Das ist die Freiburger Biologiestudentin Ariane Siebert, die eine Perlmuschelzucht im Schwarzwald aufbauen will. Ihre früheren Kollegen im Institut meinen: „Was Ari sich vorgenommen hat, das schafft sie auch.“ Das Photo zeigt die angehende Unternehmerin mit ihrer Schwiegermutter oberhalb des Schwarzwaldorfes, in dem sie ihr Projekt realisieren wird.
In den letzten Jahren sind mehrere dicke Abhandlungen über die „Gabe“ erschienen – dies vor dem Horizont der „Ware“ und der Produktion von Waren. Der Gabentausch geht entwicklungsgeschichtlich dem Warentausch voraus, heißt es. Der Soziologe Marcel Mauss schreibt in seiner berühmten Studie „Die Gabe“ (1923/24): „Erst unsere Gesellschaften haben, vor relativ kurzer Zeit, den Menschen zu einem ‚ökonomischen Tier‘ gemacht…Es ist noch nicht lange her, seit er eine Maschine geworden ist – und gar eine Rechenmaschine.“
Der „Primitive“ rechnet nicht, das ist verbürgt. Marcel Mauss konnte sich auf den Sozialanthropologen Bronislaw Malinowski berufen, dessen dreijährige „Feldforschung“ bei den Trobriandern in der Südsee, die in mehreren Büchern ihren Niederschlag fand, zu den Pioniertaten der Ethnologie zählt. In „Korallengärten und ihre Magie“ (1935) versucht Malinowski das dem Gabentausch (im Gegensatz zum Warentausch) innewohnende Denken zu charakterisieren:
Auf den Trobriand-Inseln gibt es fünf Dörfer, die neben Gartenbau, den alle betreiben, noch fischen gehen. Dazu gehört auch eine kleine Perlmuschel, ‚lapi‘ von den Eingeborenen genannt, die traditionell als wichtigste eßbare Muschel gilt. „Wenn man eine Muschel öffnete und dabei eine große, wohlgerundete Perle fand, warf man sie meist den Kindern zum Spielen zu. Unter europäischem Einfluß ist nun ein neuer Erwerbszweig aufgeblüht; dank der klugen Gesetzgebung von Papua-Neuguinea ist es europäischen Händlern nämlich untersagt, die Perlenfischerei selbst auszuüben oder zu organisieren; erlaubt ist lediglich, den Eingeborenen Perlen abzukaufen.“ Das hat sich für die fünf Gemeinden als eine „große Einkommensquelle“ erwiesen. Aber es hat ihre Insel-Gesellschaften nicht durcheinander gebracht: „Obgleich nämlich die Perlenfischerei Aussicht auf unermeßlichen Reichtum eröffnet und die gesamte Verteilung der Macht in Frage stellt, wird sie doch nur in den fünf Gemeinden betrieben, in denen man schon immer nach ‚lapi‘-Muscheln tauchte.“
Zudem haben die Trobriander nur geringen Bedarf an europäischen Waren, seien es Schmuck, Eisenwaren oder anderes. Immer wieder bieten europäische Händler Neues an, ja versuchen sogar in Europa bestimmte Dinge für sie aus Südsee-Materialien herzustellen. Eigentlich haben die Trobriander nur Interesse an Tabak, und das auch nur in kleinen Mengen. Umgekehrt zeigen sie „für die kindische Sucht der Europäer nach Perlen Verachtung. Für die Trobriander in den erwähnten fünf Gemeinden kommt der Gartenbau (für den Eigenbedarf) zuerst, dann der Fischfang (zu Tauschzwecken) „und zuletzt die Perlfischerei“. Ein Händler schimpfte gegenüber Malinowski über sie: Wenn die Gärten in voller Freife stehen „schwimmen diese gottsverdammten Nigger nicht, auch wenn du sie mit kaloma (Schmuckmuscheln) und Tabak vollstopfst.“ Wenn auf Grund einer Übereinkunft mit einer Gartenbaugemeinde ein großer Fischzug unternommen werden muß, „kann rein gar nichts diese Hornochsen dazu bringen, sich ordentlich um die ‚lapi‘-Muscheln zu kümmern.“
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Stolz zeigt sich die angehende Unternehmerin vor „ihrem“ Tal.
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Jacques Derrida spricht im Zusammenhang der Gabenanalysen von Malinowski und Mauss von einer (trobriandischen) „Anökonomie“. Denn Malinowski meinte, „im Hinblick auf die trobriandische Wirtschaft von Währung, Geld oder Tauschmittel zu reden, ist ebenso unrichtig wie die Anwendung der Begriffe Kapital und Zins oder die Vorstellung, es gäbe bei ihnen in Handwerk und Arbeit eine der unseren vergleichbare Spezialisierung“ (Arbeitsteilung). Er hat ausgerechnet: „Gemessen ins Yamskörben, dem Standardmaß, oder in Tabakstangen, dem heutigen Äquivalent, kann ein Fischer nach meiner Schätzung mit einem Durchschnittsertrag beim Perltauchen täglich etwa zehn- bis zwanzigmal mehr verdienen als mit einem erfolgreichen Fischfang. Aber darauf achtet er nicht.“
Ähnlich ist es bei seiner „primitiven Ökonomie“ des Kunsthandwerks: „In allen Museen Europas, Australiens und der Vereinigten Staaten kann man Sammlungsgegenstände von den Trobriand-Inseln betrachten, auf einer Reise durch Melanesien und Neuguinea kann man sie als hochgeschätzte Vollkommenheiten Hunderte von Meilen von ihrem Entstehungsort entfernt wiederfinden.“ Und doch haben die Handwerker es nicht für nötig befunden, sich dafür ein „Produktionssystem mit Märkten, Vertretungen und Distributionskanälen“ zu schaffen. „Handwerk und Gewerbe spielen in keiner Weise eine dem Gartenbau oder auch nur dem Fischfang vergleichbare Rolle.“ So ruht z.B. die „wunderbare Töpferei der Amphlett-Inseln, ein mannigfach und weit verbreitetes Wahrzeichen für das handwerkliche Geschick der Papua-Melanesier“, wie Malinowski feststellen konnte, „auf den Schultern von 7 alten Frauen und gerade mal drei oder vier jungen Lehrlingen“.
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In der nahen Kreisstadt trifft sie sich mit zwei australischen Perlmuschelexperten zum Gedankenaustausch. Sie hatten zuvor einen Chonchiferologen-Kongreß in Bremen besucht.
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Der Austernforscher Joseph Delainy aus Sidney will sogar Teilhaber an ihrer Firma werden.
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Das wird ihr neuer Firmensitz.
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Die Äpfel im dazugehörigen Garten taugen allerdings nicht viel, das sieht die Biologin sofort.
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Mit der Schwiegermutter, der die Pension im Hintergrund gehört, auf der Schaukel für ihre kleinen Gäste. Ariane Siebert ist leicht genervt, denn die Schwiegermutter hat mal wieder das leidige Thema angesprochen, wann sie denn nun endlich ein Kind bekommt.
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Mit der Gründung von Kolonien ging es den europäischen Kolonialherren vor allem darum, ein derartig unökonomisches Wirtschaften abzuschaffen, d.h. die Primitiven zur Arbeit zu zwingen Der spanische Dominikanerpater Bartolomé de las Casas gehörte zu den ersten Kritikern der spanischen Eroberungen Lateinamerikas und der Versklavung seiner Bevölkerung. In seinem „Kurzgefaßten Bericht von der Verwüstung der Westindischen Länder“ (1542) schrieb er über die zum Perlentauchen Gezwungenen: „Fast alle können diese abscheuliche Lebensart nur wenige Tage ertragen. Denn es ist schlechterdings unmöglich, dass Menschen, die ohne Atem zu schöpfen unter Wasser arbeiten müssen, lange leben können. Ihr Körper wird unaufhörlich von Kälte durchdrungen, ihre Brust wird vom häufigen Zurückhalten des Atems zusammengepreßt, mithin bekommen sie Blutspeien und Durchfall und sterben daran. Ihr Haar, das von Natur schwarz ist, bekommt eine ganz andere Farbe und wird brandrot, wie das Fell der Meerwölfe. Auf ihrem Rücken schlägt Salpeter aus; kurz, sie sehen wie Ungeheuer in Menschengestalt aus, oder doch wenigstens wie Menschen von einer ganz anderen Art. Durch diese unerträgliche Arbeit und wahre Höllenqual richteten die Spanier die sämtlichen Bewohner dieser Insel hin.“
Im Nordwesten Australiens vernutzten die Weißen die Aborigines, die sie auf ihre Boote verschleppten und zum Tauchen nach Perlen zwangen. Die meisten starben nach zwei Jahren. Allein von der Perlenstadt Broome gingen Ende des 19. Jahrhunderts bis zu 3500 Taucher täglich auf Muschelsuche. Bis zum Ersten Weltkrieg kam 70% des auf den Weltmarkt kommenden Perlmutts von dort. Der Krieg brachte jedoch die Erfindung des Plastikknopfs mit sich und damit brach die Nachfrage nach Perlmutt zusammen.
