vonHelmut Höge 05.06.2007

Hier spricht der Aushilfshausmeister!

Helmut Höge, taz-Kolumnist und Aushilfshausmeister, bloggt aus dem Biotop, dem die tägliche taz entspringt.

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Dass ausgerechnet Attac, eine NGO, die besonders gerne von gebildeten jungen Leuten zum Aufbau eines global networks zum Besten der eigenen Karriere genutzt wird, sich von “gewaltbereiten Jugendlichen” distanziert – und in diesem Zusammenhang die “Autonomen” denunziert, macht Sinn.

Hier ist dazu noch ein Text aus der Jungen Welt von heute – ebenfalls von ihrem Rostock-Arbeiterkorrespondenten Commander Shree Stardust:

Beisammenbleiben

Sehen wir die Antiglobalisierungsbewegung als ein Wesen, das in Seattle geboren wurde, so mußte man nach Genua und dem 11. September 2001 Angst haben, das schöne Tier werde uns angesichts zahlreicher klaffender Wunden gleich wieder wegsterben. Bei der internationalen Demonstration in Brüssel, im Jahr darauf, war es dann auch ein sehr schwaches, deutlich angeschlagenes Wesen, das sich dort unter einer einschüchternden Polizeiübermacht auf die Straßen wagte. Erst in den Schweizer Bergen um Evian wurde klar: die Anti­globalisierungsbewegung hat überlebt, sie ist genesen und stellt sich neu auf.

Heiligendamm ist nun die erste Mobilisierung seit Genua, die wieder offensive Erfolge ermöglichen könnte. Die Erkenntnis der eigenen Stärke hat sich am ersten Tag der Proteste in einer selbstbewußten Großdemonstration, aber auch in einer Explosion der Militanz entladen. Unmittelbar danach setzte es dann erheblichen Druck von außen und im Inneren, der darauf hinwirkte, das eine große Massenwesen in viele kleine zu zerlegen.

Zwei Tage hatten seither alle Zeit, die Ereignisse vom ersten Demonstrationstag in Rostock zu verarbeiten. Das war auch nötig. Die einen haben schockierende Eindrücke brutaler Polizeiübergriffe mitgenommen, andere sich über die Aktionen einiger besonders militanter Demonstranten empört. Die Vorstellungen davon, was eigentlich am 2. Juni 2007 passiert ist, liegen jedenfalls, je nachdem, wo man sich wann in der Demo befand, weit auseinander. Es ist keine Frage, daß das Vorgehen des Schwarzes Blocks hinterfragt werden muß, wenn man im Laufe des Tages danach viele kleine Stories gehört hat – von Steinen, die auf die eigenen Leute regneten, von zerstörten Telefonzellen und manchem Angriff, der weder sinnvoll noch von dem dargestellten Gewaltpotential her zu rechtfertigen war.

Andererseits wäre insbesondere den ATTAC-Offiziellen zu raten, die Distanzierung von den Militanten und damit von einem wesentlichen Teil der Bewegung nicht an einen Punkt zu treiben, wo unsere Einheit gesprengt wird. Es gab seit Seattle immer militante Aktionen rund um diese internationalen Mobilisierungen. Sie sind mit ein Grund, warum diese Bewegung – und damit auch ATTAC – überhaupt so prominent in die Medien dringen konnte. ATTAC sollte sich dessen bewußt sein und der Versuchung widerstehen, sich zur Zulassungsbehörde für die Teilnahme am globalen Widerstand aufzuschwingen.

Das ist übrigens auch unnötig, wenn man die Stimmung an der guten, alten Basis betrachtet. Jetzt, wo sich Rauch und Gas verzogen, viele Diskussionen, weitere Aktionen, Parties, Konzerte und Bündnisverhandlungen stattgefunden haben, nebenbei noch irgendwer irgendwo ein Feld mit Genmais nachhaltig betreut hat, läßt sich immerhin festhalten: Man redet weiterhin miteinander. Es wird über Traditionen und Zusammenhänge hinweg kommuniziert und in einem kollektiven Gesprächsprozeß daran gearbeitet, die Eskalation und manchen taktischen Bock des ersten Tages in positive Lehren für die nun folgenden Blockadeaktionen umzuwerten.

