vonHelmut Höge 04.04.2008

Hier spricht der Aushilfshausmeister!

Helmut Höge, taz-Kolumnist und Aushilfshausmeister, bloggt aus dem Biotop, dem die tägliche taz entspringt.

Mehr über diesen Blog

Langsam könnte man Schluß machen mit diesem blog: Als ich anfing, gab es im internet über Google nur 27 Eintragungen zum Begriff des Aushilfshausmeisters, nun sind es 17.000. Aber erstens steht dieser blog im taz-internen Ranking nur an zweiter Stelle: Erst kommt Hitler, dann Höge: Das will ich noch ändern. Und zweitens will ich es im Endeffekt auf 1.700.000 “Aushilfshausmeister”-Eintragungen bringen: Das wäre ja gelacht. Der taz-blogwart hat mir zudem in die Hand versprochen, ab einer Million gibt es doppeltes blog-honorar. Jetzt beläuft es sich auf 50 Euro im Monat. Wobei man sich dem (verdoppelten) Leistungshonorar mit einem Zwischenschritt annähern will, der darin besteht, dass pro Eintragung bezahlt wird und nicht pro Monat – wieviel ist noch nicht durchgesickert.

Wichtiger wäre jedoch eine sicherere Programm-Abwehr gegen diese blöden  Geschäftsleute. An manchen Tagen bekomme ich bis zu 670 Werbebotschaften als blog-Kommentare. Die meisten wollen mich zum Mitspielen animieren – bei Poker, Black Jack, Roulette und Ähnlichem. Man muß diese Scheiße zwei Mal löschen: einmal in meiner mailbox und dann bei den blog-kommentaren. Auf meine ständige Frage an den blogwart, ob man diesen ganzen Geschäftsmachern nicht das Handwerk legen, also das Internet von jeglichem Waren-Kauf und -Verkauf freihalten kann, bekomme ich nie eine Antwort. Dabei bräuchte man bloß England und Amerika vom German Net abkappen, das kann doch nicht allzu schwierig sein, außerdem würde es die US-Immobilienkrise enorm beschleunigen. Und wir würden hier nicht mehr so von Ami-Literatur bzw. -Wissenschaft zugemüllt werden. Das hört sich hier und jetzt zwar sehr nach Antiamerikanismus an, ist aber auch genauso gemeint! Ich zuck in der U-Bahn bereits jedesmal zusammen, wenn irgendwelche Amis laut anfangen zu reden, weil mir dieses verhohnepiepelnde Plattdeutsch aus dem “Stahlbad des Fun” schon allein als Norddeutscher auf den Geist geht.

Ansonsten hat mir jedoch mein Internet-Zugang via aushilfshausmeister-blog neben political incorrectness auch noch einen gewissen Erkenntnisgewinn verschafft: Es wimmelt in der Weltliteratur von Hausmeistern. Anfangs habe ich sie mir noch alle rausgeschrieben – mindestens angestrichen, aber dann wurde mir es bald zu viel.

Als ich neulich meinem Kleinverlag “Bertelsmann/Randomhouse” ein Manuskript anbot – mit dem Titel “Die geheimen Aufzeichnungen eines Aushilfshausmeisters”, in dem alles stand, was hier im blog nicht steht und darüberhinaus die Aufklärung eines sechsfachen Prakatikantinnenmordes im Medienmilieu, lehnten sie amimäßig dankend ab. Nun gut, aber was kam dann? – die Ankündigung eines neuen Amibuches in ihrem Verlag – von David Ellis: “In Gottes Namen”. Dazu hieß es:

“1989: Im Auditorium einer Universität werden sechs verstümmelte Frauenleichen aufgefunden. Paul Riley, ein junger ehrgeiziger Staatsanwalt, kommt dem Täter schon bald auf die Spur. Es ist Terry Burgos, ein psychisch kranker Hausmeister. Anscheinend tötete er die Opfer nach den Strophen eines Songtextes, der auf Bibelstellen basiert.”

In meinem Manuskript war es genau umgekehrt: der Mörder war hier ein vor lauter Ehrgeiz psychisch krank gewordener Jurist, der die abiturierten Mädels nach den Strophen eines atheistischen Ton-Steine-Scherben-Liedes abmurkste – und der Aufklärer des Falles war ein reichlich antriebsloser Aushilfshausmeister – mit nekrophilen Neigungen. Er las allerdings oft und gerne die Bibel, wenn auch nur das Alte Testament, weil darin, mehr noch als im Neuen, besonders viele Geschichten von und mit Schafen drin vorkommen – er ist auch ein bißchen zoophil veranlagt.

So weit die kriminalistische Abschweifung aus meinem Manuskript, die dann anscheinend in dem Gütersloher Amiverlag völlig verbummfiedelt wurde. Schwamm drüber. Aber dass sie sich nicht entblödet haben, diesen Scheiß auch noch unter dem Stichwort “Aushilfshausmeister” ins Netz zu stellen, obwohl es sich in ihrem Machwerk, wie das Zitat oben bereits beweist, bloß um einen “Hausmeister” handelt, das ist doch zu gemein.