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Im Bremer Überseehafen wurden noch bis in die Sechzigerjahre Tonnen von perlmutthaltigen Muscheln und Schnecken angelandet. Sie wurden für Zierknöpfe und Schmuckelemente verwendet. Heute kommt immer noch eine begrenzte Menge davon nach Bremen, weil dort an der Universität damit geforscht wird. In einer Projektbeschreibung heißt es dazu: „Im Mittelpunkt des Projekts steht die Erzeugung eines Verbundwerkstoffes zur Oberflächenbeschichtung nach dem Vorbild des Perlmutts.“
Die FAZ schreibt: „Die Meeresschnecke Haliotis laevigata – auch als Abalone bekannt – produziert in ihrem unscheinbaren Gehäuse einen außergewöhnlichen Rohstoff, mit dem sie ihre Schalen auskleidet: Perlmutt. Das Faszinierende an Perlmutt ist nicht nur sein irisierender Glanz, sondern auch seine hohe mechanische Stabilität und Resistenz gegenüber dem korrosiven Seewasser. Das sind Eigenschaften, die auf der Wunschliste mancher Materialforscher stehen. Perlmutt ist ein Biomineral, das die Abalone-Schnecke aus verschiedenen Bestandteilen synthetisiert. Es besteht zu mehr als 95 Prozent aus Kalziumkarbonat in Form von Aragonit. Wie elektronenmikroskopische Aufnahmen zeigen, bildet der Aragonit dünne, regelmäßig übereinandergestapelte Plättchen, die in eine organische Substanz eingebettet sind. Diese besteht aus Proteinen sowie Chitin und hat einen Anteil von weniger als fünf Prozent am Gesamtgewicht. Offenbar ist das organische Material aber entscheidend für die Eigenschaften des Biominerals. Denn Perlmutt ist rund dreitausendmal so widerstandsfähig wie reines Aragonit. Wie die Proteine als molekulare Maschinen die Entstehung von Perlmutt lenken, untersucht die Arbeitsgruppe von Monika Fritz am Institut für Biophysik der Universität Bremen. Den Forschern ist es gelungen, eine Reihe dieser Eiweißstoffe zu isolieren und zu charakterisieren. Dazu verarbeiten sie jedes Jahr rund 50 Kilogramm an Abalone-Schalen, die aus Australien stammen. Die Bremer Forscher wollen isolierte Komponenten aus Perlmutt zur Herstellung synthetischer Verbundmaterialien nutzen. Eine Art künstliches Perlmutt etwa wäre interessant als korrosionsresistente Beschichtung für Schiffsrümpfe.
Auf Wikipedia heißt es: „Perlmutt (auch Perlmutter) ist die innerste Schalenschicht (Hypostracum) bestimmter schalenbildender Mollusken. Das Biomineral Perlmutt ist ein Verbundmaterial aus Calciumcarbonat und organischem Material. Das Material dient den Tieren als Schutz gegen Fressfeinde…Perlmutt wird von vielen Mollusken, wie Perlmuscheln, Kreiselschnecken (Trochidae), Turban- oder Rundmundschnecken (Turbinidae), den Seeohren (Haliotis), sowie dem Perlboot (auch Nautilus genannt) gebildet. Die Farben des Perlmutts unterscheiden sich je nach Spezies und geographischer Herkunft.“
Über die Muschelperlen heißt es: „Eine Perle ist ein fester, oft runder Fremdkörper aus Perlmutt, der in bestimmten perlbildenden Muscheln, seltener auch Schnecken heranwächst.
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Bei den Schnecken kann man nicht nur zwischen Perlmutt produzierenden und nicht produzierenden unterscheiden, sondern auch, ob ihre Gehäuse links- oder rechtsgedreht ist. Der Schneckenspezialist Stephen Jay Gould schreibt in einem Essay, der die “Drehrichtung von Schneckenhäusern” zum Thema hat (in: “Ein Dinosaurier im Heuhaufen” 2002), dass beide Formen “absolut gleichwertig” sind in ihren Funktionen. Ähnlich wie bei den links- bzw. rechtshändigen Menschen und den links- bzw. rechtsäugigen Schollen überwiegen auch bei den Schnecken die rechtsgedrehten Häuser. Von der karibischen Landschneckengattung “Cerion”, die Gould vor allem erforscht, “kennt man nur sechs linksgängige Exemplare, obwohl Millionen von ihnen daraufhin überprüft wurden.” Linksgängige “Turbinella”-Schnecken, auch Hindu-Glocken genannt, wurden in Indien mit Gold aufgewogen. Für die Benamer aus dem Westen war “links” dagegen grundverkehrt, weswegen sie die “Blitzschnecke”, die “häufigste linksgängige Art” aus dem Nordatlantik, “Busycon perversum” nannten. Gould ist sich mit dem Biologen D’Arcy Wentworth Thompson, der die Mittelmeer-Fauna erforschte, einig: “Warum in der Windungsrichtung der Schneckengehäuse auf der ganzen Welt in Vergangenheit und Gegenwart die eine Form so überwältigend häufiger ist als die anderen, weiß niemand.”
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Ariane Siebert vor dem Haus ihrer Schwiegermutter, in dem sie bis zur Fertigstellung ihres Institutsgebäudes auch wohnt, sie hat aber immer noch ein Zimmer in einer Freiburger WG.
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In den europäischen Süßwasser-Gewässern lebt die Flussperlmuschel, sie ist vom Aussterben bedroht. Nicht zuletzt, weil ihre Frühform als Wirt die Bachforelle benötigt, in deren Kiemenbereich sie zehn Monate parasitisch lebt. Dort wächst sie zu einer Jungmuschel heran, die sich etwa im Mai auf den Gewässergrund fallen läßt und sich eingräbt. Erst nach etwa sieben Jahren, im ausgewachsenen Stadium und mit der inzwischen gebildeten harten Schale, kommt sie an die Oberfläche des Gewässergrundes, wo sie dann den Rest ihres Lebens weitgehend stationär verbringt. In der Strömung läßt sie, gerne in Kolonien, das Wasser durch ihre Kiemen fließen und filtert dabei Nahrungsteile heraus. Mit Glück und wenn man ihr genug Zeit läßt, sie kann bis zu 280 Jahre alt werden, produzieren manche eine Perle. In der Rhön, und im Odenwald mit ihren vielen Flüßchen und Bächen, wo sie noch bis 2008 nachgewiesen wurde, kam bis etwa 1680 bei den „hohen Herren“ immer wieder eine gewerbsmäßig betriebene Perlfischerei ins Gespräch. In der Regionalgeschichte „Vogelsberg“ (1984) heißt es dazu: „Von 30 bis 40 Muscheln, die man öffnen ließ, waren fünf bis sechs dabei, die Körner enthielten, seltsamerweise dann immer gleich zehn bis zwölf; große runde Perlen waren allerdings nicht darunter, wenn sie mal etwas größer gerieten, dann waren sie ganz schlimm und schepp. Überhaupt hätten die Perlen bald nach dem Herausnehmen immer gleich ihre schöne weiße Farbe verloren. Trotzdem wollte die Regierung zunächst die Perlfischerei ‚in die Heeg schlagen‘, also dieses Recht als besondere Gerechtsame wie Jagd, Fischerei und Ähnliches ausdrücklich beanspruchen und pekuniär auswerten. Jedoch der Kellereiverwalter riet ab: die Fischerei sei für zwölf Gulden verpachtet, die Pächter würden sich in ihren Fischereirechten benachteiligt fühlen, außerdem würde sich eine besondere Perlfischerei nicht lohnen. Am 1.Oktober 1680 wurde verfügt, dass die Pächter die Muscheln, die sie aufgelesen hätten, bei hoher Strafe [u.a. Abhacken der Hand] nicht veräußern dürften, sondern abliefern müßten.“
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„Auf diese Bank komme ich gerne zum Lesen,“ sagte sie, hat aber diesmal leider kein Buch mit, auch der Photograph nicht. „Setz dich einfach so hin in die Sonne,“ meinte er. Der Redakteur fragte sie als erstes: „Was haben Sie vor?“ „Perlen für die Säue,“ antwortete Ariane Siebert knapp, und fügte das hinzu: „Das dürfen Sie aber nicht schreiben.“
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Der junge Kaufmann Francesco Carletti aus Florenz versuchte 1594 zusammen mit seinem Vater mit einem weltumspannenden Handel reich zu werden, wobei sie auf spanischen und portugiesischen Schiffen reisten. Auf ihrer ersten Station, den Kapverdischen Inseln kaufte Carletti 75 afrikanische Sklaven, obwohl „er solche Geschäfte stets verabscheute“ – erst recht solche mit getauften Sklaven, um die es sich dabei handelte. Ähnlich äußerte sich auch der Königsberger Joachim Nettelbeck 1749, der er auf Sklavenschiffen anheuerte, in seiner Autobiographie.