Die ganz große Gefahr einer nachhaltigen Spaltung der Bewegung scheint damit trotz aller Bemühungen der taz (»Nie wieder Rostock!«) erst einmal abgewendet. Dafür ist der Ton der Debatten viel zu solidarisch, die Stimmung in den Camps viel zu entspannt. Daß fast jeder seine Selbstkritik in die Gespräche mitbringt, macht es leichter, trotz unterschiedlicher Vorstellungen über Formen sinnvollen Widerstandes, beisammenzubleiben: als ein großes Wesen, mit vielen, ziemlich unterschiedlichen Gliedern.

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https://blogs.taz.de/hausmeisterblog/2007/06/05/bewegung-und-medien-2/

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kommentare

  • Kein freigeschalteter Kommentar zu “Bewegung und Medien (2)”

    * rotweißgestrieftes. t-shirt. Ihr Kommentar wartet auf Freischaltung.
    June 18th, 2007 at 6:18 pm e

    im rahmen von “lauter niemand”
    wird am
    sonntag,
    dem
    24.6.
    aus dem lyrikband
    “GLASPERLEN.murmeln.of.downtown”
    gelesen.
    zeit mit zeitrelationsunschärfe:
    AB HALB NEUN.
    ort:
    die webseite von
    LAUTER NIEMAND (zur not bitte per google.)
    [http://www.lauter-niemand.de/ und gegenüber vom ART PUB, nähe TOR STR, nähe
    U2stopROSALUplatz. “der halt mit dem theater.”]

    für die lyrik verantwortlich zeichnet:

    ARTalk. Text und Grafik.
    Anna Panek
    Kopenhagener Str. 43
    10437 Berlin
    030-94884085
    0152-05251904
    panek@artalk.de
    artalk.de
    artalk network:
    presse@artalk.de

    special: eine mundheftpflasterperformance und SLORTY MIT POLNISCHEM
    L-QUERSTRICH. BEGEHBARTE LYRIK – INSTALLATION mit keilrahmenkónst in der
    größe “ein dinA4-heft einmal ganz aufblättern bitte.”

    HERZLICH
    WILLKOMMEN!
    :]

    PS: vorabzeilen probelesen bleibt möglich.
    ort:
    http://literaturdepot.eu/buch.php?buchnr=10&seite=#

    an presse: bei bilderbedarf bitte mit caro kurzschließen (einer der tazbloqs), die können eines zur verfügung stellen.

    …piratenkino….. auch nicht übel….
    PIRATEN TATEN DIE TATEN TOMATEN
    rot anmalen bitte,
    KINOS MACHTEN SICH KLEINER ALS DIE KLEINEN KINOS BEI GALczynski (auch mit einem polnischen wuerstrich über dem L)
    aber über abschußrampen ins nachbars ländle
    darüber wird poesie gemacht wann?
    abschußrampen direkt vors näsle vons PUTIN.
    damit klein-klein-polakis dürfen werden später mal DAS ERSTE der MÖGLICHEN ziele.
    DANKE! ECHT! DANKE!
    asgt vielleicht sogar eine
    anke.
    (ich kenn keine solche, schreib ich halt mal. ANKE? ZEIT AM SONNTAG? termin oben steht und GEHT SOGAR AUCH ÜBER abschußrampen vom sturen veto-land nebenan.)

