vonHelmut Höge 03.11.2010

Hier spricht der Aushilfshausmeister!

Helmut Höge, taz-Kolumnist und Aushilfshausmeister, bloggt aus dem Biotop, dem die tägliche taz entspringt. Gonzo-Journalismus der feinen Art.

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1. Tierhaltung und -verachtung

Zoo und Tierpark sollen dem Amüsierpöbel geopfert werden! Schon jetzt ist der Westberliner  Zoo vollgestopft mit Tierplastiken und Kinderspielplätzen, es finden dort Hochzeiten und Jubiläen statt. Es ist laut und bunt. Ein Riesenrad nebendran, von einem holländischen Investmentfonds geplant, konnte gerade noch abgewendet werden – mangels Geldgeber. Die Ickeberliner amüsieren sich dort aber auch so mit Kind und Kegel wie Bolle, während die armen Wildtiere um sie herum in mittelalterlichen Käfigen zwischen orientalisierten Fake-Kulissen ihre Lebenszeit verdämmern. Man fühlt sich einfach beschissen nach einem Zoo-Besuch.

Etwas besser ist es im Tierpark, der einmal der größte der Welt war und von daran interessierten Ostberliner Bürgern mittels „Aufbaustunden“ mitgestaltet wurde. Gegründet wurde er vom „DDR-Grzimek“ Professor Dathe. Nach der Wende verlor dieser sofort seine Stellung und Wohnung als Tierparkdirektor. Zoo und Tierpark werden seitdem zusammen verwaltet – von einem Gremium honoriger Westbeamter. Gegenüber der Ost-Journalistin Gisela Karau äußerte Dathe nach seiner Zwangspensionierung den Verdacht: „Der Tierpark wird wohl weiterbestehen, aber vielleicht als eine Art Hirschgarten, der keine Konkurrenz für einen Zoo darstellt. Wir waren immer ein Wissenschaftszoo, der Westberliner mehr ein Schauzoo. Und die Wissenschaft muß weg.“

Bei der Gründung des Zoos im 19.Jhd. sprach die Vossische Zeitung noch von einem „stillen erheiternden Naturgenuß für Arm und Reich“ und dem  „schönen Zweck einer wahren Volksbelehrung“. Nun will man sich jedoch an den „Erfolgsrezepten“ des Hannoveraner und Leipziger Zoos orientieren. Der Zoo-Direktor von Hannover Klaus-Michael Machens weiß nämlich: „Die Menschen kommen nicht in den Zoo, um sich belehren zu lassen, sie wollen etwas erleben. Man muß sie begeistern und faszinieren.“

Mit einem „Geheimplan“ zur Modernisierung der beiden Berliner Einrichtungen wollten einige Westbeamte der Standortkonkurrenz die Stirn bieten. Da der Zoo-Tierpark-Direktor Bernhard Blaszkiewitz mauerte und weiterhin auf „Zuchterfolge statt Erlebnispark“ beharrt, gaben sie das „streng vertrauliche Papier“ der BZ, die sich einige Highlights  herauspickte: das Elefantengehege – „indische Traumwelt statt Tristesse (wie es sich jetzt noch darstellt), bei den Giraffen: „Grün statt Gitter“, beim Panda ein „chinesischer Pavillon“ und bei den Eisbären: „Erlebniswelt statt Steinhaufen“. Dazu ein neues „Erlebnisaquarium“, ein „Regenwaldhaus“, „Shops für Merchandisingprodukte“, „Ausstellungsflächen“, erhöhte „Aussichtspunkte“ und „lukrative Restaurants“.

Wir haben es hier mit einem „Bauprojekt“ zur Aufhübschung der Kulissen zu tun, mit dem Ziel, die einst postulierte  „Gemeinnützigkeit für alle“ in eine, internationalen Standards genügende Vergnügungsoption für die gehobenen Klassen zu verwandeln. Diesem, typischen Modernisierungsdenken Westberliner Immobilien-Projektemacher entsprungenen „BZ-Geheimplan“ steht die um sich greifende Einsicht gegenüber, das es seit dem Zerfall der Sowjetunion nicht mehr um Modernisierung, sondern um Ökologisierung geht.

So schafft es vielleicht der „Juchtenkäfer“ zusammen mit den FFH-Artenschutzrichtlinien der EU, was die 100.000 Demonstranten in Stuttgart bisher nicht geschafft haben: den Stopp des Großbauprojekts „Stuttgart 21“, denn der Lebensraum des seltenen Käfers wurde bei den 25 bis jetzt gefällten Laubbäumen am Hauptbahnhof ohne EU-Genehmigung mit zerstört.

Auch das Halten seltener Tiere wird ständig gesetzlich verschärft. Schon will man den herumziehenden Zirkussen verbieten, überhaupt noch wilde Tiere zu dressieren und auszustellen. Die Tierschützer sprechen hierbei vom „Mißbrauch in der Manege“. Daneben werden immer häufiger wissenschaftliche Experimente mit Tieren – zuletzt die von einem Affengehirnforscher an der Universität Bremen – zu einem „Skandal“.

Es ist jedoch nicht so, dass sich keiner Gedanken über den Tieren angemessenere Haftbedingungen in den Zoos macht. 2008 lobte das Feuilleton z.B. das neue Menschenaffenhaus des Frankfurter Zoos, „Bogori-Wald“ genannt: „Wie der Name schon erahnen lässt, wurde die Natur in Form von vielen Bäumen, Sträuchern, Felsen und Naturboden in das Haus geholt, so dass sich Mensch und Tier wie im Dschungel fühlen können,“ schrieb eine Lokalzeitung – reichlich naiv.

Dass die Löwen, Panter, Wölfe und Hyänen aufhören, in ihren Berliner Gehegen ständig auf und ab zu gehen, wenn sie erst hinter „naturnahen Kulissen“ eingesperrt sind, ist ebenso zweifelhaft, wie dass  die träge ihre Tage verdösenden Huftiere sich nach Modernisierung ihrer Stallungen und ihres Auslaufs aufraffen, um „die Menschen“ wieder und wieder „zu begeistern und zu faszinieren“.

Die Verhaltensforschung ist schon lange von der Beobachtung einer Art zu der von Individuen fortgeschritten. Indem die  Bundesverfassung der Schweiz Tieren wie Pflanzen eine Würde zugesteht, hat sie über den Arterhalt hinaus (um z.B. den „Gen-Pool“ nicht zu schmälern) den einzelnen Tieren und Pflanzen so etwas wie „Menschenrechte“ (im Sinne der Französischen Revolution) eingeräumt. Es geht dabei um die Verbesserung ihrer Lebens- und Haltungsbedingungen – u.a. auch in den  Zoologischen Gärten. So dürfen z.B. keine Herdentiere – vom Meerschweinchen bis zum Bison – mehr einzeln gehalten werden.

Ähnlich denkt auch der Zoo- und Tierparks-Direktor Blaszkiewitz: „Es ist unsere Aufgabe, Naturschutz zu betreiben.“ Die Springerpresse spricht dagegen im Sinne der Bauunternehmer „Klartext“: „Es geht für den Tierpark auch ums Überleben. Die Modernisierung spart nicht nur Zuschüsse“ (vom Senat – derzeit 7,5 Mio jährlich). Noch klarer ausgedrückt: Wenn speziell der (Ostberliner) Tierpark nicht endlich aus dem Knick kommt, wird er zum „Hirschgarten“ zurückgebaut – und der Zoo mausert sich allein zu einem Mega-„Amüsierbetrieb“ für jung und alt.

Man bekommt bei diesem „Geheimplan“ die Gewißheit, dass das derzeitige Restaurationsklima bereits bis in die Zooarchitektur durchgedrungen ist. Wenn die Situation sich ändert, geht es aber auch anders herum: So kamen z.B. die Professoren und Kuratoren des königlichen Tiergartens in Paris der Forderung der Französischen Revolutionäre, ihn zu schließen, zuvor, indem sie sich blitzschnell „demokratisch“ umstrukturierten. Auch dem Junktim des Konvents, dass der Zoo nur erhalten bleibe, wenn der Löwe darin nicht länger als „König der Tiere“ gelte, kamen sie sogleich nach.

2. Zoo-Tiere

Dass man langsam auch in der Biologie von der Erforschung der Arten zu der von Individuen fortschreitet, daran haben nicht zuletzt die Zoologischen Gärten ihren Anteil. Diese Einrichtungen dienen zwar der Erhaltung der Artenvielfalt, dies geschieht jedoch mit Individuen, die möglichst lange in Gefangenschaft leben sollen – und dabei den Pflegern und dem Publikum erst mal mit ihren quasi persönlichen Eigenschaften – und Namen – bekannt werden.

Im Folgenden einige Beispiele aus „Zoo-News“. Dort hält man es wie die Herausgeber des „Handbuchs der Vögel Mitteleuropas“ (HBV): Das Verhalten einer Art wird im Präsens beschrieben, Beobachtungen von einzelnen Tieren bzw. Tiergruppen dagegen im Imperfekt. Ich habe diese Differenzierung hier und da aufgehoben:


„Rückschlag für die Gründung einer neuen Gorilla-Familie im Frankfurter Zoo: Der Nachwuchs von Gorilla-Mann ‚Viatu‘ und der Affen-Frau ‚Ruby‘ ist tot. Bereits kurz nach der Geburt griff ‚Viatu‘ plötzlich seinen Nachwuchs an und tötete den kleinen Affen – der noch unbenamt war – durch einen Biss. Der Vorfall erschüttere die Tierpfleger und Besucher gleichermaßen, sagte Zoodirektor Manfred Niekisch. Bei freilebenden Gorillas komme es immer mal wieder vor, ‚dass neue Haremschefs die Kinder ihrer Vorgänger töten‘. Dass ‚Viatu‘ nun seinen eigenen Sohn getötet habe, lasse sich nur damit erklären, dass er seinen Platz unter den Weibchen noch nicht gefunden habe.“

„Trauer auch im Zoo in Rheine: Gestern Morgen fand Tierpflegerin Sonja Hölscher einen neugeborenen Seehund tot im Wasser. Die siebenjährige Seehündin ‚Hannah‘ hatte das Tier in der Nacht zu Mittwoch zur Welt gebracht. Der Zoo geht davon aus, dass der teilweise aggressive Vater ‚Robby‘ das Neugeborene gebissen hat.“

Wir haben es hierbei nicht mit  „normalem“ Artverhalten zu tun, sondern bloß mit einem beziehungsmäßig noch desorientierten Gorillamännchen namens „Viatu“ und einem „teilweise aggressiven“ Seehundmännchen namens „Robby“. Ein Problem, das man von  Volksschulen und Amüsiermeilen  kennt und dort auch schon seit Jahren diskutiert. Wobei jedoch zu bedenken ist, dass es auch eine sozusagen „natürliche Aggressivität“ gibt, die es bei in Gefangenschaft gehaltenen Tieren zu beachten gilt:

Im Allwetterzoo Münster starb das erste dort geborene „Gorillababy im Alter von fünf Monaten: In der jugendlichen und mit Nachwuchs unerfahrenen Gorillagruppe warf es mehrfach zu Streitigkeiten um den Besitz des Babys gekommen. In zwei beobachteten Fällen wurde es dabei leicht verletzt, doch Mutter ‚Changa-Maidi‘  konnte sich immer gegen die übrigen Gruppenmitglieder durchsetzen und zog ihr Kind nahezu vorbildlich auf. Nachdem auch ‚Gana‘, das zweite jüngere Weibchen, trächtig wurde, kehrte offensichtlich Ruhe in der Gruppe ein. Unbemerkt von Pflegern und Besuchern muss aber dann nochmals eine Rangelei um das Kind stattgefunden haben. Hierbei kam es zu einer massiven, äußerlich nicht erkennbaren Verletzung im Beckenbereich des Jungtiers. Bevor ein Ärzteteam der Universitätskliniken Münster es untersuchen konnte, starb es. Nach diesem Rückschlag schaut man im Allwetterzoo aber nach vorn und hofft auf die nächsten Geburten.“

Im Tiergarten Nürnberg hatte dagegen die Löwin „Keera“ alles selbst im Griff, als sie „zwei kleine Löwenbabys“ gebar:

„Nach vorsichtiger Erkundung der neuen Umgebung und entsprechender Eingewöhnung wurde auch Vater ‚Thar‘ zur Gruppe gelassen. Nach einer freundlichen Begrüßung zeigte die Mutter ihrem Partner sehr deutlich, dass sie keine Annährung an den Nachwuchs wünschte. Erst nach einigen Stunden suchte sie den Kontakt zu ihm und führte die Jungen näher an ihn heran. Am nächsten Morgen durften die Jungen ihrem Vater erstmals für kurze Zeit die Mähne kraulen. Seither rückt die Familie enger zusammen, wie es sich für eine Löwenfamilie gehört.“

Auch bei den Großen Ameisenbären kommt der Vater erst nach einiger Zeit ins Spiel, wie der Magdeburger Zoo meldet:

„Jährlich werden weltweit nur 25 bis 30 dieser Tiere, europaweit sogar nur drei bis sechs Tiere geboren! Als die in Magdeburg lebende Ameisenbären-Mutter ‚Estrella‘ ein Junges bekam, kümmerte sie sich fürsorglich darum: Sie trug den kleinen Zoobewohner rittlings auf Ihrem Rücken umher oder wärmte und umwickelte ihn zum Schlafen mit ihrem buschig behaarten Schwanz. Bis zur elften Woche nahm das Jungtier Muttermilch auf. Danach begannen Mutter ‚Estrella‘ und Vater ‚Kaspar‘, es gemeinsam mit vorverdautem Brei zu füttern.“

Ähnlich war es bei den Weißbüschelaffen im Tierpark Ueckermünde: Dort bekam ein Weibchen zum dritten Mal Drillinge, die es auch erfolgreich aufzog:

„Normalerweise bekommen diese Krallenaffen eher Zwillinge und bei Drillingen überleben sonst nur zwei Kinder. Bei der Aufzucht half die gesamte Familie mit. Der Vater und die älteren Geschwister halfen beim Tragen des Nachwuchses, der der Mutter nur noch zum Säugen übergeben wurde.“

„Im Zoo Krefeld gab es zu Beginn der diesjährigen Paarungszeit zunehmend Spannungen zwischen dem jungen Kamelhengst Raoul und seinem Vater „Oddvar“, der seinen Harem für sich allein beansprucht und dies gegenüber seinem schon recht erwachsen gewordenen Sprössling mit unmissverständlichen Zurechtweisungen zum Ausdruck brachte. Deshalb wurde es Zeit, für Raoul eine neue Heimat zu finden. Da kamen die Überlegungen im Tierpark Kleve gerade recht, demnächst auch eine Zucht mit den Trampeltieren zu beginnen. Unter lautem Klagen von Mutter ‚Raissa‘ verließ also der Halbwüchsige seinen Geburtsort und wurde in Kleve mit großem Hallo empfangen.“