Obwohl von Carlettis Sklaven bis zur Anladung in Cartagena (Kolumbien) etliche starben („fast jeden Tag wurde einer über Bord geworfen“) und Vater und Sohn am Ende „40% des investierten Geldes verloren hatten, setzten die beiden ihre Kauf-Verkaufs-Tour fort. In Cartagena erfuhren sie von Passagen zu den „berühmten westlichen Perlenfischern“ auf einigen Karibikinseln, die den Spaniern gehörten. Sie nahmen jedoch den Landweg nach Panama (am Pazifischen Ozean), indem sie sich einer Lastenkarawane anschlossen. Die Maultiertreiber waren „Negersklaven“, andere Menschen würden diese beschwerliche Arbeit nicht lange durchgehalten haben, „aber auch die Neger halten diese Tätigkeit nicht lange aus und sterben sehr bald, elendiglich gelähmt und mit Wunden bedeckt.“ Die Carlettis kauften Tuche. In Panama, wo das peruanische Gold und Silber gelöscht wird, müssen die großen Segelschiffe an den vorgelagerten Inseln „Las Perlas“ ankern, „die so benannt sind nach der dort betriebenen Perlenfischerei. Ende 1594 begaben die Carlettis sich mit ihren Waren auf ein Schiff, das nach Lima (Peru) fuhr.
In seinem Jahre später auf Bitten des Großherzogs von Florenz verfaßten Bericht „Reise um die Welt“ rechnet Francesco Carletti bei jeder geschäftlichen Transaktion genau die Wechselkurse – bis zurück zum „Scudo“ – vor. Ebenso genau ist er bei seinen Schilderungen der in den einzelnen Landstrichen vorkommenden Tiere und Pflanzen: wie man sie zubereitet und wie sie schmecken. In Lima kosten die Sklaven „meist 400 Scudos, und zwar in einem Zustand, in dem die Sklaven noch nicht sprechen oder irgend etwas Nützliches tun können.“ In der gesamten Provinz Peru geht es um Silber und Gold, „denn andere Waren gibt es hier nicht“. Die Lebensmittel in Lima sind sehr teuer, „vor allem frischer Fisch. Es findet sich nämlich niemand, der auf Fischfang geht; die Spanier halten ihn für eine wenig schätzenswerte Betätigung, und die eingeborenen Indianer können ihn nicht ausüben, weil sie zahlenmäßig zu gering sind und weil ihrer infolge der schlechten Behandlung, die ihnen zuteil wird, von Tag zu Tag weniger werden.“ Eigentlich wollten die Carlettis von Lima weiter nach Chile, dann schifften sie sich aber auf einen Quecksilber-Transporter ein, der nach „Neu-Spanien“ (Mexiko) fuhr, wo sie sich mehr „Nutzen“ versprachen. In Acapulco gingen sie an Land, um auf dem Landweg nach „Mexiko“ (Mexiko-City) zu gelangen. Auch im Umkreis dieser Stadt werden die „Indianer“ immer weniger, viele ihrer Dörfer sind bereits verlassen. Man glaubt dort laut Francesco Carletti, dass sie bald völlig verschwunden sein werden, wie das auf der Insel Santo Domingo und an anderen Orten bereits geschehen ist. Mit neuen Waren versehen nehmen die Carlettis – wieder von Acapulco aus – ein Schiff, das zu den Philippinen fährt, wie Mexiko eine spanische Kolonie, benannt einst nach dem spanischen Infanten Philipp.
Unterwegs wirft das Schiff Anker vor den „Ladrones“-Inseln, den Diebesinseln, so hatte sie ihr „Entdecker“ Magellan genannt, weil die Eingeborenen ihm ein kleines Landungsboot geklaut hatten. Magellan ließ daraufhin ihre Hütten niederbrennen und nannte die Inselgruppe „Ladronen“. Carletti schreibt, sie tauschten dort kleine Eisenstücke gegen Lebensmittel und Schmuckgegenstände, aber einige Leute an Bord bekamen für ihr Metallstücke zu wenig Waren, andere sogar gar nichts. Einer der mitgereisten Missionare sprang über Bord und schloß sich den „Wilden“ an – aus Mitleid mit den nackten Heiden. Ihm gelangen jedoch keine Bekehrungen, ein flämischer Soldat und ein spanischer Matrose versuchten, ihn zurück zu holen. Erst nach einem Jahr kam ein Schiff, dass die zwei von den Ladronen nach Manila mitnahm, wo sie Bericht erstatteten, Carletti entnahm dem, dass die Inseln „von einem armen Volk bewohnt werden, dass weder Gold noch Silber noch sonst irgendwelche Schätze besitzt. Aus diesem Grund kann man wohl annehmen, dass sie noch eine Zeitlang ohne das Licht der Religion bleiben werden. Denn die Schätze sind es, welche die Soldaten anlocken, die dann mit Hilfe ihrer Waffen den Weg für die Geistlichen bahnen.“
Früher gab es auf den Philippinen Gold im Überfluß, schreibt Carletti. Manila ist dabei eine reiche Stadt geworden. Die Männer piercen sich kleine Sporen in ihren Penis. Überhaupt geht dort in sexueller Hinsicht manches Drunter und Drüber. Die Carlettis blieben über ein Jahr in der Stadt, dann beschlossen sie, über Japan nach China zu fahren. Von dort nach Ostindien und dann nach Goa. Übrigens mußten sie sich für jeden Waren-Import und -Export „Lizenzen“ und „Empfehlungen“ mindestens von den lokalen Kolonialobersten holen. Als ein Schiff nach Nagasaki fahren wollte, schifften sie sich mit all ihrem „Besitz an Silberbarren und Reales“ ein. Als sie ankommen, werden gerade vier christliche Missionare auf Befehl des japanischen Kaisers gekreuzigt. Ausführlich beschreibt Canetti auch die japanische Teezeremonie.
Die Japaner, so ist sein Eindruck, schätzen Diamanten und Perlen wenig, eher sind sie an Eisenwaffen und Tongefäßen interessiert. Francesco sah, wie die Händler gerade militärisch besiegte Koreaner als Sklaven anboten – und kaufte sogleich „fünf von ihnen für etwas mehr als 12 Scudos“. Er ließ sie taufen und nahm sie dann mit nach Goa, wo er sie freilassen wollte. In der portugiesischen Kolonie Macau haben die Makler Mädchen im Angebot. Carletti lernt dort fleißig chinesische Schriftzeichen und Zahlen und ist beeindruckt vom Fischen mit Kormoranen. Die portugiesischen Kolonialbehörde werfen Vater und Sohn Carletti ins Gefängnis, weil es verboten ist, von den spanischen Philippinen in Macau an Land zu gehen. Sie sollen nicht erst nach Ostindien fahren, sondern sofort nach Goa, wo der Vizekönig über ihr weiteres Schicksal verfügen werde. Daraufhin läßt man sie frei.
Carletti Senior starb kurz daraus, sein Sohn beerdigte ihn in Macau. Dann kaufte er in Kanton Waren ein: Rohseide, Gold und eine große Menge Moschus („der bei den Chinesen seine Karate hat, ebenso wie bei uns das Gold“). Beeindruckt ist er von ihrer Druckkunst, die Herstellung von Geschützen und Schießpulver, und der chinesischen Feuerwerkskunst. Von der Insel Macau aus nimmt er schließlich ein portugiesisches Schiff nach Malakka (Malaysia), wo er Gewürze (von den Molukken) und medizinische Drogen erwirbt. Er muß dort lange ausharren, weil er seine Ware in Macau auf zwei Schiffe geladen hatte – und das zweite erst 20 Monate nach Eintreffen des ersten in Malakka vor Anker geht. Immerhin gelang ihm dort dann der Verkauf seiner chinesischen Seide – mit einem Gewinn von 70%. Beim Zwischenstopp in Ceylon erwirbt er einige Kenntnisse über Elefanten.
