Die internen Ermittler, Anwälte der US-Kanzlei Debevoise & Plimpton, sprechen von einer „schockierenden Summe“. Bei Geschäften in der Kommunikationssparte und im Kraftwerksbau wurden wahrscheinlich mehr als eine Milliarde Euro Schmiergelder von Siemens gezahlt. „Die Transaktionen reichten bis Anfang der 90er Jahre zurück,“ schreibt die Süddeutsche Zeitung. Allein in der Kommunikationssparte, wo man bisher von 420 Mio Euro ausging, stießen die US-Prüfer auf „dubiose Zahlungen“ von fast 900 mio Euro. Gleichzeitig gab es auch noch mehrere polizeiliche Razzien an verschiedenen Siemens-Standorten. Vielfach wurden die Zahlungen über Liechtensteiner Firmenkonten abgewickelt, aber auch über andere ausländische, z.B. in den Vereinigten Emiraten. „Den Ermittlern zufolge verfügte die Kraftwerkssparte bis Ende der 90er Jahre über in System von Scheingesellschaften und Tarnkonten“, schreibt die Süddeutsche Zeitung und illustriert ihren Bericht mit einem riesigen Farbphoto von einer Verkehrskreuzung in Abu Dhabi. In ihrem Kommentar heißt es: „Die internen und externen Ermittler kommen voran – und sie stoßen auf immer neue Abgründe.“ Aber mit dem neuen Siemens-Vorstandschef Peter Löscher sei der Konzern auf einem guten Weg – der Aufklärung aller Verbrechen, das „hat sich bereits gezeigt: Siemens hat den früheren Anti-Korruptionsbeauftragten Albrecht Schäfer entlassen – nachdem der Konzern zuvor monatelang an ihm festgehalten hatte. Es dürfte nicht der letzte Rauswurf des neuen Chefs sein.“ Zuvor hatte die SZ berichtet: Siemens treibe ein „unwürdiges Spiel“ mit seinem Anti-Korruptionsbeauftragten: „Hat der Jurist wirklich einiges vertuscht, dann muss er gehen. Auch auf das Risiko hin, dass er beim Arbeitsgericht auspackt und der Skandal sich ausbreitet.“ Und davor schrieb die SZ: „Siemens-Chefaufseher Gerhard Cromme hat stets behauptet, erst im Nov. 2006 vom wahren Ausmaß der schwarzen Kassen erfahren zu haben. Jetzt sind Dokumente aufgetaucht – danach hätten die Verantwortlichen im Münchner Konzern früher alarmiert sein müssen.“
Der österreichische Standard berichtete:
In der Affäre um Schmiergeldzahlungen bei Siemens kommt auch die österreichische Landesgesellschaft immer mehr in den Fokus. Führungskräfte in Österreich und Griechenland sollen eine „Drehscheibe“ für die illegalen Aktionen gewesen sein, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“ am Freitag auf ihrer Internetseite.
Weiters seien diese beiden Landesgesellschaften ebenso wie die in Belgien und in zahlreichen afrikanischen und asiatische Staaten nur bedingt zu Gesprächen mit der US-Anwaltskanzlei Debevoise & Plimpton bereit. Diese Kanzlei wurde von Siemens mit der Aufklärung des Skandals rund um „Schwarze Kassen“ beim Elektronikkonzern betraut.
Mehrere Mitglieder des Kontrollgremiums sagten der „Süddeutschen Zeitung“ nach einer Aufsichtsratssitzung diese Woche in München, auch der neue Konzernchef Peter Löscher sei nun gefordert. Er müsse die Widerstände gegen die Untersuchungen brechen und dafür sorgen, dass der Skandal so rasch und so umfassend wie möglich aufgeklärt werde. Aufsichtsratschef Gerhard Cromme sagte nach Angaben von Aufsichtsratsmitgliedern sinngemäß, er werde dieses Verhalten nicht hinnehmen, sondern durchgreifen.
Im Aufsichtsrat wächst inzwischen die Angst, die US-Justiz könnte die Sache in die Hand nehmen. „Wenn Debevoise nicht vorankommt, dann schicken uns die SEC und das US-Justizministerium amerikanische Staatsanwälte ins Haus“, hieß es dem Bericht zu Folge aus dem Aufsichtsrat.
Um schneller voranzukommen hat die Konzernspitze aber jetzt eine tolle Idee: „Der Konzern plant dem Bericht zufolge die Einrichtung einer „Hotline“ für anonyme Hinweise auf Gesetzesverstöße.“ (dpa)
Nicht thematisiert wird Siemens im Zusammenhang mit der derzeitigen „Finanzkrise“: Wenn der Konzern eigentlich eine Bank ist (die sich bloß den Luxus einer Produktion leistet), dann müßte Siemens eigentlich auch von der Finanzkrise betroffen sein.
Die Siemens-Gewerkschaft AUB will sich ohne Siemens und ihren Gründer Schelsky, der noch immer in U-Haft sitzt, konsolidieren: „Der Vorstand kündigte einen Neuanfang an. Zum Bundesvorsitzender wurde der Hamburger Airbus-Betriebsrat Rainer Knoob gewählt. Die Mitgliederversammlung verabschiedete mit großer Mehrheit eine neue Satzung. Diese sieht den Angaben zufolge mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten für die Mitglieder vor.“ Die AUB hat angeblich noch immer 30.000 Mitglieder.
Sowas muss echt nicht sein..Finde das eine frechheit.. Mehr dazu gibt es auch unter http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-aktien/siemens.asp