Zootiere kommen überhaupt viel herum:

„Vor wenigen Tagen kam Zebrahengst ‚Marty‘ aus dem Erfurter Zoo im Tierpark Ueckermünde an. Wegen der hohen Temperaturen wurde das Tier nachts auf der Autobahn transportiert und erreichte wohlbehalten seine neue Heimat. Es sieht so aus, dass er sich gut mit Zebrastute ‚Napirai‘ vertragen wird, die aus dem Zoo Eberswalde stammt. Beide Tiere sind etwa ein Jahr alt. Nachwuchs ist aber erst in zwei oder drei Jahren zu erwarten.“

Der Berliner Zoo meldete:

„Eisbär Knut soll eine Gefährtin – die knapp drei Jahre alte Jungbärin Gianna – bekommen“. Sie lebt z.Zt. noch im Münchner Tierpark Hellabrunn und wird in den Berliner Zoo umgesiedelt.“

Nachdem das geschehen war, berichtete die Berliner Tagespresse fast täglich über die Fortschritte in ihrer Beziehung: Es gab jedoch keinen, im Gegenteil: „Im Juli 2010 verließ ihn seine Eisbärenfreundin Giovanna.“

Knut bekam dafür ein neues Gehege – und dann wurden drei neue Eisbärweibchen zu ihm in das Gehege gesperrt. Die Presse berichtete: „Mit dem Besuch der drei Bärinnen sollte sein Liebeskummer bald überwunden sein. Im Dezember wird Knut vier Jahre alt und wahrscheinlich im nächsten Frühjahr geschlechtsreif. Vielleicht können sich die Zoobesucher bald über einen Nachwuchs-Knut freuen.“

Im Spätherbst hieß es jedoch: „Sorgen um Eisbär Knut. Dem Publikums-Liebling im Zoologischen Garten Berlin geht es nicht gut. Seit seinem Umzug auf den großen Bärenfelsen bedrängt ihn das Damen-Trio Nancy, Katjuscha und seine Mutter Tosca zum Teil äußerst heftig, bis hin zu Biss-Attacken und lautstarken Drohgebärden. Knut kauert meistens allein und in die Ecke gedrängt auf einem winzigen Felsvorsprung. Dort hält er ängstlich Ausschau nach den drei Weibchen. Im nächsten Frühjahr soll Knut eigentlich die Rolle seines Vaters Lars übernehmen, der alle drei Eisbärinnen gedeckt und mehrfach für Nachwuchs gesorgt hatte. Lars war an den Zoo Wuppertal abgegeben worden, wodurch der Platz frei wurde für den vierjährigen Knut.“

„Im Krefelder Zoo trauerte das etwa zehn Jahre alte Krefelder Löffelhundweibchen seit dem Tode ihres Gefährten im vergangenen Herbst. Nun ist aber das Gröbste uberwunden: der Zoo hat ein junges Löffelhundmännchen zur Erweiterung seiner Zucht aus dem Zoo Dvur Kralove aus Tschechien bekommen. Der neue Gefährte scheint ganz nach dem Geschmack des Weibchens zu sein. Die Tierpfleger berichten jedenfalls von Liebe auf den ersten Blick zwischen den beiden  Löffelhunden. Trotz des großen Altersunterschiedes hofft der Krefelder Zoo auf Nachwuchs.“

Ähnliches geschah im Erfurter Zoo:

„Zur Eröffnung der neuen Greifvogelanlage traf der erste Gänsegeier im Zoopark ein. Eine passende Partnerin ließ jedoch auf sich warten, da sich dieser Vogel in einer aktiven Brutkolonie befand und erst mit dem Ende der Brutsaison abgegeben werden konnte. Seit kurzem hat nun das Warten ein Ende. Das neue Gänsegeierweibchen aus Stuttgart demonstrierte gleich zu Beginn seine Größe mit ausgestreckten Flügeln und zeigte dabei sein prachtvolles Gefieder. Beim Anblick seiner zukünftigen Partnerin wurde dem schüchternen, männlichen Gänsegeier erst einmal bange. Danach beäugte er das stattliche Tier aus sicherer Entfernung. Vorsichtig näherte er sich mehrfach, um sich bei der kleinsten Bewegung wieder in Sicherheit zu bringen. Sie nahm es gelassen und setzte dann zum ersten Erkundungsflug in der großen neuen Greifvogelvoliere an. Auf eigenen Nachwuchs kann der Zoopark im nächsten Jahr jedoch nicht hoffen, dafür ist das im März 2004 geborene Weibchen noch zu jung.“

Im Allwetterzoo Münster wollte man mit einem Vaterschaftstest ermitteln, welcher  seiner Orang Utans an einen anderen Zoo abgegeben werden soll:

„Dort wurden 2004 zwei inzwischen neunjährige Orang-Utans aus dem Zoo Aalborg in Dänemark übernommen. Trennen wollte man die beiden erst im geschlechtsfähigen Alter, bevor es zu Auseinandersetzungen um den Rang in der Gruppe kommt. ‚Nur der, der sich fortpflanzt, sollte in Münster bleiben‘, sagt Kurator Dr. Dirk Wewers. Also nahm man Kot- und Urinproben vom inzwischen sechs Monate alten Sohn ‚Ito‘ sowie den potentiellen Vätern ‚Pongo‘ und ‚Demo‘. Sicherheitshalber wurde auch von dem als impotent geltenden 35jährigen ‚Jonny‘ eine Urinprobe genommen. Dann bekam jedoch ein zweites Orang-Utan-Weibchen im Allwetterzoo eine Totgeburt. Von diesem Jungtier wurden Gewebeproben für den Vaterschaftstest untersucht. Das Ergebnis: Im Allwetterzoo leben zwei Väter! ‚Pongo‘ ist für ‚Ito‘ verantwortlich. ‚Demo‘ ist der Erzeuger des toten Babys. ‚Jonny‘ schied als Vater aus. ‚Wer jetzt von den beiden jungen Männern in Münster bleiben darf, ist noch offen‘, sagt Dr. Wewers, ‚wir hatten auf die Klärung der Vaterschaftsfrage als Entscheidungshilfe gesetzt, aber nun müssen wir andere Kriterien heranziehen‘.“

Das Verschicken der Zootiere dient nicht nur der Arterhaltung, sie werden aus verschiedenen Gründen auch immer mal wieder abgegeben bzw. gegen ein anderes Tier eingetauscht. Das gilt besonders für die in Aquarien und Terrarien gehaltenen Kleintiere. Täglich sind weltweit zigtausende Tiere unterwegs – zu Wasser, zu Lande und in der Luft – von einem Zoo zum anderen. Immer öfter aber auch zu Dreharbeiten und Fernsehauftritten:

„Im August war das kleine  Tigermädchen ‚Taiga‘ und die  Dackelhündin ‚Bessi‘ Gast auf dem ‚roten Sofa‘ der NDR-Sendung DAS in Hamburg. Der Medienrummel um die kleine Tigerin aus dem Tierpark Ströhen reißt nicht ab. Nach dem Besuch von Ex-Fußballprofi Stefan Effenberg, der mit seiner Familie im Tierpark war, um die Patenschaft über das kleine Raubtier zu übernehmen, ist ‚Taiga‘ inzwischen alt genug, um selbst auf Reisen zu gehen.“

Neben den Medien hat auch das Publikum seine „Tierlieblinge“, und die einen wie die anderen wollen außerdem immer mal wieder „Neues“ sehen:

„Er ist noch ein bisschen tapsig, aber das ficht den neuen Star im Elefantenhaus des Kölner Zoos nicht an: Der fünf Tage alte Bulle ‚Khin Yadanar Min‘ (burmesisch für: siegreiches Juwel). Er weicht seiner Mama Aye Shan May (14) nicht von der Seite – genauso wenig wie die anderen Kühe, die sich wie Bodyguards um Elefantenmama und -sohn scharen.“

Elefantengeburten in Zoos sorgen regelmäßig für Schlagzeilen und Besucherrekorde. „Aber nicht nur die kleinen Elefanten erweichen Zoobesucher-Herzen. Auch Moschusochsen-Baby ‚Ronja‘ kann keiner widerstehen. Am 21. Juni erblickte das kleine schüchterne Männchen im Kölner Zoo das Licht der Welt.“

Den Pflegern im Osnabrücker Zoo fiel  die „schlechte Laune“ ihrer Löwin Shaba auf: Sie tippten auf Zahnschmerzen, weil sie auch nicht mehr richtig essen wollte.Thorsten Vaupel, dem Revierleiter, gelang es, die Löwin zum Maulaufreißen zu bewegen. „Da steckt was drin!“ war er überzeugt. Die Löwin wurde betäubt:  „zwischen den unteren Backenzähnen hatte sich ein Holzstück verklemmt“. Nachdem man es entfernt hatte, ging es „Shaba“ wieder gut.

Im Erfurter Zoo litt die zur Gattung der Zebras gehörende „Tigerpferddame ‚Damara'“ ebenfalls an Zahnschmerzen. „Sie hatte sich einseitig die Backenzähne abgenutzt. Dadurch war dort eine scharfe Kante entstanden. Der Tierarzt betäubt sie und führte die überfällige Zahnpflege durch.“

Und im Tierpark Chemnitz litt die „Tigerdame ‚Zeysan‘ an eingewachsenen Krallen in ihrer linken Vorderpfote: Sie wurde narkotisiert und dann vom Tierarzt behandelt: „Nach überstandener Prozedur kann ‚Zeysan‘ nun wieder ohne Probleme mit Tigerkater ‚Prinz‘ die Freianlage durchstreifen.

Im Stuttgarter Zoo Wilhelma wurde ein Steinbock mit einer „Identitäskrise“ eingeliefert: Er hatte wild lebend in der Nähe der Wanderstrecke am Uracher Wasserfall die Nähe von Spaziergängern  gesucht:  „Doch mit der Zeit wurde er immer aufdringlicher, denn irgendwie fühlte sich ‚Moritz‘ wohl als Mensch. Nach mancherlei Hin und Her, nebst Klärung der rechtlichen Bedingungen, wurde ‚Moritz‘ schließlich eingefangen  und in die Wilhelma verfrachtet. Dort sollte er seine wahre Identität finden und sich in der vorhandenen Steinbockherde mit seinesgleichen amüsieren. Er hatte jedoch längere Zeit keinen Kontakt zu anderen Steinböcken gehabt und somit ein wenig das Gefühl für die eigene Art verloren. Tatsächlich jagten ihm die Artgenossen sogar Angst ein, so dass er sein Heil in der Flucht suchte und mit einem Riesensatz ins Bärengehege sprang. Jetzt scheint er sich so allmählich als Steinbock zu fühlen. Zumindest den Weibchen und den jüngeren Böcken nähert er sich zaghaft an, den ‚Platzhirschen‘ geht er lieber aus dem Weg. Bleibt zu hoffen, dass ‚Moritz‘ bald vollendete Steinbockmanieren hat und als vollwertiges Herdenmitglied gilt.“

Wenn man mit einem Tier auf sozusagen engstem Raum lebt oder es dort erlebt, kommen unweigerlich Begriffe wie tapsig, schüchtern, aggressiv, schlecht gelaunt, desorientiert, verwirrt usw. ins Spiel. Inzwischen benutzen jedoch auch schon die Biologen, die das Verhalten von wildlebenden Tieren erforschen, solche Begriffe aus dem menschlichen Sozialleben, indem sie von eher draufgängerischen und mutigen Individuen bzw. von ängstlichen und zurückhaltenden reden – und z.B. den Stadtspatzen mehr Intelligenz und Kreativität als ihren auf dem Land lebenden Verwandten attestieren, ähnliches macht man auch für Hunde geltend.

Von der Verhaltensforschung, aber auch von den Tierschützern, kommen immer wieder Vorschläge zur Verbesserung der „artgerechten Haltung“ von Tieren in Zoologischen Gärten. Daneben gibt es auch noch Architekten und Landschaftsplaner, die Ideen zur Verbesserung der Gehege entwickeln. Eigentlich wird in den Zoos ständig irgendetwas umgebaut. Der Gelsenkirchener Zoo meldet:

„Die Besucherresonanz der neu gestalteten zoologischen Erlebniswelt übertrifft deutlich die Erwartungen. Seit der Eröffnung der mit 14 Hektar größten von drei geplanten Erlebniswelten strömten knapp 450.000 Gäste nach ‚Alaska‘ und ‚Afrika‘.“

„Im Osnabrücker Zoo nimmt die 2.  Baustufe vom ‚Tal der Grauen Riesen‘ nimmt Gestalt an. Die Mrs. Grays Wasserböcke – eine der schönsten Antilopenarten – konnten ihre Neuanlage beziehen. Die alte Huftieranlage wurde in ein Biotop mit Teich, Wasserlauf und Bambushainen umgestaltet. Jetzt kann der Besucher barrierefrei die Tiere – umgeben vom üppigen Pflanzenwuchs – beobachten. Unter dem Motto: ‚Mehr Platz für unsere Tiere!‘ entsteht zurzeit das Nashornhaus und die große neue Freianlage für unsere Nashörner, die später mit Springböcken vergesellschaftet werden sollen.“

In Berlin bestehen die Verbesserungsvorschläge für Zoo und Tierpark nicht selten erst einmal aus Kritik am Direktor der beiden Einrichtungen. Zuletzt listete eine Grünen-Politikerin einige leidende Tiere im Zoo namentlich auf:

„Eisbär Knut (4). ‚Er hat zu wenig Platz und kaum Spielmöglichkeiten. Bären brauchen Sachen zum Knabbern, nicht nur eine Tanne zu Weihnachten. Außer rumliegen und mit dem Kopf wackeln ist nichts mehr los mit unserem Goldbären.'“

„Elefantenkuh Sabah ( 25). Sie starb Anfang Oktober nach einer Rangelei mit ihrer Artgenossen: ‚Rangeleien passieren oft, wenn die Tiere unter Stress stehen und keine Rückzugsmöglichkeiten haben. Wie in diesem Fall‘.“

„Der Strauß ohne Federn (5). ‚Eine Antilope hat dem Strauß im Gehege die Federn abgekaut. Beide Arten wurden mit anderen auf engstem Raum gehalten. Der Strauß starb.'“

„‚Die Kritik ist berechtigt‘, meinte  Marcel Gäding (33) vom Berliner Tierschutzverein dazu. ‚Die Tierunterbringung muss optimiert werden. Die Haltung entspricht nicht dem modernen Standard.'“