Ein weiterer Halt sind die Inseln vor dem Kap Komorin, an der Südspitze Indiens. Dort werden „Perlen aus der See gefischt,“ wie Carletti im Bericht seiner achtjährigen „Reise um die Welt“ schreibt. „Die Austern werden von Tauchern gefischt, die bis zu 15 oder 20 Seemanns-Armlängen tief vordringen. Man hält sie für große Zauberkünstler, weil sie sich gegen die Haifische zu wehren verstehen. Die Haifische tun den Perlentauchern nichts an, während sie jeden anderen sofort packen, sobald er ins Wasser geht..“ Die Perle im Innern der Auster befindet sich, so nimmt Carletti an, in ständiger Bewegung – so lange die Auster lebt: „Das ist, glaube ich, auch der Grund dafür, dass die Perlen, die ständig hin und her gerollt werden, runde Form haben.“ Sie werden dann nach Größe und Güte sortiert. Die „schönsten und besten Stücke“ erwerben stets die Portugiesen. „Die schlechteren Exemplare werden von den Eingeborenen gekauft.“
In Goa ist er von den Heiligen Kühen und dem hinduistischen Glauben beeindruckt, der dazu führt, dass man Tierhospitäler unterhält. Die indischen Frauen lobt er ob ihrer Schönheit. Wie zuvor auch an anderen Orten recherchiert er ihre Sittlichkeit. Aber er will nicht alle diesbezüglichen „Zwischenfälle und Erlebnisse“, die während seines 21monatigen Aufenthalts in Goa, passierten, erzählen, weil er sonst nie mit seinem Bericht fertig werden, „aber die Novellen des Boccaccio in den Schatten stellen“ würde. Er erwähnt jedoch noch, dass von Ormuz im Persischen Golf „Zucker und Perlen“ angelandet werden.
Von Goa aus nahm Carletti 1601 ein portugiesisches Schiff, dass nach Lissabon fuhr. Er hatte einigen Reichtum angesammelt und drei Diener bei sich – einen Japaner, einen Koreaner und einen Mozambiquaner. Langsam kamen sie in Meere, auf denen „die Holländer eine ständige Gefahr bilden.“ Hinter dem Kap der Guten Hoffnung (an der Südspitze Afrikas) nahm der Kapitän Kurs auf St.Helena, obgleich alle „Fahrgäste“ ihn baten, diese Insel zu meiden. Kurz vor dem Hafen wurde ihr Schiff von holländischen Schiffen enterreif geschossen, wobei etliche Seeleute umkamen. Die Überlebenden mußten den Holländern „ein gut Teil der Diamanten und Perlen“ ausliefern. Dann wurden sie einige Wochen lang bei schlechter Verpflegung festgesetzt: „Was uns am meisten verdroß, war, dass wir wußten, dass sogar unsere Sklaven, die von den Holländern freigelassen worden waren, von den guten Speisen zu essen bekamen, während wir durch die Entbehrungen in den Tod getrieben wurden.“
Die Holländern brachten sie statt nach Lissabon auf die Insel Fernando de Noronha, 300 Meilen vor Brasilien. Dort wurden die Portugiesen „fast nackend ausgeschifft. Man untersuchte genau, ob sie irgendwelche Edelsteine bei sich hatten. Viele verschluckten diese, besonders Perlen, sowie einige Diamanten und Rubine.“ Carletti blieb an Bord, obwohl die Portugiesen ihn warnten: „Die Holläner werden Sie unterwegs ins Meer werfen.“ Er antwortete ihnen: „Gottes Wille möge geschehen. Wo die Ware hingeht, da will auch ich hingehen, komme, was da wolle.“. Im Sommer 1602 kam er in Middelburg (Holland) an. Nahezu mittellos. Seine Diamanten hatte er zuvor bereits aus Angst dem holländischen Kapitän ausgehändigt gehabt, inzwischen war er auch „eine ganz ansehnliche Menge besonders schöner Perlen“ los, es war ihm unmöglich gewesen, „mehr als fünf davon zu verschlucken“.
In Middelburg versuchte er ein Jahr auf juristischem Wege und mit Hilfe seines Florentiner Fürsten seine Waren wieder zu bekommen – vergeblich. „So endeten alle meine Ansprüche mit meinem Ruin…Niemand, der es nicht selbst erlebt hat, kann ermessen, wieviel Schmerz es bereitet, wenn man sich all seiner Habseligkeiten beraubt sieht, ohne dass man irgend etwas getan hätte, womit man das verdient hat.“ Die protestantischen Holländer hätten jedenfalls gezeigt, „dass sie mehr auf Raub aus sind als auf kaufmännisch korrekte Verhandlungen.“ Dabei „ist der Krieg nicht Sache der Kaufleute, die in die Welt hinausziehen, um neue Handelsverbindungen anzuknüpfen.“ Carletti faßte schließlich den Entschluß, von Middelburg über England nach Spanien zu fahren, um sich erneut im Überseehandel zu versuchen, aber dann erreichte ihn ein Geschäftsangebot des Fürsten aus Florenz, wo er im Sommer 1606 eintraf.
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Ariane Siebert vor ihrem Dorf und in der näheren Umgebung.
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Zu den ersten mit Taucherausrüstungen und Unterwasserkameras experimentierenden Meeresforscher gehörte Louis Marie-Auguste Boutan, Als Student “sprang er in der Torresstrasse (zwischen Neuguinea und Australien) mit einheimischen Perlentauchern ins Wasser und sah zum ersten Mal die Vielfalt der tropischen Meere,” wie sein Biograph Trevor Norton schreibt. Vor allem wurde Boutans Interesse für Perlmuscheln dabei geweckt. Er experimentierte mit Ohrmuscheln – Seeohren genannt. Deren Schale ist mit einer dünnen Haut, einem Mantel, ausgekleidet. Ihm kam die Idee, dass dieser Mantel jedes Objekt, das ihn berührt, mit Perlmutt überzieht. Er bohrte ein winziges Loch in eine Seeohrschale, ohne den Mantel zu verletzen und platzierte ein Muschelstück zwischen Schale und Mantel. Innerhalb weniger Monate wurde aus diesem “Samenkorn” eine leichte Wölbung aus Perlmutt. Boutan schloß daraus, dass jede Muschel, die ein solches, Perlmutt absonderndes Gewebe besaß, Perlen produzieren könne. Ausgehend von dieser Überlegung ließ sich eine Zuchtperlen-Farm einrichten. Davon versuchte er u.a. den Generalgouverneur von Indochina zu überzeugen, aber nichts geschah. Ab 1898 veröffentlichte er mehrere Artikel über sein “Projekt”. Ein japanischer Nudelhersteller, der selbst versucht hatte, Perlen zu züchten, war der einzige, der den Wert von Boutans Überlegungen erkannte. 1920 kamen dessen Zuchtperlen auf den Markt, man konnte sie nicht von “echten” unterscheiden. Das Perlenkartell war entsetzt, es behauptete, der Markt würde mit “nachgemachten” Perlen überschwemmt. Man verhaftete den Perlen-Importeur und stellte ihn vor Gericht, Boutan wurde als Zeuge geladen. „Die Zuchtperle, erklärte er, sei genauso natürlich wie die ‚wild‘ gewachsene, die Auster kümmere es wenig, ob der Fremdkörper auf natürliche Weise oder durch Menschenhand in sie hinein gelange. Das Gerichtsverfahren machte Boutan berühmt, bereitete aber der Pariser Vorliebe für Perlen ein Ende,” schreibt Trevor Norton. 1924 wurde Boutan in Algerien Direktor einer Forschungsstation für Fischzucht und Fischereiwesen. Dort entwickelte er Verfahren zur Zucht von Austern, Eßmuscheln und Garnelen sowie Methoden, wie diese lebend nach Frankreich gebracht werden konnten.
Dass man die echten nicht von den künstlichen Perlen unterscheiden konnte, führte dazu, dass die einen wie die anderen ihren „Wert“ als Schmuck einbüßten. Die Pfandleiher nehmen sie aber heute noch an, wobei der „pfandleihhaus-ratgeber.de“ einschränkt: „echte Perlen“.
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Ariane Siebert mit ihrem Schwiegervater, der sich auch mit einem Teil seines Gesparten an ihrer Aquafarm „Perfect Pearls“ beteiligen will.
