Als wir vor einigen Jahren zu dritt an einem „Glühbirnenbuch“ arbeiteten, beteiligte sich auch Wladimir Kaminer mit einem Aufsatz am Thema: Es ging ihm darin um die Folgen des großen sowjetischen Planes zur Elektrifizierung des ganzen Landes – Goelro. Vor kurzem hat er noch einmal einen Text geschrieben – über den Widerstand gegen die Elektrifizierung in der Sowjetunion:
Ich komme aus einem Land, das ziemlich spät zwangselektrifiziert wurde. Die Russen mochten die Dunkelheit und wehrten sich gegen ihre Elektrifizierung – u.a. indem sie die Glühbirnen klauten oder kaputt machten. Dabei war die russische Wissenschaft immer ganz vorne, vieles Wichtige ist von Russen erfunden und entdeckt worden: die periodische Tabelle der Elemente, die Saturnringe, die Dampfmaschine usw.. Die Lichtbogenlampe wurde zum Beispiel von dem russischen Ingenieur Ladigin erfunden. Fünf Jahre später vervollkommnete Edison diese Erfindung – und patentierte sie.
Die Russen erfanden viel, konnten aber mit ihren Endeckungen nichts anfangen. Sie waren nicht pragmatisch genug. Deswegen blieb die Heimat des Erfinders der Glühbirne lange Zeit im Dunkeln. Erst Lenin, der Führer der russischen Revolution brachte mir seinem Spruch „Kommunismus gleich Sowjetmacht plus Elektrifizierung“ die Erleuchtung des ganzen Landes ins Rollen. Russland war ein großes anarchisches Land und machte ihre Herrscher unsicher. Napoleon sagte einmal, Russland kann relativ schnell erobert werden, aber es zu beherrschen sei unmöglich. So unsicher fühlten sich auch die bolschewistischen Führer. Sie konnten die Banken, die Telegrafen, die Post kontrollieren, große Städte und Eisenbahnlinien. Aber zwei Kilometer von der Eisenbahn entfernt war ihre Macht schon zu Ende. Deswegen bauten sie überall Kraftwerke und hängten im ganzen Land Glühbirnen aus, um auf diese Weise die Bevölkerung unter Kontrolle zu bringen.
Aber Russland ist kein Wunschland, egal was man sich wünscht, es kommt immer anders. Anstatt mehr Kontrolle entstand durch die Elektrifizierung noch mehr Anarchie. Sie zeigte sich im Verpulvern vom Unmengen Elektrizität. Egal, wieviel man verbrauchte, alle zahlten gleich – eine monatliche symbolische Pauschale pro Wohneinheit. Die Glühbirnen waren zwar anfänglich noch Mangelware, in den Gemeinschaftswohnungen ging jeder mit seiner eigenen Glühbirne auf die Toilette, aber der Strom floss unentwegt. Dasselbe galt auch für Gas und Sprit – die Autos waren teuer, der Sprit kostete nichts.
Mit dem Aufbau der kapitalistischen Verhältnisse haben die Staatshalter und Wirtschaftsbosse, die oft in Russland in der gleichen Person auftreten, die Bodenschätze und Kraftwerkskapazitäten als Quellen ihres Reichtums entdeckt. Plötzlich verlangten sie Geld für Dinge, die im Sozialismus umsonst und eine Selbstverständlichkeit für jeden waren. Medizin, Benzin, Strom. Die Stadtbewohner müssten plötzlich pro Kilowatt zahlen. Doch auch der Kapitalismus konnte Russland nicht ganz erobern. Draußen auf dem Land, zwei Kilometer von der nächsten Eisenbahnlinie entfernt, im dunklen Reich der russischen Anarchie, zahlt man nach wie vor nichts für Strom.
Entweder laufen dort die Stromzähler in die falsche Richtung oder die Stromzählerableser werden korrumpiert. Ein weiteres Beispiel für den Erfindungsreichtum ist in dieser Hinsicht das nordkaukasische Dorf meiner Schwiegermutter. Die Bewohner dieses Dorfes beziehen ihren Strom direkt von der Eisenbahn, sie haben die Eisenbahnstromleitung angezapft und mit einem dicken Transformator den Starksstrom in einen für zivile Zwecke tauglichen Strom umgewandelt. Die Eisenbahn weiß natürlich Bescheid, will aber aus Prinzip nichts unternehmen. Immerhin fahren die Züge ständig an dem Dorf vorbei und alle Schwellen und Gleise sind noch da. Auch die Eisenbahn fährt nicht immer gerade. Die Dorfbewohner halten ihre Stromfreiheit für selbstverständlich, sie beziehen ihren Strom noch sozialistisch – alle haben elektrische Heizkessel, elektrische Wasserpumpen, Orangerien, Schnapsbrennereien und Saunas. Sie heizen im Winter wie blöd, pumpen ein besonders weiches Wasser aus der Tiefe der Erde in die Wasserleitung, züchten Salzgurken das ganze Jahr über und überwintern gut mit eigenem Schnaps in der Sauna, die nach kaukasischer Sitte drei Tage vorgeheizt werden muss.
Sie haben letztlich zu Sylvester eine solche Illumination aus selbstgebastelten Girlanden auf der Strasse gehabt, dass mehrere Flugzeuge sie für die Landebahn des Flughafens Mineralnie Wodi hielten und versucht hatten, auf der Steppenpiste zu landen, was für zusätzliche Nebeneffekte und ein kleines Feuerwerk sorgte. So nützlich kann die Eisenbahn sein. In den amtlichen Büchern wird das Dorf als „selbstelektrifiziert“ geführt. Für mich war dieses sich selbst elektrifizierende Dorf ein Musterbeispiel an Kreativität – der sich von allem Spuk befreienden russischen Anarchie.
Nur glaube ich, haben sie dabei irgendwo gepfuscht, irgendeinen Kabel nicht ganz richtig angeschlossen. Jedes Mal wenn ich dort Hände waschen ging und gerade ein Zug in der Ferne vorbeifuhr, bekam ich vom Wasserstrahl einen mächtigen Stromstoß. Ich weiß auch von anderen Dorfbewohnern, dass sie ab und zu an verschiedenen Orten und völlig unerwartet Stromschläge bekommen. Bei einem Nachbar brannte durch ein Stromstoß gar das Hemd bis auf den Kragen durch, als er einmal die Türklinke seines Hauses in ungünstigem Moment anfasste. Und fast bei allen qualmen die Fernseher, wenn ein ICE das Dorf passiert. Die öffentliche Meinung der Dorfbewohner geht dahin zu sagen: die vereinzelten Stromschläge sind gut für den Kreislauf und halten das Immunsystem auf Trab.
Immer wieder gehen die Strom Kosten der Strom Versorger hoch. Um dem entgegenzuwirken ist ein Vergleich der verschiedenen Strom Anbieter Ratsam.
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Danach ist ein wechsel des Strom Versorgerssehr gut Möglich.