Im Churaumi-Aquarium von Okinawa starb das erste in Gefangenschaft geborenen „Rochenbaby“: „Der Mantarochen, geboren in dem Unterwasserzoo, hat keine Woche überlebt und war in einem Wasserbecken tot geborgen worden. Es hatte eine Länge von fast zwei Metern, als es von seiner über vier Meter großen Mutter nach gut einem Jahr Schwangerschaft geboren wurde.“

Erst kürzlich „kam aus dem Nürnberger Aquarium die traurige Nachricht über den Verlust eines Delphinbabys. Tierschützer machen die Haltungsbedingungen, die den natürlichen Lebensräumen zwar so gut wie möglich angepasst werden, in Meeres-Zoos für den Tod von Tieren verantwortlich.“

Eine gute Nachricht kam aus dem Serengetipark Hodenhagen:

„Heini hat es geschafft! Das Breitmaulnashornbaby war von Geburt an blind, jetzt kann wieder sehen- zunächst lediglich drei bis vier verschwommene Meter, Tendenz jedoch steigend. Diese erfreuliche Neuigkeit überbrachte Tierarzt Dr. Jens Linek, der das Jungtier erfolgreich an der Hornhaut beider Augen operierte.““

Im Tierpark Chemnitz wagte man ein Experiment:

„Der Somaliwildesel ‚Sancho‘ wurde aus seiner Einzelunterkunft ins Nachbargehege zu drei Böhm-Zebras gebracht. Der Wildesel lebt seit 1997 im Tierpark Chemnitz, ist aber zur Zucht nicht geeignet und konnte daher nicht mit einer Stute zusammengebracht werden. Um Platz zu gewinnen und auch um ihm Gesellschaft zu verschaffen, wagte der Tierpark den Versuch, ihn allmählich an die Zebras zu gewöhnen. Er bekam zuerst ausreichend Gelegenheit, sich allein mit dem ihm unbekannten Gehege vertraut zu machen. Danach wurden die vier afrikanischen Tiere unter Aufsicht zusammen gelassen. Man kann zwar (noch) nicht von einer dicken Freundschaft sprechen, aber die Tiere kommen gut miteinander klar. Nachts bekommt jede Art ihre eigene Box.“

Im Zoopark Erfurt fiel ein an seine Mutter geklammerter kleiner Nilflughund namens „Yoda“ auf die Erde und lag hilflos am Boden:

„Das passiert in der Natur auch hin und wieder. Für den Kleinen ist das Leben dann zu Ende. Die Mutter fliegt nicht hinterher und sammelt ihr Kind wieder auf. Im Zoo könnte der Pfleger das Baby wieder an die Mutter hängen, theoretisch. Aber an welche? Und wie? Beim Versuch, sich den Tieren zu nähern, flattert alles wild durcheinander. In dieser Situation ein Baby an einen mütterlichen Bauch zu fummeln, ist unmöglich. Zudem ist die Gefahr, dass in der Panik noch andere Weibchen ihre Kinder verlieren viel zu groß. Yoda wird nun im Zoopark von den Pflegern mit der Hand aufgezogen: Er bekommt alle zwei Stunden Früchtebrei mit Traubenzucker, Joghurt und etwas Mineral-Vitamin-Pulver. Und er ist nicht allein. An seinem  Unglückstag stürzte ein weiterer  Flughund ab. Ewok ist ein paar Tage älter. Aber auch er lässt es sich in Pflegerhand gut gehen.“

Im Stuttgarter Zoo Wilhelma züchtet man – mit Erfolg – Somali-Wildesel, dennoch gibt es Probleme:

„In ihrer Heimat steht die Art am Rande der Ausrottung, in den Zoos der Welt gibt es noch etwa 130 Tiere. Alle stammen von 5 Tieren aus dem Basler Zoo und 12 Tieren aus einem Reservat in Israel ab. Leider geht es mit dem Nachwuchs bei Somali-Wildeseln nicht ganz so einfach, wie bei der übrigen Verwandtschaft. Vielleicht ist die Individuenzahl sogar zu gering, um die Art langfristig zu retten, aber die Zoos werden nicht aufgeben, solange noch Fohlen geboren werden. Jeder Zuwachs wird deswegen im Wilhelma-Zoo, der sechs Somali-Wildesel hält, enthusiastisch gefeiert, so auch das Stutenfohlen ‚Seyla‘, das 2006 zur Welt kam. Zunächst blieb die kleine ‚Seyla‘ mit Mutter ‚Sarina‘ im Stall, um die Mutter-Kind-Bindung zwischen der noch unerfahrenen Stute und ihrem erstgeborenen Fohlen zu stärkern. Seit kurzem dürfen beide mit den anderen Stuten ‚Simone‘, ‚Shebili‘ und ‚Thea‘ auf der Freianlage tollen. Vater ‚Luciano‘ geht das alles nichts an – ihn interessieren Fohlen überhaupt nicht und die Stuten nur, wenn sie roßig sind. Den überwiegenden Teil des Jahres verbringt er daher von der Herde getrennt.“

Ähnlich reagieren männliche Nashörner, wie der Wilhelma-Zoo in Stuttgart meldete, wobei er deren Artverhalten jedoch zu einem individuellen Problem erklärte:

„Nach 16monatiger Schwangerschaft gebar die Panernashornkuh ‚Sani‘ ihr viertes Kalb: ‚Shikari‘. Vater ‚Bruno‘ zeigt keinerlei Begeisterung für seine Tochter –  er ist kein Familientyp. Nach der Paarung will er auch von der Mutter nichts mehr wissen. Die Abneigung beruht allerdings auf Gegenseitigkeit – Panzernashörner sind Einzelgänger, die sich nur kurz und heftig zur Paarungszeit treffen. Das Kalb allerdings bleibt ca. zwei Jahre bei der Mutter, es wird erst in die Selbständigkeit verstoßen, wenn sich der nächste Nachwuchs ankündigt. Auch in der Wilhelma war das letzte Kalb, der Bulle ‚Sahib‘, erst wenige Wochen vor dem vermuteten Geburtstermin von ‚Shikari‘ in seine neue Heimat, den Zoo von Madrid, abgereist. Panzernashörner in Zoos bilden eine kleine, notgedrungen sehr reisefreudige Gemeinschaft. So kam ‚Sani‘ 1993 als Geschenk des Staates Nepal aus dem Royal Chitwan Nationalpark in die Wilhelma, um frisches Blut in die hier so überaus erfolgreiche Zucht der seltenen Tiere zu bringen.“

Im Tierpark Chemnitz gelang die Zucht von afrikanischen Kuckucksvögeln – den sogenannten Weißwangen-Turakos. Hier torpedierte das Männchen anscheinend aktiv die Aufzuchtbemühungen des Weibchens:

„Mittlerweile ist der Jungvogel aber aus dem Nest und für Besucher gut zu sehen. Der Vater musste nach dem Schlupf des Jungtieres in die Nachbarvoliere verbannt werden, da er die Aufzuchtsbemühungen des Muttervogels störte.“

Ganz anders dagegen die Zwergtamarinen im Chemnitzer Tierpark:

„Dort stellte sich endlich der sehnsüchtig erwartete Nachwuchs bei den kleinen schwarzen südamerikanischen Affen ein. Nach mehreren Jahren Zuchtpause gibt es nun wieder ein Jungtier bei den Springtamarinen im Tierpark Chemnitz! Es klammert sich im Rückenfell der Mutter fest, lässt sich durch das Gehege tragen und betrachtet schon sehr interessiert seine Umwelt. Nach dem Umbau und der Erweiterung des Krallenaffenhauses war im Sommer vergangenen Jahres ein neues Zuchtpaar dieser bedrohten Affenart zusammengestellt worden. Die Mutter wurde im Tierpark Chemnitz geboren, der Vater stammt aus dem Zoo Halle. Die Tiere leben in kleinen Familiengruppen. Anfangs sitzt das Neugeborene nur auf dem Rücken der Mutter, nach zwei bis drei Wochen trägt es auch der Vater herum, und später auch die älteren Geschwister. So helfen alle in der Gruppe bei der Aufzucht mit.“

Es geht in den Zoos vor allem um die Vermehrung der Tiere, wobei man  unterstellt, dass es ihnen in ihrem Lebens ebenfalls primär darum geht. So heißt es in einer Meldung des Chemnitzer Tierparks:

„Lange mussten sie auf diesen Moment warten, doch nun ist es endlich soweit. Die beiden Zwergflusspferde ‚Bingo‘ und ‚Petty‘ fressen in trauter Zweisamkeit. Die Strapazen der weiten Reise aus Spanien hat der junge Bulle ‚Bingo‘ trotz Unfall gut überstanden. Die Wochen des gegenseitigen Beschnupperns und der Erholung haben im gut getan, und so stand dem ersten direkten Kontakt nichts mehr im Weg. Das erste Rendezvous der beiden – ohne trennenden Zaun – verlief friedlich und lässt auf eine innige Partnerschaft hoffen, schließlich sollen die beiden die Erhaltungszucht der stark bedrohten Tiere fortführen. Flusspferddame ‚Pettys‘ ehemaliger Gefährte ‚Ortwin‘ ist inzwischen zu alt für die Zucht. Er genießt seinen wohlverdienten Ruhestand in einem separaten Gehege, in direkter Nähe zu den Artgenossen.“

Im Allwetterzoo Münster mußten das Zoopersonal bei der Aufzucht von Reptilien einspringen:

„Um zwei junge Chamäleons zu präsentieren, die nur etwa 3 cm lang sind, hat Tierpflegerin Kristina Theobald neun Monate Zeit investiert! Das Weibchen der Kammchamäleons im Allwetterzoo hatte seine Eier im Terrarium im Obergeschoss des Aquariums abgelegt. Kristina nahm sie mit nach Hause in ihren Keller, weil es dort kühl genug ist. Im Aquarium ist es meist etwa 30 Grad warm, die Eier vertragen aber höchstens eine Umgebungstemperatur von 24 Grad. Im Freileben sucht die Mutter eine Eiablagestelle mit optimalen Bedingungen und kümmert sich dann nicht mehr um die Brut.“ Nicht so  Kristina Theobald: „Sie  legte die Chamäleon-Eier zu Hause in eine Kiste mit Vermiculit, kontrollierte regelmäßig die Feuchtigkeit des Granulats und achtete auf die Idealtemperatur von 22 Grad. Am 31. Mai schlüpften dann die zwei winzigen Chamäleons, die bei guter Ernährung recht schnell wachsen werden.“

Im Wildpark Lüneburger Heide gab es eine Sonderveranstaltung:

Der „Hollywoodstar Norbert Tietz“ taufte zwei sechs Wochen alte Schneeleopardenbabys – auf die Namen Kiera und Unda: „Die zwei extra hergestellten Tauftorten (aus Rind, Putenfleisch, Sülze und Wurzeln als Kerzen) wurden von den Jungleoparden zunächst etwas skeptisch beäugt.“

Im Stuttgarter Zoo Wilhelma mußten die Pfleger kurzzeitig bei der Aufzucht eines Esels einspringen:

„Zu ungestüm machte Esel-Hengst ‚Pancho‘ seinen Damen den Hof, mit fatalen Folgen für die Poitou-Eselzucht in der Wilhelma: Hormongesteuert zu schnell in die Kurve, rums, Beinbruch, aus und vorbei… Lange Zeit war nicht mal sicher, ob ‚Pancho‘ überhaupt eine der 3 Stuten erfolgreich gedeckt hatte. Jetzt steht aber fest: Er hat! ‚Hamra‘ brachte ein bezauberndes Hengstfohlen namens ‚Sam‘ zur Welt. Sie schien aber die Freude der Pfleger nicht ganz zu teilen, denn nach erster Betrachtung verweigerte sie zunächst die Annahme. Eineinhalb Tage verbrachte ‚Sam‘ in der Obhut von Pflegern und Wärmelampen, erhielt seine Milch per Fläschchen, wurde unter Aufsicht aber auch zum Trinken zu ‚Hamra‘ gebracht. Was den Sinneswandel bei der anfangs so unwilligen Mutter ausgelöst hat, wird wohl ihr Geheimnis bleiben – jedenfalls nahm ‚Hamra‘ ihr Söhnchen am zweiten Tag an und sorgt seither vorbildlich für ihr Kind. Eine Zeitlang kann er jetzt die Streicheleinheiten der Besucher entgegen nehmen und dabei in Ruhe heranwachsen – wenn er in die Flegeljahre kommt, wird für ihn eine neue Herde gesucht, damit es nicht zur Inzucht unter den wertvollen Poitoueseln kommt.“

Wie viel Gedanken sich die Zootier-Pfleger um ihre Tiere machen (müssen), versuchte ich vor einiger Zeit in einem längeren Interview mit dem Ostberliner Elefantenpfleger Patric Müller herauszufinden. Siehe: http://blogs.taz.de/hausmeisterblog/2009/10/11/

Zuvor hatte ich bereits zusammen mit Burghard Scherer ein längeres Interview mit dem Bremerhavener Aquariumspfleger Dieter Marwedel geführt. Siehe: http://blogs.taz.de/hausmeisterblog/2009/11/05/fische_zeigen_10/


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https://blogs.taz.de/hausmeisterblog/2010/11/03/von_der_tierart_zum_individuellen_tier/

aktuell auf taz.de

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  • Letzter Eintrag 2010 – ein Zoobesuch nach Weihnachten (taz.v. 28.12.):

    Still und verschneit liegt er da, der Tiergarten am Schmausenbuck im hinterletzten Winkel Nürnbergs. Ein Zipfel Reichswald trennt den Zoo, der im Mai 1939 seiner Bestimmung übergeben wurden, vom ehemaligen Reichsparteitagsgelände. An Frühlingssamstagen kann man die Fans des 1. FC Nürnberg vom Stadion herüberbrüllen hören, manchmal vor Freude, oft vor Schmerz. Aber jetzt ist Winterpause, „die stade Zeit“ heißt das in Bayern, „zwischen den Jahren“ auf Hochdeutsch.

    Und im Tierpark ist nur das Knirschen der einsamen Besucher auf Neuschnee und das Malmen der Schottischen Hochlandrinder zu hören. „Gell, dä Zottel, vor sexädreißg Joar hams schomal so an khabt“, sagt eine Besucherin, die wahrscheinlich auch schon als kleines Mädchen bei der Einweihung dabei war. Sie nickt dem Rindvieh sachkundig-vertrauensvoll zu, das sich Heu aus der Raufe holt und einen Schluck Highland Park genehmigt. Genau das Richtige bei dieser Kälte.