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Ein stetig steigendes Vermögen kostet dagegen das Bild einer nackten Perlentaucherin von Katsushika Hokusai. Der Soziologe Roger Caillois erwähnt es in seinem Buch „Der Krake“ (1986): „Der Krake, dieses Hirntier, um nicht zu sagen, dieser Intellektuelle, beobachtet immerzu, während er agiert. Diese Besonderheit, die offenbar sein innerstes Wesen zum Ausdruck bringt, läßt sich sogar bei Hokusais wollüstigen Kraken feststellen: Er beugt sich über den Körper der nackten Perlentaucherin, die er in Ekstase versetzt, und läßt sie nicht aus den Augen, als verschaffe es ihm zusätzlichen Genuß, ihre Lust zu beobachten.“ Das Bild gehört zu Hokusais anonym erschienenen erotischen Album und hat den Titel „Perlentaucherin mit zwei Tintenfischen“. In Japan gelten die Kraken nicht wie bei uns als besonders fremdartig und bedrohlich, sondern als geselligkeitsliebend und sinnenfreudig.
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Der Lacanist Rolf Nemitz schreibt: „Hokusais Perlentaucherin ist ein Gegenstück zu El Grecos Der Tod Laokoons und seiner Söhne. Beide Bilder stellen eine knotenartige Verschlingung dar. Weitere Gemeinsamkeiten: der Moment der Ekstase, die eingefrorene Bewegung, die nackte liegende Figur mit gespreizten Beinen in der Bildmitte, die Zentralstellung der Augen (Laokoons Augen / die Augen der großen Krake), zwei Schlangen / zwei Kraken, die Einbettung der Szene in eine Landschaft, der Bezug auf eine Erzählung.“
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Über die japanischen Perlentaucherinnen, Ama genannt, gibt es nicht nur viele Youtube-Clips, sondern auch jede Menge ernsthafte Berichte. Erwähnt sei hier nur ein längerer Artikel der Wiener Japanologin Ruth Linhart: „Die Ama von Katada“ (http://ruthlinhart.com/japan_23.htm). Dazu schreibt die Autorin:
„Im ersten Teil gebe ich Interviews mit drei Taucherinnen wieder. Sie sollen Lebensläufe von Ama und Arbeitsbedingungen des Ama-Berufes authentisch veranschaulichen. Sodann werden die drei persönlichen Schicksale in einem deskriptiven Teil in den breiteren Rahmen der Dorfstruktur von Katada und der Ama-Gemeinschaft eingebettet. Schließlich folgt die Fragestellung: Entspricht das Bild der Ama, wie es durch Tourismus, bildliche und schriftliche Darstellungen gefiltert wird, der Wirklichkeit?
Ist „die Ama“ jenes Fischermädchen, jene schöne Nixe, die Fosco Maraini (1963) vor 20 Jahren auf der Insel Hekurajima filmte? Ist sie wirklich eine „Amazone“, wie die Taucherinnen von Braw und Gunnarson (1982) genannt werden? Genießen die Taucherinnen von Katada tatsächlich Verfügungsgewalt über die Produktion, wie es lwata Junichi (1971) wohlmeinend behauptet? Paßt die wahre Existenz der Ama mit der Klischeevorstellung von kakâdenka – Frauenherrschaft zusammen, die ihre Erwähnung immer wieder heraufbeschwört?
Nach Wochen Beobachtung aus nächster Nähe – ich wohnte in einer von einer Ama geführten Privatpension an einem der Tauch-Strände von Katada -, nach Gesprächen und Interviews [1978 und 1983], scheint es jedenfalls klar, daß die Ama und ihr Leben sich von romantisierenden Vorstellungen, wie sie bei japanischen Stadtbewohnern und im Westen verankert sind, unterscheiden, daß aber die Stellung der Ama im Dorf und in der Familie nicht in dem Maß von jener der städtischen Japanerin differiert, wie es die allgemeine Vorstellung erwartet. Herrschaft impliziert nämlich Entscheidungsgewalt und Machtausübung. Herrschaft ist ‚institutionalisierte Machtausübung, die zur Differenzierung einer Gesellschaft in Herrschende und Beherrschte führt‘ (König 1962). Die Attribute dieser Macht sind Überlegenheit und Einfluß, Führung und Gehorsam, Überordnung und Unterordnung, Prestige und Autorität. Die im folgenden geschilderten Tatsachen von Katada zeigen, warum die Taucherinnen in diese Definition nicht hineinpassen, Herrschaft scheint in Katada noch immer oder auch wieder Herr-schaft zu sein.“
2002 erschien in Tokyo ein Photoband über die Ama-San von Yoshiyuki Iwase: „Bildnisse von Taucherinnen in Onjuku, Präfektur Chiba 1931-1964“
2011 veröffentlichte die Photographin Ninay Poppe ebenfalls einen Photoband über die „Ama“. Ein Rezensent schrieb: „Ihre Bilder erzählen die Geschichte von japanischen Perlentaucherinnen. Diese Frauen verdienen ihr Geld damit, dass sie nach Seeohren tauchen, schleimige Seeschnecken, in denen sich Perlen bilden. Das Tauchen danach ist eine japanische Tradition und schon über zwei Jahrtausende alt. Auch heute noch tauchen die Ama auf die alte Art und Weise: Ohne Ausrüstung verlassen sie sich nur auf die Kraft ihrer Lungen. Die Japaner halten daran fest, dass die Mehrheit der Ama weiblich sein sollten, weil ihre Körper sich von den männlichen unterscheiden: Das Fett an einem Frauenkörper ist anders verteilt als bei bei einem Mann, was sie im kalten Wasser länger warm hält. Doch mittlerweile ist diese Praxis fast ausgestorben, denn die meisten dieser Frauen sind um die 60 Jahre alt, einige sogar über 80.“ Die Ama tauchen an einem Seil runter – bis zu 60 mal in der Stunde.
Ähnlich die südkoreanischen „Haenyeo“ auf der Insel Jeju-do, die allerdings nicht primär hinter Perlen her sind als vielmehr nach schmackhaften Meeresfrüchten. Man nennt sie auch in Korea „Meerfrauen“. Ihre Ausrüstung besteht seit den Siebzigerjahren aus einer Taucherbrille, Schwimmflossen, einem Neoprenanzug, einem Bleigurt, einer Harke zum Lösen der Meerestiere von Felsen, einem Netz zum Einsammeln des Fangs und einem Seil mit Boje, um ihren Standort zu markieren. Sie tauchen bis zu 20 Meter tief und können bis zu drei Minuten unter Wasser bleiben. Zwischendurch wärmen sie sich an Feuern, die sie in windgeschützten Höhlen am Meer entzünden und essen Muscheln. „Meist hört man die Haenyeo schon, bevor man sie sieht. Denn beim Auftauchen stoßen sie den Sumbisori aus, einen lauten Pfeifton, der durch das Auspusten der Luft verursacht wird,“ heißt es in einer Reportage der „Welt“.
Sie haben laut Wikipedia ein erweitertes Lungenvolumen und wie Wedellrobben nutzen sie die Milz als Sauerstoffreservoir. Beim Tauchen zieht sich das Organ zusammen, wodurch sauerstoffreiche rote Blutkörperchen in den Kreislauf gelangen und so einen längeren Tauchgang ermöglichen. Es gibt heute laut Auskunft ihrer Genossenschaft noch etwa 5000 Taucherinnen, ihr Altersdurchschnitt liegt bei weit über 50. Auch bei ihnen werden die Fangquoten wie in Japan inzwischen streng kontrolliert. Sie sammeln neben Muscheln, Schnecken, Seegurken und Seeigel auch noch Algen, die sie trocknen und verkaufen. Ihre Insel gilt als matriachalisch organisiert.
Auch über die koreanischen Muscheltaucherinnen – Haenyeos – gibt es eine Vielzahl von wissenschaftlichen und journalistischen Veröffentlichungen – die meisten auf Koreanisch. Auf Youtube findet man aber fast 2000 Clips unter dem Stichwort „Haenyeo“, u.a. eine schöne vierteilige Über- und Unterwasser-Dokumentation von Melissa Struben: „Haenjeo – Koreas Meerjungfrauen“.
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Ariane Siebert beim Einkaufsbummel in der Kreisstadt.
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„Diese Wollhandschuhe habe ich schon lange gesucht,“ sagt sie.
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Nach dem Einkaufsbummel ist vor dem Einkaufsbummel.
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Zurück auf dem Weg zur Pension der Schwiegermutter.
