„Ich wundere mich, dass im Aushilfshausmeister-blog noch kein qualifizierter Kommentar zur neuesten Affäre des Sat1-Hausmeisters Krause steht, meinte Jana aus Quedlinburg, „der hat sich nämlich laut Berliner Kurier/Bild und BZ von seiner „schönen Katharina“ getrennt. D.h. nicht er persönlich – in der Sat1-Serie, sondern der ihn bloß verkörpernde „Comedy-Star“. Dazu heißt es im Kurier: Köln – Bei „Hausmeister Krause“ hängt der Haussegen schief: Tom Gerhardt (49) und Katharina (28) gehen getrennte Wege. Schon seit sechs Monaten verfolgten den Dackel-Freund hartnäckige Krisen-Gerüchte. Jetzt bestätigt er: „Ja, wir haben uns getrennt.“ An fehlendem Humor ist seine Ehe sicher nicht gescheitert. Außer vielleicht, DJ-Lady Katharina hatte die ständigen Dackel-Kalauer satt. Denn die reißt der TV-Star nicht nur in seiner Serie „Hausmeister Krause“ (Sat.1) am laufenden Band. Wie er dem KURIER verriet, begleiten ihn die Dackel-Witze seit frühester Jugend: Ein Zweikampf mit dem Nachbarhund ließ die Hass-Liebe entstehen. Warum aber seine Liebe zu Katharina nach vier Jahren nun wirklich erlosch, lässt sich nur vermuten. Vor Monaten hatte Tom angedeutet: „Wenn es bei uns schiefgehen sollte, liegt es nicht an ihr.“ Und prompt sah man die zwei auf Promi-Partys nur noch solo. Fremd-Flirten soll keine Rolle spielen, aber mehr verrät der Waldi-Fan („Unser Leben für den Dackel!“) nicht.“
So weit die Boulevardpresse. Hier dazu noch ein Kommentar aus der Jungen Welt über das „Celebrity-Spotting“ –
was man auf Deutsch auch Promiknipsen oder -anstarren nennen könnte:
Selbst Erwachsene, die mit beiden Beinen im Leben stehen, gehen diesem seltsamen Sport inzwischen nach, der angeblich nur eine „Ferien-“ oder „Freizeitbeschäftigung“ ist und kein „Hobby“. Sie pilgern im Sommer mit „Easy Jet“ nach Nizza, hängen Poster von David Beckham, Prinzessin Diane oder Penelope Cruz in ihrer Wohnung auf und lesen am Liebsten Biographien von Berühmtheiten. Die Medien arbeiten dieser Volksverblödung munter zu. In den USA gibt es immer mehr „Printmedien“, die sich nur noch mit Personen beschäftigen – reiche, berühmte, schöne, arme, schräge… Hier folgt ihnen Gala, Bunte, Bild, Vanity Fair nach.
Verstärkt wird dieser Trend noch durch den allgemeinen Wechsel von der Analyse zur Reportage. Letztere betreibt ebenfalls mit ihrem „szenischen Einstieg“ die Personalisierung von sozialen, kulturellen und ökonomischen Problemen, wobei noch hinzukommt, das neuerdings auch immer mehr Schreiber am Schluß ihrer Texte mit Photo und Kurzbiographie erscheinen. All dies geschieht vor dem Hintergrund eines individualisierend durchsickernden Neoliberalismus. „Stell dir vor,“ so berichtete z.B. die Studentin Janna aus der Frankfurter Möchtegerneliteuniversität Viadrina, „in einem BWL-Seminar sagte der Dozent neulich: ,Wenn man anderen beruflich was Gutes tut, tut man sich selber nichts Gutes. Und das haben alle um mich herum eifrig in ihre Hefte geschrieben“.
Den Anfang mit dieser asozialen Egomanie machte Margret Thatcher, als sie in völliger Verblödung stolz verkündete: „Ich kenne keine Gesellschaft, sondern nur Individuen!“ Und sie sagte das nicht nur so, sie tat auch alles dafür, dass wenigstens die englische Gesellschaft bald nichts weiter ist als ein „Haufen Sandkörner“, wie Mao tse Tung die chinesischen Gesellschaft vor der Revolution einst bezeichnete. Da das Celebrity-Spotting zunimmt, versuchen sich die Stars dagegen zu schützen, indem sie sich mit Body-Guards, Betreuern, massigen Masseuren etc. umgeben. Sogar das Westberliner Partygirl Djamila Rowe, eine „B-Prominente“ laut Wikipedia, leistete sich neulich einen Bodyguard. Diese Mode greift inzwischen sogar schon bei Steglitzer Gymnasiasten, die ihren Verehrern sagen: „Mit dir gehen will ich nicht, aber du darfst mein Bodyguard sein!“ Umgekehrt annoncieren sich im Internet immer mehr Etablissements – in London z.B. – als „best celebrity spotting bar“. Für das Lokal „Ivy“ wird den „celeb spotters“ empfohlen, sich dort einen Tisch sechs Monate im voraus reservieren zu lassen. Das „LifeInLondon Magazine“ meint: „Celebrity Spotting ist das Opium des Volkes.“ Es gibt schon regelrechte Nachtclubführer, die damit aufwarten, in welchem Etablissement man mit was für Promis (aus welchen Branchen) abends rechnen kann.
Dieser ausufernde Schwachsinn hängt auch damit zusammen, dass wir den modernen Medien nicht gewachsen sind – und z.B. immer noch nicht gut zwischen den realen Menschen und ihren Fernseh- bzw. Filmauftritten unterscheiden können. So sagte mir z.B. eine alte Frau in der Nachbarschaft: „Ich bin nicht allein, ich hab ja meinen Fernseher.“ Manche gehen dabei so weit, dass sie für ihre TV-Lieblinge Pullover stricken oder ihnen ihre kuscheligsten Plüschtiere schenken. Neulich erwischte es auch mich: Ich ging die Treppe des Bremer Clubs „Lila Eule“ runter, als plötzlich Otto, der Komiker aus Ostfriesland, mir entgegen kam, den ich bisher nur aus dem Fernsehen kannte: „Mensch Otto,“ rief ich ihm wie einen alten Freund zu, „was machst du denn hier?“ Otto war schlagfertig: „Ich wollte bloß mal die location checken,“ erwiderte er.
Eine Theorie zur Erklärung dieser Celebspot-Verblödung geht dahin, dass die Leute früher auf der Arbeit und sonstwo über das staatliche TV-Programm vom Abend zuvor redeten, während sie sich heute durch 100 Privatprogramme zappend ebenso zerstreuen wie sie auch ihre prekarisierten Arbeitskollegen aus den Augen verlieren, so dass sie sich heute z.B. ernsthaft Gedanken machen müssen – über die schwangere Freundin von Brat Pitt oder Horst Seehofer, der sie kürzlich betrog, und wie sie das nun verkraftet.
In berlin gab es in den achtzigern ein cafe lila eula in tiergarten sued in der pohlstraße das etliche aufs und abs erlebte. mit dem tod von rosi, der letzten wirtin, ist es untergegangen.
all die seltsamen gestalten wie der dichterfürst, citroenfahrende Zahnärtze, rothaarige informatiker, äußerst attraktive schauspielerinnen und aushilfstresenkräfte, begnadete flipperkünstler, scheidebechernde hauswarte, entzugs-wgs, strichgrößen……
perdu.
fehlt mir manchmal mehr wie michael jackson…..