    Vom Zebra kann man an diesem Tag nur die schwarzen Streifen sehen. Immer noch müssen Jahr für Jahr tausende der edlen Tiere sterben, damit sichere Fußgängerüberwege angelegt werden können. Ganz Afrika wurde in den vergangenen Jahrhunderten leergeräumt. Die Nachzuchtprogramme sind da nur Kosmetik.

    Insgesamt reagieren die Tiere sehr positiv auf ihre winterlichen Besucher. Sie spüren, unter welch seelischer Anspannung sich viele von ihnen befinden. Liebeskummer, die falschen Geschenke und Verdauungsprobleme führen die meisten hierher. Entsprechend einfühlsam benehmen sich die Tiere. Die Pinguine scheißen pausenlos in ihr Badewasser, die im Eis festgefrorenen Wasservögel singen klagende Weisen, der Kondor spreizt einladend die Flügel. Flora und Fauna laden die geplagte Großstadtseele ein, innezuhalten im Lärm der Zeit.

    Die Tiere der kalten Lebenszonen kommen jetzt besonders gut zur Geltung, die Schneeleoparden, Geschenke des Krakauer Zoos, die Wölfe, Bisons und Wisente, die stoisch ruhen wie vor 20.000 Jahren, bevor der weiße Mann kam und sie einsperrte.

    Verwaist liegt da das Affenhaus. Wo früher Gorillas sich fröhlich in Autoreifen verbissen und mit Exkrementen bewarfen, ist heute alles ganz still. Ein Pfleger klärt auf: „Die Affen sind alle in der Brienner Straße in München im Vorstand der Bayerischen Landesbank.“ Eine kontroverse Maßnahme, die sofort Tierschützer auf den Plan rief: Die schlechte Luft im Konferenzsaal, die langen Sitzungen, die stark gesalzenen Nüsschen, all das widerspräche einer artgerechten Haltung.

    Aber zuverlässiges Personal sei schwer zu bekommen, heißt es aus der Landeshauptstadt, und die Gorillas Fritz, Hakuna Matata und Bianka seien mit großem Ernst bei der Sache. Schließlich geht es um Steuergelder, also letztlich auch um die Ausstattung des Tiergartens. So eine Aufgabe darf man nicht in die falschen Hände geben. So ist im Affenhaus derzeit nur heimisches Holz zu sehen, dessen mächtige Balken durch ein paar heimische Tropenfische aufgelockert werden.

    Viele Zoos setzen seit Jahren verstärkt auf die Betonung der lokalen Besonderheiten. Man will kein Großwildgemischtwarenladen mehr sein, sondern eine Zucht- und Brutstätte mit einem individuellen Profil. Kein Wunder, dass sich gleich neben dem Affenhaus die Baustelle für die riesige Freilandlagune des Delfinariums befindet, die an die große Tradition mittelfränkischer Meereslebewesen anknüpfen soll. Schließlich waren weite Teile Bayerns im Jura, vor gerade mal 160 Millionen Jahren, ein tropischer Ozean. Einst zog hier der Ichthyosaurier majestätisch seine Bahn, in Zukunft sollen sich hier Große Tümmler tummeln.

    Der Rest des Tiergartens wird bis zur geplanten Eröffnung im Juni 2011 aus Kostengründen systematisch gedownsized. Statt sperriger Nilpferde gibt es jetzt handliche Pfeilgiftfrösche in modischen Neonfarben zu sehen. Aus dem Elefantenhaus ist ein Dickhäuterhaus geworden, das nur noch Nashörner beherbergt, weil das Gebäude nicht der EU-Richtlinie für artgerechte Elefantenhaltung entspricht. Sage noch einer, die EU wäre überflüssig. Wer seinen Kindern zu Weihnachten einen der kleinen possierlichen Dickhäuter geschenkt hat, findet hier wichtige Pflichtlektüre, die die Beratung im Fachgeschäft dennoch auf keinen Fall ersetzen kann.

    Schritt für Schritt werden alle Ressourcen in die Lagune investiert, damit der Tiergarten Nürnberg als erste Adresse für Wirbellose, Kerbtiere und Delfine mit einem klaren Profil im Konzert der Großen mitspielen kann. Nicht nur Böhmen, auch Franken liegt am Meer. Zwar ist die Lagune, die etwa dreimal so groß ist wie das Kolosseum in Rom, drei bis sechs Monate im Jahr für Delfine unbewohnbar, aber der Hauptsponsor Käpt’n Iglo feilt wahrscheinlich bereits an einer Marketingstrategie, bei der erfrorene Meeressäuger zwischen Eisschollen Hunger auf Fischstäbchen machen. (Rob Alef)

  • Dass Film und Fernsehen immer mehr Tiere verlangen schlägt sich bereits in deren Honoraren nieder:

    Von „theakademie.de“ kam dazu jetzt folgende Mail:

    Liebe Schauspieler, das dürfte besonders interessant sein!

    Appell gegen Lohndumping

    Liebe Kollegen, liebe Agenten,

    pro Drehtag kostet

    eine Kuh mindestens 450 €,
    eine Katze mindestens 400 €,
    ein Hund mindestens 350 €,

    und wir fragen uns: Sind wir nun endgültig auf den Hund gekommen?

    Zurzeit werden für eine Polizeiserie Profi-Schauspieler gesucht, die
    (nicht verhandelbar) 350 € pro Drehtag bekommen sollen. Dies ist nur
    eines von vielen hundeelenden Angeboten, die in letzter Zeit uns
    Schauspielern gemacht werden: Selbst für renommierte Produktionen mit berühmten Regisseuren wurden Schauspieler engagiert, die teilweise weniger als 350 € pro Drehtag verdienten.

    Das witzige Bonmot — „wer mit Bananen bezahlt, muss mit Affen
    arbeiten!“ — kann uns da nur halbwegs erheitern; denn Affen werden
    besser vergütet (nicht unter 1500 €) als viele von uns. Nein, die Lage
    wird immer ernster!

    Die Produzentenallianz und der BFFS werden in Kürze
    Sondierungsgespräche führen mit dem Ziel, in Tarifverhandlungen zu
    treten. In dem Rahmen wollen wir verbindliche Regelungen über die
    „angemessene Vergütung“ der Schauspieler bei Film und
    Fernsehproduktionen treffen.

    Aus unserer Sicht wird bei den Verhandlungen neben anderen
    wesentlichen Aspekten einer angemessenen Vergütungsstruktur — wie z.
    B. der Abkehr vom Buyout –, selbstverständlich auch ein Sockelbetrag
    eine wichtige Rolle spielen, der von Produzentenseite bei der
    Vergütung von Schauspielern nicht unterschritten werden dürfte. Diese
    Untergrenze ist für Schauspieler nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht
    notwendig, sondern auch eine Frage der Achtung vor unserem Beruf. Und
    natürlich kann eine Schauspielergage nicht als „angemessen“ bezeichnet werden, wenn sie noch spärlicher ausfällt als die eines Hundes am Set.

    Je mehr sich aber im Vorfeld der Tarifauseinandersetzung die Fälle
    häufen, in denen Schauspieler mit 350 € pro Drehtag (und weniger)
    abgespeist werden und ihre Agenten dies unter dem massiven Druck
    resignierend zulassen (müssen), desto mehr werden die angestrebten
    Verhandlungen belastet, eine angemessene Untergrenze einzuführen, die das Prädikat „angemessen“ auch verdient.

    Wir vom BFFS wissen sehr genau: Die ganze Branche ächzt, immer weniger Produktionen werden mit immer geringeren Budgets in Auftrag gegeben.

    Schauspieler wollen spielen und warten sehnsüchtig auf eine Chance,
    ihr Können unter Beweis zu stellen — ungeachtet der Bezahlung. Manch
    einer von uns hat seit längerer Zeit nicht mehr gedreht und ist
    verzweifelt.

    Aber 1470 Kollegen von ca. 4500 Film- und Fernsehschauspieler sind dem BFFS beigetreten und haben ihn zum mitgliedstärksten Berufsverband unserer Branche gemacht, weil sie sich nicht mehr alles gefallen lassen wollen. Der hohe Organisationsgrad hat den BFFS überhaupt erst tariffähig gemacht und wir versprechen, alles in unserer Macht Stehende zu tun, Schauspieler, Agenten und die ganze Branche vor
    unwürdigem Dumping zu schützen. Wir müssen durch Tarifverhandlungen unbedingt die Erpressung der notleidenden Kollegen verhindern, ihre professionelle schauspielerische Arbeit für „Hundegagen“ und darunter an ausgewachsene Sender zu verhökern. Denn die Erfahrung zeigt ja leider, dass einer Erpressung die nächste folgen wird.

    Darum appellieren wir an Euch, liebe Schauspieler: Resigniert bitte
    nicht, keiner von uns sollte dazu verdammt sein, auf hundeelende
    Angebote von 350 € pro Drehtag und niedriger einzugehen — auch wenn
    die Not und der Spieltrieb noch so groß sind.

    Und Sie, liebe Agenten, tragen eine besondere Verantwortung, die
    Schauspieler, an die Sie ja glauben, auch zu schützen und sie nicht in
    solch unsittlichen Engagements verbrennen zu lassen.

    Bitte, liebe Schauspieler und liebe Agenten, boykottieren Sie
    Dumpingangebote und helfen Sie mit, dass auch Ihre Kollegen nicht
    endgültig auf den Hund kommen!

    Mit vielen kollegialen Grüßen
    (und Ihr, liebe Hunde, nichts für ungut 😉

    Der BFFS-Vorstand

    P.S. Sendet uns bitte solche Dumpinganfragen an: aufdenhundgekommen@bffs.de
    .

    Artikel „Appell gegen Dumping“ als PDF herunterladen

  • Aus der Zoopresseschau von gestern:

    Neues Deutschland – 09.12.2010

    Tierpark soll kein Disneyland werden

    Es ist eine Phantomdebatte – jedenfalls noch. Denn nach dem Abschied Thilo Sarrazins (SPD) als Finanzsenator fordert inzwischen niemand mehr ernsthaft, den Tierpark in Berlin-Friedrichsfelde zu schließen, damit es in der Hauptstadt nur noch einen zoologischen Garten gibt. Doch die jüngst bekannt gewordenen hohen Verluste des Tierparks von 1,6 Millionen Euro allein dieses Jahr geben der Sorge Nahrung, dass die Debatte um die beiden Hauptstadt-Zoos wieder aufflammen könnte.

    Alles in allem Grund genug für die Lichtenberger Linkspartei, für den Tierpark Farbe zu bekennen. Mit einem Antrag fordert die Partei deshalb jetzt eine langfristige Sicherung der zoologischen Institutionen. Im Rahmen einer Zukunftswerkstatt sollen demnach im Mai 2011 gemeinsam mit der Bevölkerung Ideen entwickelt werden, wie die Attraktivität des Tierparks erhöht werden kann.

    Ohne der Debatte etwas vorwegnehmen zu wollen, hat die LINKE einige Punkte zusammengetragen: Neben Hinweisen auf den Tierpark im Straßenbild zählen dazu eine Verbesserung des Marketing- und des Veranstaltungskonzepts. Generell möchte man die Angebotsqualität heben.

    (Was zum Teufel meint die LINKE denn mit „Angebotsqualität“ beim Tierpark?)

  • Heute meldete die BZ ganz groß einen neuen Vorstoß des Westberliner Polit-Immobilien-„Netzwerks“ auf den Ostberliner Tierpark:

    „Finanzsenator Nußbaum stellt Zoo/Tierpark-Direktor Blaszkiewitz Ultimatum“

    Nach einem offiziellen Rundgang dieses Finanzsenators durch den Friedrichsfelder Tierpark zusammen mit dem Direktor, wo ersterer einen Esel streichelte (für den BZ-Photographen), verlangte Nußbaum von Blaszkiewitz bis Mitte 2011 die Vorlage eines „Konzepts“ – darüber, wie sich bis 2020 die Besucherzahlen des Tierparks verdoppeln lassen, dazu gehört ein „neues Marketing“. Die 1,6 Millionen Euro Miese jährlich müssten schnellstmöglichst abgebaut werden.

    Die BZ vergaß nicht hinzuzufügen, dass bereits mehrere Politiker Blaszkiewitz‘ Rücktritt als Direktor der beiden Einrichtungen gefordert haben. Denn er fühlt sich anscheinend nach wie vor eher der Datheschen Wissenschaftskonzeption (Ost) als der Klösschen Amüsierpark-Idee (West) verpflichtet.

    Vielleicht geht es aber am Ende nur noch darum, den Tierpark, einst der größte Zoo der Welt, zu einem kleinen „Hirschgarten“ zu schrumpfen , wie Dathe bereits befürchtet hatte kurz nach der Wende. Und sodann aus dem Rest der Friedrichsfelder Anlage (mit allem drum und dran etwa 200 Hektar – 2 Millionen Quadratmeter) ein neues Immobilien-Entwicklungsgebiet zu machen.

    Was für ein Fitti dieser unser Finanzsenator ist, kann man bereits seiner offiziellen Politbiographie entnehmen:

    – Abitur an der Internatsschule St. Bernhard in Willich
    – Studium der Rechts- und Politikwissenschaften an den Universitäten Saarbrücken, Genf, Straßburg und London
    – Promotion zum Dr. jur. über Rohstoffgewinnung in der Antarktis mit dem Abschluss „summa cum laude“
    – Zweites juristisches Staatsexamen in Saarbrücken
    – Persönlicher Referent des Geschäftsführers der Firma Flamingo-Fisch GmbH & Co. KG in Bremerhaven
    – Im Anschluss Übernahme diverser Führungspositionen in den Bereichen Verwaltung, Finanzen und Handel
    – Gesellschafter der SLH Sea Life Harvesting Gruppe
    – Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer, Bremerhaven
    – Senator für Finanzen der Freien Hansestadt Bremen
    – Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer, Bremerhaven
    – Senator für Finanzen in Berlin

    In Summa (cum laude): ein rechter karrieristischer Unsympath, dem jede Schweinerei zuzutrauen ist. Das Vermischen und Vermantschen von Politik und Wirtschaft ist ihm jedenfalls zur Zweiten Natur bereits geworden. Wir bemühen uns, dazu weitere Informationen aus dem SPD-Doppelsumpf „Bremen/Bremerhaven“ einzuholen.

  • Es gibt im Osten bereits einen Verein der Freunde des Tierparks. Er trat in Erscheinung, als die Schlangenfarm in den Westzoo überführt werden sollte – und es galt, dies zu verhindern. Nach den Protesten gelangte damals der CDUler und Rechtsanwalt Lothar de Maiziere in den gemeinsamen Aufsichtsrat beider Einrichtungen. Nun gibt es aus dem Westen im Osten einen neuen Verein – der „Freunde der Hauptstadtzoos“, der wie erwähnt Geld zur Attraktivierung des Tierparks sammeln will. Der erste Verein ist eine Initiative von unten, d.h. von Ostberlinern, die einst sich am Aufbau des Tierparks praktisch beteiligten. Der zweite Verein ist dagegen eher eine CDU-Initiative von oben.

    Die „perspektive-mittelstand.de“ schreibt:

    Für die Gründung der Stiftung werden engagierte Personen und Institutionen gesucht, die sich mit dem Zoo und mit dem Tierpark identifizieren. „Wir benötigen noch weitere Spenden für die Gründung der Stiftung. Jede noch so kleine Spende für die Stiftung ist eine gute Tat für die Ewigkeit!“, so Thomas Ziolko, Vorsitzender vom Förderverein von Tierpark und Zoo.

    Die Initiative zur Gründung der Stiftung zur Förderung der Hauptstadtzoos kam von den Freunden der Hauptstadtzoos, die vor dem Hintergrund der sinkenden Zuwendungen vom Land Berlin für die Hauptstadtzoos den Anstoß gaben.

    – Thomas Ziolko war von 1991 bis 1996 Vorsitzender der Jungen Union Lichtenberg. Auch nahm er für die CDU verschiedene Mandate war: 1992 bis 1995 Bezirksverordneter, 1995 bis 1999 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses und von 2001 bis 2004 Fraktionsvorsitzender der CDU-Lichtenberg. Im Jahre 2005 wechselte er den Kreisverband und wurde Mitglied der CDU-Wuhletal im Bezirk Marzahn-Hellersdorf, wo er seither Mitglied des Kreisvorstandes und im Ortsvorstand der CDU-Biesdorf ist.

    – Der Verein „Freunde der Hauptstadtzoos“ hat als Vorsitzenden Thomas Ziolko, seine Webseite heißt: „165 Jahre Zoo.de“. Dort schreibt der Verein:

    Die Freunde Hauptstadtzoos sind der offizielle Ansprechpartner in der Förderung der Hauptstadtzoos. Sie ermöglichen ihren über 1.200 Mitgliedern die aktive Teilhabe an der Entwicklung von Zoo Berlin, Zoo-Aquarium und Tierpark Berlin. Die Hauptstadtzoos werden durch die Fördergemeinschaft von Tierpark Berlin und Zoo Berlin e. V. ideell und materiell gefördert. Es wurden in den letzten Jahren über 1 Million Euro den Hauptstadtzoos übergeben.

    Die Fördergemeinschaft von Tierpark Berlin und Zoo Berlin e. V. finanziert in diesem Jahr den Umbau der Anlage für Schleichkatzen im Zoo Berlin und im Tierpark Berlin die Sanierung der Schlangenfarm. Nehmen der finanziellen Förderung nimmt vor allem die ideelle Förderung der Hauptstadtzoos einen Hauptanteil der ehrenamtlichen Arbeit ein. Insgesamt werden durch die Freunde Hauptstadtzoos über 520 Stunden pro Woche ehrenamtlich in die Förderung investiert. Durch die ehrenamtliche Struktur ist es möglich, dass Hundert Prozent der Spenden in die Hauptstadtzoos fließen.

  • Auf „spreeradio.de“ kam zu diesem Diepgen-Vorstoß noch einmal der Direktor beider Einrichtungen zu Wort, im Zusammenhang einer Stellungnahme der Zoo-Expertin der Grünen, Claudia Hämmerling, die nicht müde wird, Kritik an der Politik des Zoo/Tierpark-Direktors zu äußern:

    Die Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus hatte die Missverhältnisse bei Besucherzahlen und Förderung zum Anlass genommen, den Zoo-Chef und Senat zu grundlegenden Veränderungen im Tierpark aufzufordern. Der Landschaftszoo im Ostteil müsse attraktiver als Themen- und Spaßpark für Familien werden. Außerdem müsste in beiden Zoos die Zahl der Tiere schrumpfen. Berlin biete unnötigerweise viel zu viele Tierarten doppelt an, was zusätzlich Geld verschlinge, sagte die Grünen-Abgeordnete Claudia Hämmerling.

    Dem hielt Blaszkiewitz bei der Vorstellung seines neuen Buches («Ein Zoodirektor auf Reisen») die Tradition und das Konzept der «klassischen Zoos» entgegen. Blaszkiewitz sagte: «Tiere halten und den Menschen zeigen, das ist der eigentliche Zweck». Bei der Debatte um moderne Themen- und Spaßparks dürften «nicht die Tiere ersetzt werden».

    Indirekt gab Blaszkiewitz erneut zu erkennen, dass ihm der anhaltende Rummel um Eisbärstar Knut (seit Sonntag 4) fremd geblieben ist. Sein Buch mit Beschreibungen von 25 Zoos weltweit enthält nur einen Satz «Hier kam 2006 auch Knut zur Welt!» und kein Bild über den Publikumsmagneten und Geldbringer des Zoologischen Gartens.

    Die öffentliche Debatte um die Kritik an der Tierhaltung – im Zentrum Knut – sowie wiederholte Rücktrittsforderungen scheinen dennoch Wirkung zu haben. Erstmals in dieser Form wandte sich Blaszkiewitz an die Presse: «Schreiben Sie nicht immer, was für ein böser Mensch der Zoo-Direktor ist. Ich kann mir nicht jedes Jahr von meinen Schimpansen einen Finger abreißen lassen, um eine gute Presse zu erhalten.»

  • Der obige Eintrag begann mit der Erwähnung des Modernisierungsplans einiger Westberliner Verwaltungsbeamte für den West-Zoo und den Ost-Tierpark (zusammen bilden sie die größte und artenreichste Zurschaustellung von Tieren). Den Plan zu ihrer Vergnügungspark-Umgestaltung konnte der Direktor beider Einrichtungen jedoch erst einmal abwehren. Als nächstes kam heraus, dass der Ostberliner Tierpark jährlich über eine Million Euro Schulden macht.

    Nun hat sich der ehemalige CDU-Regiermeister Eberhard Diepgen eingeschaltet – vielleicht wurde er auch von den Verwaltungsbeamten und einer Riege Westberliner Immobilienentwickler eingeschaltet. Jedenfalls ließ der jetzige Anwalt verlauten, er werde für den Tierpark Geld sammeln – mit einer Stiftung. Seine Springerpresse schrieb:

    Die neue Stiftung für Zoo und Tierpark soll noch in diesem Dezember gegründet werden. Die Vorbereitungen sind fast abgeschlossen. Berlins ehemaliger Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) wird den Vorsitz übernehmen. Er kennt die große Herausforderung: „Wir brauchen besondere Maßnahmen, um die Attraktivität des Tierparks zu erhöhen.“ Dafür braucht man das Geld der neuen Stiftung ‚Freunde der Hauptstadtzoos‘.

    Berühmt-berüchtigt ist schon seit langem der „Verein der Freunde der Nationalgalerie“ von fast mehrheitlich Westberliner Immobilienentwicklern. Soll in bezug auf den Tierpark jetzt Ähnliches ins Leben gerufen werden?

    Die Morgenpost erklärt:

    Aktuelle finanzielle Probleme hat der Tierpark, trotz jährlicher Zuschüsse von mehr als sieben Millionen Euro. Denn während den Zoo im Jahr mehr als drei Millionen Menschen besuchen, kommen zu der Anlage in Friedrichsfelde im Bezirk Lichtenberg lediglich eine knappe Million Besucher. Das hat Folgen für die Finanzen. Der Tierpark wird laut Wirtschaftsplan in diesem Jahr ein Minus von 1,6 Millionen Euro machen. Im nächsten Jahr wird das Jahresdefizit bei 1,5 Millionen Euro liegen.

    Sodann darf Diepgen noch mal zu Wort kommen:

    „Für den Tierpark muss es Attraktionen auch im zoologischen Bereich geben“, sagte Diepgen. Er verwies darauf, wie der Zoo das Eisbärenbaby Knut vermarktet hat. „Knut war das Ergebnis von Glück, Zufall und Professionalität“, sagte der ehemalige Regierende Bürgermeister. Man dürfe aber keine falsche Konkurrenz zwischen Zoo und Tierpark aufbauen. Auch hier soll ein neues Konzept mit einer anderen Ausrichtung des Tierparks helfen.

    Diepgen schlug auch vor, auf lange Sicht die Rechtskonstruktion beider Institutionen zu verändern. Denn der wirtschaftlich gut dastehende Zoo kann aufgrund seiner Konstruktion als Aktiengesellschaft (AG) den Tierpark, der als Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) fungiert, nicht direkt finanziell unterstützen. Bisher gibt es eine enge Verzahnung beim Personal und der Verwaltung der Einrichtungen. „Dieser Prozess muss vorangetrieben werden“, sagte Diepgen.“

  • Aus „spiegel online“:

    Beirut – Eine Tierschutzorganisation hat in einem libanesischen Zoo einen Schimpansen entdeckt, der zur Unterhaltung der Besucher Zigaretten rauchen musste. Nun wurde „Omega“ in ein Heim im brasilianischen Sao Paulo gebracht. Das zwölfjährige Tier musste, als es jung war in einem Restaurant Wasserpfeifen servieren und Zigaretten rauchen. Die vergangenen zehn Jahre verbrachte der Affe in einem Zoo in dem Dorf Ansar im Südlibanon. Dort behielt er seine schlechte Angewohnheit bei und rauchte die Zigaretten, die ihm Besucher in den Käfig warfen.

    „Der Schimpanse ist ein regelmäßiger Raucher“, sagte der Direktor der Tierschutzorganisation Animal Lebanon, Jason Meier. „Wenn ihm jemand eine Zigarette hinwirft, raucht er sie.“ Die Tierschutzorganisation arbeitet seit sechs Monaten gemeinsam mit dem Betreiber an der Schließung des Zoos und sucht nach neuen Unterkünften für die Tiere. Sieben Paviane, eine Hyäne und mehrere Vögel sollen nun im Libanon ein neues Zuhause finden.

    Aus der letzten Zoopresseschau:

    1. Westfälische Nachrichten – 04.11.2010

    „Elefantenzucht ist kein kommunales Kerngeschäft“

    Münster. Die Haushaltsberatungen der Parteien biegen auf die Zielgerade ein. Und immer deutlicher treten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zutage. Nach neuestem Stand dürfte der von Zoo-Direktor Jörg Adler favorisierte Elefantenpark deutlich kleiner ausfallen. Denn die SPD fährt in dieser Frage einen restriktiven Kurs, wie es deren Fraktionsvize im Rat, Michael Jung, selbst nennt. „Elefantenzucht ist kein kommunales Kerngeschäft“, erläutert Jung in Sachen Elefantenpark die Position seiner Fraktion.

    Diese will nur eine kleine Lösung, sprich einen Ausbau des Elefantengeheges für maximal 2,5 Millionen Euro, um die weitere Haltung der Dickhäuter sicherzustellen. Dafür soll aber kein städtisches Geld verwendet werden und so wenig wie möglich aus dem Topf der Sparkassen-Überschüsse fließen. Wie ein Kompromiss mit der CDU in der ElefantenparkFrage aussehen könnte, ist zur Stunde völlig offen. Erst vor Kurzem hatten sich die Christdemokraten für eine 4,6 Millionen-Euro-Lösung ausgesprochen, die zugleich den weiteren Zuchtbetrieb hätte gewährleisten sollen.

    2. Schweriner Volkszeitung – 05.11.2010

    Stadt stimmt Darwineums-Plänen zu

    Rostock. Ab 2012 soll eine Tropenhalle mit Innen- und Außenanlage den Rostocker Menschenaffen eine neue Bleibe bieten. Außerdem beinhaltet das 25 Millionen Euro-Projekt eine Ausstellung zur Evolution, einen Souvenirladen und Gastronomieeinrichtungen. Die Gäste reisen zu Beginn durch eine Zeitschleuse bis zur Entstehung des Planeten Erde zurück und lernen die Entwicklung der Menschheit kennen. Dabei treffen sie unter anderem auf die Menschenaffen Assumbo, Sunda, Ejde, Sabas und Shiwa.

    3. Berliner Kurier – 08.11.2010

    Endlich wehrt sich Knut

    Berlin. Tja, liebe Eisbär-Damen, jetzt ist Schluss mit Knut-Mobbing. Denn der Dreijährige hat die weiße Schnauze voll, setzt sich gegen Tosca (24), Nancy (21) und Katjuscha (24) zur Wehr. Endlich! So schnell kann’s gehen.

    4. rijnmond.nl – 10. Nov. 2010

    ‚Rotterdam draait zelf op voor bezuinigingen Blijdorp‘

    „Rotterdam selbst steht gerade für die Einsparungen von Blijdorp“
    Die Stadt Rotterdam kann selbst die Rechnung präsentiert kriegen für die massiven Einsparungen im Tiergarten Blijdorp. Das geht aus einer Untersuchung von RTV Rijnmond hervor. In den 1990er Jahren hat die Stadt Rotterdam gebürgt für eine Millionenanleihe für das Auffrischen des Zoos. Wenn die Einsparungen stattfinden, ist es gut möglich, dass Blijdorp seinen finanziellen Verpflichtungen für das Abbezahlen des Kredits nicht nachkommen kann und dann steht Rotterdam doch noch dafür gerade. Jährlich geht es um einen Betrag von 4,6 Millionen Euro. Alt-Direktor Ton Dorresteijn vom Tiergarten Blijdorp nennt das ein realistisches Szenario. Laut Dorresteijn hat der Zoo ganz wenig Spielraum, um kurzfristig Millionen einzusparen. Der größte Teil des Jahreshaushalts von 22 Millionen Euro wird gebraucht für feste Ausgaben. Rigoros einsparen könne man nur, wenn man einen Publikumsmagneten wie das Oceanium schließt, sagt Dorresteijn. „Aber das ist ein schlechtes Szenario für den Zoo, dann fallen auch die Besucherzahlen. Das will man ja auch nicht.“

    5. telegraaf.nl – 9. Nov. 2010

    Noodlijdend dierenpark weigert geld
    Hilfsbedürftiger Tierpark lehnt Geld ab

    Emmen. Der Tierpark Emmen nimmt die Einnahmen der Aktion „Zoo für einen Tag“, die am 3. November in Hoogeveen stattfand, nicht an. Der Tierpark ist nicht glücklich mit der Art und Weise, in der das Geld eingesammelt wurde. So wurde ein Circustier eingesetzt und es konnte auf exotischen Tieren geritten werden. „Das paßt nicht in die Konzeption des Tierparks“, ließ ein Sprecher des Tierparks Emmen wissen.

    Aus „spiegel-online“:

    Problem-Paviane und Pleite-Tiger

    Von Felix Rettberg

    Erst verwahrlost, dann schwer vermittelbar: Jedes Jahr schließt in Deutschland mindestens ein Tierpark. Doch die Tiger, Paviane und Waschbären will dann kaum jemand haben. So wurden schon Löwen an eine Farm in Afrika verkauft, die Jagden für gutbetuchte Kundschaft anbietet.

    Und das Problem könnte sich noch verschärfen. „Derzeit wird an neuen Vorgaben gearbeitet, die vorsehen, dass Zootieren in ihren Gehegen endlich mehr Platz zur Verfügung stehen wird“, so Laura Zimprich, Vorsitzende des Tierschutzvereins „Animal Public“. . Die Folge dieses eigentlich löblichen Vorstoßes könnte aber sein, dass noch mehr Zoos geschlossen werden.“

    Und wohin dann mit den Tieren?

    „Ein Grund, warum andere Zoos und Tierparks den Exoten kein Asyl bieten: Häufig fügen sich die fremden, oft greisen Tiere nicht in die eigenen penibel abgestimmten Zuchtprogramme. So auch im Fall Kalletal (wo ein privater Zoobesitzer pleite ging): „Sie passen weder genetisch noch demographisch“, sagt Dr. Lesley Dickie, Geschäftsführerin des Europäischen Zoobands (EAZA), der solche Programme organisiert.

    Außerdem gilt auch für Zoos und Tierparks: Sie sind Unternehmen. Sie sind auf Attraktionen angewiesen. Ein knuddeliger Knut begeistert die Massen, ein zotteliger Tiger erregt nur noch Mitleid. So sind es am Ende fast ausschließlich Tierschutzorganisationen, die die Exoten davor bewahren, getötet zu werden. Weltweit nutzen sie ihre Netzwerke, suchen nach Möglichkeiten, die Tiere doch noch in Reservaten oder privaten Stationen unterzubringen. „

  • Tierpark Berlin, 03.11.10

    100 Jahre Heinrich Dathe: Öffentliches wissenschaftliches Symposium erinnert an das Wirken des Gründers vom Tierpark Berlin
    Am 7. November 2010 wäre der Gründer und langjährige Direktor vom Tierpark Berlin, Prof. Dr. Dr. h.c. Heinrich Dathe, 100 Jahre alt geworden.

    Aus diesem Anlass findet am 5. November 2010 ein ganztägiges öffentliches Symposium in der Staatsbibliothek zu Berlin in der Potsdamer Straße 33 statt. Von 9 Uhr bis 18 Uhr werden Wissenschaftler, Historiker und ehemalige Wegbegleiter von Heinrich Dathe das vielfältige Wirken des bis heute bekannten Zoologen beleuchten. Dieses Symposium ist öffentlich und findet im Otto-Braun-Saal der Staatsbibliothek statt. Das Symposium wird von der Deutschen Gesellschaft für Geschichte und Theorie der Biologie e. V. und der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz in Kooperation mit dem Tierpark Berlin und der Fördergemeinschaft von Tierpark Berlin und Zoo Berlin e. V. sowie der Natur und Text in Brandenburg GmbH organisiert. Die Staatsbibliothek zu Berlin eignet sich als Ort des Dathe-Nachlasses und zentrales Forum in der Hauptstadt hervorragend als Tagungsort.

    Der Zoo- und Tierpark-Direktor, Dr. Bernhard Blaszkiewitz, wird im Anschluss an das Symposium um 19 Uhr einen Vortrag zum Thema „Zwei Zoos in einer Stadt – Chancen und Perspektiven“ halten. Weitere Informationen zum Symposium: http://www.100-Jahre-Dathe.de

  • Aus der zoo-presseschau:

    WELT ONLINE – ‎30.10.2010‎
    Leserbriefe: Wir Tiergärtner
    zu: „Darf dieser Eisbär Geld verdienen?“

    Die Diskussion über Zoos wird schon seit mehr als einhundert Jahren geführt. Genau genommen seit Carl Hagenbeck seinen revolutionären Tierpark in Stellingen eröffnete, der übrigens bis heute ohne jährliche Subventionen auskommen muss. Bis dahin waren Zoos museale Sammelstätten für allerlei Getier. Was uns heute als „moderner Zoo“ verkauft wird, ist nichts anderes als die konsequente Fortentwicklung der hagenbeckschen Idee. Nach der Definition des Verbandes deutscher Zoodirektoren sind Zoos: Stätten der Arterhaltung, der Forschung, der Bildung und der Erholung! Es steht jedem Zoodirektor frei, eine unterschiedliche Gewichtung dieser vier Punkte vorzunehmen. Allerdings wird so mancher Tiergärtner seine Position zur Attraktivität seines Gartens überdenken müssen, wenn die kommunalen Subventionen gekürzt werden. Das ist keine Glaubensfrage, und Grabenkämpfe gibt es unter den Tiergärtnern auch nicht.
    Dr. C. Claus Hagenbeck, Hamburg

    Aus „krone.at“:

    Geiermännchen im Zoo Münster hatten sich zu lieb.

    Ein männlicher Geier braucht nicht unbedingt ein Weibchen – ein anderes Männchen tut es auch. Zumindest waren zwei Gänsegeier im Allwetterzoo in Münster dieser Meinung: Monatelang bauten die turtelnden Männchen an einem gemeinsamen Nest. Doch damit ist jetzt Schluss! Die beiden „schwulen“ Geier wurden getrennt.

    Besonders geschickt waren die beiden 14 Jahre alten Vögel, „Guido“ und „Detlef“ beim gemeinsamen Nestbau sowieso nicht. „Sie haben sich immer das Nistmaterial klauen lassen“, erklärte eine Sprecherin des Zoos.

  • In den Siebzigerjahren arbeitete ich im privaten Bremer Zoo, u.a. als Tierpfleger. Einmal mußte ich einen Elefanten und einige Ährenträgerpfauen im Zug nach Ostberlin begleiten, dabei lernte ich den Friedrichsfelder Tierpark kennen, den ich dann nach 1990 noch einmal – für „Die Zeit“ – besuchte – Anlaß war ein „Schlangenraub“-Versuch durch den Westberliner Zoo:

    Berlin hat zwei Zoologische Gärten, deren Unterhaltung jährlich mit 30 Millionen DM bezuschußt wird. Der ältere liegt im Westteil mitten in der City. Auf 34 Hektar werden hier 14.000 Tiere gehalten. Er ist eine Aktiengesellschaft. Der Tierpark Friedrichsfelde dagegen war seit seiner Gründung 1954 eine Kultureinrichtung. Auf 160 Hektar werden dort “7361 Individuen in 890 Formen” gehalten, wie der erste GmbH-Jahresbericht nach der Wende auswies. Ein Rat honoriger West-Beamter beaufsichtigt beide Einrichtungen. Im Zuge ihrer Fusion und unter dem Zwang zum Sparen beschloß dieser Aufsichtsrat, die 17 Aquarien und die Schlangenfarm des Tierparks-Ost zu schließen: Die 104 Fischarten, 161 Schlangen und 42 Schildkrötenarten sollen in den Zoo überführt werden. Das ist die dürre Nachricht. Als ich davon erfuhr, dachte ich: Na ja, vielleicht haben sie es in den bunten West- Aquarien und -Terrarien besser … Doch dann zeigte das Fernsehen weinende Ost- Tierpfleger: “Ich verstehe nicht, wie 32 Jahre Arbeitsergebnisse plötzlich willkürlich zerstört werden.” Der Leiter der Schlangenfarm, Klaus Dedekind, sagte wütend: “Auf keinen Fall werde ich das Angebot, in den Westen überzuwechseln annehmen.” Es zeigte auch zum Kampf um den Erhalt des Tierparks wildentschlossene Rentnerinnen aus beiden Stadthälften, die in kürzester Zeit 30.000 Unterschriften sammelten und ein Spendenkonto einrichteten (Kennwort “Rettet die Schlangen”). Als dann auch noch meine PDS-Freundin Angelika mit mir schimpfte – “Du hast ja überhaupt keine Ahnung!” – obwohl sie so gut wie nie in den Tierpark geht und ich immerhin mal einen Elefanten dorthin begleitet hatte, war ich zu einer gründlichen Meinungsbildung vor Ort bereit.

    Der Tierpark Friedrichsfelde war der erste DDR-Betrieb, in dem nach der Wende ein Betriebsrat gewählt wurde. Dieser koordiniert nun den Widerstand gegen die schleichende Abwicklung. Als erstes war 1990 der allseits beliebte Tierpark-Direktor, Heinrich Dathe, Knall auf Fall in den Ruhestand geschickt worden. “Binnen drei Wochen haben Sie Ihre Dienstwohnung zu räumen”. Professor Dathe war im Osten so populär wie im Westen Professor Grzimek. Fünf Tage nach seinem Rausschmiß starb er: genau am Geburtstag des Westberliner Zoodirektors Professor Klös, der heute Aufsichtsratsvorsitzender ist. Die beiden mochten sich nie. “Der Dathe ist dem Klös um so vieles überlegen gewesen”, gibt Jennifer, die Tochter des Großtierhändlers Munro, der mit beiden Zoo-Direktoren Geschäfte machte, zu bedenken. “Klös hätte besser Manager als Zoologe werden sollen”, meint ein ehemaliger Tierpfleger. Zur Verabschiedung Dathes, von der dieser zu dem Zeitpunkt allerdings noch nichts ahnte, hatte Klös im November 1990 eine Rede gehalten. Sie ließ bereits Schlimmes erwarten: “Und wenn ich Ihnen, Herr Kollege, an diesem Ehrentag bekenne, dass vieles im Tierpark Friedrichsfelde mich so begeistert, dass ich es mir auch zwischen Kudamm und Landwehrkanal vorstellen kann, dann werten Sie es bitte als Ausdruck höchsten Respekts”. Professor Dathe verstand ihn sofort. Einer Ost- Journalistin, Gisela Karau, sagte er: “Der Tierpark wird wohl weiterbestehen, aber vielleicht als eine Art Hirschgarten, der keine Konkurrenz für einen Zoo darstellt. Wir waren immer ein Wissenschaftszoo, der Westberliner mehr ein Schauzoo. Und die Wissenschaft muß weg.”

    Erst einmal wurden dann rund 170 Mitarbeiter entlassen und für die verbliebenen 286 schwäbische Stechuhren installiert. Die Lehrausbildung der Zoo-Tierpfleger verlagerte man in den Westen. Dann wurden auch die Menschenaffen in den Westen verbracht. Und – wie im Zoo – das Mitbringen von Hunden in den Tierpark verboten. “Das haben wir aber abschmettern können”, so die Betriebsratsvorsitzende Ursula Rahn. Sämtliche gastronomischen Einrichtungen des Tierparks kamen in Treuhand-Verwaltung, die jedoch nichts dafür tat, so daß sie immer mehr herunterkamen. Andererseits wurde aber auch investiert: zum Beispiel 200.000 DM in die Schlangenfarm und 15.000 DM in die Aquarien. Isses die Möglichkeit?! Neuer Tierparkdirektor wurde dann ein Kurator aus dem Zoo, Bernhard Blaszkiewitz. Auch das noch, stöhnte man im Tierpark. Und es gab dann auch einige Kabbeleien. Blaszkiewitz war noch jung und anfangs vielleicht allzu beflügelt von seiner neuer Stellung. “Aber den wollen wir jetzt behalten”, meint die Betriebsratvorsitzende mittlerweile, die im Gegensatz zu den vier unmittelbar betroffenen Tierpflegern optimistisch ist, dass der Beschluß des Aufsichtsrats gekippt werden kann. Notfalls will sie gerichtlich dagegen vorgehen. Ihrer Meinung nach handelt es sich um eine “Betriebsveränderung” und dabei muß vorher der Betriebsrat gehört werden. Dieser Meinung ist im übrigen auch der Betriebsrat des Zoos, der sich in dieser “brisanten Angelegenheit” mit seinen Ost-Kollegen solidarisiert hat, wie er dem Berliner Bürgermeister, Eberhard Diepgen, schrieb. Der Regierende ließ daraufhin verlauten, ein Tieraustausch sei zwar Sache der Zoo-Leitungen, aber man müsse bei diesem Thema besondere Rücksicht auf die Befindlichkeiten der betroffenen Menschen im Ostteil nehmen.

    Selbst Tierpark-Direktor Blaszkiewitz war durch den “Tausch”-Beschluß brüskiert worden: “Sie haben ihn vor die Tür geschickt und dann wie einem dummen Jungen das Ergebnis verkündet”, weiß eine der Frauen am Tierpark-Lotteriestand. Als Kurator im Zoo war Dr. Blaszkiewitz insbesondere bei den älteren reichen Damen (den sogenannten Wilmersdorfer Witwen, “unseren Gönnern” im Zoo-Jargon) beliebt gewesen. Von diesen zog er etliche mit in den Tierpark rüber. Eine, Inge Fischer, findet sich schon – mit 35.000 DM – im Tierpark-Jahresbericht 1992 an erster Stelle und mit Foto auf der “Spender”-Liste. Eine andere, Ilona Albert, initiierte nicht nur eine Öffentlichkeitskampagne gegen den Aufsichtsratsbeschluß, sie schrieb auch bitterböse Briefe an alle Verantwortlichen: “Die Ostberliner können nicht verstehen, dass ein Gremium von 13 Westberliner Männern beschließt, die Reptilien zu deportieren. Kein Mensch versteht, warum der kleine Zoo West auch noch diese Tiere haben muß. Umgekehrt wäre es allen Menschen begreiflich, weil der Tierpark Ost sehr groß ist. Ein Gleichnis drängt sich auf: Ein reiches Kind sieht, dass ein armes Kind eine schöne, bunte Murmel hat, und nimmt ihm diese mit der Begründung weg, dass es dafür eine schickere Schachtel hat …” Das Ehepaar Liebau, “Zoo-/Aquariumsaktionäre und Tierparkspender”, forderte öffentlich die “Abwahl des Aufsichtsrates” und machte erst mal auf die Geldverschwendung im Zoo aufmerksam: “Erst Renovierung des Dienstwohnhauses vom ehemaligen Revierpfleger Herrn Walther – dann Abriß” – zum Beispiel.

    Im Osten gibt es indes noch weit mehr ältere Besucherinnen des Tierparks, die bereit sind, für seinen Erhalt auf die Barrikaden zu gehen. Zwischen 1955 und 1970 leisteten Tausende von Menschen mehrere Millionen “Aufbaustunden” für das beliebteste “Nationale Aufbauwerk” (NAW): die Umwandlung bzw. Erweiterung des ehemaligen Schloßparks Friedrichsfelde zu einem Tierpark. Ganze Betriebe engagierten sich: eine Berliner Bettenfabrik spendete Störche, die Kinderzeitschrift “Bummi” einen Giraffenbullen (namens “Bummi”), das Ministerium für Staatssicherheit – sinnigerweise – Stachelschweine. Jetzt sammeln Mitglieder des Lichtenberger Tierschutzvereins (“Es geht hierbei nicht um artgerechte Haltung, das ist eine Abwicklungsfrage”) und die Bürgerinitiative “Frankfurter Allee Süd e.V.” Protestunterschriften und Geldspenden “für die Modernisierung der Schlangenfarm in Eigeninitiative”. Eine von ihnen, Kerstin Bodnar, schrieb an Professor Klös: “… dass Sie in Afrika keine Giftschlange biß, liegt sicher nur daran, dass diese nichts von Ihrem Aufsichtsratsbeschluß und der ‘Verschleppung’ unserer Tierparkschätze in den Zoo wußten … Aber die Protestwelle beweist, dass er falsch war. Alle Berliner hat das zutiefst erschüttert und fassungslos, aber zum Glück nicht handlungsunfähig gemacht.” Eine andere, Cläre Mausser, schrieb in einem offenen Brief: “Der Schlangenfarm-Pfleger Klaus Dedekind soll vom Zoo (West) übernommen werden. Und er hat abgelehnt mit den Worten: ‘Ich lasse mich nicht kaufen!’ – Dass es noch solche Menschen gibt!! Dieser einfache Mann sollte vielen ein Vorbild sein. Bei aller Verbitterung, die uns Ossis immer mehr erfüllt, richtet dieser Mann uns auf, und wir sind stolz auf ihn, genauso wie auf die Kalikumpel von Bischofferode …”

    Die Aquariumspflegerin Carla Ruß, die den Rotschwanz-Wels “Charly” aus der Hand füttert, geht noch weiter als Dedekind: “Nie wieder werde ich einen Fuß in das Zoo-Aquarium setzen!” “Die Zusammenarbeit zwischen Zoo und Tiergarten hat ihren Tiefpunkt erreicht”, berichtete denn auch der Zoo-Betriebsrat dem Bürgermeister, den mittlerweile Protestschreiben vom San Diego Zoo bis zum Potsdamer Universitätsinstitut für Zoologie erreicht hatten. Einer der Wissenschaftler dort, Dr. Weber, hatte sich besonders über eine Radiosendung zum Thema “Schlangenfarm” geärgert. Die gewachsenen Bindungen des SFB, aber auch des Immobilienhändler-Senders 100,6 (Eigentum verflechtet!) lassen einen guten Überblick auf das Gesamtsendegebiet nicht zu. In diesem Fall gipfelte die journalistische Unbefangenheit in dem Wunsch: “Das ‘olle Schlangenhaus’ und die Ostberliner Meckerstimmen mögen bald der Zoogeschichte angehören.” Dr. Weber fand das “makaber” und gab Nachhilfeunterricht. Die größte Giftschlangenfarm Europas stammt ursprünglich aus einer Serumfabrik bei Dresden. Als diese geschlossen wurde, brachte der “legendäre” Pfleger, “Vater (Fritz) Kraus” die Tiere mit in den Tierpark. Sein Nachfolger wurde dann Dr. Petzold und schließlich Klaus Dedekind. Kurator der Farm ist heute der Dahte-Sohn Falk. Früher geschah das “Abmelken” des Giftes noch coram publicum. Die “Schlupferfolge” sind bis heute beachtlich. Da man in der Vergangenheit im Westberliner Zoo stets Giftschlangen-Geschenke abgelehnt und laut Betriebsrat auch Angst vor diesem massiven Neuzugang hatte, vermutete Dr. Weber, dass die Reptilien dort “zumindest längere Zeit hinter die Kulissen verschwinden müssen”. Das ist “kein Ruhmesblatt für die Berliner Kulturpolitik”. Die hat damit jedoch nichts zu tun, eher schon der Finanz- und der Gesundheitssenator, deren Vertreter auch im Aufsichtsrat sitzen. Weitere stellt die Commerzbank, die Landesbank, die Oberfinanzdirektion und eine Immobilienfirma. Dass diese Herren der “bedeutenden Berliner Bildungs- und Forschungsstätte” gewachsen sind, darf bezweifelt werden.

    Ihr Problem hängt mit dem unterschiedlichen Charakter der beiden Einrichtungen zusammen: Zoo und Aquarium (sowie Botanischer Garten) entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, etwa zur gleichen Zeit wie das nach englischem Vorbild im Panoptikumsstil erbaute Moabiter Gefängnis und die nach französischem Vorbild konzipierte Irrenanstalt auf dem Gut Dalldorf, später “Bonhoeffer Heilstätten” genannt. Die Zoo-Anlage wurde vom preußischen General-Gartendirektor Peter Joseph Lenné entworfen, der dann, neben Alexander von Humboldt, auch in der Verwaltungs-Kommission des “Actien- Vereins Zoologischer Garten Berlin” saß.

    Zwar wurden in all diesen fünf Institutionen nicht-ausgereifte, unvernünftige Lebewesen verwahrt, konzentriert und teilweise erforscht, d.h. erst einmal systematisiert, aber es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen Gefängnis und Irrenanstalt einerseits und Zoo/Aquarium/Botanischer Garten andererseits: In ersteren geht es vor allem um die Isolierung der Gefangenen – auch voneinander. Im Gefängnis durften die Inhaftierten nicht einmal miteinander reden, außer mit “gesitteten Personen”. Und bis heute dürfen sie sich nicht paaren, während die Tiere und Pflanzen dazu regelrecht gezwungen werden … Während also dort ein Mangel an sittlicher Vernunft weggesperrt wird, herrscht hier quasi ein Überschuß. Da den vor-menschlichen Wesen aber Seele und freier Wille abgesprochen werden, bezieht sich das nicht auf sie – sozusagen persönlich, sondern auf ihren überindividuellen Platz in der ästhetischen und wissenschaftlichen Gesamtanordnung der jeweiligen Anlage. “Artgerechte Haltung” verkürzt sich dabei auf “Vermehrungsfähigkeit”. “Unterhalb der Schafarten kann man nur noch die Schafe zählen”, meinte Michel Foucault einmal, für den die animalische Liebe ein Fest war, das ihn traurig und glücklich zugleich machte.

    In einem Vorschlag zur Abschaffung des Eintrittsgeldes für den Berliner Zoo pries die “Vossische Zeitung” im 19. Jahrhundert dessen “Gemeinnützigkeit für alle”, seinen “stillen erheiternden Naturgenuß für Arm und Reich” und “schönen Zweck einer wahren Volksbelehrung”. Dieser “Volksbildungsauftrag” gilt nahezu unverändert bis heute. Im Osten noch mehr als im Westen. Weswegen es dort eine Vielzahl von Anbindungen an Forschungseinrichtungen gab, und sogar die Pfleger-Ausbildung – erstmalig – wissenschaftlich geregelt wurde. Unterhalb dieses Bildungsauftrags hat sich demgegenüber der Westberliner Zoo, der seit dem Mauerbau immer enger ausgestaltet wurde, mehr und mehr zu einer rohen Volksvergnügungsstätte gewandelt, wo es um Attraktionen und unmittelbares Erstaunen geht. Wegen der Spielplätze und der vielen Besucher auf engem Raum (beide Anlagen verbuchen je eine Million Besucher jährlich) ist es laut und hektisch im Zoo, erst recht im Aquarium. Hinzu kommen noch die allzu vielen Tierplastiken. Anders als beim Tierpark Friedrichsfelde, lange Zeit der flächenmäßig größte der Welt, und beim Botanischen Garten, fühlt man sich nach einem Zoo-/Aquariums-Besuch nicht besser als vorher, im Gegenteil: eher mitschuldig. Im – wohl artgerecht für Pfleger mit Nirosta- Stahl und Kacheln eingerichteten – Menschenaffenhaus fragte ein Gorilla- Junges neulich schon seine Mutter: “Mama, wenn es kein Verbrechen ist, Gorilla zu sein, warum sind wir dann überhaupt eingesperrt?”

    P.S.: Die Proteste gegen die Verkleinerung des Tierparks hatten zunächst Erfolg. In den Aufsichtsrat wurde ein Ostler – Lothar de Maiziére – berufen. Außerdem wurde die Schlangenfarm in zwei Bauabschnitten weiter modernisiert. Mit Spenden und aus Landesmitteln. Aber dann – im Jahr 2002 – verkündet der Senat doch, unter Hinweis auf die angespannte Finanzsituation, dem Tierpark alle Mittel zu streichen. Seitdem werden sie alljährlich gekürzt – und die Diskussion um eine Zusammenlegung von Zoo und Tierpark erneut belebt.

  • Vor einer Woche erschien das 4. Heft der Zeitschrift für linksliberalen Neodarwinismus: „Zoon“. Die Titelthemen heißen:

    „Wenn Tiere träumen“ und

    „Brunft – was vor dem Sex kommt“

    Unter der Rubrik „Geschichte“ findet sich ein Beitrag über den Ostberliner Tierpark-Direktor Heinrich Dathe: „Der ewige Tiergärtner“.

    Ein Photo von Prof. Dathe (mit Orang-Utan im Arm) findet sich oben im blog-eintrag unter der westdeutschen Briefmarke „Prof. Grzimek zeigt Gorilla etwas“, noch weiter darunter findet sich ein Photo der Westberliner Zoodirektorin Katharina Heinroth (mit Orang-Utan im Arm) sowie eins vom jetzigen Direktor der beiden Berliner Tiergärten Bernhard Blaszkiewitz (mit Gorillaplastik).

    Die „Zoon“ wird vom westdeutschen Verlag „Natur und Tier“ herausgegeben und u.a. von Heiko Werning redaktionell betreut. Werning redigiert daneben noch die Zeitschriften „Reptilia“, „Terraria“ und „Draco“ des selben Verlags, in dem außerdem auch noch die Aquarianer-Zeitschrift „Koralle“ erscheint.

    In der neuen Ausgabe der „Reptilia“ geht es um Schlagenhalsschildkröten, in der „Terraria“ um die Schlagen Südamerikas, in der „Draco“ um Taggeckos und in dem „Meerwasseraquaristik-Fachmagazin Koralle“ um „Spurenelemente“, die für ein Korallenaquarium wichtig sind. Die nächste Ausgabe beschäftigt sich mit Seenadeln.

    Wenn der Berliner Amphibien- und Reptilienforscher Heiko Werning ein Neodarwinist ist, dann war der Wiener Amphibien- und Reptilienforscher Paul Kammerer ein Neolamarckist. Ihm wurde deswegen im revolutionären Russland ein ganzes Forschungsinstitut angeboten, bevor er jedoch nach Moskau abreiste, wo er in der lamarckistischen Biologen-Scene um Boris Kusin und Ossip Mandelstam Anschluß gefunden hätte, beging er im Wienerwald Selbstmord. Die Sowjetunion ehrte ihn posthum mit dem Film „Salamandra“, der in Deutschland lange Zeit verboten war. Bei Kammerers Selbstmord und im Film „Salamandra“, in dem ihn die Sowjetunion im letzten Augenblick noch retten kann, geht es um die Wahrheit. Dazu hatte Ossip Mandelstam bereits beizeiten gesagt: „Ich habe mein Schach von der Literatur auf die Biologie gesetzt, damit das Spiel ehrlicher werde.“

    Neuerdings beschäftigen sich etliche angloamerikanische Biologen und Kulturwissenschaftler mit den lamarckistischen Züchtungsexperimenten von Paul Kammerer im Wiener „Vivarium“.

    Das hat jetzt den österreichischen Czernin-Verlag bewogen, das 1971 von Arthur Koestler veröffentlichte Porträt Kammerers: „Der Krötenküsser“ neu herauszugeben – mit einem Nachwort von Peter Berz und Klaus Taschwer.

    Im Zusammenhang der aktuellen „Commons/Allmende“-Debattenkonjunktur, besonders im amerikanischen Sprachraum, wäre auch noch eine Neuherausgabe des 1913 von Paul Kammerer veröffentlichten Buches „Genossenschaften von Lebewesen“ wünschenswert. Wir kommen sowieso nicht drumherum, die ganze elende Biologie in Soziologie aufzulösen. Die Konzentration über die Art hinaus auf Individuen ist bereits ein wichtiger Schritt dahin, ein weiterer das Sammeln des Wissens der mit Tieren und Pflanzen beschäftigten „Handarbeiter“ – um es gegen das Wissen der sich mit Tieren und Pflanzen beschäftigenden „Kopfarbeiter“ aufzubieten.

    Ein weiterer Schritt dahin waren u.a. die Arbeiten der Soziologen Gabriel Tarde und Roger Caillois. Ersterer wird von Bruno Latour bearbeitet. Gerade erschien bei Suhrkamp sein zusammen mit dem Wirtschaftswissenschaftler Vincent Lépinay herausgegebenes Buch „Die Ökonomie als Wissenschaft der leidenschaftlichen Interessen – Eine Einführung in die ökonomische Anthropologie Gabriel Tardes“, zuvor war dort bereits Tardes Werk „Monadologie und Soziologie“ veröffentlicht worden, mit einem Vorwort von Bruno Latour. Von letzterem, Roger Caillois, erschienen im Verlag Brinkmann & Bose“ die Mimikry-Forschungsarbeiten: „Meduse & Cie“ – herausgegeben und übersetzt von Peter Geble, mit einem Nachwort von Peter Berz, das jedoch erst in einem zweiten Mimikry-Band von Roger Caillois veröffentlicht werden wird.

  • Zwei Meldungen vom 4.11.:

    Leipziger Zootiere wurden nicht evakuiert/Zoo Leipzig bietet weiter Abendtouren an

    Nach der Bombenentschärfung am Leipziger Zoo haben dort die Bauarbeiter ihre Arbeit normal fortgesetzt.
    Die Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg war am Mittwochabend unschädlich gemacht worden. Zuvor waren etwa 800 Menschen aus Häusern in einem Umkreis von 300 Metern in Sicherheit gebracht worden, darunter auch Bewohner eines Seniorenheims.

    Die Nachtruhe für die Tiere des Leipziger Zoos wird auch weiter etwas später beginnen. Wegen der großen Nachfrage wird es auch künftig Abendtouren durch den Zoo geben. Auch im November werden ab 19:30 Uhr 90-minütige abendliche Streifzüge durch den Großstadtdschungel zu allen nacht- und dämmerungsaktiven Zootieren angeboten.

  • Die Frankfurter Rundschau meldete:

    Zoo wird dem Abfall zugeschlagen

    Noch einen Wunsch will sich Darmstadts Grünen-Stadtrat Klaus Feuchtinger erfüllen: „Ich möchte das Vivarium auf eine tragfähige Basis stellen.“ Feuchtingers Sorge liegen drastische Zahlen zu Grunde. Der dem Gartenamt zugeordnete kleine Zoo hat die Stadt 2008 an Zuschüssen rund 1,226 Millionen Euro (bereinigtes Betriebsergebnis) gekostet – Tendenz steigend.

    Feuchtingers Plan: Das Vivarium wird in den Eigenbetrieb Energie und Abfallwirtschaft (EAD) überführt. Zu diesem Zweck hat sich vergangene Woche eine Ämter übergreifende Arbeitsgruppe bei der Stadt etabliert, die zügig die Details ausarbeiten soll. Credo: „Heute in den Frankfurter-, morgen in den Opel-Zoo und übermorgen ins Vivarium.“

    Dahinter verbirgt sich die Herausarbeitung eines Alleinstellungsmerkmales. Für den derzeitigen Vivarium-Chef Thomas Becker und den Vorsitzenden des Vivarium-Fördervereins „Kaupiana“, Roman Scheidel, keine wirklich neue Idee – es gilt heute für das Vivarium bereits das Motto: Gondwanaland – eine Reise durch die südliche Halbkugel.

  • Känguru-Tagung:

    Seit über 25 Jahren hält der Krefelder Zoo Baumkängurus, in den 80er Jahren zunächst das mittlerweile in Zoos nicht mehr gehaltene Graue Baumkänguru und seit 1997 das Goodfellow-Baumkänguru. Durch mittlerweile acht erfolgreich aufgezogene Nachkommen des Stammpaares „Summer“ und „Bud“ ist Krefeld derzeit weltweit in der Zucht führend.

    Während in den 1980er und 1990er Jahren die Zahl der in Zoos gezeigten Baumkängurus aufgrund geringer Nachzuchterfolge drastisch abnahm, zeigt sich nun eine Wende, die auch auf der Tagung in Krefeld deutlich wurde. Dank der weltweiten Bemühungen in der Optimierung der Haltung zeigten sich nicht nur Nachzuchterfolge sondern auch ein steigendes Interesse der weltweiten Zoogemeinschaft.

    So konnte Dreßen die Zahl der europäischen Haltungen in fünf Jahren von vier auf neun Zoos erhöhen, verbunden mit einem Anstieg der gehaltenen Tiere von sechs auf 20 Individuen. Voraussetzung war und ist die weltweite Zusammenarbeit der europäischen Zoos mit denen Zoologischen Gärten aus Nordamerika und Australien, mit dem Ziel, weltweit eine genetisch gesunde und gesicherte Zoo-Population beider Arten aufzubauen.

    Nach drei intensiven Tagen verließen die Tagungsteilnehmer Krefeld mit großem Enthusiasmus verbunden mit besten Absichten für eine weitere kooperative Zusammenarbeit, die sicherlich auch auf der Faszination für diese Beuteltiergruppe beruht.

  • „Zoos setzen auf Tier-WGs“, berichtete die Süddeutsche Zeitung:

    Raubtiere und Pflanzenfresser in einem Gehege statt getrennter Haltung der Tierarten – das ist der Trend in deutschen Zoos, wie der Verband Deutscher Zoodirektoren (VDZ) auf einer Tagung in Augsburg berichtete. „Nicht nur für die Besucher, sondern auch für die Tiere sind gemischte Anlagen abwechslungsreicher und besser an die natürlichen Lebensverhältnisse angepasst“, sagte VDZ-Präsidentin Gisela von Hegel. Nach ihren Angaben gibt es zahlreiche Tierparks, in denen die Gemeinschaftshaltung ausprobiert wird.

    Die Ostsee Zeitung meldete:

    Naturpark Güstrow: «Raubtier-WG» wird eröffnet

    Im Natur- und Umweltpark Güstrow wird in der kommenden Woche eine «Wohngemeinschaft» für Raubtiere eröffnet. Das 1,2-Millionen-Euro-Projekt sei europaweit einmalig, hob Parkchef Klaus Tuscher am Montag hervor. Das gesamte Areal, in dem künftig Wölfe, Bären und Luchse leben werden, umfasse eine Fläche von sechs Hektar. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit sei geplant, Wölfe und Bären in einem gemeinsamen Gehege zu halten. Nach einigen Monaten sollen Luchse und Wölfe zusammengeführt werden. Bären und Luchse würden wegen der unterschiedlichen Größen aber nicht zusammenpassen. Die gemeinsame Haltung in den Gehegen solle zeitweise erfolgen.

  • Zoo-Artenreinheit kritisiert:

    Sie mussten sterben, weil ihr Vater plötzlich die falschen Verwandten hatte: Im Mai 2008 sorgte die Tötung von drei Tigerbabys in Magdeburg für Aufsehen. Jetzt wurde Anklage gegen Zoodirektor Kai Perret erhoben. Ihm wird Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vorgeworfen, teilte das Amtsgericht Magdeburg am Freitag mit.

    Die drei Babys waren kurz nach der Geburt eingeschläfert worden, weil sie aus Sicht des Zoos für die Zucht ungeeignet waren. Zwei Jahre hatten sich die Magdeburger um Raubkatzen-Nachwuchs bemüht. Nachdem „Taskan“ endlich Tigerkatze „Kolina“ erhört hatte, kam die Nachricht vom Europäischen Erhaltungszuchtprogramm in London: Entgegen vorheriger Annahmen ist „Taskan“ kein reinrassiger Sibirischer Tiger. Die Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen im Januar zunächst mit der Begründung eingestellt, es gebe keine Hinweise auf strafbares Verhalten.

    Daraufhin legten Tierschutzverbände bei der Generalstaatsanwaltschaft erfolgreich Beschwerde ein. Bei einer Verurteilung drohen nun laut Gericht Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe. Perret äußerte sich überrascht über das Verhalten der Staatsanwaltschaft. Er werde die Anklage nun genau prüfen und dann über weitere Schritte nachdenken, sagte er. Auch der Weltzooverband hatte die Magdeburger Entscheidung unterstützt.

  • Zoo-Amüsement kritisiert:

    Tierschützer sind empört über ein geplantes Klassikkonzert im Delfinarium des Duisburger Zoos. Das Geburtstagsständchen zum 75-jährigen Bestehen des Tierparks am Kaiserberg will ein Streichquartett der Duisburger Philharmoniker am Dienstag während eines Empfangs geben. Dabei steht unter anderem Mozarts «Divertimento Nr. 3» auf dem Programm.

    Das rund 15-minütige Konzert sei eine unnötige Lärmbelästigung für die sechs Delfine und somit Tierquälerei, klagte ein Sprecher des Wal- und Delfinschutz- Forums (WDSF) im westfälischen Hagen. Der erzeugte Schall werde durch das Wasser gut geleitet und bereite den Großen Tümmlern Schmerzen. «Die Tiere werden den Eindruck haben, neben einer Flugzeugturbine zu schwimmen», behauptet Andreas Morlok vom WDSF. Weil der Delfin- und Walschutzaktivist bleibende Schäden für die Delfine Dolly, Pepina, Ivo, Daisy, Donna und Delphi befürchtet, hat er das Veterinäramt eingeschaltet. Außerdem prüfe er eine Anzeige gegen den Betreiber des Zoos, so Morlok weiter.

    «Die Tiere können sich bei zu viel Lärm jederzeit in das hintere Becken zurückziehen », konterte ein Zoo-Mitarbeiter die Vorwürfe.

    Die Tierschützer fordern die Schließung aller Delfinarien in Deutschlands Zoos. Derzeit betrieben noch die Zoos in Duisburg, Münster und Nürnberg ein Delfinarium.

  • Eine Meldung aus dem „Spiegel“:

    Rotterdam – Der Alptraum jedes Zoobetreibers wurde heute in Rotterdam Wirklichkeit.

    Aus dem „zoopresseschau.info“:

    Der Fall:
    Im Rotterdamer Tierpark Blijdorp brach der Gorilla Bokito,11, aus seinem Areal aus und verletzte mehrere Menschen. Der Affe kletterte offenbar über eine Steinmauer, die sein Gehege umgab. „Er hat sogar den Graben durchquert, was allein schon bemerkenswert ist, weil Gorillas nicht schwimmen können“, sagte Zoo-Direktor Ton Dorrestijn. „Er ist dann auf dem Besucherpfad Richtung Restaurant gerannt und ist mit vollem Tempo in die Tische gerast.“ Die Zoo-Besucher gerieten in Panik, woraufhin der Gorilla weitere Menschen attackierte. Vier Menschen sollen verletzt worden sein, eine Frau trug Bisswunden davon. Der Tierpark, der wegen des Feiertages in Holland besonders gut besucht war, wurde evakuiert. Bokito wurde in dem Restaurant schließlich von Tierpflegern in die Enge getrieben und betäubt.

    1. Ursachenerklärung:
    Der Tierrechtler Frank Albrecht, der durch seine Kritik an der Handaufzucht von Knut für erheblichen Medienwirbel sorgte, nimmt Bokitos blutige Flucht erneut zum Anlass die Institution Zoo und seine maßlosen Willkür im Umgang mit der Kreatur in Frage zu stellen. Nach Ansicht Albrecht sei Bokitos Flucht und anschließende Aggressivität u.a. auf seine zu starke Prägung auf den Menschen (Handaufzucht) zurückzuführen. So bestätigte Ziehvater Reiman Opitz gegenüber der BZ (20.05.2007), dass BOKITO schon drei bis viermal in Berlin ausgebüxt sei. ‚Bokitos aggressiver und blutiger Ausbruch ist die Folge von menschlicher Ignoranz, die Natur kopieren zu wollen und eine bodenloser Willkür gegen die Kreatur.‘

    2. Ursachenerklärung:
    Manche Frauen sind von Gorillas so fasziniert, dass sie sich in sie verlieben. Dies geschah auch im Rotterdammer Zoo, woraufhin sich der Gorilla Bokito auf seine Verehrerin stürzte und zubiss. Der Affe ist in den Niederlanden inzwischen zum Medienstar geworden – mit allen Nebenwirkungen.
    Der Niederlande sind im Bann von Gorilla Bokito. Wie Eisbär Knut in Deutschland so bewegt der elfjährige Menschenaffe nun die Herzen und Hirne in Holland. … Wissenschaftler, Kommentatoren und sogar Philosophen beschäftigen sich mit dem aggressiven Verhalten des fast zwei Meter großen und 180 Kilo schweren Riesen-Affen. … Es scheint die umgekehrte und wahr geschehene aber sehr gewaltsame King Kong-Geschichte zu sein, die die Menschen so fasziniert, die aber einer 57jährigen Frau, die von Bokito angegriffen wurde fast das Leben kostete. Denn immer deutlicher wird, dass die von Bokito so schwer verletzte und über hundert mal gebissene Petronella Yvonne de Horde, eine sehr emotionale Beziehung mit dem Menschenaffen aufgebaut hat, die Bokito aber als Bedrohung empfand. Möglicherweise war die 57jährige Niederländerin sogar ein wenig in Bokito verliebt. Sie besuchte ihn im Rotterdamer Zoo fast täglich.

    Erklärungshintergrund:
    „Frauen lieben Affen. Dieser Mythos wurde durch den Film King Kong geschaffen,‘‘ stellt die Philosophin Stine Jensen in der Zeitung ,,Trouw‘‘ fest. Frau Jensen, die über das Verhältnis von Frauen und Affen in der Literatur, im Film und in der Wirklichkeit, eine Doktorarbeit geschrieben hat, meint: ,,Es sind die großen Muskelpakete der Menschenaffen, die ihren Harem aus unterdrückten Weibchen-Gorillas dominieren, die breiten Schultern, die großen Hände, das spricht Urgefühle bei manchen Frauen an.‘

    Offizielle Erklärung:
    Das Tier werde nicht getötet, doch sei unklar, ob der Silberrücken in Rotterdam bleibe, sagte Zoo-Direktor Ton Dorresteijn. Der Gorilla, der seit 2005 in den Niederlanden lebt, war zuvor im Berliner Zoo und hatte dort 2004 bereits einen hohen Zaun überwunden. Möglicherweise wurde der Gorilla von Besuchern des an diesem Tag besonders gut besuchten Zoos schikaniert und wollte seine Weibchen und Babys schützen, wie Dorresteijn sagte. Nachdem es den Wassergraben und den elektronischen Zaun überwunden hatte, sei das Tier vermutlich in Panik geraten. Nun werde untersucht, wie „Bokito“ den Graben überwinden konnte – zumal Gorillas wasserscheu seien.

    Die Lösung:

    1. Wenn die Rotterdamer sich Gorillas ankucken wollen, müssen sie fürderhin Pappbrillen mit dunklen Gläsern aufsetzen, damit die eingesperrten Menschenaffen nicht mitkriegen, wie sie angestarrt werden. Dazu heißt es in der englischen Presse:

    „The Rotterdam Zoo is giving away cardboard glasses that make it appear that you’re looking off to one side; these are gorilla-viewing glasses, meant to avoid incidents in which gorillas attack visitors for making eye contact with them. The glasses‘ introduction follows an attack on a woman by an escaped gorilla. “

    2. “Frankfurter Erklärung” zum Schutz aller Gorillas

    Sie wurde auf einem zweitägigen Symposium mit 160 Fachleuten erarbeitet, wie der Frankfurter Zoodirektor Manfred Niekisch am Mittwoch berichtete. Gorillas seien an sechs Fronten bedroht, sagte der Geschäftsführer der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft, Christof Schenck.

    Dazu gehörten die Wilderei – das Fleisch der Tiere ist in Westafrika besonders beliebt -, die Abholzung der Wälder, illegaler Handel, Seuchen wie Ebola, kriegerische Konflikte und ungeregelter Abbau von Bodenschätzen. Die “Frankfurter Erklärung“ bezeichnete Niekisch als “eine Art Kompass für alle, die mit Gorillas zu tun haben“. Sie fasse die “weltweite Gorilla-Kompetenz“ zusammen.

  • „Tierpfleger werden vielfach unterschätzt, dabei könnten sie den Elfenbeinturmbewohnern, die einen Zoo zu leiten glauben, manch wertvolle Lektion erteilen“

    So Oliver Graham-Jones, ehemaliger Zootierarzt in London, in „Zoo Tails“

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