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2003 fuhren Sabina und Stefan Jäger aus Basel mit ihrer Yacht „Samira“ durch die Südsee. In ihrem Logbuch heißt es, dass sie am 31. August bei Penrhyn, einer grossen Lagune in den nördlichen Cook Inseln, vor Anker gingen. Schon bald besucht uns Mama Pi mit ihrem alten Vater. Wir tauschen Nähnadeln und ein Parfüm gegen zwei nicht sehr perfekte schwarze Perlen ein. Etwas später bringen die beiden uns noch Fische und eine schöne Papaya. Wir wollen eben mit unserer Siesta beginnen, da kommen Herr und Frau Solo mit ihrem Sohn Waland zu Besuch. Nach und nach stellt sich heraus, dass sie gerne einige Sachen gegen kleine Naturperlen, sogenannte Pipiperlen, tauschen möchten. Fischhaken, Angelleine, 6mm Kette, Sackmesser, Parfüm, Nähnadeln, Segeltuch, Leinen und Nähmaschinennadeln sind gefragt. Am Ende tauschen wir sieben kleine Perlen und ein aus Palmbast geflochtener Fächer gegen ein Stück Kette, ein Sackmesser und einige Angelhaken. Unsere Gäste lassen aber auch ein grosses Brot, vier Papayas, sechs Fische und einige Perlmuttermuscheln da!
Am 6.8. hielten sie in ihrem Logbuch fest: Gegen 17 Uhr kommt Papa Tipani, über 70 Jahre alt, vom Muschelsammeln zurück und hält, wie versprochen, bei uns an. Auch er und sein Boy kommen an Bord und er schenkt uns eine Pfanne voller Perlaustern. Er zeigt mir, wie man sie öffnet und ich öffne die erste unter seiner Anleitung. Kaum klappe ich die Muschelhälften auseinander, glitzert mit eine Perle entgegen. Sie ist zwar winzig wie ein Stecknadelkopf, aber eine echte Naturperle! Ich frage Papa Tipani, ob wir ihn einmal beim Perlentauchen begleiten dürfen. Er lächelt nur…
Nach dem Morgenessen öffne ich ohne viel Hoffnung auf Erfolg meine restlichen Perlaustern. Papa Tipani hat in 6 Monaten Tauchen vielleicht 30 kleine und winzige Perlen gefunden, etwa 3 oder 4 davon ¾ Karat gross, keine grösser. Aus der drittletzten Auster kullert mir eine Perle entgegen, nahezu perfekt und etwa 1 ½ Karat gross!
Wir zeigen zuerst Papa Tipani die Perle und er strahlt über das ganze Gesicht. Immer wieder wiederholt er: „You are a lucky guy!“ Und er betont, dass das unsere Perle sei. Kein Anflug von Reue oder Enttäuschung ist in seinem Gesicht zu sehen.
Auf seiner Rückkehr vom Perlentauchen kommt Papa Tipani wieder vorbei und bringt uns einen Sack Perlaustern. Er wünscht mir viel Glück beim Öffnen, aber wir scheinen unser Glück aufgebraucht zu haben. Dann erklärt er uns, dass er eben um Erlaubnis gefragt habe, uns zum Perlentauchen mit zu nehmen. Alle anwesenden, besonders ein scheinbar wichtiger Chef des Dorfes sind einverstanden. Ich dürfe das auch fotografieren, das sei gut, um den Tourismus zu fördern. Bis jetzt gibt es aber noch kein Hotel auf der Insel und nur ganz wenige Segelboote besuchen die Lagune.
Gegen 11 Uhr kommt Papa Tipani mit seinem Grossenkel Turua und seinem Urgrossenkel Small bei uns vorbei. Strahlend erklärt er mir, dass er für uns die Erlaubnis erwirkt hat einen Sack voller Perlaustern zu sammeln. Der alte 25PS Johnson schiebt das Aluboot schnell über die Lagune und schon bald ankern wir über einem Korallenflecken. Wir bereiten unsere Flossen und Taucherbrillen vor. Damit die Brillen nicht anlaufen, werden sie mit einigen noch feuchten Kokosfasern aus dem grünen Mantel der Trinknüsse abgerieben. Dann sagt Papa Tipani: „Lasst uns beten bevor wir tauchen.“ Er spricht dann ein kurzes Gebet in Maorisprache.
Im bauchnabeltiefen Wasser, mitten in der grossen Lagune stehend, beginnen wir mit unseren alten Reissäcken zu sammeln. Wir finden Stellen, an denen liegen hunderte von Pipishells, wie die Einheimischen zu den Perlaustern sagen. Dann vergessen wir das Sammeln, wenn wir an der Riffkante nach unten schauen und all die bunten Fische und die Riesenmuscheln mit ihren farbig leuchtenden Lippen sehen. Wieder packt uns die Sammelwut und wir müssen unsere immer schwerer werdenden Säcke oft abstellen. Bevor wir den Platz hier leergesammelt haben, verholen wir zu einem anderen grossen Korallenflecken. Diese Flecken haben etwa die Grösse eines halben Fussballfeldes und erheben sich steil aus etwa 30m Tiefe.
Zurück im Dorf setzen wir uns unter den Baum bei Papa Tipanis Haus und er schüttet die Muscheln auf den niedrigen Tisch. Bald sitzen 8 Personen rings um den Baum und alle arbeiten schwatzend an unseren Muscheln. Jeder freut sich, wenn wieder eine winzige Perle gefunden wird. Am Ende, die Sonne ist eben untergegangen, haben wir etwa 20, meist Stecknadelkopf grosse Perlen gefunden. Müde und glücklich betrachten wir zurück an Bord unsere Schätze mit der Lupe.
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1997 veröffentlichte der „Mare“-Redakteur Ulrich Kulke einen Bericht über das Perlentauchen auf dem Atoll Penrhyn: Mapuhi, der Perlentaucher, hat genaue Vorstellungen, was man ihm für sein taubeneigroßes Glanzstück bieten muss. „Ich will ein Haus haben“. So lautet Mapuhis Forderung an den Händler Raoul, dessen Schoner in der Lagune der Perlentaucher vor Anker liegt. „Und du“, fügt Mapuhi noch keck hinzu, „musst das Haus auf meiner Insel bauen.“ Perlen haben ihren Wert. Mapuhi und Raoul sind zwei Figuren aus Jack Londons Südsee-Erzählung „Die Perle“. Doch das Haus steht wirklich. Und: „Es wurde mit einer Perle bezahlt. Uiui Tini Ford, der Mann, der mit seiner Familie darin wohnt, hat sie 1991 aus der Tiefe der Lagune seines Heimatatolls Penrhyn geholt. Regelmäßig rund war die Perle, hell leuchtend, aber mit einem geheimnisvollen grauschwarzen Glanz. Hergestellt und verpackt von einer Muschel Pinctada margaritifera, der Mother of Pearl. Zwar nicht „taubeneigroß“ wie Mapuhis Perle, aber für ein Haus reicht ein solches Prachtstück noch allemal. „Und noch für einiges mehr“, erinnert sich der Perlentaucher ohne falsche Bescheidenheit an seinen großen Fund vor sechs Jahren, für den er 35 Meter tief tauchen musste.
