000 Meter Tiefe und einen Testschacht von 6,70 Meter Durchmesser, der derzeit etwa 470 Meter tief geht. Noch niemand vor ihm hat so viele Probebohrungen an einer Ausgrabungsstätte vornehmen lassen. Der Grund: Friedland hofft auf noch mehr Funde, obwohl er schon viel mehr gefunden hat, als sein relativ kleines, unerfahrenes Unternehmen bewältigen kann. Die Erfolge haben inzwischen auch die großen Konkurrenten auf den Plan gerufen.
Allein im Jahr 2004 verdoppelte sich der Anteil der Mongolei am weltweiten Explorationsaufwand auf vier Prozent. Damit gehört der Steppenstaat zu den Top Ten der Rohstoff-Produzenten. Internationale Bergbaukonzerne wie Anglo Gold Ashanti aus Südafrika und BHP Billiton aus Australien haben sich Claims gesichert. Der angloaustralische Minenkonzern Rio Tinto, der die beste Börsenperformance der Branche aufweist, will ebenfalls hier Erkundungen vornehmen, und auch der japanische Mischkonzern Mitsui steht in den Startlöchern. Auch Chinas Rohstoffkonzerne wollen sich engagieren. Doch weil die um ihre Unabhängigkeit fürchtenden Mongolen sich nicht politisch von ihrem mächtigen Nachbarn vereinnahmen lassen wollen, geben sie den Chinesen weniger Schürfrechte, als diese gerne hätten und verteilen das Geschäft möglichst unter den Minenkonzernen der Welt.
Letzte Meldung – aus „Mongolei News“:
Entlassungen bei Boroo Gold
Bis Dezember will Boroo Gold 250 Arbeiter und Angestellte entlassen. Der Betrieb in Boroo werde demnächst eingestellt und die Betriebsaufnahme in Gachuurt verzögert sich wegen der ungeklärten Entscheidung über das Wald- und Wasserschutzgesetz weiter.
Den Betroffenen würden Übergangsgelder gezahlt. Die Leitung des kanadischen Unternehmens bedauerte die Entscheidung, aber sie hätte keine andere Wahl.