Vor einigen Wochen wurde hier ein Dialog zweier Punker vor dem Kaiser’s Supermarkt am Kreuzberger „Kotti“ zitiert: „‚Mensch, du siehst aus, als hätte dich die Schweinegrippe erwischt!‘ ‚Quatsch, Schweinegrippe kriegen nur Leute, die an das Schweinesystem glauben.“
Wie z.B. der armselige Kreuzberger FDP-Kandidat, der sich mit dem Slogan „Leistung muß sich lohnen!“ zur Bundestagswahl aufstellen ließ. Übrigens auch am „Kotti“.
Darum geht es hier aber gar nicht, sondern um zwei taz-Artikel über die Schweinegrippe. In ihnen befaßt sich die Autorin Katja Schmidt mit dem Impfstoff dagegen – und zwar einmal unkritisch und einmal kritisch. Seltsamerweise letzteres zuerst.
Das Geschäft mit der Grippe (19.8.09)
BERLIN taz | Dass die Schweinegrippe-Impfung ein gutes Geschäft für die Pharmaindustrie wird, bezweifelt wohl niemand. Weltweit platzieren Regierungen ihre Bestellungen. In den Verhandlungen über Mengen, Lieferzeiträume und Preise sitzen ihnen etliche Riesen der Branche gegenüber. Der Kunde Staat muss abwägen: Bestelle ich früh und mit Rabatt? Nehme ich mehr – zum besseren Preis? Und wie viel ist zu viel?
„Wir sind sozusagen zum Milliardendealer avanciert“, formuliert Thomas Schulz, Pressesprecher des Gesundheitsministeriums in Thüringen, salopp. Sein Bundesland sitzt gerade der Gesundheitsministerkonferenz vor und koordiniert die Bestellung des H1N1-Impfstoffs in Deutschland. Wollten sich alle Bundesbürger impfen lassen, müssten für Vakzine und Verabreichung zwei Milliarden Euro ausgegeben werden, sagt Schulz. Ein solches Szenario aber ist unwahrscheinlich.
Fest geordert haben die Länder bisher je zwei Impfdosen für rund 25 Millionen Menschen. Laut Schulz kostet diese Menge rund 500 Millionen Euro. Den Umsatz teilen sich zwei Unternehmen: GlaxoSmithKline (GSK) und Novartis. Über Nachbestellungen berät eine Arbeitsgruppe von Bund und Ländern im Kanzleramt. Die Preise für eine neue Order müssten neu mit den Firmen verhandelt werden.
Allein GSK hat sich laut Focus Bestellungen von 16 Ländern für 195 Millionen Dosen gesichert. Die kleine Schweiz hat laut Medienberichten 13 Millionen Dosen bei GSK bestellt, weitere 13 Millionen bei Novartis. Für den US-Markt produzieren fünf Hersteller: GSK, Novartis, Sanofi Pasteur, Medimmune und CSL. Die amerikanische Regierung plant eine Order von 195 Millionen Dosen. Weltweit sind laut GSK rund 20 Unternehmen an der H1N1-Impfstoff-Produktion beteiligt.
Die Vorbereitungen auf ein Geschäft mit einer weltweiten Grippewelle laufen seit Jahren. „Wir forschen seit 1997 an Pandemie-Impfstoffen“, sagt Anke Helten, PR-Managerin bei GSK. Rund 190 Millionen Euro habe ihr Unternehmen in den vergangenen Jahren investiert, um sein Impfstoff-Werk in Dresden zu modernisieren und neue Kapazitäten aufzubauen. Konkurrent Novartis gab allein 60 Millionen Euro für eine 2007 eröffnete neue Produktionsanlage in Marburg aus.
Die Financial Times Deutschland hat mehrfach über das Interesse großer Unternehmen am Impfstoffmarkt berichtet. „Dieses Thema liegt stark im Trend bei Pharmaherstellern“, bestätigt Martin Brunninger, Analyst beim Investmenthaus Bryan, Garnier & Co. in London. Die „Produktpipelines“ der Pharmaindustrie seien „stark verbesserungswürdig“. Soll heißen: Im traditionellen Geschäft fehlt es an Produktnachschub, der Gewinn verspricht.
Das Geschäft mit Impfstoffen habe für die Industrie mehrere große Vorteile, erklärt Brunninger: „Es geht um biologische Produkte. Man kann sie schwer bis gar nicht kopieren. Das heißt: Auch nach Ablauf der Patente sind die Eintrittsbarrieren für die Konkurrenz sehr hoch.“ Außerdem sei die Abnahme für Vakzine relativ stabil. „Es gibt immer wieder große Verträge mit Regierungen.“
Auch das Grippe-Geschäft ist aber nicht ohne Tücken für die Industrie. Nach Recherchen der Neuen Zürcher Zeitung sitzt Novartis noch immer auf Vakzin-Vorräten gegen das Vogelgrippevirus. Auch seien Regierungen sehr zögerlich mit Abnahmegarantien gewesen, als das Unternehmen im April beschloss, seine Produktion für den H1N1-Impfstoff zu verzehnfachen.
Wie viel die Hersteller tatsächlich loswerden können, ist noch offen. Die feste Bestellung aus Deutschland soll für 30 Prozent der Bevölkerung ausreichen. Die Impfung gegen saisonale Grippe nutzen laut Ministeriumssprecher Schulz im Schnitt nur 22 Prozent. Er rechnet damit, dass das Interesse bei der Schweinegrippe – aufgrund der Berichterstattung – viel höher liegen wird.
Impfstoff nur für reiche Länder (20.8.09)
Jeder Bundesbürger, der sich im Herbst gegen die Schweinegrippe impfen lassen will, soll das können. Das Bundeskabinett beschloss gestern eine lang diskutierte Verordnung, die den finanziellen Rahmen für die Massenimpfung absteckt. Kassenpatienten sollen die zwei Spritzen erhalten, ohne dass Zuzahlungen oder die Praxisgebühr anfallen. Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) haben auch die privaten Krankenversicherungen zugesagt, die Kosten für ihre Kunden zu übernehmen.
Die Verordnung regelt auch, dass die gesetzlichen Kassen die Impfkosten nur für 50 Prozent ihrer Versicherten tragen müssen – also rund 35 Millionen Menschen. Sind mehr interessiert, zahlt der Staat. Das BMG geht davon aus, dass die Kassen in diesem Jahr 600 Millionen Euro für die Impfung ausgeben müssen, 2010 noch einmal 200 Millionen Euro.
Noch werden die Vakzine gegen das H1N1-Virus klinisch getestet. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) versicherte aber gestern: „Die Impfung bietet einen wirksamen Schutz.“ Da der Impfstoff ab Ende September/Anfang Oktober erst nach und nach ausgeliefert werde, sollten zunächst besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen geimpft werden, betonte die Ministerin. Neben chronisch Kranken nannte sie Schwangere sowie Beschäftigte im Gesundheitswesen, bei Polizei und Feuerwehr.
Laut Agenturberichten geht der Bund davon aus, dass 56 Millionen Menschen die Schweinegrippe-Impfung nutzen wollen. Bislang fest bestellt sind 50 Millionen Dosen – genug für 25 Millionen Menschen. Über Nachbestellungen wird beraten.
Noch ist aber auch unklar, wie viele Dosen die Pharmaindustrie in welchem Tempo herstellen kann. Hilfsorganisationen wie Medico International machen sich Sorgen, dass arme Länder kaum Chancen auf einen gerechten Anteil an der Produktion haben werden. Dieses Problem sieht auch Thomas Schulz vom Gesundheitsministerium in Thüringen, das die deutschen Bestellungen koordiniert.
Sobald Deutschland Vakzin für mehr als 30 Prozent der Bevölkerung ordere, „kaufen wir einem anderen Land den Impfstoff weg“, sagte er der taz. Schulz erwähnte auch die Möglichkeit, in Deutschland nicht genutzten Impfstoff an Entwicklungsländer abzugeben.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO versucht unterdessen die Hersteller dazu zu bewegen, genug Impfstoff zu spenden oder ihr preiswert zu überlassen, damit zumindest das Gesundheitspersonal in Entwicklungsländern geimpft werden kann. Bis Anfang der Woche hatten zwei Firmen Spenden zugesagt: GlaxoSmithKline 50 Millionen Dosen, Sanofi Anventis 100 Millionen Dosen.
Zusammen ist das weniger, als die USA für sich bestellen wollen. Die WHO gibt außerdem Pharmafirmen in Ländern wie Thailand und Indien technologische Hilfestellung, damit sie Grippe-Impfstoffe produzieren können. Argentinien, Brasilien, Chile, Paraguay und Uruguay haben laut Medico vorgeschlagen, bei den Impfstoffen auf Patentierung zu verzichten.
Krankheitsschwerpunkt sind bislang Nord- und Südamerika. Nach einer aktuellen Übersicht der Ärztezeitung gibt es momentan weltweit 2.144 Todesopfer der Schweinegrippe, in Europa sind es bisher 63 Tote.
Bildzeitungs-„Erfahrungsbericht“ eines vermeintlich Betroffenen:
Sonnabend, kurz vor 14 Uhr auf dem Tuifly-Flug 2153 von Palma de
Mallorca nach Hamburg-Fuhlsbüttel: das Ende eines viertägigen
Junggesellenabschied- Revivals in El Arenal. Zwei aus unserer
sechsköpfigen Reisegruppe fühlen sich unwohl. Noch denken wir, das wird
eine Folge der Sonnenbelastung sein.
Gegen Ende des Fluges hat
sich die Lage verändert. Meine Augen brennen, mir ist kalt, mein
ebenfalls angeschlagener Sitznachbar erklärt der Stewardess die
Symptome, er muss heftig husten. Die Flugbegleiterin misst seine
Temperatur und zieht die Augenbrauen hoch: „38,6 Grad – typisch für die Schweinegrippe.“
Während der Flughafen Hamburg informiert wird, beginnen über den Wolken Sofortmaßnahmen. Unsere Reisegruppe wird mit Mundschutz ausgestattet, die anderen Fluggäste erhalten auf Wunsch ebenfalls Masken.
Der Ansage des Piloten, dass es im Flugzeug Personen mit Symptomen der Schweinegrippe
gäbe und es dadurch nach der Landung zu Verzögerungen kommen wird,
folgen Diskussionen – eine Mixtur aus Sorge, Verärgerung, Wut und
Ratlosigkeit. Ängstliche oder verächtliche Blicke wandern zu uns in die
letzte Sitzreihe. Der Co-Pilot lässt im Vorbeigehen eine Bemerkung
fallen („… sehr verantwortungsbewusst, sich erst kurz vor der Landung
zu melden …“), nimmt sie später zurück.
Zehn
Minuten müssen alle Fluggäste in der Maschine warten. Dann dürfen sie
von Bord – außer uns. Der Pilot sagt noch: „Falls sich der Verdacht bei
einem der Reisenden bestätigen sollte, werden Sie von der
Fluggesellschaft informiert.“
Wir bleiben noch fünf Minuten
sitzen, geben unsere Personalien an und werden per Rot-Kreuz-Bus in die
isolierte Notfallstation des Flughafens gebracht. Ein älteres Paar
versucht, unsere Namen herauszufinden. „Wenn wir krank werden, wollen
wir uns juristische Schritte vorbehalten“, sagt der Mann.
Das Couponschneider-Magazin Focus macht sich natürlich ebenfalls große Sorgen um die gerade grassierende Schweinegrippe:
Grippeviren sind offenbar zäh. Sie können auf Geldscheinen bis zu zwei
Wochen überleben und sich damit übertragen. Das haben Forscher nach
einem Bericht der Schweizer Nachrichtenagentur SDA am
Universitätskrankenhaus Genf herausgefunden. Unter günstigen
Bedingungen überleben gewöhnliche Grippeviren sogar 17 Tage.
Entscheidend
für die Überlebensdauer der Erreger sind Luftfeuchtigkeit, Temperatur
und Oberfläche. Ob man beim Bezahlen seiner Einkäufe krank werden kann,
sagt die Studie nicht. Die Ansteckungsgefahr, die von Banknoten
ausgeht, wurde nicht untersucht. Wer auf Nummer sicher gehen will,
wäscht sich die Hände, nicht das Geld.
Der „medialotse.com“ meldet aus den USA, die natürlich noch viel schweinegrippengefährdeter sind als die Schweinesystem-Anhänger in der Alten Welt:
Das weltweit Aufsehen erregende und weithin unter
dem Namen “Schweinegrippe” bekannte H1N1-Virus hat einen neuen
Werbetrend ausgelöst. So verknüpfen Unternehmen ihre Botschaften
neuerdings gerne mit der Krankheit.
Wie das Wall Street Journal berichtet, erkennen
Firmen verschiedenster Branchen darin ein Potenzial, um den Absatz
ihrer Produkte anzukurbeln. So soll die um sich greifende Hysterie um
den H1N1-Virus nicht nur der Pharmaindustrie zugute kommen. Darüber
hinaus nutzen etwa Hersteller von Hygieneprodukten wie Seife die
derzeit hohe Aufmerksamkeit. Selbst Produzenten von
Designer-Gesichtsmasken zum Infektionsschutz versuchen, aus der
Schweinegrippe Profit zu schlagen.
“Mit der Schweinegrippe für Produkte zu werben
ist unbedenklich, solange die Werbung nicht irreführend für den
Verbraucher ist”, meint Markus Deutsch, Geschäftsführer des
Österreichischen Werberats. Zwar sei die Reklame selbst nicht
problematisch. Ob Produktwerbung in Zusammenhang mit dem H1N1-Virus
jedoch empfehlenswert ist, liege ausschließlich im Ermessen des
Unternehmens.
Werbeinitiativen wie jene des deutschen
Konsumgüterherstellers Henkel für die schäumende Handwäsche Dial
Complete sollen vornehmlich die Schutzwirkungen der angepriesenen
Produkte hervorstreichen. “Wir wollen sicherstellen, dass die Menschen
verstehen, dass effektives Händewaschen der beste Weg ist, um sich und
seine Familie gesund zu halten”, erklärt Scott Moffitt, Senior Vice
President und Geschäftsführer der Henkel-Körperpflegesparte.
So wirbt auch Lysol mit der keimbefreienden
Wirkung seines Desinfektionssprays. Dabei ist der Hype um die
Schweinegrippe (engl. “Swine flu”) offenbar sogar stärker als
Wirtschaftskrise, Rezession und Konsumflaute. Das Unternehmen hat die
Produktion aufgestockt, um einer steigenden Nachfrage zu begegnen. Die
Konsumenten würden darüber informiert, wie sie ihre Familien vor
Bakterien schützen können.
Aufgrund der Schweinegrippe haben Unternehmen ihre Marketing-Budgets
kurzfristig auf bis das Doppelte aufgestockt. Durch das enorme
Medieninteresse an dem Virus erreichen die verschiedenen Initiativen
und Kampagnen eine hohe Aufmerksamkeit. Dieser Vorteile bedienen sich
beispielsweise auch Internet-Betrüger und Datendiebe beim Versand von
Phishing- und Spammails.
Darin werden etwa angeblich wirksame
medizinische Produkte feilgeboten. Größter Nutznießer der
Schweinegrippe und des Pandemie-Alarms durch die
Weltgesundheitsorganisation dürfte ohnehin die Pharmaindustrie sein.
Wie das Wirtschaftsportal cash.ch berichtet, könnte auch der
Branchenriese Novartis das Virus für Marketingzwecke nutzen.
Der Konzern habe etwa gestern über gute
Resultate eines Hilfsstoffs in Verbindung mit dem pre-pandemischen
Vogelgrippe-Impfstoff Aflunov informiert und wolle diesen bei der
Entwicklung eines Schweinegrippe-Impfstoffs nutzen. Dabei sei die gute
Wirkung des Stoffs “längst bekannt”.
Poller unter Kormoran
Bitte mal nicht alles so annehmen wies dasteht unds sich mal 5 min für die Recherche nehmen. Auch wenn es sich bei der sog. Schweinegr. um einen Hype handelt, sollte man doch nicht allen sog. Informationen Tür und Tor öffnen, ach wenn es en vouge scheint, besonders in Akademikerkreisen, sich als aufgeklärt zu geben, schränkt man seine zu Schau gestellte Mündigkeit schnell wieder ein, indem man seine Argumentation mit kritiklos übernommenen Pseudoinformationen as dem Internet unterfüttert.
Der oben genannte Text hat nur eine Quelle (das ist schonmal nicht so gut). Dazu ist der Autor (Enthüllungsjournalist… nd das müssen ja gute Menschen sein^^) auch noch Mitredakteur besagter Internetseite. Übersetzt wurde der Text von einem deutschen Enthüllungskollegen und hat sich seitdem per copy-paste-verfahren verbreitet.
Das Patent spricht tatsächlich davon Gr.Impfstoff aus Affennieren herzustellen, weist aber H1N1 als eins unter vielen aus, welches bekämpft werden könnte. Es handelt sich also hier offensichtlich um eine Patentsicherung, den in den USA wird halt alles sofort patentiert, so abartig es ach sei. Zudem sind auch Pharmakonzerne nur profitorientierte Unternehmen, welche ihre Apparaturen auf Eier ausgerichtet haben und diese nicht einmotten wollen. Also plädiere ich hier für den Grundsatz, warum so kompliziert, wenns auch einfach geht.
Viele Grüße
Daniel