„Ohne Gerät, versteht sich. Sauerstoffflaschen sind tabu. Ansonsten wären wohl auch alle Mother of Pearls heute abgegrast. Uiui hat gerade Feierabend, wie alle anderen, die auf Tauchgang waren, es ist nachmittags um fünf. Keine Perle hat er heute gefunden. Aber Uiui ist dennoch aufgeräumt, bietet Instantkaffee und Schokoladenplätzchen an auf der überdachten Terrasse seines grünen Bungalows. Uiui ist 42 Jahre alt, im besten Taucheralter, der versierteste seiner Branche auf Penrhyn und vieles mehr, seine Statur eines Neptuns würdig. Doch eines ist Uiui gewiss nicht: Jener Archetypus göttergleicher, von Muskeln und Askese strotzender Jungmannen, wie sie zum Beispiel Friedrich Murnau in seinem Filmklassiker ‚Tabu‘ über die Perlentaucher der Südsee porträtierte. Doch Murnaus Verklärungen sind kein Einzelfall. Perlentaucher mit ihren Funden sind die Spezies, aus der Südseelegenden gestrickt, Exotismen produziert werden. Selbst das Fachbuch „Book of Pearls“, um die Jahrhundertwende erschienen, aber auch heute noch Standardwerk, schreibt von Perlen, groß wie Billardkugeln, die die Königin Pomare von Tahiti einst besessen haben soll. Und ob Jack London je eine ‚taubeneigroße‘ Perle gesehen hat, mag auch dahingestellt bleiben…“
So war sie schnell besungen, die Klasse des Perlentaucherproletariats: „Wenn sie den Wellen müde entsteigen, hält eine Perle die Hand; wenn auch ihr Leuchten nicht ihnen gehört, sie tragen sie stolz an Land“, hieß es in der auch im Westen populären Rockballade „Perlentaucher“ aus der DDR. „Uiui aber, den Perlentaucher von Penrhyn, gibt es. Allerdings auch nur, weil er vor Jahren einmal großes Glück und im entscheidenden Moment, mitten in der Lagune, einen Fisch zur Hand hatte. Mit diesem – bei der Arbeit nebenbei gerade frisch fürs Abendessen harpuniert – konnte er einem Hai das Maul stopfen, der es schon für den dicken Uiui aufgerissen hatte. Uiuis Abendessen war weg, geblieben ist eine kleine Narbe am Daumen, die er nun bei Kaffee und Plätzchen vorzeigen kann.“
Der Mare-Redakteur Kulke ist mit dem Perlentaucher dann auch aufs Meer gefahren: „Uiui hat seine spezielle Technik, er hyperventiliert per Lungenzug: Das Amen des Gebets ist noch nicht verklungen, da nestelt der Mustertaucher schon am hellgrünen Tabaketui, um sich eine Zigarette zu drehen und anzuzünden. Ohne dass sie auch nur von einem Tropfen Wasser benetzt wird, gleitet er mit einer Rolle rückwärts elegant in die Lagune. Uiui, der Perlentaucher und Kettenraucher, saugt sich, Sekunden vor dem Tauchgang, noch mit Nikotin voll. Inzwischen sind eine Handvoll weiterer Taucher eingetroffen und ringsum bei der Arbeit. Alle wollen mit Uiui tauchen. „Ich sammele die Jungs immer um mich, irgendwie habe ich die Verantwortung für sie, dass nichts passiert“, sagt er. Sanfte Zwischentöne, die zeigen, dass hinter der Routine und Ruhe der Taucher keine völlig angstfreie Atmosphäre herrscht im Reich der Tiefe und der Haie. Gelbe Auftriebskörper und Holzbalken zeigen an, wo einer abgetaucht ist. An dem Rundholz hängen die Netze für die Muscheln und das Seil mit dem Siebenkilogrammgewicht, das beim Gang in die Tiefe hilft. Ungefähr 30 Meter ist es lang.“
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Hier in dieser Kurve ist ihr die Geschäftsidee gekommen. Später hat sie alles genau durchdacht und durchgerechnet. „Mit der heutigen modernen Aquatechnik ist das Perlmuschelzüchten auch in unserem Klima möglich.“
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2012 machte sich der Journalist Kennedy Warne für das Magazin „National Geographic“ auf zu den Perlentauchern im Persischen Golf. Über die Musandam-Halbinsel im Oman, wo der Autor sich aufhielt, und seit je großer Reichtum herrscht, schrieb einst der ägyptische Dichter Mohammed Hafiz: „Ich bin das Meer. In meinen Tiefen ruhen alle Schätze“. Besonders die Austern, fügte Warne hinzu, um sodann enttäuscht festzustellen: „Heute findet man hier nur noch wenige Perlentaucher, die wie in früheren Zeiten den größten aller Schätze bergen. Vierzig, fünfzig, hundert Mal am Tag tauchten sie bis zu 20 Meter zum Meeresboden hinab. Ohne Taucherbrille und oft nur durch einen dünnen Anzug vor den Quallen geschützt. Gegen andere Gefahren gab es kein Mittel: Viele Männer starben durch den Stich eines Rochen, durch das Gift des Steinfischs, durch einen Haiangriff. Ihre Trommelfelle platzten, und nicht wenige erblindeten als Folge des ständigen Kontakts mit dem Salzwasser.“
Ähnliches berichtete bereits Jacques Cousteau, der 1954 mit seinem Forschungsschiff „Calypso“ im Persischen Golf unterwegs war. An Bord befand sich der Regisseur Louis Malle, der dort die letzten Perlenfischer auf ihrem Boot filmen wollte: “Die Taucher waren ältere, zerlumpt aussehende Männer. An den Perlengründen setzten sie Nasenklemmen auf, die aus einer Haifischwirbelsäule gemacht worden waren,” schreibt Cousteau in seinem Buch “Das lebende Meer” (1963)
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Hier posiert Ariane vor dem Auto ihres Mannes, der als Pharmavertreter noch im Ruhrgebiet arbeitet, aber Ende des Jahres in den Südwesten Baden-Württembergs wechseln wird, um seiner Frau näher zu sein. „Wir ergänzen uns fachlich total,“ sagt sie.
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In der illustrierten Chronologie der Tauchgeschichte von Norbert Gierschner heißt es gleich zu Beginn: „Überreste an Siedlungsplätzen zeugen davon, dass die Menschen, hauptsächlich noch Jäger und Sammler, auch schon getaucht haben müssen. Denn aus der ausgehenden Mittel- und der frühen Jungsteinzeit finden sich neben Austern auch solche Muschelarten, die eigentlich nur von Tauchern geborgen worden sein können. Ist der Magen zufrieden, begehrt das Herz auch andere Dinge, etwa Schmuck und prächtige Kleiderfarben (Purpur von den Purpurschnecke aus Phönizien). Deshalb hob auch Plinius der Ältere (23 – 79 v. Chr.) warnend den Finger: „Nicht genug, dass wir uns in Gefahr begeben, um die Nahrung zu beschaffen, wir tun es auch um der Kleidung willen; und die größte Freude haben wir daran, unsere Körper mit Schmuck bedeckt zu sehen, der unter Lebensgefahr beschafft wird.“ In erster Linie hat er dabei wohl an die Perlenfischerei gedacht; denn diese lässt sich über mehrere Jahrtausende zurückverfolgen: in Mesopotamien (Bismaya) entstanden schon vor 5000 Jahren Perlmutt-Einlegearbeiten, und in jener Zeit lässt sich in China schon ein regelrechter Perlenhandel nachweisen.“
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Japanische Perlentaucherinnen. „So etwas wird es in meinem Betrieb nicht geben,“ meint Ariane Siebert und lacht.
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Was von dem einstigen Nimbus der Perlentaucher geblieben ist, fand ich kürzlich auf „wie-flirte-ich.com“ unter „flirttipps für männer“:
Zitat: „Wenn wir das Wort „Eroberung” definieren sollten, dann würden wir sagen, es handelt sich dabei um etwas, das man haben möchte. Man spürt eine Anziehung und versucht die Person für sich zu gewinnen und das so schnell wie möglich. Die Basis ist also, sie muss etwas an Dir interessant finden. Hier ein Beispiel: SIE: Was machst du so beruflich? ER: Ach, weißt du, ich bin Perlentaucher in der Karibik. Wenn du nett bist, nehme ich dich vielleicht mal auf einen Trip mit…
Vielleicht spürst Du es, ein Mann der so antwortet, wirkt viel attraktiver als mancher, der jede Frage beantwortet als wäre er in einem ehrlichen Interview. Eine Frau will immer einen Mann, den sie als anziehend empfindet. Werde also zu diesem Mann.“
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Kommentar von Michael Kellner:
„Fosco Maraini, Der frühe Tag – Asienfotos. Erschienen im Januar 1992 bei Rogner & Bernhard (damals noch exklusiv bei 2001) anlässlich des 80. Geb. von Maraini 1992. Beiträge u.a. von Giovanni Blumer, Donald L. Philippi, Helmut Salzinger und Thomas Kaiser. Letzterer war, soweit ich mich erinnere, auch er spiritus rector dieser Ausgabe. Das Buch ist antiquarisch immer mal wieder für überschaubar $$$ zu bekommen und unbedingt empfehlenswert. – Die Kopfüber-Taucherfotos waren Inspiration für die entsprechenden Arbeiten (Radierungen/Plastiken) der Hamburger Bildhauerin Ursula Querner (https://de.wikipedia.org/wiki/Ursula_Querner)“
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Kommentar von Sophia Seelig:
„Jetzt mag ich meine von der Oma geerbte Perlenkette gar nicht mehr tragen, sie soll aus der deutschen Südsee-Kolonie stammen. Oma hatte zeitweilig einen Verehrer, der Kolonialbeamter war, allerdings nicht vor Ort, sondern in der Berliner Kolonial-Hauptverwaltung oder wie die Behörde hieß…“
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Kommentar von Daniela Großkopf:
„Du hast das Onlinemagazin ‚Perlentaucher‘ gar nicht erwähnt, auf das man beim Googeln unter dem Stichwort als Erstes und Häufigstes stößt. Sind das auch solche ‚Männer‘ mit leeren Versprechungen: ‚Wenn du nett bist, nehme ich dich vielleicht mal auf einen Trip mit…‘? Ich bin übrigens wirklich mal auf so einen Tauch-Trip in die Karibik mitgenommen worden, allerdings nicht von einem Mann, sondern von einer Frau, einer Meeresbiologin. Und die tauchte auch nicht nach Perlen, sondern erforschte das Verhalten der Bewohner von Korallenriffen. Um mich vorzubereiten habe ich einige diesbezügliche Studien gelesen – und dabei festgestellt: Die sogenannten Meeresforscher (Männer) gehen eigentlich hauptsächlich unter Wasser, um dort Fische zu harpunieren, um Abenteuer mit Haien zu erleben, um geile Fotos zu machen und um ihre Tauchausrüstung zu testen und anschließend zu verbessern. Während die Meeresbiologinnen (Frauen) dort an den Riffen aufwändige Verhaltensforschung betreiben – die Tiere beobachten. Empfehlen kann ich dazu vor allem die Bücher und Aufsätze der Innsbrucker Professorin Ellen Thaler und die der amerikanischen Forscherin Julia Whitty. Von letzterer erschien auf Deutsch zuletzt im Mare-Verlag das Buch ‚Riff‘ und im Verlag Mariner Books ‚A Tortoise for the Queen of Tonga: Short Stories‘, von ersterer im Ulmer Verlag ‚Fische beobachten‘ und im Verlag Natur und Tier ihre Kolumnen aus der Aquarianer-Zeitschrift ‚Koralle: ‚Die Stunde des Chamäleons‘.“
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Kommentar von Hans-Jörg Ehring:
„Dem Kommentar von Daniela kann ich mich nur anschließen. Fast bin ich zu der Meinung gekommen: Die männlichen Biologen taugen nichts, sie können nur die Tiere abknallen, als Verhaltensforscher sind sie eine Katastrophe, weil es ihnen an Empathie und allen sonstigen sozialen Fähigkeiten gebricht. Ganz deutlich sieht man das bei den Affenforschern – beginnend mit den drei berühmten Nicht-Akademikerinnen Goodall, Fossey und Galdikas, die alle Akademiker alt aussehen ließen. Und das setzte sich fort z.B. mit den Pavianforscherinnen Shirley Strum und Barbara Smuts, die ebenfalls geduldig ausharrten in der Nähe ihrer Affengruppe bis sie von diesen einigermaßen akzeptiert wurden. Während der Pavianforscher Robert Sapolsky seine Studie völlig verlogen „Mein Leben als Pavian“ betitelte, obwohl er nur in der Nähe einer Pavianhorde hockte und darauf wartete, einzelne Männchen mit einem Gewehr zu betäuben, um ihnen Blut abzunehmen, das auf
Testosteron untersucht wurde. Diese Werte verglich er dann mit dem Rang des betreffenden Männchens. Er unternahm also eine völlig bescheuerte Neodarwinismus-Forschung, wie sie vor ihm schon zig Mal gemacht wurde. Und weswegen der Paläoanthropologe Louis Leakey, der zusammen mit seiner Frau in der kenianischen „Olduwaischlucht“ nach Knochen des „Frühmenschen“ bzw.„Urprimaten“ grub, es bereits in den Sechzigerjahren für sinnvoll gehalten hatte, die drei eben erwähnten Menschenaffen-Forscherinnen, die nicht aus dem Wissenschaftsbetrieb kamen, in den Urwald zu schicken: Er hielt nämlich die westliche Biologie (im Gegensatz zur japanischen) für patriarchalisch verblendet und gestand sowieso Frauen mehr Fähigkeiten zum Erfassen des Sozialen zu als Männern. Dass es bei den Meeresbiologen heute noch genauso idiotisch zugeht wie in der Primatenforschung vor Goodall, Fossey und Galdikas war mir allerdings neu. Ich hätte es mir aber denken können/sollen.“
Ich war letztes Jahr im Sommer 3 Monate und dieses Jahr 2 Monate in Südafrika zu besuch , bei der Familie meiner Schwägerin auf ihrer alten Farm gewesen . Schon auf dem Weg der ersten Reise hörten meine Schwägerin und ihre 2 Schwestern garnicht mehr auf , davon zu schwärmen wie Paradisisch und schön es noch in ihrer Jugendzeit der Apartheit bis 1994 in Südafrika gewesen ist , als sie sich noch täglich von Zahlreichen Negern die als Boys , auf und ab , rund um die Uhr , zur bedienung , als Rikshar-Boys , Schuhputzer auf denn Straßen , und im Hause ihrer Familie … immer “ Tag und Nacht “ bereit standen , von ihnen für jede kleine niedrige Tähtichkeit “ selbst mitten in der Nacht “ aus dem Schlaf gerissen wurden da immer einer der 3 Schwestern die im gleichen Zimmer schliefen wach wurde zb um ein Glas Wasser zu bringen , hatten sie n jedes ihrer 3 Einzelbetten einen kleinen persönlichen eigenen Negerboy am Fußende im Bett die zu ihren Füßen schlafen mussten . Später dann im Hause der Familie angekommen hielten sich einnige dieser alten Sitten noch heute hartnäckig fest an die guten alten Zeiten , so arbeiten hier auf der Farm der Schwiegereltern und dem Rest der Familie noch immer schwarze Neger wie damals für eine lächerliche bezahlung , dass Hausmädchen ist eine Negerin die mit sammt ihren 4 Negerkindern und Männlichem Bimbo hier lebt und im untergeschoss dess Hauses schläft , ihr Bimbogatte der hier für die groben Feldarbeiten und als Gartenboy auf der Farm zuständig ist mit seiner Negerfrau noch aus den guten alten Zeiten der Apartheit ein treuer Boy der weissen Missionare geblieben und wolle niemals was anderes als für den großen weissen Chef zu arbeiten , eben so die Hausnegerin die schon ihre Bimbokinder einweisend nach dieser Tradition erzieht . Ich staunte nicht schlecht als ich aus dem Taxi stieg und mich sofort 3 , 5-9 jahre alten Niggerkinder mit zu meinen Füßen nieder knieenden anbehtungsvollen Dienerposen mit gesenkten Köpfen die Füße zur begrüssung zu küssen versuchten und nicht aufhören wollten bis ich sie schliesslich mit schmutzigen Schuhsolen meiner Wildleder Stiefel im Safaristile besänftigen konnte nachdem ich jedem Negerlein einmal die Stiefelsole hoch und runter auf deren Gesichter abwischte wie auf einem Fußabstreifer , ob sie die Stiefel nun küssten oder gahr ableckten war mir nicht Klar dich jedenfalls hatte eines der Negerkinder sichtbar mein Schmutz und den Dreck einer gesammten Stiefelsole direkt auf um und besonders unter der dicklichen Negernase kleben . Ich habe hier feststellen müssen das die vielen aus heutiger Sicht Rassistischen gängigen Klischehaften Stereotypen vom Nigger-Boy als geborener Sklave der als Fußabtreter der weissen selbstverherrlichung dienen darf , und von Natur aus , allen Menschen weisser Hautfarbe mit unterwürfiger anhänglicher und Hündischer treue bekenntbar macht für diese weissen Massa in demuht zu leben , um diesem willenloses gehorchen und ehwige treue entgegen zu bringen wollen sich so manche Negerboys zu solch erniedrigerenden niederträchtigen handlungen selbst herabwürdigenden posen , minderwertiger als der Schmutz unter deren Fußnägeln und Zehen , sind die Neger mit vom und im schmutze und dreck erschaffen damit sie unter dem schmutz der Füße dess weissen getreten werden können in den Staub und sich nicht scheuen dessen dreck unter dem Fuße abzulecken oder unter deren und zwischen derer schmutziger Zehe sauber zu lutschen . Der lebende Fußabtreter wurde erschaffen damit der Mensch etwas zum treten hat , dieser Fußabstreifer hört auf den Namen “ Nigger “ als ich damals 1999 in den Usa Urlaub gemacht habe erzehlte mir eine ältere Indianerfrau aus einem ärmlichen Indianerresevart die Geschichte ihres Stammes der Navahoos . Als der weisse Mann in Afrika die schwarzen Negersklaven als Lastenträger unter Peitschen antrieb merkte der weisse sofort diese Nigger stehen weit unter dem Rothäutern doch erwiese sich als die geborene Sklaven … erblickt sie heute einen Nigger sehe sie keinen Menschen sondern einen Affen . Auch die Indianer hielten sich Negersklaven auch ihre Familie der Navahoo hielten sich die Niggersklaven nach dem sie die weissen Besitzer Skalpierten . Der Nigger sei dem rotem Massa treu wie auch dem weissen gelben oder braunen Mann oder Frau . Der Indianer muss sterben und der Nigger muss dienen hiess es … Bist du Indianer dann wirst du erschossen , oder du bist ein Nigger dann wirst du leben auf dem Boden und leckst mir jetzt die Füße sauber sagten die weissen . Doch auch wir überlebenden Navahoos sind noch am leben und die Niggers sind es noch unsere Füße sauber zu lecken … Sagte sie stolz .