    HAUS MAJSTAH! LAßMICHRINMICHDUMMES “SCHRIFT”
    ZEICHEN!
    ICH BIN ZWAR WEDER VON GENETTE NOCH VON DEM JAQUES D.
    ABER LAß MICH TROTZDEM
    RIN
    du helmut. :]

    ACHSO WERBUNG! WERBÒNG!
    shortshots.de
    ja und außerdem gesponsort von FU-seitenfinanzenzahlern. EUCH TRÖTIS NÄMLICH EUCH STEUERNZAHLERN. diese veranstaltung wurde ermöglicht mit FREUNDLICHER HILFELEISTUNG VONs
    BAFÖG-AMT.
    IHR HABT SCHON GEZAHLT! EINTRITT FÜR LAU! und “wenn ihrs schon bezahlt habt, warum dann nciht einlösen den schnösen schlösen.”
    :]

    noch jemand vergessen?
    NEIN! BURGER HAT KEINE AHNUNG! DIE HABEN WORTE WIEDER “ERST NACHSOMMER, SPÄTER!” :]

    da war noch was. GRÜßE AN DEN KUNSTLER DORT!
    DEN VON ART PUB! (ist schräg gegenüber vons lesung. heißt paul und macht unter anderem PAUL WALLYWOODS (!) :]

    STOP! DA STEHT WAS VON FOUCAULT!

    ALSO GUT!
    HIER SPRICHT EINES VON DEN TOTEN DICHTERN!
    VOM CLUB DER “DODD! DODDER JEHT JAR NICHT”-DICHTERN.

    [mitternachtsgeräuschl: BUHUHUHUHHUH! :]

    ZU DISKURSSCHWERPUNKTEN EIN ANDERMAL GENAUER. DER
    RIDA.
    JO! DAS!
    bringt bewegung erst inne medias vons res.
    ….hmhmhm. G8! KRAWALLE! DAS! muß aber eine sache gewesen sein. ojoj! GEFÄHÄRLICH. schwarze (theater) BLÖCKE. gefährlich! ANARCHISTES!
    bestimmt ein paar mit dabei. am WO?
    am oben stehtet.
    …sonnenuntergänge….rote…
    wie war das lied nochmal….so polnisches gegnerkabarett (na so opportunis. vor dem grenzedichtdatum (1981) war det sogar on TV…
    wie ging das lied…
    “CO…….TO…….BÈ……DZIE……gdy sloneczko zajdzie, gdy rano nie wstanie…..
    ALBO BÈDZIE…..
    KONIEC SWIATA::::

    ALBO!

    ZMARTWYCHWSTANIE!

    :]
    hej. ächste seite dann die übersetzung. :]
    hallo zufallsleser, hier ihr GENERATOR.
    in einem nebenbloq dann die version von liedl auf dütsch.
    SUCHEN! :]

    also das lied geht auf dütsch circa so:

    “WAS … DAS… SEIN……WIRD….
    wenn das sonnchen absumpft, wenn morjends nich
    UFF…jeht….
    ENTobWEDER
    ENDvomsWELTE
    ODER
    WIEDRUFFSTÄHÒNG!

    :]

    YO! sogar den rhyme – jerettet. (sagt eine leserin der versuppten kuba-blätter vom titanic-enzis-schifschn.. .. .
    :]
    ENZI ist ENZENSBERGER
    UND encensberger ist
    enz
    äns bärga
    und vom
    bärga
    upp den pä-bärch
    ist berlin schon fast im

    .
    .
    .
    visier.
    DENN WO SOLLICK, sach dat mir
    sonst noch hin mit diesen zeilen
    (wenn nicht zu TAZos, den verschreckten)
    (ABER nur mit nuttenstiefeln :]
    den verdreckten.
    den verdreckten von den meilen
    und NUN IST SCHLUß
    jetzt andre ZEILEN
    die gelesen wollen wern
    am SONNTACH! (obentermin) verkerhn-
    -te zeichen wern verlesen
    lyrik kurze
    war´s ge
    wesen.

    so.
    ick hoff, det is soweit oki. bis dann…

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