Und es kommt noch hinzu, dass sich die Amilügenpresse, “The New York Times” in diesem Fall, da sofort drauf stürzte: “Ein unglaublich packender und raffinierter Thriller!” schrieb sie – wie immer, wenn irgendwelche alten sabbernden Unterklassenangehörige sich an irgendwelche knackigen jungen Collegegirls vergreifen – und dabei auch noch christlich motiviert sind.
Irgendejmand aus der Chefetage riet mir, um endlich auf mehr Klicks als Hitler zu kommen, regelmäßig Wörter wie Ficken, Sex, Porno, Big tits und ähnliche in meinem blog zu verwenden. Das ist hiermit geschehen. Ansonsten muß ich leider sagen, dass diese Wörter eher im Freizeitbereich von Aushilfshausmeistern fallen, d.h. geäußert werden – wenn überhaupt. Hier geht es jedoch streng um Geschichten aus der Arbeitswelt dieser am untersten Rand der Erwerbsgesellschaft dahinwurschtelnden Spezies, die in der taz – wie erwähnt – nicht besonders langlebig ist und eigentlich auch nicht sonderlich lebensgeil.

Das fiel mir zuletzt wieder auf, als ich mit einem Photographen durch Sibirien reiste und der – besonders in Militär-Hubschraubern und Aeroflot-Maschinen – eine derartige Lebensgeilheit an den Tag legte, wahrscheinlich um seine Flug- und Russenangst zu überspielen, dass ich anfing, mich für ihn zu schämen. Erst recht war das dann der Fall, als ich mal mit einem kleinen Bundeswehroberst, der jetzt großer Referatsleiter im Außenministerium ist, durch die Mongolei fuhr: Er legte ebenfalls, besonders im Nachtleben der dortigen Hauptstadt, eine extreme Lebensgeilheit an den Tag – so dass sogar sein langjähriger Reisepartner sich seiner schämte. Das aber nur nebenbei.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/hausmeisterblog/2008/04/04/aushilfshausmeistereien/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • Für mich ist ihre bessere bis mäßig Kommentare vor der Veröffentlichung und die Überflutung von unabhängigen Stellungnahmen zu vermeiden. khushbu

  • Helmut, lass Dich nicht irritieren, selbst dann nicht, wenn die taz schon längst nicht mehr ist, was sie einmal war. Gruß aus Pankoff.

  • Elke Krupka (Düsseldorf-Süd):

    Auf http://www.probstpage.de hat ein Aushilfs-Hausmeister eine Hausordnung entworfen, die im Wesentlichen auf eine Selbstorganisation der Hausbewohner in bezug auf eine Lösung ihrer drängendsten Hausprobleme abzielt. Im Anschluß daran heißt es:

    “In Häusern, in denen es eine solche Hausordnung gibt, braucht man keinen Hausmeister. Man könnte auch sagen, dass in Häusern ohne Hausmeister eine Hausordnung notwendig ist.”

    Denk mal drüber nach – taz-aushilfshausmeister

  • Detlef Schür (Essen):

    Das ging ja verdammt schnell: Heute, nur vier Tage später, sind es bereits 21.800 Eintragungen – bis ins wilde Kurdistan ist diese Imagekorrektur eines zu Recht einmal verfemten Berufsstandes inzwischen gedrungen. Glückwunsch. Und lassen Sie sich bloß nicht von den ganzen Nazischweinen einschüchtern. Die haben nichts gegen Journalisten, Politiker, Kulturschaffende etc. – dieses ganze wankelmütige Überbaugesindel, wenn es nach links schwenkt, das ändert sich auch wieder. Sobald die Machtverhältnisse sich drehen,werden die auch wieder rechts oder was auch immer.

    Aber wenn ein Hausmeister, ein Aushilfshausmeister gar – ihre Basis sozusagen, ach was: ihr harter Kern, ihnen wegbricht, das geht denen wirklich an die Substanz. Wer es schafft, in Deutschland die Hausmeister kommunistisch zu organisieren, ihre Phalanx zu infiltrieren, wenigstens zu neutralisieren – dagegen waren Lenin und Trotzki in Russland ein Fliegenschiß – ein Kinderspiel.

  • Jens Scheer (Gütersloh):

    Kann man diesem sabbernden und geifernden Aushilfshausmeister nicht mal endlich das Handwerk legen, mindestens den blog aus dem taz-online-Angebot nehmen,damit wäre doch allen geholfen. Und wir – vom Ordnungs-Computer-Club (OCC)- würden nicht ständig beim Surfen auf dieses bescheuerte Arschloch Höge stoßen. Das ist doch jetzt schon schlimmer als Hitler.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert