vonHelmut Höge 20.10.2009

Hier spricht der Aushilfshausmeister!

Helmut Höge, taz-Kolumnist und Aushilfshausmeister, bloggt aus dem Biotop, dem die tägliche taz entspringt. Gonzo-Journalismus der feinen Art.

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„Das Furchtbare unseres falschen und trügerischen Lebens liegt darin, dass wir das Tier nicht zur Kenntnis nehmen. Wenn es sich reckt und seine Stimme erhebt, tun wir so, als sei es das Kläffen eines launischen Hundes, den wir mit hinausnehmen und belustigt mit einem Stück Zucker abfertigen.“ (Leonid Andrejew)


Am Sonntag fand auf der Trabrennbahn in Karlshorst ein Tag für glückliche Hunde statt. Gesponsort vom Hundenahrungshersteller „Happy Dog“ bot das von zwei westdeutschen Hundetrainerinnen organisierte „Event“ den Berliner Hunden und ihren Besitzern „Quality Time“ – auf einer kurzen Rennstrecke und einem „Fun Agility“-Parcours, darüberhinaus konnten sie sich an „Dog-Dancing“, „-Casting“ und -Frisbee“ beteiligen. Etwa 100-200 Hunde waren erschienen – begleitet zumeist von Frauen, denen die Idee, ihrem Hund zuliebe eine Veranstaltung zu besuchen, anscheinend näher lag als  männlichen Hundebesitzern.

Die Menschen unter den Teilnehmern wurden mit Verkaufsständen und Sonderangeboten gelockt. Darunter waren welche von Hundeporträtisten, Hundefriseuren, „Tier-TV“, Pferdefleisch in Dosen, Tierspielzeug, Hundegeschirr („Arbeitskleidung“ genannt), ferner Tierschutzvereine, eine Tierschutzpartei, die „Tiertafel Deutschland“, Hundeschulen und -Pensionen, „Lebenshilfe für verwaiste Hunde“, eine „Vermittlung von behinderten Hunden“ sowie auch von ausrangierten „Versuchstieren“, einen Werbestand des „Berliner Tierfriedhofs“ und zweier neuer Zeitungen: „Der Ruhrstreuner“ und „Reich mir die Pfote“ (darin  ein Artikel über „Hunde mit Beruf“) sowie des altehrwürdigen  Tierschutzmagazins  „Berliner Tierfreund“. Außerdem Informationsstände –  u.a. mit Büchern wie „Hundekekse selbst gemacht“ von Andrea Packulat und „Hier schreibt der Mops“ von Uschi Ackermann, verfaßt in der Ich-Form ihres Hundes „Sir Henry“. Die Besitzerin hatte den allzu geschäftstüchtigen Züchter ihres Mops‘, den er ihr krank verkauft hatte, auf Schadensersatz verklagt – und gewonnen. In einem Flugblatt, das neben dem Buch lag, war von einigen weiteren Mops-Krankheiten infolge von Überzüchtung die Rede. Die Verfasserin setzte sich u.a. dafür ein, den Möpsen wieder „freie Atmung“ zu gestatten. Sie hatte sich deswegen bereits mit dem MPRV, dem „Mops-Pekinesen-Rassehund-Verband“,  überworfen und war dem AMV, dem „Altdeutschen Mopsverband“ mit Sitz in Nordfriesland beigetreten.

Man erkennt an dieser knappen Aufzählung des Angebots auf dem „Event  4 Happy Dogs“ bereits, der Hund ist nicht nur ein Begleittier oder Arbeitstier, sondern auch und vor allem ein immer wichtiger werdender Konsument. 2002 betrug die weltweit für Haustierfutter und -versorgung ausgegebene Summe 46 Milliarden Dollar, Tendenz steigend, vor allem im Marktsegment „Premiumfutter“. Darüberhinaus wird die Medizintechnik für Hunde immer aufwendiger, bis hin zu psychologischen Therapieeinrichtungen und „Krankenversicherungen, die für Haustiere zur Normalität werden,“ wie die US-Biologin Donna Haraway – in ihrem Aufsatz „Hunde mit Mehrwert und lebendiges Kapital“ schreibt (1).

Darin erwähnt sie u.a. auch zwei neue US-Fachzeitschriften: „Bark – für Literatur, Kultur, Kunst und Hunde“ und „The New York Dog“. In der modernen Industrie- bzw. Informationsgesellschaft und mit dem Zerfall der Familie werden  zunehmend Haustiere in die selbe mit aufgenommen, um sie gleichsam wieder mit neuem Leben zu füllen. Die Tiere bekommen dabei  immer mehr Menschenrechte eingeräumt. Auf diese Weise werden sich insbesondere Hund und Herrchen zunehmend ähnlicher – gleichzeitig aber auch medientauglicher: Immer mehr Tiere verdienen ihr Geld beim Film – oder werden darauf hintrainiert. Auf diese Weise dreht sich die Abhängigkeit des Begleittieres vom Menschen ins Gegenteil.

Der Psychiater Erich Wulff, der 1966 als Arzt in Vietnam arbeitete, bemerkte in der dortigen Agrargesellschaft (noch): „Ein Gefühl wie Tierliebe war den meisten Vietnamesen fremd. In ihrem Seelenhaushalt gab es keinen offenen Posten dafür…Das Heer der Ammen, Boys und Boyessen okkupierte bei der mandarinalen Oberschicht die Haustierstelle.“ Aus Österreich stammt der Brauch, dass die Knechte, Mägde und Dienstboten zu Lichtmess ihren Arbeitgeber wechseln konnten, dazu sahen sie sich genau um: „Schau, wo Hund und Katze ihren Platz haben; geht es den Tieren gut, so wird es dem Gesinde auch nicht schlecht gehen,“ wurde ihnen gesagt.

In den Zwangsarbeitslagern ging es den Hunden sogar weitaus besser als den Menschen. Alexander Solschenizyn schreibt deswegen – im „Archipel Gulag“:  „Bei den ganzen Abrüstungsgesprächen über Raketen und Atombomben vermisse ich die Diskussion über Hunde – diese  setzen nämlich den Menschen als Wachhunde mehr zu als alle Raketen und Bomben zusammen!“ 1994 rekonstruierte Marie-Luise Scherer in einem langen Spiegelartikel – „Die Hundegrenze“ betitelt – das  Schicksal eines DDR-Wachhundes vor und nach Öffnung der Grenze. „‚Das ist Alf‘, sagte der Soldat, ‚den könnten Sie mit einer Mütze totschlagen‘.“ Der „Trassenhund“, ein gelber Colliemischling, versah bis 1990 seinen Dienst (mehr schlecht als recht) in einer „Laufleinenanlage“ des Grenzkommandos Nord, danach wurde er privatisiert – zunächst als Hofhund in Göhlen und dann als Bewacher eines Gasthofes in Strachau bei Dömitz.

Wladimir Kaminer erzählte einmal: „In meiner Heimat, in der Sowjetunion, waren Hunde überwiegend exotische Tiere, die genauso wie ein Auto, ein Pelzmantel oder eine ausländische Möbelgarnitur etwas über den Wohlstand der Familie verrieten. Nicht jeder konnte sich einen so teuren Spaß erlauben. Dafür sahen wir im Kino öfter Hunde. In unseren Filmen wurden sie zuerst als eine wirksame Waffe im Kampf gegen die Kriminalität und zum Schutz unserer Staatsgrenze gezeigt. In Dutzenden von Filmen – wie ‚Stille Nacht am Amur‘ oder ‚Bei Fuß, Muchtar‘ – spielten übergroße, speziell ausgebildete deutsche Schäferhunde die Hauptrolle. Sie saßen wochenlang in einem Versteck ohne Verpflegung und ernährten sich ausschließlich von Grenzverletzern, hauptsächlich Japanern, die sie selbst aus großer Entfernung aufspürten und von denen sie nie genug kriegen konnten. Manche Hunde liefen sogar zum Frühstück ohne Befehl, auf eigene Gefahr, aufs feindliche Territorium rüber, um sich einen Feind zu schnappen. Später kamen die sogenannten ‚Hundeheuler‘ auf die Leinwand – allerlei tragische Geschichten darüber, wie ein Hund von seinem Besitzer verraten wurde, ihm aber trotzdem treu blieb. Aus einer solchen Filmaufführung bin ich einmal als Zwölfjähriger in Tränen ausgelöst rausgegangen, weil ich es nicht mehr ertragen konnte, mit ansehen zu müssen, wie der blöde Hund den ganzen Film über an einer Bushaltestelle saß und auf seinen Besitzer wartete, der schon gleich am Anfang des Films gestorben war…“

Auf dem „Event 4 Happy Dogs“ traf ich eine alte Bekannte wieder – Sylvia. Die gelernte Drahtzieherin war mit der Schließung des Batteriewerks BELFA in Schöneweide zunächst arbeitslos geworden.  Sie lebt  nun mit einem Freund zusammen. Dieser wird im Suff nicht weinerlich oder geschwätzig, sondern still und aggressiv, wie sie mir erzählte. Unlängst schlug er sie zusammen, was Rippenbrüche, eine Gehirnerschütterung und weitere Verletzungen zur Folge hatte.  Als sie wieder gesund war, wollte sie sich zwar nicht von ihm trennen, aber doch was für mehr Sicherheit neben ihm tun. In der Zeitung stieß sie auf eine Annonce, mit der eine Kampfhund- Züchterin bei Braunschweig junge Welpen „preisgünstig“ anbot. Sylvia nutzte den letzten Tag ihrer Krankschreibung und fuhr „kurzerhand rüber“.  Sie fand dann in dem Wurf tatsächlich auch einen „niedlichen“ Kampfhund-Rüden, den sie kaufte. Dazu mußte sie sich jedoch verpflichten, mit ihm gelegentlich eine Kampfhunde-Prämierung zu besuchen, damit die Züchterin der Jury die Zeugungsleistung der Elterntiere sinnfällig unter Beweis stellen konnte. Dies geschah dann auch und zwar in Unna, wo jedoch nicht nur die beiden Kampfhund-Elternteile prämiert wurden, sondern, zur großen Überraschung von Sylvia, auch gleich ihr Jungrüde: und zwar als bester Kampfhund des Jahrgangs.  Dies bezog sich auf sein Aussehen und Benehmen. Seine noch nicht vorhandene Kampffähigkeit stand bei der Preisvergabe nicht zur Debatte, es ging den Verbandsfunktionären eher um „Rassereinheit“, die Sylvia ziemlich egal war. Nichtsdestotrotz hat sich dadurch ihr Leben „total verändert“. Laufend ist sie nun mit ihrem Hund unterwegs, wobei das Kampfhundmäßige sie dabei mehr und mehr stört: „Die Leute haben zuviel Angst!“

Als wir noch über Hundephobien sprachen, kam Bernd dazu – ohne Hund. Er war früher Chefkoch des Gerätebatteriewerks BELFA gewesen und numehr Leiter einer Reinigungstruppe. Er züchtet schon seit langem Lawinensuchhunde, das heißt, er richtet sie ab. Der Vater züchtet, und Mutter und Tochter sind für das Futter, die Aufzucht und die Welpen zuständig. „Jeder in der Familie hat seine Aufgabe. Wir sind auch alle im Züchterverein aktiv. Bei unserer alten Staffel in Berlin-Buch war sogar der Chefredakteur der Zeitung ‚Der Hund‘ mit dabei. Das war die Standardzeitung. Wir waren das Aushängeschild der DDR. Aber zum Erdbebenunglück in Mexiko ließen sie uns trotzdem nicht, sie hätten zu viele Funktionäre mitschicken müssen. Wenn Offiziere von den sozialistischen Ländern kamen, mußten wir antreten und zeigen, was unsere Hunde konnten. Dementsprechend haben wir Freistellung durch unseren Betrieb bekommen.  Irgendwann war dann ja die Vereinigung gewesen, und die ersten Westberliner kamen zu uns, aus Tegel. Das sah alles ganz freundschaftlich aus, bis wir feststellten, daß unsere Hunde immer mehr in den Hütten geblieben sind und wir uns in solche Löcher als ,verletzte Personen‘ legen mußten. Das haben wir uns eigentlich noch gefallen lassen.  Bis ein noch freundlicherer Herr ankam, aus Frohnau, der sagte, er wäre der Mann mit der großen Kohle. Da reichte es. Ich hab‘ gesagt: ,Mensch Leute, wir haben doch auch 40 Jahre lang Hunde gezüchtet.‘ Jedenfalls, wir haben dann den Anschluß an den Westberliner Züchterverband nicht mitgemacht. Unser neuer (Ost-)Verein ist jetzt schon einige Jahre alt, und wir mußten sogar schon einen zweiten Platz suchen wegen dem Zulauf. Bei uns geht es nämlich nicht so stur rassefanatisch zu, wir lassen prozentual auch Mischmaschhunde mitmachen, das heißt welche ohne Papiere.“

Laut Donna Haraway sind Hunde vor allem als Zuchttiere und Labortiere (hier nimmt man gerne Beagle) sowie als Arbeitshelfer (d.h. als Produktionswerkzeuge)) „tätig“. Hunde, die z.B. als Hütehunde ausgewählt und „weiterentwickelt“ werden, könnte man deswegen auch bereits als „Biotechnologien in einem System marktförmiger Landwirtschaft“ begreifen. In dem US-Kanal „Animal Planet“ werden in der Serie „Dogs with Jobs“ regelmäßig weitere Hundeeinsatzmöglichkeiten vorgestellt. Haraway erwähnt u.a. die „Cell Dogs“, die in einem kalifornischen Gefängnis von den Insassen zu Wachhunden ausgebildet werden. Sie leben mit den Inhaftierten für die Dauer dieser „subjekttransformierenden Beziehung“ in einer Zelle. Für die einen wie für die anderen gilt: „der Weg zu Freiheit und Arbeit außerhalb der Gefängnismauern“ besteht aus dem Lernen von „Disziplin und Gehorsam“. „Einen Hund, der die abschließende Prüfung nicht besteht, erwartet der Tod.“

Laut Donna Haraway liegen dieser Art von Tierschulung „post-behavioristische Diskurse“ zugrunde, vor allem die von Iwan Pawlow und B.F.Skinner. Konkret wird dabei auf die „Koehler Method of Guard Dogs Training“ zurückgegriffen, sie wurde 1972 von dem US-Psychologen William R. Koehler veröffentlicht und war für Hunde „in Home Protection, Plant Security, Police & Military Work“ gedacht.

Nach dieser Methode brachte auch der US-Philosoph Mark Rowlands seinem jungen kanadischen Wolf „Brenin“ Benehmen bei. Angeblich ging das sehr schnell – obwohl Hunde solche und ähnliche  „Trainingsaufgaben“ besser lösen können als Wölfe, die dafür  schneller „Problemstellungen“ begreifen (2). Anschließend konnte der Autor jedenfalls seinen Wolf  überall mit hinnehmen. Und das mußte er auch, weil Brenin alles in seinem Umkreis zerbiß, wenn man ihn allein ließ. „Wölfe sind sehr, sehr schnell gelangweilt,“ erklärte Rowlands dazu. An der Universität verteilte er Zettel an seine Studenten: Sie bräuchten keine Angst vor dem Wolf zu haben, nur sollten sie ihm keine Beachtung schenken und Lebensmittel nicht offen herumliegen lassen. (3)

Mit der „Koehler-Methode“ lernte der Wolf laut Rowlands eine „Sprache“ – und hatte damit „die Chance, auf sinnvolle Weise“ mit seinem Besitzer „zusammenzuleben – statt dass er im Garten hinter dem Haus eingesperrt und vergessen wurde.“ Die Sprache verschaffte ihm „eine Freiheit“ in der „menschlichen Welt“. Mehr noch: „Wir können diese Sprache verstehen“ und andersherum sind „Wölfe nicht in der Lage zu lügen“. Diese Fähigkeit entstehe erst mit einer gewissen Primatenintelligenz. (4)

„Die Wildheit bleibt also laut Haraway doch unsere ganze Hoffnung,“ bemerkt die Wiener Anthropologin Elisabeth Samsonow abschließend in einer Rezension des Buches „When Species meet“. Die US-Biologin hat es ihrer Hündin Cayenne gewidmet, mit der zusammen sie u.a. „Agility-Kurse“ besucht (5). Es geht der Autorin dabei um das Glück des Tieres. Auch Rowlands fragte sich, ob ein Wolf nur in der Wildnis glücklich werden kann. Hatte Haraway schon einen nur noch schwachen Begriff von fixierten Bedürfnissen, greift Rowlands nun auf die Sartresche Unterscheidung von Existenz und Essenz zurück und kommt zu dem Schluß: Wenn man die Koehler-Methode anwende, dann „glaubt“ man, dass beim Wolf – ebenso wie beim Hund (und  beim Menschen) – die Existenz der Essenz vorausgeht. Dass das Tier mithin auch in der Menschenwelt glücklich werden  könne. Für Rowlands Annahme spricht, dass es immer mehr Tiere gibt, Füchse und Wildschweine z.B., die freiwillig ihre Wildreservate verlassen, um sich in Großstädten anzusiedeln. Es handelt sich dabei quasi um eine Abstimmung mit den Pfoten. Da Brenin und Rowlands elf Jahre lang unzertrennlich waren, und viele Unterkünfte, Arbeitsplätze, Restaurants, Kneipen, Sportveranstaltungen  und Reisen teilten, entwickelten sie mit der Zeit eine symbiotische Beziehung, bei der sich ihm die tierschützerische Frage, ob der Wolf sein Sklave war, so beantwortete: „Wenn Brenin ein Sklave war, bin ich ebenfalls einer.“ Er denkt dabei an die auch ihm aufgezwungene Ausbildung in  Schulen und Universitäten – also an seinen eigenen Zivilisationsprozeß. Auch dass ein Besitzverhältnis die Beziehung zum anderen dominieren könnte, glaubt er nicht, wohl aber, dass sich in der Beziehung der Menschen zu denen, die ihnen ausgeliefert sind, den Tieren, im Allgemeinen ein so „grundlegendes Versagen“ äußert, „dass sich alle anderen aus ihm ableiten lassen.“

Rowlands kommt von da aus  auf Thomas Hobbes zu sprechen, der einst, um die englischen Bürgerkriege zu beenden, von der notwendigen Umwandlung der Wildnis in Zivilisation sprach. Dazu dachte er sich einen Nullpunkt aus, an dem die Bürger einen „Gesellschaftsvertrag“ mit dem Souverän eingehen, dem sie das Gewaltmonopol übertragen. Und dieser muß sie dafür schützen.

Einen solchen Nullpunkt gibt es nicht, meint Rowlands, denn „eine Frage, die sich Hobbes anscheinend nie stellte, ist folgende: „Wie können diejenigen, die wirklich rot an Zähnen und Klauen sind, an den Verhandlungstisch geholt werden?“ Diese Frage stellen sich die Wissenssoziologen mit ihrer „Akteur-Netzwerk-Theorie“ schon seit langem – und sie haben darin auch bereits verschiedene Vorschläge gemacht, Rowlands meint jedoch: Das wird nie geschehen, denn „Verträge können nur zwischen zivilisierten Menschen geschlossen werden. Also kann der Vertrag nicht die Zivilisation bewirkt haben.“ Am Anfang stand immer Gewalt und Machtkampf.

Obwohl oder weil sein Wolf ihm vieles lehrte und ihn gewissermaßen zu einem besseren Menschen machte, ist Rowlands im Gegensatz zu Donna Haraway, die mit  ihrer Hündin ebenfalls an einem „Gemeinsam-Werden“ arbeitet, darüber zu einem Misanthropen geworden. Das hindert ihn jedoch zum Glück nicht,  weiter seine „Grundidee“ zu verfolgen, „dass man einen Weg finden müsse, die Tiere in den Gesellschaftsvertrag mit einzubeziehen, indem man den Vertrag fairer gestaltet.“ Für den  Harvard-Philosophen John Rawls war die ursprüngliche Vertragsgestaltung bereits dann fair, wenn die Partner nicht mehr wüßten, als dass sie Menschen seien und in der Lage, rational zu denken. Rowlands hielt dem inzwischen verstorbenen Rawls seinerzeit entgegen, „dass auch solche Kenntnisse ausgeschlossen werden müssten, wenn der Vertrag wahrhaft fair sein solle.“ Und sowieso sei „der Vertrag eine Erfindung von Primaten für Primaten.“ Voller  Gewinn-und-Verlust-Kalkulationen, falschen Bündnissen und Investitionsüberlegungen. „Warum habe ich Brenin geliebt?“ Fragt er sich noch einmal – und kommt dabei zu dem Ergebnis: Weil „dieser Wolf weiß, dass Glück nicht in der Berechnung zu finden ist.“

Da der Philosoph aber noch Wolfsseele (-gene) genug besitzt, liegt ebendort auch unser aller Glück. So ähnlich könnte vielleicht auch Donna Haraway  das sehen. Als Darwinist ist Rowlands jedoch erst einmal vom (statistischen) Erfolg des Hunde-Werdens als einer Überlebensstrategie beeindruckt: Es gibt heute über 40 Millionen Hunde auf der Welt, aber nur noch etwa 40.000 Wölfe. Das Wolf-Bleiben ist also nicht (mehr) erfolgreich. Es geht diesen Tieren wie den letzten präzivilisierten Völkern: Sie sind vom Aussterben bedroht.

Als „Konsequenzialist“ beschloß Rowlands, keine Tiere mehr zu essen, die zum Zwecke des Verzehrs gezüchtet und aufgezogen werden. Diesen Schritt mochte er seinem Wolf natürlich nicht zumuten: „Am Ende schlossen wir einen Kompromiß: Ich wurde Vegetarier und er wurde Pescetarier.“ Jahrelang war er täglich mit dem Wolf joggen gegangen, als sie in Irland lebten, „beschloss“ Rowlands, „dass Brenin einen Freund benötigte, und zwar einen, der mehr Beine und eine kältere Nase hatte.“ Am Ende, in Frankreich auf dem Land lebend, waren seine Begleittiere schließlich zu dritt. „Allmählich zogen wir uns aus der Welt der Menschen zurück,“ schreibt Rowlands. Er wurde immer sonderbarer: „ein moralistischer Vegetarier, das seltsamste aller Geschöpfe, das dazu verurteilt war, den Rest seiner kümmerlichen Existenz ohne die geschmacklichen Wonnen von Tierfleisch zu durchleben. All das war einzig und allein Brenins Schuld, woran ich ihn erinnerte, wenn ich wieder einmal eines seiner Manöver zum Fangen von Kaninchen durchkreuzt hatte.“

Dabei drängte sich Rowlands die Frage auf, wie wichtig die Jagd für Brenin war? „Vielleicht war er nur glücklich, wenn er Kaninchen fing. Hoffentlich nicht, denn das gelang ihm nur selten. Aber sein Verhalten ließ auf das Gegenteil schließen. Ob er Erfolg hatte oder nicht – danach rannte er immer mit lodernden Augen auf mich zu und sprang aufgeregt von allen Seiten an mir hoch. Das, dessen bin ich mir ziemlich sicher, war ein glücklicher Wolf.“ Brenin kämpfte außerdem gerne. Rowlands konnte das nachvollziehen, weil er in seiner Jugend einige Zeit als Boxer trainiert hatte. In Frankreich besaß er keine Uhr mehr, aber seine Schäferhündin Nina hatte ein genaues Zeitgefühl, nach dem sie sich richteten. Nachdenkend über die Zeit gelangte Rowlands dort zu dem Schluß, im Gegensatz zu Hunden und Wölfen ist uns das „Jetzt“ abhanden gekommen. Bei ihnen ist „jeder Moment ihres Lebens in sich vollständig,“ wir schauen dagegen „durch Momente hindurch,“ deswegen sind sie für uns „nie ganz real“. Brenin starb in Frankreich – an Krebs. Und Rowlands lebt jetzt mit seinen beiden Hunden, Nina und Tess, in Miami.

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(1) Der Aufsatz erschien als 2. Kapitel in  Donna Haraways Buch „When Species Meet“, Minneapolis 2008. Vorab wurde er für den Reader „Gespenst Subjekt“, Münster 2007,  ins Deutsche übersetzt.

(2) Der Philosoph Theodor Lessing kam beim Vergleich des Wolfs mit dem Hund zu dem Ergebnis, dass letzterer „ein durch jahrtausendelange Zucht geknebelter und sozusagen in sich hineingeprügelter Wolf“ sei. Für Lessing bedeutete jede „Verfeinerung und Hochzüchtung“ eines Tieres oder einer  Pflanze eine Entfernung von ihrem  „Wesen“ – zum Schlechteren hin. Siehe dazu seine Bücher „Meine Tiere“ und „Blumen“, Berlin 2005.

Über die „Erziehung  eines  einzelnen Hundes“ erfuhr ich Näheres von der  Schriftstellerin Gabriele Goettle, die zusammen mit Elisabeth Kmölninger einen Schäferhund besitzt: Ein guter Hundetrainer scheint mir Dr. Roger Mugford zu sein, schrieb sie, „er ist Engländer,Verhaltensforscher und hat u.a. die kapriziös bis bissigen ‚Windsor Corgis‘ der englischen Königin erzogen (die das Hundepersonal in die Hosenbeine bissen). Er ist ein Feind jedweder Gewalterziehung – vom Elektrohalsband bis zum ordinären Würgeband gibts da ja allerhand – und er ist sogar gegen diese Dominanztheorie, also: der Hund muß im familiären Rudel ganz unten stehen usw.. Er hat ein paar sehr schöne pädagogische Hilfsmittel erfunden, das sogenannte ‚Halti‘ z.B., mit dem sich bissige und schwer ziehende Hunde mild lenken lassen und auch das ‚Clicker-Training‘, das mir persönlich aber eher auf den Wecker geht – mit dem dauernden Geklicker. Er ist jedenfalls ein interessanter Typ und sehr gebildet und erfahren. Daneben gibt es auch noch einen guten deutschen: Eberhard Trummler.“

2008 hatte Gabriele Goettle die  Hundetrainerin Nira Sorensen-Rosenberg interviewt. Ihre Ausbildung bekam diese erst in einer Behinderteneinrichtung in Israel und dann in der dortigen Armee, heute ist sie selbständig und lebt in Berlin, wo 110.000 Hunde gemeldet sind. „Wir waren sechs Leute, unser Job war die Hundeausbildung und auch die Zucht. Meine erste Hündin in Kfar Tikva hieß Shandy. Jeden Tag haben wir morgens ganz früh angefangen. Zum Training hatte jeder vier bis fünf, manchmal auch sieben Hunde. Jeder nahm ein bis zwei Hunde, diese Gruppe trainierte, dann kam die nächste. Den ganzen Tag, bis abends. Manche Hunde müssen auch in der Dunkelheit trainiert werden, oder in der Stadt, denn die Hunde müssen sich auch an die Stadt gewöhnen. Wir trainieren sie vom Welpenalter an. Ab sechs Monaten muss der Hund auch ein bisschen Gehorsam lernen, also bei Fuß laufen, und wenn ich sage Platz! Oder Sitzen bleiben! Dann muss er auch sitzen bleiben. Dafür haben wir Würgehalsbänder. Das finde ich, ist auch nicht Gewalt oder so was.“

Auf die Frage, ob Gewalt und Schmerz angewandt wurden, sagt sie gelassen: „Es ist die Frage, was ist Gewalt, Zwang und Schmerz? Also geschlagen wurde zum Beispiel gar nicht. Wir haben sowieso bis zu einem halben Jahr keine Gewalt oder irgendwas benutzt, das ging alles mit Spielen und Leckerchen. Aber wenn man beim Militär vielleicht nur sechs Monate Zeit hat, den Hund abzurichten, dann muss ich ja schnell sein, dann nahm ich auch ein Stachelhalsband. Oder – selten, ziemlich selten – das Stromhalsband. Aber es ist immer die Frage, wie man das einsetzt. Man kann sehr viel falsch machen, kann aber auch sehr viel erreichen. Wenn für diesen Hund die Methode passt, dann ist es okay, wenn nicht, wähle ich eine andere Methode. Es kommt immer auch darauf an, wofür der Hund ausgebildet wird. Es gibt Rettungshunde, Spurensuchhunde, und es gibt Hunde, die in Situationen, wo Terror angesagt ist, zum Beispiel den Geiselnehmer stellen und neutralisieren sollen. Das muss man dem Hund beibringen. Aber nicht jeder Hund ist geeignet. Ein anderer ist vielleicht gut beim Spurensuchen, zum Beispiel von Menschen, die über die Grenze gelaufen sind. Oder ein Hund ist sehr gut bei der Menschensuche in Ruinen, Bomben sind aber nicht so seine Stärke. Man muss für alles den richtigen Hund haben. Und die richtige Methode.

Bei uns ist es so: Die Sicherheit des Menschen ist das Wichtigste! Deshalb werden ja auch die Hunde eingesetzt. Das bedeutet zum Beispiel, wenn eine Bombe 500 Meter entfernt von mir ist, und der Hund explodiert, dann hat zwar der Hund sein Leben verloren, aber die Menschen konnten ihr Leben behalten. Wir trainieren sie natürlich so, dass sie aus einer bestimmten Entfernung markieren sollen. Ich bringe ihnen bei im Training, sie sollen einfach nur sitzen und damit anzeigen, es ist da. Der Hund riecht die Bombe, er riecht den Sprengstoff.“ (Die israelischen bombsniffing dogs sind legendär, sie haben „Chemikernasen“ und erschnüffeln alle Sorten von Sprengstoff, sie suchen verborgene Bomben in Schulen, an Grenzübergängen, auf Märkten und an Busbahnhöfen.) „Er muss es lernen. Wenn ich zum Beispiel in dieser Hand TNT habe und in der anderen Hand nichts, dann lernt er zu unterscheiden und bekommt für die richtige Hand eine Belohnung. Es gibt Sprengstoffe, die kann man sogar als Mensch riechen. Ich habe nach meiner Militärzeit an einer Tankstelle gearbeitet und da kannte ich auch alle Benzine, das alte, das neue, den Stinker, den Diesel oder Biodiesel, schon am Geruch.“ Sie lacht. „Und wenn der Hund etwas gefunden hat, dann gibt er ein Zeichen, zum Beispiel er bellt, oder er sitzt. Eine Mine kann man gut daran erkennen, dass der Hund anfängt, im Kreis rumzugehen. Wenn die Mine frisch eingegraben ist, dann riecht die Erde ringsum. Wenn die aber da schon seit 30 Jahren liegt, dann ist der Geruch überall. Überall! Von daher ist alles möglich. Aber eine relativ frische ist kein Problem. Er findet sie garantiert und dann kann der Bombenentschärfer kommen oder der Roboter. Also die Hunde müssen sehr gut ausgebildet sein für ihre Arbeit. Als Mensch kann man das nicht, man muss ihnen trauen.

Die Ausbildung dauert zwischen acht und zwölf Monaten. Für Hunde, die sich an Menschen fixieren, Spürhunde, da dauert es etwas länger, denn die müssen komplizierte Kombinationen lernen. Sie müssen lernen, die Aufgabe ist immer die gleiche, Suche der Markierungen, die Gerüche, egal ob wir im Wald, im Gebirge oder im Feld suchen, egal ob es Nacht ist oder regnet. Was wir nicht gemacht haben, wenn es zu heiß war. Dann haben wir die Übungen abgebrochen. Über 36 Grad geht gar nichts mehr, da ist der Geruchssinn weg, die Hunde hecheln und sind damit beschäftigt, ihren Körper zu kühlen.

Nach dem Ziviljahr habe ich meinen Militärdienst gemacht, in Petah Tikva (Öffnung der Hoffnung), nahe Tel Aviv, fast zwei Jahre lang. Wir hatten Hunde für alles, von Autosuche bis Suche nach einem Sprengstoffattentäter. Auch für die Grenzgebiete, wo die Palästinenser nach Israel kommen, haben wir Hunde ausgebildet und im Einsatz. Da gibt es inzwischen unheimlich viele Hunde für die Kontrolle von Autos und Menschen. Wenn ein Mensch passieren will und der Hund riecht was, dann wird der Mensch sofort rausgezogen. Da darf kein Fehler passieren. Nachdem ich meine militärische Grundausbildung gemacht hatte, bin ich in die Hundeeinheit gekommen. Es ist nicht so einfach, als Mädel da reinzukommen, es ist dort strenger, man muss Leute kennen und Vorerfahrung haben. Ich hatte Vorerfahrung und ich kannte Leute. Ich war nicht da als Kämpfer, ich war da, um für die Hunde zu sorgen, die grade keinen Soldaten hatten, damit die weitertrainiert werden und ihre Fähigkeiten nicht verlieren.

Wir hatten verschiedene Hunderassen. Vor allem deutsche Schäferhunde, belgische Schäferhunde, Labradore. Aber auch Jack Russel, die sind sehr gut in Ruinen, aber auch bei der Autosuche, sie machen nichts kaputt und haben viel Power. Mischlinge gab es auch und ein paar Rottweiler, eine deutsche Dogge war da für die Menschensuche. Am besten ist der belgische Schäferhund, er ist sehr intelligent und kann viele verschiedene Sachen. Und er hat einen sehr guten athletischen Körperbau, was deutsche Schäferhunde zum Beispiel nicht haben. Die sind hinten zu wenig hoch, so zurückgezüchtet, sie sind gut im ,Langsamarbeiten‘, zum Beispiel wenn jemand über die Grenze gegangen ist, dann ist ein deutscher Schäferhund gut, mit Soldaten zusammen. Die belgischen kann man schon alleine vorschicken. Jede Rasse hat andere Eigenschaften.“

Auf die Frage, ob es in Israel auch so einen Hang zum Rassehund gibt wie bei uns, sagt sie: „Früher nicht. Ich habe von meinem Opa einen Dackel geerbt, mein Opa war eben ein Deutscher. Aber seit die Russen da sind – in den 90er-Jahren kamen viele Russen nach Israel – da hat man plötzlich viele neue, große Rassen gesehen. Die Russen sind sehr für Schönheit und Status, sie gehen auch in die Hundeausstellung und zeigen ihre Hunde. Viele Hunderassen wurden Mode, viele Züchter sind da, und es gibt, genau wie hier, die Hundekrankheiten. Das war vorher selten. Man konnte in Tel Aviv kaum so viele Rassehunde sehen wie heute. Meistens waren es deutsche Schäferhunde und Labradore, und viele Mischlinge. Und wir haben in Israel eine eigene Hunderasse, den Kanaanhund. Das sind Urhunde, die seit tausenden von Jahren in der Wüste gelebt haben. Es sind sehr interessante Hunde, mittelgroß, oft weiß, mit spitzem Maul und spitzen Ohren. Sie sind sehr intelligent, heute werden sie gezüchtet.“ (1934 emigrierte die österreichische Kynologin Rudolphina Menzel nach Palästina, sie zähmte und züchtete Kanaanhunde und bildete sie zu Schutz- und Wachhunden aus für die zionistische Untergrundorganisation Haganah, der Vorläuferin der israelischen Armee. Anm.) Frau Sorensen-Rosenberg schlägt ihr Fotoalbum aus Israel auf und zeigt uns Bilder, auf denen sie mit einer Gruppe von Kanaanhunden in der Wüste zu sehen ist. „Sie bekommen rosa Nasen, wenn sie zu wenig Sonne haben, im Sonnenlicht werden sie wieder ganz schwarz.“

In Berlin warb Frau Sorensen-Rosenberg zunächst in Inseraten für sich,

„und ich war in verschiedenen Hundeschulen, um zu sehen, wie sie das machen. Aber ich kann nur sagen, ich arbeite anders als die deutschen Trainer. Sie sind hier sehr fixiert auf ein, zwei Methoden. Die meisten Hundeschulen arbeiten mit sehr vielen Leckerlis und sehr viel mit Klicker. Man hört immer nur klick, klick, klick. Die Hunde finden das sehr nervig – und wir auch, wenn es 10 bis 15 Leute machen. Und es gibt viel zu viele Leinen und Geschirre. Die gehen mit Hunden, an denen sind drei bis vier Leinen befestigt und Halti usw..

Ich habe andere Vorstellungen, eine andere Philosophie: Jeder Hund braucht eine individuelle Erziehung. Die Methode muss sich dem Hund anpassen, nicht umgekehrt. Alle Regeln und Grenzen müssen tiergerecht und deutlich erkennbar sein, so dass der Hund seinen Platz in der Gruppe kennt. Methoden gibt es viele. Leckerlis, gut, aber nicht jeder Hund mag Leckerlis. Und wenn ein Hund keine mag, und auch nicht so verrückt nach Spielzeug ist – und dann zeigt er noch ein bisschen Aggression, dann WAS?! Das kann ich nicht mit Klicker und guten Worten machen, da muss ich ein bisschen strenger sein.

Und Hunde, meiner Erfahrung nach – und ich habe viel Erfahrung, mit vielen Hunden -, sind froh, wenn alles klar ist. Wenn alles klar ist, dann gibt es keine Frage. Wenn ein Hund ,fragt‘, dann denkt er und macht Unsinn. Und wenn ein Hund Probleme macht, wenn ihnen nichts mehr einfällt, dann wird der Hund rausgeschmissen aus der Hundeschule, weil er zu dominant, zu aggressiv, zu antisozial ist. Und dann? Dann kann er zu mir kommen und ich werde seine Probleme lösen. Ich zeige dem Besitzer, wie es geht. Ich nehme ihm seine Unsicherheit und helfe ihm, ein bisschen aus sich heraus zu kommen, sich zu präsentieren vor seinem Hund, als Führer.

Es ist viel Menschenarbeit dabei, auf jeden Fall. Der Besitzer lernt, mit seinem Hund das Richtige zu trainieren, mit der richtigen Methode. Wenn zum Beispiel der Hund nur ein Geschirr trägt, muss das erst mal geändert werden. Ein Geschirr ist nur ein Halteinstrument. Für einen dominanten Hund brauche ich ein Hilfsmittel. Und ein Würgehalsband ist ein Hilfsmittel. Später kann der Hund sein Geschirr wieder tragen. Aber erst muss er begreifen, wie sind die Gesetze, wo sind die Grenzen. Wenn der Herr sagt, dieser Hund darf nicht bellen, nicht grollen, nicht ziehen, dann darf er das nicht. Wenn ein Hund Dominanz und Aggression zeigt, dann müssen sie eingreifen. Der Besitzer muss zeigen, ich bin der HERR! Und ich bestimme, du darfst keine anderen Hunde oder Tiere anfallen oder anmachen! Viele Hundehalter können nicht konsequent sein, oder sie fühlen sich zu schwach. Ich denke, man muss sowieso lernen, wie man einen Hund korrekt dominiert. Das bringe ich meinen Kunden bei.  Und wenn alles gut läuft, dann kann das Würgehalsband wieder weg, genauso wie zum Beispiel das Halti oder die Schleppleine. Es geht ja nur darum, ein Routineverhalten damit aufzubauen. Wenn die Gewohnheit dann drin ist, im Kopf, ist es gut. Das geht auch bei älteren Hunden, noch mit sieben, mit neun Jahren. Wenn der Hund was Falsches gelernt hat, muss man es ihn verlernen lassen. Man löscht mit der neuen Gewohnheit die alte aus. Man schafft einfach eine neue Routine. Aber der Besitzer muss es mitmachen, anwenden, Schritt für Schritt. Ich kann vorher nie sagen, wie ich es machen werde, jede Situation ist anders, jeder Hund, jeder Besitzer ist individuell. Wenn mich jemand ruft, weil sein Hund unerwünschte Eigenschaften hat, dominant und vielleicht aggressiv ist, dann werde ich zu dem Besitzer nach Hause kommen, um zu sehen, wie er mit diesem Hund lebt, wie reagiert er, wie stellt er sich dar, was macht der Hund. Und ich gehe mit ihm raus, wenn er Gassi geht. Es gibt Hunde, die zu Hause alles perfekt machen, aber auf der Straße oder im Hundeauslaufgebiet sind sie auffällig und machen Probleme.

Ich beobachte, und es wird ganz schnell klar, was falsch läuft. Und sehr oft geht es dann so schnell besser, dass die Besitzer sich wundern. In den meisten Fällen bin ich dreimal bei den Leuten, einmal pro Woche. Ich zeige ihnen alles und sie machen es einfach nur konsequent nach. Gut, das ist vielleicht schlecht für mein Geschäft, viele Hundetrainer machen das meistens viel länger. Aber wenn ich schnell Erfolg habe, bringt mich das auch weiter.“  Auf die Frage, ob sie mal gebissen wurde, antwortet sie sofort und ohne Umschweife: „Ja, natürlich. Was habe ich gemacht? Ganz ruhig bleiben, nicht anfangen zu schreien, nicht hauen. Ihn auf den Boden legen, ihn unterwerfen, mit Ton und Körpersprache. Sie beißen normalerweise, weil sie plötzlich unsicher sind. Ich bin nie doll gebissen worden, es war mehr so ein Zwicken aus Unsicherheit über seinen Status. Ich habe ihm ganz ruhig gezeigt, dass alles wieder in Ordnung ist. Habe die Ordnung wieder hergestellt. Und die Ordnung ist die Rangordnung. Wenn ich sage SITZ, dann machst du Sitz, wenn ich sage KOMM, kommst du, wenn ich sage BEI FUSS, dann gehst du bei Fuß. Das ist in Ordnung. Dann gibt es keine Fragen. Es ist doch immer so: Hunde möchten keine Probleme. Sie wollen kein Problemhund sein. Nicht nur der Herr ist vollkommen erleichtert, auch der Hund! Und das kann ich. Ich bin dazu da, dass die Hunde besser leben, und die Menschen mit den Hunden besser zusammenleben. Der Hund will nur ein Hund sein, nicht mehr und nicht weniger, und egal, wie viele Mitglieder in der Familie sind, der Hund muss verstehen, dass sein Platz in der Hierarchie nicht in der Mitte ist, sondern ganz unten. Es ist so. Er muss nicht mehr kämpfen, ich muss nicht mehr kämpfen.  Es ist wichtig, dass jemand als Hundebesitzer die Alpha-Rolle übernimmt. Sonst wird der Hund sie übernehmen. Und das will der Hund aber eigentlich gar nicht, das kann er gar nicht, denn er lebt ja nicht in der Natur. Und Alpha-Rolle, das verstehen die Besitzer manchmal falsch, das bedeutet ja nicht, dass man ständig brüllt und mit dem Fuß stampft. Nein, genau das Gegenteil. Ruhig und relaxt ist das Alphatier! Ganz entspannt. Er ist locker, die Leine ist locker. Ein guter Führer soll ganz ruhig sein. Auch in Situationen, wo es etwas schwierig ist. Ich rede fast nie laut. Mir ist es lieber, dass ich es ruhig halte und ein bisschen tiefer mit der Stimme gehe, als dass ich schreie.“

Sie schreit schrill und hoch: „NEIN! Hör auf! Pfui! Ich brauche das nicht. Und auch zur Belohnung muss ich nicht so hoch und so oft“, sie macht es wieder vor, „FEIN! Fein! Fein! rufen. Ich variiere schon meine Stimme, auch um den Stress abzubauen beim Hund, aber nicht als Routine. Wenn ich meinem Hund ganz ruhig zeige, was er nicht machen soll, dann ist das für ihn viel wichtiger, als wenn ich dauernd lobe. Er merkt ja, dass alles viel harmonischer wird. Und ich muss auch den Hund nicht dauernd füttern zur Belohnung.  Was ich vorhin über das Clicker-Training gesagt habe, dass es die Hunde und Hundehalter nervt, wenn sie in einer Gruppe trainieren, es ist natürlich auch deshalb ein Problem, weil mit jedem Clickern Leckerlis gegeben werden. Und das bei Hunden, die oft sowieso schon zu dick und zu verfressen sind. Man kann, das funktioniert sehr gut, auch mit Spielzeug belohnen und mit Spiel. Oder noch so eine Sache, Fütterung aus der Hand. Die Frage ist, warum? Warum soll ich den Hund ausschließlich aus der Hand füttern? Ich finde das nicht nötig. Außer der Hund ist schwer traumatisiert von Menschen… Aber auch da gibt es andere Lösungen. Und es ist auch nicht der Weg, ihm damit Gehorsam und Erziehung beizubringen.  Der Hund soll ein Hund sein können. Er ist kein Mensch, keine Maschine, kein Roboter. Erziehung hat viele Wege, manchmal kann ich es ihm nur mit einem Blick zeigen, mit einer Geste, mit ruhigen, deutlichen Worten, oder ich muss manchmal ein bisschen strenger sein, einmal mit der Leine kurz drohen, nicht hauen, ich haue nie! Aber drohen, nur so als Warnung. Ich arbeite nicht nur mit einem Weg. Ich kombiniere viel. Mein Konzept ist, ich finde das, was zu dem Hund passt – und zum Besitzer.  Manchmal ist es so, ich sage, was für den dominanten Hund besser ist, aber der Besitzer findet das nicht gut. Ich sage zum Beispiel, der Hund darf nicht mehr im Ehebett schlafen, nicht auf dem Sofa oder in den Sesseln liegen. Der Besitzer will daran gar nichts ändern, will aber, dass sein Hund sich unterordnet und gehorcht. Das geht nicht. Entweder wir können uns einigen, oder es geht nicht. Aber die meisten Hundebesitzer, wenn sie mich schon anrufen, dann wollen sie ja was von mir, die sind kooperativ. Sie wollen, dass die Beziehung gut ist zwischen ihnen und ihrem Hund. Denn wenn die Leute manchmal keinen Spaß mehr haben an ihrem Hund, dann ist das ja traurig. Oft ist das Problem nur ganz klein, aber es nervt.

Neulich zum Beispiel war ich bei einem alten Ehepaar. Sie haben einen Dackel und der Dackel hat die Frau immer ein bisschen ins Bein gekniffen und an der Hose gerissen, wenn sie vom Wohnzimmer raus in den Garten gegangen ist. Schimpfen und schreien hilft da nichts. Das haben sie schon lange versucht. Und da habe ich die Wasserpistole eingesetzt. Wasser spritzen, am besten auf die Nase, und NEIN! Der Hund ist erschrocken und das war’s. Genauso kann man es beim Kläffen machen. Der Hund merkt sich das und nach zwei- bis dreimal ist es gut. Das schadet ihm nicht, das macht ihn nicht fett, das bringt einen Erfolg. So gibt es viele Methoden und Wege.  Ich baue jetzt grade eine Hundeschule auf, für das Hundetraining. Ehemalige Kunden haben immer wieder gefragt nach einer Möglichkeit zum Gruppentraining, und dafür ist schon ein fester, umzäunter Platz nötig. Und den habe ich jetzt gefunden, etwas außerhalb von Berlin, eine halbe Stunde mit dem Auto. Ich mache das in Kooperation mit einer Frau, auf ihrem Grundstück. Sie war Kundin von mir und hat dort gerade eine Hundepension eröffnet. Da fange ich jetzt erst mal an, ganz allein, ohne Verein, ohne Club. Dort ist viel Platz, es gibt viele Möglichkeiten. Es ist ideal, auch für Hunde, die gelangweilt sind, weil sie nicht genügend Auslauf haben oder zu wenig Kopfarbeit. Da ist es wichtig, dass sie was mit dem Besitzer zusammen machen. Es ist auch gut für die Beziehung, und für die Gesundheit des Hundes und des Herrn. Ein Hund will nicht zu Hause sitzen, in einem Körbchen mit Spielsachen und Gourmetessen, er will raus und etwas unternehmen. Er will eine Aufgabe, er will etwas lernen. Ich mache Gruppentraining, Einzeltraining, Welpenstunde und Junghundstunde, immer samstags. Man kann Geschicklichkeitsspiele machen, Auch Agility, alles. Aber erst mal Sozialisierung. Das ist sehr wichtig, dass die miteinander klarkommen, und dann kommt der Gehorsam dazu und alles andere.  Die Hunde können viel mehr, als manche Leute glauben. Ich habe vor einer Weile eine Gruppe von Kanaanhunden zusammengebracht. Das waren Hunde aus Deutschland, aus Österreich, die da gekommen sind, Hunde, die sich nicht kannten. Und Kanaanhunde sind auf jeden Fall sehr aggressiv gegen andere Hunde, sie haben einen starken Charakter, das ist bekannt. Aber dort waren alle ruhig und friedlich, es gab keine Bellerei und nichts. Dieses Verhalten möchte ich. Nicht mehr, nicht weniger.“

(3) Mark Rowlands, „Der Philosoph und der Wolf“, Berlin 2009.

(4) Auf dem letzten Hegel-Kongreß in Bamberg 2009 stellte der in London lehrende Primatenforscher Volker Sommer sich als „Gleichstellungsbeauftragter“ der Affen vor. „Liebe Mitprimaten,“ so eröffnete er seinen Vortrag, „ich bin gerne ein Menschenaffe und weiß mich unter Schimpansen in bester Gesellschaft.“ Mit ihnen habe er u.a. die Fähigkeit zu lügen und zu betrügen gemeinsam. Das trifft jedoch nicht auf alle Affen zu, erst recht nicht auf die anderen Tiere.

Die FAZ kritisierte an Sommers  tierfreundlichen „Nominalismus“, dass er dabei nicht weit genug gehe – und die „Gleichstellung“ nur für „seine“  Schimpansen fordert, deren genetische Ausstattung, wie er betonte, zu 99% mit der der Menschen identisch sei. Demgegenüber wollen die Vertreter der „Akteur-Netzwerk-Theorie“ (ANT) in ihren „Parlamenten“ allen „nicht-menschlichen Wesen“, wozu  für sie auch Artefakte zählen, Sitz und Stimme einräumen.

(5) Dazu heißt es bei ihr: „Playing agility with Chayenne helps me understand a controversial, modern relationship between people and dogs: training to a high standard of performance for a competitive sport. Training together, a particular woman and a particular dog, not Man and Animal in the abstract, is a historically located, multispecies, subject-shaping encounter in a contact zone fraught with power, knowledge and technique, moral questions – and the chance for joint, cross-species invention that is simultaneously work and play.“ Auch Donna Haraway nimmt im übrigen ihren Hund mit zur Universität, wo sie arbeitet. Da Hunde dort nicht erlaubt sind, hat sie Cayenne bei der Verwaltung als „Forschungshund“ (research dog) legalisieren lassen.

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Noch einarbeiten:

Katharina Rutschky „Der Stadthund. Von Menschen an der Leine“ – die für ihre Arbeiten über die „Schwarze“ (anarchistische) „Pädagogik“ bekannte Autorin, hat jetzt zusammen mit Michael Rutschky einen Cocker-Spaniel, es ist ihr dritter Hund. In ihrem Buch vergleicht sie ihren ersten mit ihrem zweiten Cocker-Spaniel. Letzterer hieß „Kupfer“, ihn habe ich ganz gut gekannt. Katharina Rutschkys Hunde-Erziehungs-  oder besser Umgangsstil würde ich als „psychoanalytisch/antiautoritär“ bezeichnen.

Dagegen ließe sich Nira Sorensen-Rosenberg oben umrissener „Stil“ vielleicht als  „autoritär/militärisch“ charakterisieren…

Erwähnt sei ferner:

David Wroblewskys Roman – „Die Geschichte des Edgar Sawtelle“, München 2008. Es geht darin um ein enges Zusammenleben zwischen Mensch und Hund – am Beispiel einer Hundzüchterfamilie im Mittleren Westen Amerikas. Der Autor stammt selbst aus einer Hundezüchterfamilie. Streckenweise ähnelt seine Geschichte dem am 22.10 anlaufenden US-Film „Wendy und Lucy“ von Kelly Reichardt, der jedoch angeblich auf die Kurzgeschichte „Might Choir“ von Jonathan Raymond zurückgehen soll. Hier wie dort geht es jedenfalls um einen jungen Menschen, der zusammen mit einem Hund abhaut. Unter den hiesigen Punkern gibt es hunderte von solchen Gespannen. Darum geht es aber gar nicht, sondern um das „Gemeinsam-Werden“ – beispielhaft und als Experiment in der Not.

Dann in: „Vom Übertier. Ein Bestiarium des Wissens“ von Benjamin Bühler und Stefan Rieger, Frankfurt/M 2006 – das Kapitel über den „Hund“.

Neuerdings findet man immer mal wieder auch Zeitungsartikel über einzelne Hundetrainer:

So veröffentlichte der Freitag z.B. am 13.8.09 einen langen Bericht über eine „Hundetherapeutin, die mit dem Opernintendanten verheiratet und Mitglied der kommunistischen Partei“ ist. Und am 24.9.09 den Bericht eines Besitzers von zwei Boxern, der wegen ihres Übermuts ein „Hundecamp“ besuchte, das sie etwas zivilisieren sollte. Der Text stammt aus dem „Guardian“ – von Michele Hanson.

Umgekehrt berichtete der Spiegel (in Heft 33/09) von Hunde – als Therapeuten (für Patienten im Wachkoma im Behandlungszentrum Vogtareuth)

Die taz-nord veröffentlichte 2005 eine längere Reportage über einen Trainingskurs des Hunde-„Experten“ Michael Grewe.

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Einige Hunde-Forschungsergebnisse:

Die Beljajew-Züchtung:

Der Biologe Dimitrij Beljajew fing 1959 in Nowosibirsk  auf einer Fuchsfarm an, Domestikationsversuche mit Silberfüchsen durchzuführen. Er wollte nachweisen, dass man die „soziale Intelligenz“ wie bei den Hunden, die als einzige Tiere selbst versteckte Hinweise des Menschen mit der Hand oder den Augen verstehen, herauszüchten kann: „Selektion auf Kommunikation“, konkret: auf zahmes und zutrauliches Verhalten.  Kriterium der Auslese war die Fluchtdistanz. Nach 35 Generationen und 45.000 Füchsen war er am Ziel, in einigen Berichten heißt es, bereits nach 18 Generationen: Die Tiere waren zahm. Es hatten sich jedoch einige ungewollte Eigenschaften eingestellt: Die Füchse verhielten sich wie domestizierte Hunde, sie sahen auch so aus (scheckig, Schlappohren, erhobene Schwanzspitzen), die Weibchen wurden jetzt zweimal im Jahr läufig, sie hörten sich sogar an wie Hunde. Keines dieser äußeren Merkmale war Zuchtziel gewesen und z. T. sogar völlig unerwünscht. Zur Pelzgewinnung konnte man gescheckte Tiere nicht brauchen. Die Art zerfiel regelrecht (Coppinger, R. u. L., 2001, S. 67) Außerdem hatten sie noch ein Merkmal, das bereits Konrad Lorenz bei domestizierten Tieren aufgefallen war, nämlich ’niedliche‘ Gesichter, runde – wie Teddybären. So sehen alle Säugetiere aus, wenn sie klein sind. In der freien Natur streckt sich später der Schädel, er wird lang und spitz. Die zahmen Füchse blieben Rundköpfe! Damit war klar, dass auch die Hunde vor 10.000 Jahren nicht auf äußerliche Merkmale gezüchtet worden waren. Diese stellten sich vielmehr von selbst ein, wenn man auf Verhalten zielte. Beljajew erlebte seinen Erfolg nicht mehr; er starb in den 80er-Jahren. Nach dem Zerfall der Sowjetunion mußte sein Institut Mitarbeiter entlassen und die Fuchszucht verkleinern. Dann entdeckte es der Harvard-Wissenschaftler Brian Hare: „Er hat sich mit den übrig gebliebenen Kollegen aus Nowosibirsk zusammengetan und getestet, ob die Füchse auch können, was die Hunde können: den Hinweisen des Menschen folgen. Sie können es, obwohl sie nie darauf trainiert wurden (näheres siehe  ‚Current Biology‘, 15, S. 226).

Die Kieler Züchtungsexperimente

Die Kieler Biologin und Verhaltensforscherin Dr. Dorit Feddersen-Petersen kreuzte im Tiergarten des Kieler Institut für Haustierkunde Pudel mit Wölfen, Schakalen und Kojoten. Was dabei rauskommt nennt sie Puwos (bzw. Wopus),  Puschas und Pukos. Sie sehen aus wie die sympathischen Mischungen aus Boxer, Pudel, Schäferhund und noch ein paar Rassen, die in den Tierheimen auf Liebhaber warten.Viele dieser Geschöpfe bellen auch – aber Hunde sind sie nur zur Hälfte. Von alleine würden diese Arten niemals auf die Idee kommen, ein Revier zu teilen, geschweige denn sich zu paaren. Die 60 halbwilden Vierbeiner, manche so groß wie Schäferhunde, tollen durch die Gehege; dabei werden sie ständig beobachtet, fotografiert und gefilmt. Gezeugt wurden sie so, wie es in der Natur auch passiert – allerdings dauerte es manchmal ziemlich lange, bis zwei Vertreter verschiedener Arten sich paarten.

Während zum Beispiel Schakale nur ein kleines Repertoire eindeutiger Gesten und Laute besitzen, die je nach Intensität des Gefühls mehr oder weniger heftig vorgebracht werden, benutzen Pudel jedes Signal in verschiedenen Variationen, und das ohne erkennbares System. Besonders artfremde Tiere verstehen deshalb oft nicht gleich, was sie eigentlich wollen – Kontakte knüpfen, Distanz wahren oder drohen. Die Pudel nähern sich sofort den Schakalen, weil es für sie selbstverständlich ist, dass jetzt alle ein Rudel bilden und eine Rangordnung festgelegt werden muss. Die Schakale reagieren darauf jedoch sowohl mit Drohungs- als auch mit Unterwerfungsgesten – und schließlich zeigen sie durch ihr ganzes Verhalten, dass sie lieber unter sich bleiben möchten. Deswegen kam es erst zu einer Kreuzung – und damit zur Existenz von Puschas, als Frau Feddersen-Petersen einen Zwergpudelrüden und eine Schakalin in ein Gehege sperrte. Während der Pudel sich danach auch immer mal wieder gerne mit seinen Artgenossinnen paarte, hatte die Schakalin für Rüden ihrer eigenen Art nichts mehr übrig. Und als „ihr“ Pudel starb, suchte und fand auch sie den Tod.

Die Puschas sind oftmals scheuer als Schakale, wahrscheinlich, so vermutet die Biologin, weil sich ihre Sozialorientierung verwischt hat: Sie wissen nicht, ob sie wie Hunde Rudel bilden oder sich wie Schakale einen festen Partner suchen sollen. Pudel und Kojoten paaren sich auch dann, wenn sie Partner der eigenen Art zur Verfügung haben; es kommt aber auffällig oft vor, daß sie einander auf den ersten Blick „nicht riechen können“: Genau wie Puwos und Puschas sind die „Pudelkojoten“ (Pukos) in der ersten Generation glatthaarig und schwarz. Von der Größe her liegen sie zwischen den beiden, und ihr Verhalten hat mehr Ähnlichkeit mit dem der Puwos.

Bei den Kreuzungen zwischen Pudelweibchen und Wolfsrüden gibt es weniger Probleme, es gilt dabei jedoch zu beachten, dass Wölfe sich nur einmal im Jahr paaren und auch die Rüden außerhalb dieser Zeit keinen Geschlechtstrieb haben, das heißt, sie kommen nur dann zusammen, wenn ihre Paarungsbereitschaft zufällig zur selben Zeit eintritt. Die – seltenen – Nachkommen nennt die Forscherin „Wopus“. Die Zucht von „Puwos“ ist unkomplizierter, allerdings stellt sich in der zweiten Generation das merkwürdige Phänomen ein, dass die wie Hunde aussehenden Welpen sich wie Wölfe benehmen und die wie Wölfe aussehenden in ihrem Verhalten Haushunden ähneln.

Das alles passiert in einem Zwinger in einem  Tiergarten, den nur Menschen betreten dürfen, die dort etwas zu tun haben, weil die Biologen nicht wollen, daß es vor den Gehegen unruhiger ist als unbedingt nötig. D.h. man hält dort die Tiere  in Gefangenschaft in unnatürlichen Artverbindungen – ohne sie zu zivilisieren.  Also nicht im Hinblick auf ein Zusammenleben mit dem Menschen, sondern im Gegenteil im Hinblick auf ihr – quasi natürliches Verhalten, dessen Interpretation dann allein das genetische Erbe ihrer Eltern zugrundeliegt – in seinen je individuellen Mischformen.

Die schwedische Hundeforschung:

Diese kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass die ersten Hunde vor 16.000 Jahren in China südlich des Jangtse-Flusses gezüchtet wurden – aus Wölfen. Jedoch erst einmal nicht, um sie als Hirten- oder Wachhunde einzusetzen, sondern um sie zu essen.

Prüfungsanforderungen für Schäferhunde im Ost-West-Streit:

Im Tagesspiegel vom 7.November 09 hat Ariane Bemmer eine aufwendige Recherche über den „Triebwechsel“ nach der Wende bei der Dressur von Schäferhunden aus dem Osten veröffentlicht. Es geht dabei zu wie in den privatisierten Betrieben, in denen die DDR-Bürger sich erst einwesten ließen, um langsam wieder zu ihren Umgangsformen zurück zu finden. Experten halten das für Zeitverschwendung, denn die neuen kämen nun aus China auf uns alle zu. Das gilt auch für die zukünftigen Standards bei der Zucht und dem Abrichten von deutschen Schäferhunden.

Neue und alte Anforderungen an russische Straßenhunde

In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 15.November 09 hat Christiane Hoffmann einen langen Artikel über „streunende“ (in Moskau sagt man „unbeaufsichtigte“) Hunde veröffentlicht, die von dequalifizierten Pachttoiletten-Frauen betreut werden.

Populärwissenschaftliche Hundeforschung:

In der FAZ vom 17.November 09 rezensiert Ernst Horst euphorisch ein neues Buch zur Geschichte des Hundes: „Auf Hundepfoten durch die Jahrhunderte“ von Nicole Hoefs und Petra Führmann, Gründerinnen der „Aschaffenburger Hundeschule“. „Lesen, Staunen, Weiterlesen,“ meint der Rezensent.

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https://blogs.taz.de/hausmeisterblog/2009/10/20/vom_spuerhund_zum_research_dog/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • Während dem tschechischen Bürgerrechtler Pavel Kohout ein Dackel von Staats wegen vergiftet wurde, geschah dies in der DDR einmal von unten. Es geht dabei um den Ausbildungsleiter des ehemaligen Filmschul-Internats im Erzgebirge, Arco. Als der ehemalige Schüler Christoph Dieckmann ihn besuchte und erzählte, dass er von 1972-74 im Internat war, mit „Gäbler und Weiße“ zusammen, sagte sein Ausbildungsleiter nur: „Hundertfuffzigprozentige. Der Weiße hat meinen Lieblingsdackel vergiftet, aus Rache für‘ ne fünf.“

    Erwähnt sei ferner ein Flugblatt der Westberliner „Kommune 1“, indem sie, um gegen den Vietnamkrieg zu protestieren, zu einer öffentlichen Dackelverbrennung an der Gedächtniskirche aufriefen.

    In einer Auseinandersetzung mit der Soziologie von Niklas Luhmann schreibt Peter Fuchs:

    „Wenn ich also – um erst ein Beispiel zu nehmen – auf dem Platz vor dem Freiburger Münster einen Dackel verbrenne, dann ist dies scheinbar ein Ereignis. Wenn sie dann in den nächsten Tagen die Massenmedien konsultieren, würden sie feststellen, dass diese Dackelverbrennung natürlich für das Recht etwas anderes – eine
    Verbrennung einer Sache – ist, als beispielsweise für das Kunstsystem. Dort ist es ein ultimates Ereignis…“

  • Besinnliches zum Biss- und Beißtag – hieß eine Kolumne, die sich unter engagierten Hundebesitzern großer Unbeliebtheit erfreut:

    Das Forum war früher eine kritische Studentenzeitung der FDJ. Der Kommunarde, Bürgermeister und jetzige Windmühlen-Propagandist Gerd Großer und der allseits geschätzte heutige Blättchen-Herausgeber Wolfgang Sabath waren dort beispielsweise Redakteure. Irgendwann segelte das Forum jedoch politisch aus dem Ruder – und wurde eingestellt.

    Auch das in Heidelberg etwa zur gleichen Zeit herausgegebene Rote Forum, das nach einem Verbot Neues Rotes Forum hieß, gibt es schon lange nicht mehr. Dafür mühte ich mich in Bremen eine Zeit lang eitel damit ab, ein Neues Lotes Folum (mit Alfred Sohn-Rethels Hilfe) zu etablieren. Die Nummer 2 bezuschusste einer der vier Göttinger Mescaleros. Bevor der Impuls-Verlag ihm das Geld zurückgeben konnte, verübte er Selbstmord. Mit der NLF-Nummer 4 wurde das „Projekt“ eingestellt – bzw. über den Rotbuch-Verlag auf eine „Kammlagenkritik“ verlagert.

    Im Osten wurde die Wende dann – ziemlich glorios – u. a. vom „Neuen Forum“ eingeleitet, diese Gruppierung existiert jedoch auch nur noch als Büro um Reinhard Schult.

    Nun gibt es aber wieder ein richtiges „Forum“ – und zwar die Zeitschrift Hunde-Forum. Es scheint ein Zeitgeist-Phänomen zu sein: Man geht nicht mehr vor, sondern hinter die Hunde, die Interspecies Communication ist heute so selbstverständlich wie früher die Völkerverständigung. Ja, statt mit Afrikanern, Russen und Chinesen „kommuniziert“ man inzwischen sogar lieber mit Delphinen, Pferden und Pavianen.

    Besonders heftig wogen die Pros und Contras beim Diskurs mit „unseren vierbeinigen Lieblingen“ hin und her, wie die SFB-Abendschau die City-Dogs nennt. Die kämpferische Katharina Rutschky veröffentlichte neulich ein ganzes Hunde-Buch – in dem ihr Cockerspaniel „Kupfer“, den ich übrigens persönlich kenne, eine zentrale Rolle spielt. Und in Ann Cottens neuem Buch „Florida-Räume“ schwingt sich ein Cockerspaniel zum Sprecher der „Marienfelder Schule“, einer Künstlervereinigung, auf. Anderswo äußern sich Katzen über ihre Besitzer und ermitteln Schafe sogar den Mörder ihres Hirten.

    Wieder anderswo richtet man ganze „Chat-Rooms“ ein, um über „Wölfe“ zu diskutieren. Lupus lupi homo est, wie die Lateiner unter uns wahrscheinlich nicht sagen würden. Ich will damit aber sagen: Das Wolf-Hund-Problem ist hochaktuell, bzw. immer wieder geht es um die Schwächung der gegnerischen Kräfte – durch Abspaltungen, die man dann gegen sie einsetzt. Das gelang dem KGB bei den Gewohnheitsverbrechern im Gulag und dann noch mal mit dem Nationalkomitee Neues Deutschland, wobei die andere – deutsche -Seite mit der Wlassowarmee konterte. Und das gelang den Amis mit den hündischen Contras gegen die wölfischen Sandinistas.

    Womit wir schon beim Thema wären: dem Hunde-Forum, denn dort spricht das Herrchen im Namen des Hundes – es ist also quasi ein Vollersatz für das ehemalige FDJ-Forum: nur diesmal aber aus dem Westen.

    Das hört sich so an: „Er ist schnell beleidigt, dabei wollen wir doch nur sein Bestes“ (über einen Boxerrüden aus Halberstadt). „Sie ist sehr verwöhnt und auch zickig, aber das lieben wir gerade an ihr“ (über ein Pudelweibchen aus Peitz). „Er muß noch lernen, nicht die Hand zu beißen, die ihn füttert“ (über einen jungen Dobermann aus Ahlbeck). „Man muß viel Verständnis für ihn aufbringen und darf sich nicht leicht entmutigen lassen“ (über einen sibirischen Schlittenhund). „Als wir sie fanden, war sie völlig verwahrlost, jetzt müssen wir ihr nur noch das Unterwürfige austreiben“ (über eine Promenadenmischung aus einem pommerschen Tierasyl). „Man kann mit ihm wie mit einem richtigen Menschen reden, wenn man sich Mühe gibt“ (über einen afghanischen Windhund). „Von ihm haben wir mehr Deutsch gelernt als im Sprachkurs“ (ein russlanddeutsches Ehepaar über ihren Schäferhundrüden Sascha).

  • Pavel Kohout hat den dritten Band seiner „Erinnerungen“ veröffentlicht: „Mein tolles Leben mit Hitler, Stalin und Havel“. Darin sequenziert er sein Leben mit den Dackeln, die er besaß. Einen vergiftete ihm 1978 die Staatssicherheit. Diesem ist heute in dem Dorf, wohin Pavel Kohout sich nach 1968 zurückgezogen hatte, eine Straße gewidmet. Der Dackel hieß Edison.

    Meine Familie schaffte sich auch immer wieder einen Dackel an, mit dem ersten – „Manno“ genannt – bin ich groß geworden, wir waren wie Geschwister, die sich nicht besonders mochten. Das ständige Zusammenleben bewirkte jedoch, dass ich mir keine Großen Gedanken über ihn machte, und er umgekehrt glaube ich ebensowenig. Übrigens bleiben auch Kohouts Dackel in seinen „Erinnerungen“ merkwürdig blaß. Dabei widmete er sich in seiner zweiten Biographie sogar ausführlich seinem von der Stasi umgebrachten Dackel, das Buch heißt: „Wo der Hund begraben liegt“.

    Es gibt noch einige weitere Autoren, die ihre Biographie mit den Tieren, die sie zur jeweiligen Zeit besaßen, sequenzierten. Erwähnt sei Olga Kaminers Buch über ihre Katzen, Katharina Rutschkys Hundebuch und der inzwischen verstorbene Odenwälder Oberförster Fabricius, der sein Leben mit den jeweiligen Dienstpferden, die er besaß, in Abschnitte teilte. Noch als 90jähriger tat er Dienst, sein Pferd hatte einen Schrittzähler am Bein – wegen der Kilometergeld-Pauschale.

  • Rebel Dogs

    Telepolis titelte „Aufstand der Hunde?“ Der Text von Matthias Monroy handelte von den militanten Protesten gegen die Sparmaßnahmen in Griechenland, an denen sich auch Straßenhunde beteiligen. Sie sind „stets auf Seiten der Demonstranten zu finden“.

    Wie in Griechenland üblich sind Demonstranten nicht zimperlich: beim Marsch auf das Parlamentsgebäude skandierten Tausende „burn, burn parliament“, auf der angemeldeten Demonstrationsroute wurden zahlreiche Banken und Regierungsgebäude unter anderem mit Farbbeuteln, Steinen und Molotov-Cocktails attackiert. Die Polizei beantwortet solche Angriffe regelmäßig mit Tränengas, woraufhin auch Polizisten mit Brandsätzen beworfen werden. Weil diese Szenarien absehbar sind, werden offizielle Einrichtungen und Banken am Rande angekündigter Proteste in der Regel geschlossen.

    Die deutsche Wirtschaftswoche weiß, „ein Teil des griechischen Problems liegt auch darin, dass Griechen der Obrigkeit sehr skeptisch gegenüberstehen“. Das hier postulierte Naturgesetz trifft offensichtlich nicht nur auf die Einwohner zu, sondern erfasst zunehmend die städtischen Straßenhunde. Während hierzulande Hasso und Rex der deutschen Obrigkeit brav gehorchen, braut sich in Griechenland ein unkontrollierter Aufstand der Tiere zusammen, der auch noch als Sympathieträger geeignet ist.

    Auch das amerikanische Nachrichtenmagazin Neewsweek widmete dem Aufstands-Hund ein Feature und zeichnet nach, dass er bereits bei den heftigen Protesten anlässlich der Tötung des 15 Jahre alten Schülers Alexis Grigoropoulos im Dezember 2008 auf die Straße ging. Sogar im Wochenüberblick der New York Times zu den Protesten in Griechenland rennt der „protest dog“ prominent durchs Bild.

    Bloß, handelt es sich hier wirklich um Kanellos? Oder sehen sich die zahlreichen streunenden Hunde Athens zu ähnlich?

    Nein, der Guardian hat sich geirrt, wie derzeit auf zahlreichen Protestwebseiten nachzulesen ist. Kanellos ist vor zwei Jahren gestorben und darf immerhin in einem [extern] „Ehrengrab“ auf dem Universitätsgelände schlummern – mithin einem Ort, auf dem die Polizei keinen Zutritt hat. Am Polytechnikum nahm der Aufstand gegen die Militärdiktatur 1973 seinen Ursprung.

    Kanellos‘ Nachfolge hatte seit mindestens 2008 „Loukanikos“ bzw. „Louk“ (griech. „Würstchen“) angetreten, der in [extern] Exarchia zuhause ist, einem traditionell anarchistisch geprägten Stadtteil am Rande der immer noch besetzten polytechnischen Universität. Louk, der sich seit mindestens Februar 2008 politisch engagiert, ist wie Kanellos zum Liebling der Demonstranten geworden. Kanellos gar zur „Legende von Exarchia“ erkoren und mit einem Protest-Song bedacht. Als Kanellos zu Lebzeiten von Hundefängern verschleppt wurde, hatten rund 400 Demonstranten seine „Freilassung“ erzwungen.

    Nach verschiedenen Blogeinträgen ist Louk in Exarchia „sehr bekannt und beliebt“ und wird von den Bewohnern gefüttert. Auf Demonstrationen geht er scheinbar ungern allein, sondern stets „mit 4 oder 5 anderen Hunden“. Seinen Lebensmittelpunkt hat Louk in der Mesollogiou-Straße und damit dem Ort, wo Alexis Grigoropoulos erschossen wurde. Nach Generalstreik und Massendemonstration am 5. Mai hatte die Polizei als Vergeltungsmaßnahme zahlreiche Razzien in linken und anarchistischen Einrichtungen in Exarchia durchgeführt, die mit dem Tod der drei Bankangestellten in der Marfin-Bank gerechtfertigt wurden. Bereits vor zwei Jahren war Louk bei der Zerstörung von Scheiben und Einrichtung der Marfin-Bank zugegen.

    Neben einer eigenen Webseite über Rebel Dogs folgt Louk inzwischen eine große Fangemeinde auf Facebook, auf der begeistert neue Bilder von Louk und anderen politisch interessierten, streunenden Hunden gepostet werden. „Diese Hunde leben in Exarcheia und sie gehören niemanden“, schreibt ein Kommentator bei „thisblogrules“. „Wir nennen sie Hunde der Bewegung und es gibt viele. Sie heißen Roza, Dick, Ribo, Petros, Loucy. Es ist lustig, aber sie sind unsere Genossen, wir schützen und füttern sie und sie schützen uns.“

    „Demnächst in einer Stadt in deiner Nähe?“ beargwöhnt die Titelseite der britischen Wochenzeitung Economist die militanten Proteste in Athen. Wieder steht Louk in der ersten Reihe Steine werfender Demonstranten.

    Zwischen Straßenschlachten, Molotov-Cocktails und Tränengas haben sich Straßenhunde auf die Seite der Proteste geschlagen. „Kanellos the Greek protest dog“ titelte der britische Guardian in einer Fotogalerie am 6. Mai, einen Tag nach der Großdemonstration in Athen. Auf zahlreichen Bildern ist ein zotteliger brauner Hund zu sehen, der sich zwischen den Fronten von Polizei und Widerstand tummelt.

    Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass er sich stets in der Nähe von Demonstranten postiert, die Farbe, Steine, bengalisches Feuer und Brandsätze werfen, Tränengasgranaten zurückschleudern oder Polizeispaliere mit Stöcken angreifen. „Der mutige Köter legt sich vor die Reihen von Demonstranten, rennt auf die Polizei zu und bellt die Schilder der riot cops an“, zollt sogar die britische Sun Respekt.

  • Im Antiquariat fand ich neulich das Buch „King“ von John Berger: ein sehr poetischer Roman über ein obdachloses Paar in einer Obdachlosen-Siedlung – erzählt aus der Perspektive eines Hundes.

    Und dann erreichte mich die Meldung:

    Die Zeitschrift „Geliebte Katze“ mußte Auflagenverluste hinnehmen, während die Zeitschrift „Partner Hund“ leicht zulegte.

    Aus ökonomischen Gründen sollte man annehmen, dass die Leute sich eher Katzen anschaffen als Hunde. In Berlin jedenfalls gibt es immer weniger Hunde, vor allem in Kreuzberg.

    Nun kann es aber sein, dass immer mehr Noch-Hundehalter sich diese Hunde-Zeitschrift kaufen, um mehr über ihren „vierbeinigen Liebling“ (SFB-Abendschau) zu wissen und ihn dementsprechend auch besser zu behandeln.

  • Im Wissenschaftsmagazin der Max-Planck-Gesellschaft, 4/2009, wird ein Hunde-Experiment vorgestellt, in dem es darum geht, ob ein Hund den Fingerzeig eines Menschen versteht. Dazu sind verschiedene Versuchs-Situationen abgebildet. Es sind wieder Mal die Leipziger evolutionären Anthropologen, die sich dieses Experiment ausgedacht haben.

    Fettgedruckt findet sich da der resümierende Satz am Ende:

    „Alles keine Frage der Intelligenz, sondern der bestmöglichen Anpassung an die Lebensumstände im Sinne der Evolution.“

    Ich glaube, die Leipziger meinen damit, dass man bei ihnen in der „Bio-City“ schon ein geharnischter Darwinist sein muß, wenn man seine Forschungsergebnisse in „Nature“ publizieren soll/will.

  • Eine dpa-meldung: Londoner Tierpfleger haben einem Hund Nachhilfe in Englisch gegeben: Ursprünglich dachten die Mitarbeiter eines Tierheims im nordenglischen Oldham, dass der Collie „Cent“ taub sei, weil er nicht auf die einfachsten Befehle reagierte. Doch ein Blick in die Akten zeigte, dass das Tier zuvor in einer polnischen Familie gelebt und offensichtlich noch nie englische Anweisungen gehört hatte, wie britische Medien am Donnerstag berichteten.

    Daraufhin versorgten sich die Pfleger aus dem Internet mit ein paar Anweisungen auf polnisch und übten die Befehle mit dem Hund zweisprachig und kombiniert mit Handzeichen und Aufmunterungen ein. Nach ein paar Monaten Training sei der Hund nun soweit, in einer englischen Familie klarzukommen.

  • Ein Berliner Biologe und Kafkaforscher behauptet immer wieder gerne, Franz Kafkas Tier-Verwandlungsgeschichten seien „nur“ vor dem Hintergrund der damals grassierenden Tierversuche – Vivisektionen (nichttherapeutische Eingriffe an Lebewesen, die bei den Deutschen ab Mitte der Dreißigerjahre auch an Menschen vorgenommen wurde) – zu verstehen.

    Ich würde jedoch eher ausgehen vom “Fetischcharakter” der Waren, die “voller theologischer Mucken” stecken, . Man erinnert sich vielleicht an den “Cargo-Cult” – einiger Stämme in Papua-Neuguinea, die mehrmals mit “dem Lebensnotwendigen” versorgt wurden – von Hilfsorganisationen aus der Luft. Die Betroffenen entwickelten darüber eine regelrechte Transportflugzeug-Verehrung, die einer neuen Religion gleichkam – mit Holzflugzeugen als Fetische.

    Diese Geschichte ähnelt den “Forschungen eines Hundes” von Franz Kafka aus dem Jahr 1922. Es sind Analysen über den Ursprung der Lebensmittel – seiner, des Hundes, Nahrung, wobei alle seine Analysen voraussetzen, dass sie von oben – aus der Luft gewissermaßen – kommen (so wie es bereits die alte Menschheitsidee nahelegte, dass alle guten Dinge von Gott kommen – was ebenfalls wieder und wieder wissenschaftlich begründet wurde).

    Obwohl die “Forschungen” also nur angestellt wurden, um die Herkunft des Hundefutters vom Herrn (Herrchen) zu ermitteln, wird dieser darin ausgeklammert. Kafkas Text ist somit eine Kritik an den bürgerlichen Wirtschaftswissenschaften, die auch alle das voraussetzen, was sie vorgeben, erst erforschen zu wollen: die Quelle allen Reichtums (des Gewinns). Zugleich ist Kafkas Hundeforschung damit aber auch eine antitheologische Satire – Waren- und Fetischanalyse zugleich.

  • Und noch ein expandierendes Heimtiermarkt-Segment:

    Die Versupermarktung hat jetzt auch das Hundefutter erfaßt. In diesen riesigen neuen Selbstbedienungsläden, die „Wuff“ oder „Freßnapf“ heißen, kann man nicht nur Futter für alle Haustiere finden, bis hin zu Fliegenlarven für Geckos, sondern auch das absurdeste Spielzeug für sie. Und daneben auch noch lebende Zierfische, Schlangen und kleine Nagetiere. Die Zunahme an Haustieren – zuletzt legten die japanischen Designerkarpfen zu (es gibt heute 4,5 Mio Aquarien und 3 Mio Gartenteiche in der BRD) – deutet auf eine weitere Atomisierung der Gesellschaft hin. Zuerst zerfiel die Groß- und dann auch die Kleinfamilie: „Familie – das ist wie eine gute noch intakte Maschine, die von der Welt abgenutzt wird, schade sie aufzugeben, aber sinnlos sie neu aufzuziehen. Es gelingt nicht, Mann und Frau müssen jeden Tag das Defizit decken,“ meinte Viktor Schklowski bereits 1925.

    Seit der Auflösung der Sowjetunion blüht auch dort der Haustierhandel wie blöd. Der Psychiater Erich Wulff bemerkte 1966 in Vietnam: „Ein Gefühl wie Tierliebe war den meisten Vietnamesen fremd. In ihrem Seelenhaushalt gab es keinen offenen Posten dafür…Das Heer der Ammen, Boys und Boyessen okkupierte bei der mandarinalen Oberschicht die Haustierstelle.“

    Anders in Russland: Scholochow z.B. berichtet in seinen Werken über den Bürgerkrieg und die Kollektivierung immer wieder, wie viele Sorgen und Gedanken sich die Kosaken um ihre Pferde machten. Und Sergej Tretjakow erwähnt in seinem 1968 veröffentlichten Roman „Das Ableben“, der die Geschichte des Kirchdorfes Poshary von 1917 bis in die Chruschtschow-Zeit erzählt, ausführlich ein Erlebnis des an der Kollektivierung „gescheiterten Bauernführers“ Iwan: Er will einem Kutscherjungen, der gerade mit Pferd und Wagen von der Molkerei gekommen ist, beim Abladen helfen. „Das Pferd war groß, schmutzig, unter dem enthaarten Fell stachen die Rippen hervor, traurig ließ es den Kopf hängen. Als Iwan hinzutrat hob es plötzlich den Kopf, sah ihn mit feuchtem Blick an und begann leise und wehmütig zu wiehern. Er hatte es nicht erkannt, aber das Pferd hatte ihn erkannt…Einer seiner beiden ‚grauen Schwäne‘ – die Hufe beschädigt, die Fesseln geschwollen, der Bauch schmutzverkrustet, und der feuchte Blick, voller Wehmut und Trauer um das frühere Leben, um die warme Box und die liebevolle Hand des Herrn, die ihm Zuckerstückchen zwischen die samtigen Lippen gesteckt hatte. Er hatte seine Pferde geliebt, war stolz auf sie gewesen…Nie warf er einen Blick in den Pferdestall der Kolchose; wenn er seine Grauen irgendwo unterwegs sah, wandte er sich ab, zu schmerzlich war ihm der Anblick. Und nun stand er einem seiner Pferde Auge in Auge gegenüber, und das Tier hatte ihn zuerst erkannt.“ .

    Tolstoi erklärte einmal in einer seiner Geschichten das ganze Elend mit dem Privateigentum aus der Sicht eines Pferdes. Und Isaac Babel schreibt in der „Reiterarmee“ erstaunt, dass und wie die Roten Kosaken Dreiviertel des Tages sich auf dem Polenfeldzug mit ihrem Gaul beschäftigten. Es ist ihnen das Wichtigste. Bis dahin mußten sie sich immer zusammen mit einem Pferd den Wehrdienst stellen – und es wurde ebenso wie sie gemustert. Über ihr Pferd machten sie sich mehr Gedanken als über Menschen. Ähnliches läßt sich auch von den Mongolen und anderen nomadischen Völkern sagen, bei denen Pferd und Reiter eine Einheit bilden (eine „Kriegsmaschine“, wie Deleuze und Guattari sie nennen), die den Männern draußen mindestens ebenso wichtig ist wie die im Inneren der Jurte – mit ihrer Familie. Zwar ist das wohl auch heute noch so, aber im Gegensatz zu früher werde jetzt z.B. die mongolischen Pferde vielfach als Hundefutter in Dosen nach Japan verkauft. Das ist ihr Absatzmarkt.

    Die seßhaften Bauern bilden mit ihren Nutztieren ebenfalls eine „Einheit“, die übrigens bei ihrer Kollektivierung zu LPGen und ihrer Umwandlung zu Landarbeitern zerstört wurde, aber mit der Rationalisierung und Industrialisierung verschwindet auch diese langsam. In Österreich konnten die Knechte, Mägde und Dienstboten zu Lichtmess ihren Arbeitgeber wechseln, dazu sahen sie sich genau um: „Schau, wo Hund und Katze ihren Platz haben; geht es den Tieren gut, so wird es dem Gesinde auch nicht schlecht gehen,“ hieß es.

    „An der Nahtstelle vom Menschen zum Tier verläuft das Phantasma der Natur beider als einer Zone unheimlicher Begegnungen,“ behauptete die Kulturwissenschaftlerin Gertrud Koch in einem Vortrag auf einer Konferenz in und über den Wiener Zoologischen Garten, wobei sie sich auf zwei Spielfilme konzentrierte: In dem einen geht es um eine Raubkatze im Zoo und in dem anderen um die Katzenwerdung von Menschen. Die Filmwissenschaftlerin Christine Noll hatte bereits im Zusammenhang einer Analyse von Tierfilmen gemeint: „Alles leiblich Schöne erlebt man erst an Tieren. Wenn es keine Tiere gäbe, wäre niemand mehr schön.“ Einen ähnlichen Gedanken entwickelte auch schon Walter Serner in seinem Roman „Die Tigerin“. Umgekehrt – über die Tierwerdung – äußerte Franz Kafka einmal: Man schreibe „jetzt so viel von den Tieren.“ Und gehe sogar noch über das Rousseausche „Zurück zur Natur“ hinaus: „Man sagt es nicht – man tut es. Man kehrt zum Tier zurück. Das ist viel einfacher als das menschliche Dasein.“

    In einem Vortrag über „tierische Parallelwelten“ in Wien 2006 erinnerten die Autoren, Peter Berz und Christoph Hoffmann, daran, dass auch viele andere K.u.K.-Schriftsteller und Wissenschaftler eine große Vorliebe entwickelten, sich in andere Lebewesen rein zu versetzen: „Ende des 19. Jahrhunderts hatte der Wiener Physiologe Sigmund Exner, das erste Buch über die Facettenaugen von Insekten geschrieben. Er präparierte ein Käferauge, spannte es vor eine Kamera und photographierte aus dem Fenster. Voilà: So sieht ein Käfer die Welt! Als einige Jahre später der legendäre Entwicklungsbiologe Paul ebenfalls in Wien einigen Grottenolmen aus der Krajna, die seit Tausenden von Jahren blind sind, in einer Dunkelkammer des Vivariums im Prater Augen züchtet, wagt er erst gar nicht zu fragen: Welche Welt sehen diese Augen? Österreich k.u.k / k.k., eine Welt aus Parallelwelten, scheint auch die Lust zu erfinden, sich in tierische Parallelwelten zu begeben. Was sähen wir, fragt Mach, wenn unsere zwei Augen wie beim Junikäfer einen halben Zentimeter auseinander lägen? Wie wacht man, fragt Kafka, als Käfer auf? Was sieht ein Pferd, fragt Musil, wenn es einen Frauenmörder im Gefängniswagen über den Ring zieht? Diese Lust an tierischen Parallelwelten hat bis heute viele Nachfolger.“

    Unter den Haustieren scheint es vor allem der Hund zu sein, der sich in die menschliche Parallelwelt gedanklich reinversetzt. Bei der Katze ist es umgekehrt der Mensch: Zahllos sind die Bücher über Katzen. Im Gegensatz zu den meuteliebenden Hunden scheinen es die einzelgängerischen Katzen dennoch bis heute geschafft zu haben, dabei halbwegs autonom zu bleiben. Oder jedenfalls gibt es mit ihnen nicht solche Hund-Herrchen-Beziehungen, die ins Paranormale reichen. Der von der morphogenetischen Feldtheorie des Alexander Gurwitsch ausgehende englische Botaniker Rupert Sheldrake hat das auf dem Wege einer nahezu weltweit durchgeführten Internet-Korrespondenz mit Hunde- und Katzenhaltern kürzlich quasi verifiziert. Neben den expliziten Katzenbüchern sind auch die Erinnerungen, besonders die von Prominenten und Politikern, voll mit Katzengeschichten. All diese Bücher basieren weniger auf dem „Dialog“ als auf Beobachtung.

    Einen „dritten Weg“ hat jetzt Olga Kaminer gefunden, indem sie ihr Leben auf Sachalin, in der Leningrader Bohème und in Prenzlauer Berg nach ihren Katzen, die sie von klein auf besaß und bis heute besitzt, sequenzierte. Auf diese Weise hat sie an allen ihren bisher etwa zwölf Wohnorten genaugenommen immer bei mindestens einer Katze gelebt – ohne ihnen dadurch jemals zu nahe gekommen zu sein. Katzen mögen es eher umgekehrt: daß sie einem nahekommen – oder auch nicht. Mag sein, dass das für eine andere Berliner Autorin, die Jugendbuchverfasserin Sigrun Casper, eine Binsenweisheit ist, für ihren Roman „Eine andere Katze“ hat sie sich jedoch desungeachtet forsch der Katze Idia genähert und sieht nun gewissermaßen mit eigenen Augen deren (Um)welt.

    Die selbe Verwandlungstechnik (der noch etwas vom weiblichen Pendant zur Lykanthropie anhaftet) hatte vor einiger Zeit bereits der jakutische Autor Juri Rytcheu in seiner Tiergeschichtensammlung „Mondhund“ angewandt. Dabei waren aber bloß einige Märchen bei herausgekommen.

    Während Olga Kaminer in der Menschenwelt bleibt (was ihr geharnischte Katzen- und -buchliebhaber übel nehmen könnten), muß Sigrun Casper notgedrungen die Katzenwelt vermenschlichen, wobei sie natürlich versucht, dabei neuestes Wissen aus der experimentellen Biologie anzuwenden: z.B. dass Katzen nicht farbig sehen können. Aber die Autorin scheint ansonsten gedacht zu haben, da muß ich durch, denn im Verlauf ihrer Geschichte versucht sie doch noch, nicht hinter Kafkas Tierverwandlungsgeschichten zurück zu fallen, indem ihre Katze quasi über sich selbst hinauswächst – eben anders als die anderen Katzen wird, wobei sie es mit Mäusen zu tun kriegt, mit denen die Pluralität ins Spiel kommt (wie das meistens bei Mäusen der Fall ist).

    Claude Lévy-Strauss meinte: Wenn er einmal zauberhafterweise einen Wunsch frei hätte, würde er gerne mit einem Tier sprechen können. Schon der Pariser Kardinal Melchior de Polignac sagte fast flehentlich, als er den im Jardin du Roi ausgestellten lebenden Orang-Utan sah: „Sprich – und ich taufe Dich!“ Ludwig Wittgenstein gab demgegenüber zu bedenken: „Wenn ein Löwe sprechen könnte, wir könnten ihn nicht verstehen.“

    Später erklärte der Genetiker Francois Jacob einmal einen Streit mit seinem Kollegen Jacques Monod damit, dass ihm die Labortiere, mit denen sie forschten – Bakterien, plötzlich zu unpersönlich geworden wären: „Ich wollte etwas Sichtbares, mit Hormonen, Leidenschaften, mit einer Seele. Ich wollte Tiere, denen man ins Auge blicken, die man individuell erkennen, ja benennen konnte. Und die fähig waren, einem auch selbst in die Augen zu blicken.“ Francois Jacob dachte dabei an weiße Mäuse, um die herum er ein ganzes Institut zu gründen beabsichtigte. Von der Katze kommt man fast automatisch zur Maus, denn das ist ihre Aufgabe im Haus: es mäusefrei zu halten, wobei sie nicht nur die Beute behalten dürfen, sondern dazu auch manchmal noch als Belohnung eine Schale Milch bekommen.

    In dieser Juxtaposition zum Haushalt, wozu in Russland auch Flughafenempfangsgebäude und Läden zählen, ist sie besonders in Agrarländern unentbehrlich geworden. Wenn man die Katzen dort abschaffte, aus religiösen oder sonstwelchen Gründen, und stattdessen Mäuse- und Rattenfänger einstellte, die nach der Zahl ihrer abgeschnittenen Schwänze bezahlt wurden, kam es regelmäßig dahin, dass diese schärfer als die Katzen kalkulierten: Sie fingen das Ungeziefer lebend, schnitten ihnen die Schwänze ab – und ließen sie wieder laufen. Die Katze geht quasi umgekehrt vor.

    Die Bücher von Olga Kaminer und Sigrun Casper haben dies gemeinsam, dass ihre Katzen sich vom Mäusefangen gewissermaßen emanzipiert haben, d.h. sie bekommen von ihren Haltern (Katzenbesitzer sind keine Herrchen!) Vollkost vorgesetzt. Das schafft neue Abhängigkeiten – bis dahin, dass in Amerika viele Katzen schon regelmäßig in psychologische Behandlung müssen. So nahe ist ihnen dort der Mensch bereits auf den Pelz gerückt. Bei Sigrun Casper tun das die Mäuse, Olga Kaminer wahrt dagegen durchgehend Distanz. Die Katzen sind einfach mit einem bestimmten Lebensabschnitt der Autorin verknüpft – in Wohnungen, wo auch sie ein- und ausgehen (können).

    Ihre sowjetische Katzenzeit war eine Zeit der Wohnungsnot, die mit dem Umzug nach Berlin, wo eher Bewohnernot herrscht, abrupt endete. Dafür hat sie jetzt zwei Katzen, von denen das letzte Kapitel ihres Buches bereits handelt: Die Katzengeschichten darin werden also chronologisch erzählt und enden mithin im Jetzt – sie bilden die Lebensgeschichte der Autorin.

    Ähnlich verfuhr Bohumil Hrabal in seinem Buch: „Die Katze Autitschko“, in dem es vornehmlich um die Schuldgefühle des Autors gegenüber seinen Katzen geht, die er gelegentlich vernachlässigt und deren Nachkommen er tötet. Während die Handlung bei Sigrun Casper ihr Heil (die Spannung, das nichtnachlassende Leseinteresse) in einer zunehmenden Phantastik sucht, die zugleich literaturanspielungsreich wieder gezügelt wird. Sie bildet die Lebensgeschichte der Katze Idia.

    In dem eingangs erwähnten Vortrag ging Gertrud Koch davon aus, dass „die Grenzen des Verstehens die Grenzen der Lebenswelten“ sind. Und deren Regeln werden von der Sprache selbst konstituiert. Im Maße also die Raubkatze sprechen würde, würden wir versuchen, sie zu „übersetzen“ und uns mit ihr zu „verständigen“. Dabei würde sie jedoch aufhören, Katze zu sein, „und mit der Sprache die Welt der Menschen teilen“. Trotz dieser Unmöglichkeit (auch die umgekehrten Kafkaschen Verwandlungen, besonders die von Gregor Samsa, enden tragisch), gehen die Versuche der Verständigung zwischen Mensch und Tier weiter.

    Gertrud Koch erwähnt die regelmäßigen Zoobesucher, die es zu bestimmten Tieren hinzieht: „Diese Menschen studieren die Tiere nicht sondern spielen mit ihnen, sie bauen Regeln auf, die die Tiere mit ihnen teilen sollen und die sie darin zu Mitspielern machen wollen. In gewisser Weise könnte man sagen, dass sie ein imaginäres und ästhetisches Verhältnis zu den Tieren haben. Sie betrachten sie weniger als das, was sie für sich sind als vielmehr, was sie für sie sind.“ Der langjährige Bremerhavener Aquariumspfleger Werner Marwedel gebrauchte einmal ein ähnliches Wort wie „Mitspieler“, als er einen Doktorfisch zeigte und ihn als „unseren ältesten Mitschwimmer“ bezeichnete.

    Seine Haltung geht jedoch insofern über das „imaginäre und ästhetische Verhältnis“ des Zoobesuchers zu den Tieren hinaus, als er sich bei der Haltung und Pflege der Fische alles mögliche einfallen läßt und sie dazu auch studiert, um sie zu möglichst langlebigen „Mitschwimmern“ in der Aquariums-Schau zu machen. In der Haustierzucht wird dies noch weitaus rigoroser versucht – und mindestens der Hund ist darüber bereits ein halber Mitspieler geworden: Seine „interartliche Intelligenz“ ist schon so weit entwickelt, dass er als einziges Tier selbst versteckte Hinweise des Menschen – mit der Hand oder den Augen – verstehen kann.

    „Die Sowjetunion war ein Katzenland,“ behauptet Olga Kaminer. Deutschland ist dagegen ein „Hundeland“ – und sein Wappentier der Schäferhund – über den Alexander Solschenizyn meinte, dass man ihn unbedingt in die internationalen Abrüstungsgespräche mit aufnehmen müßte, denn er setze – scharf gemacht – den Menschen mehr zu als alle Raketen und Bomben zusammen.

  • Die Heimtiermesse

    … in der Treptower „Arena“ am vergangenen Wochenende hatte ein ähnliches Angebot für Tierhalter wie das Sommer-„Event 4 Happy Dogs“ auf der Trabrennbahn in Karlshorst, das vom Hundenahrungshersteller „Happy Dog“ gesponsort wurde. Noch nie sah ich so viel fröhliche Hunde wie dort. Auch auf der Heimtiermesse waren viele Leute mit ihren Hunden erschienen (sie brauchten dafür einen Impfpaß) – die Tiere wirkten jedoch gereizter. Hier war es nicht ein Tag draußen – mit einem Programm nur für sie, sondern eine typische Hallenmesse – für ihre Besitzer. Und dann machten sie vielleicht auch die vielen dort ausgestellten exotischen Tiere nervös.

    In einer Hälfte der Arena hatten man lauter Käfigreihen aufgebaut – für Katzen, die dort prämiert wurden. Fast alle schliefen, als ich durch die Reihen ging – und zwar auf ihrer Größe angemessenen kleinen Betten, Sofas und Sesseln. Für drei „sibirische Katzen“ hatte man sogar ein ganzes eingekäfigtes Zimmer in Originalgröße mit allen Einrichtungsgegenständen aufgebaut. Auch sie schliefen. Die Besitzer bzw. Züchter saßen auf Campingstühlen neben den Käfigen und bewachten mit einigem Stolz ihre Lieblinge. „Sind die so ermattet von dem Trubel, dass sie alle schlafen?“ fragte ich ein Ehepaar, das drei fast weiße Angorakatzen ausgestellt hatte. „I wo,“ meinten sie, „die sind das doch gewohnt. Aber das ist jetzt ihre Zeit, die schlafen immer Nachmittags“.

    Im Rest der Halle gab es vor allem Stände von Tiernahrungsherstellern. Gleich mehrere Händler bestätigten mir eine These der Biologin Donna Haraway, dass speziell im Marktsegment „Premiumfutter“ (damit ist u.a. Bio- bzw. Öko- und Zusatzfutter gemeint) noch was raus zu holen ist. Daneben gibt es auch immer mehr „Hundeschulen“ und „Hundemasseure“. Einen kleinen „Agility-Parcours“ – wie in Karlshorst gab es in der „Arena“ ebenfalls. Er war dicht umlagert von Messebesuchern. Als ich daran vorbeiging, führte eine junge Frau gerade „Dog-Dancing“ mit ihrem Colliemischling vor – nach einer Melodie von Richard Clayderman. Davor hatte es dort eine „musikalische Hundkür“ vom FSC Hönow gegeben, eine „Hundemodenschau“ und eine „Hundeyoga“-Vorführung sowie eine Einführung in die „Bachblüten-Therapie für Hunde“. Auch das hatte Donna Haraway in ihrem Buch „When Species Meet“ bereits prophezeit: Dass die medizinischen und psychologischen Therapieangebote für Hunde (und Katzen) immer mehr zunehmen.

    Daneben gab es auf der Heimtiermesse aber auch noch etliche Stände mit anderen lebenden Tieren und die dafür notwendigen Paraphernalia bzw. Acessoires: Kaninchen, Meerschweinchen, Fische, Eidechsen, Hühner, Frettchen, Papageien, Schildkröten, Gespensterheuschrecken und Wasserpflanzen, sowie Stofftiere, Kratzbäume, Katzenklos, Maulkörbe, Schlafkörbe, Tierärzte, Tierpsychologen, Tierphotographen, Tierschutzvereine, Tiertafeln, Haustier-Krankenversicherungen und -Bestattungsinstitute…

    Am meisten beeindruckte – nicht nur mich – ein Stand der „Schlangenzucht Schöneiche“, die etwa 50 „Tupperware“-Boxen mit verschiedenen kleinen Nattern aus eigener Zucht ausgestellt hatte, sowie ein Stand der „Alpakafarm im Havelland“ mit selbsthergestellten Alpaka-Wollprodukten neben dem sich ein Pferch mit vier absolut bezaubernden Alpakas befand: Ein Hengst und eine Stute mit zwei Kälbern. Sie kosteten zwischen 2000 und 10.000 Euro – waren also nicht gerade billig. Aber mein schwäbischer Hausbesitzer hat mir sowieso das Halten von Huftieren in meiner Hinterhofwohnung verboten. Sein türkischer Vorgänger hielt jedoch noch selber regelmäßig auf seinem Balkon im Vorderhaus ein Schaf – für das alljährliche Opferfest.

    Dieses Fest geht auf den biblischen Schafhalter Abraham zurück, der Gott aus Liebe und Dankbarkeit einen seiner Söhne opfern wollte, dieser bestand jedoch auf dem traditionellen Schafopfer. Und seitdem gibt es alljährlich ein Opferfest im Islam.

  • In der Süddeutschen Zeitung von heute wird Richard Gere über „Hunde“ interviewt. Er hat nicht nur einen Hund, Billie, sondern auch gerade einen Film über einen Hund gedreht: „Hachiko“. Es geht darin laut SZ um eine besonders „innige Beziehung“ zwischen einem Mann und einem Hund. „Nach dem plötzlichen Tod des Besitzers wartet der Hund weiter für den Rest seines Lebens am Bahnhof…“

    Die Filmhandlung, wie die SZ sie hier zusammenfaßt, erinnert an den oben bereits erwähnten sowjetischen Film über einen Hund und sein Herrchen, bei dem Wladimir Kaminer das Kino vorzeitig verließ. Eine zeitlang gab es fast nur solche Filme in der Sowjetunion: „die sogenannten ‘Hundeheuler’ – allerlei tragische Geschichten darüber, wie ein Hund von seinem Besitzer verraten wurde, ihm aber trotzdem treu blieb. Aus einer solchen Filmaufführung bin ich einmal als Zwölfjähriger in Tränen ausgelöst rausgegangen, weil ich es nicht mehr ertragen konnte, mit ansehen zu müssen, wie der blöde Hund den ganzen Film über an einer Bushaltestelle saß und auf seinen Besitzer wartete, der schon gleich am Anfang des Films gestorben war…”

    Auch David Wroblewskys Roman – “Die Geschichte des Edgar Sawtelle“ nimmt Geres Story bereits vorweg. Es geht darin ebenfalls um ein enges Zusammenleben zwischen Mensch und Hund. Der Autor kommt aus einer Hundezüchterfamilie. Streckenweise ähnelt seine Geschichte bereits dem gerade angelaufenden US-Film “Wendy und Lucy” von Kelly Reichardt, der jedoch angeblich auf die Kurzgeschichte “Might Choir” von Jonathan Raymond zurückgehen soll. Hier wie dort geht es jedenfalls um einen jungen Menschen, der zusammen mit seinem Hund abhaut.

    Der bekennende „Buddhist“ Richard Gere legt im übrigen Wert auf die Feststellung, dass der Hund nicht in dem Sinne am Bahnsteig auf seinen verschwundenen Besitzer „wartet“ wie wir – egozentrischen Menschen. „Er wartet einfach. Ich sehe den Hund als jemanden, der meditiert.“
    Die SZ fügt hinzu: „Hachiko, den Hund, gab es wirklich.“

    Man könnte sich darüberhinaus noch die Frage stellen: Warum 20 Jahre nach dem Ende der Sowjetunion plötzlich die Amis anfangen, „Hundeheuler“ am laufenden Band zu produzieren? Liegt es vielleicht daran, dass das US-Militär die Rote Armee in Afghanistan abgelöst hat – der Heimat der Windhunde?

    Bereits um 4000 v. Ch. züchteten die Nomaden Afghanistans einen Typ von Hund, der heute als Vorfahr des Afghanischen Windhunds gilt. Dieser wiederum soll laut Wikipedia „ursprünglich vom Nahen Osten nach Afghanistan gelangt sein, wobei der Körperbau, und hier speziell der Kopf, Ähnlichkeiten zum Persischen Windhund dem Saluki und dem kirgisischen Taigan aufweist. In seinem Ursprungsland Afghanistan wurde der Hund hoch geschätzt und teilweise wie eine Kostbarkeit behandelt. Der Afghanische Windhund, kurz Afghane, ist heute eine von der FCI anerkannte Hunderasse, deren Rassestandard in Großbritannien entwickelt wird (FCI-Sektion 1, Gruppe 10, Standard Nr. 228).“

  • Die schwedische Autorin Kerstin Ekman, die vor einiger Zeit ein sehr schönes Buch über den Wald auf Deutsch veröffentlichte, hat nun ein Buch über einen Hund geschrieben: „Hundeherz“. Aus dessen Perspektive erzählt sie darin sein Leben. Als Welpe überlebte er ein Jahr wild im Wald und wurde dann von einem Jäger wieder resozialisiert. Es gibt inzwischen etliche Bücher, die aus der Perspektive eines Tieres erzählt werden. Hier stellte sich der Autorin das Problem, das ein Hund weitaus besser riechen und hören kann als ein Mensch – wie soll man diese Empfindungen zur Sprache bringen? Der SZ-Rezensent hat da einige Mängel in ihrer Darstellung gefunden, als die schönsten Stellen in ihrem Buch bezeichnet er die, in denen sie den Wald schildert, in Summa bezeichnet er ihr Werk jedoch als „ein bedeutendes“.

    Im Gegensatz zu Joseph Karol Smiths Buch „Der Wolf“, in dessen „Novelle“ über einen Wolf in der Ich-Form erzählt wird. Dieses Buch hält der SZ-Rezensent für einen „Fehlgriff“, attestiert dem Autor jedoch „Begabung“.

  • Wie erwähnt stieß ich auf dem Tag für glückliche Hunde auf der Trabrennbahn Karlshorst an einem der Stände auf das Buch “Hier schreibt der Mops” von Uschi Ackermann, verfaßt in der Ich-Form ihres Hundes “Sir Henry”.

    Die Besitzerin hatte den allzu geschäftstüchtigen Züchter ihres Mops’, den er ihr krank verkauft hatte, auf Schadensersatz verklagt – und gewonnen. In einem Flugblatt, das neben dem Buch lag, war von einigen weiteren Mops-Krankheiten infolge von Überzüchtung die Rede. Die Verfasserin setzte sich u.a. dafür ein, den Möpsen wieder “freie Atmung” zu gestatten. Sie hatte sich deswegen bereits mit dem MPRV, dem “Mops-Pekinesen-Rassehund-Verband”, überworfen und war dem AMV, dem “Altdeutschen Mopsverband” mit Sitz in Nordfriesland beigetreten.

    Nun rief sie mich an – und gab mir einen guten Recherche-Tip. Dazu muß ich etwas ausholen:

    Früher gab es eine gewisse Spezialisierung der Tierärzte nach Arten: die in der Stadt laufend mit kleinen Nagetieren und Hunden sowie Katzen zu tun hatten, besaßen keine Erfahrung mit Pferden, Kühen usw. Auf dem Land gab es weitere Spezialisierungen: Bei einem Problem mit einem Pferd telefonierten wir z.B. nach einem Pferdearzt, der seine Praxis bei Verden an der Aller hatte, wo es viele Pferdehalter gibt.

    Bei Problemen mit einem Schaf riefen wir dagegen den netten Tierarzt aus Hoya an. Er nahm anfänglich kein Geld, nicht einmal fürs Herkommen, weil – so sagte er – ihm noch die Erfahrung mit Schafen fehle und er erst noch lernen müsse.

    Der Pferde-Tierarzt kassierte dagegen nur für die Anfahrt schon 50 DM.

    Nun haben sich die Tierärzte in Stadt und Land noch mal anders spezialisiert: Es gibt laut Frau Ackermann Internisten, Augenärzte, Chirurgen etc. unter ihnen. Und ähnlich sei es bei den Juristen: auch da gäbe es welche, die sich auf „Tierrecht“ spezialisiert hätten.

  • Im Spiegel-online findet sich heute die Rezension einer „Hundeausstellung in Kiel“.

    Im Vorspann heißt es dazu: „Schlüpfrige Doppelporträts von Hund und Mädchen oder der hässlichste Vierbeiner der Welt im Großformat. Eine Ausstellung in der Kunsthalle zu Kiel fragt: Was ist des Pudels Kern, wenn Menschen ihre Hunde mit Liebesschwüren bedenken – und wer hechelt eigentlich wen an?

    Nicht bekannt war bisher, dass Hunde den Großteil ihrer Zeit mit Modellsitzen verbringen. Diesen Eindruck jedenfalls erweckt die Ausstellung „Cocker Spaniel and Other Tools for Human Understanding“ in der Kieler Kunsthalle. Sie ist üppig mit Hundebildnissen aller Art ausgestattet: vom Porträt eines verschüchterten kleinen Spaniels von 1739 über eine virtuos flirrend gemalte Meute tänzelnder Jagdhunde (Erik Schmidt, 2005) bis zum Lefzen und Zähne zeigenden Monster, für das Santiago Ydáñes 2007 einen Gewinner des berüchtigten kalifornischen „World’s Ugliest Dog Contest“ konterfeite.

    Es gibt derzeit 5,2 Millionen Hunde in Deutschland. Und jeder dritte Halter bekennt, dass er keinem Menschen so nahe steht wie seinem Vierbeiner. Wer möchte da nicht seine leidenschaftlichste Beziehung nobilitiert sehen in den Hallen der Kunst?

    Also bietet die Kieler Hundeschau Erbauliches: nett und harmlos die gusseisernen Jagdhunde-Plastiken von Alfred Jacquemart aus dem 19. Jahrhundert, knuddelig ein kleines „Dog Painting“ des Dackel liebenden Malerstars David Hockney, eigentümlich die Fotos der dekadent auf Ledermöbeln herumlümmelnden Gäste eines New Yorker Hundehotels. Und die britische Intimitäten-Spezialistin Tracey Emin hat ausgeblichene Filmbilder, die ihren Schäferhund zeigen, mit hymnischen Liebesschwüren überschrieben, die auch für einen ihrer Geliebten nicht inniger geraten sein könnten.

    Verschlagen wirken etwa die Hunde-Mädchen-Phantasien von Martin Eder. Hinter ihrer hingezauberten Fluffigkeit tut sich abgründige Schlüpfrigkeit auf. Und der Künstler Jochem Hendricks hat etliche eingeschläferte Kampfhunde erworben, lebensecht ausstopften lassen und die stämmigen Köter posthum zu einer Meute arrangiert, die witternd die Stelle fixieren, an der die Besucher den Ausstellungsraum betreten.“

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