vonHelmut Höge 17.10.2024

Hier spricht der Aushilfshausmeister!

Helmut Höge, taz-Kolumnist und Aushilfshausmeister, bloggt aus dem Biotop, dem die tägliche taz entspringt. Gonzo-Journalismus der feinen Art.

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„Alles Banane“ ist ein Kinderlied des Komponisten Manfred Kindel:

„Wenn am Morgen ein Nashorn kräht
und im Zimmer ein Nilpferd steht,
wenn ein Igel dich zärtlich küsst
und ein Seehund dein Müsli frisst:

Dann ist wieder mal alles Banane, dann ist wieder mal alles klar,
dann ist wieder mal alles Banane, dann ist wieder mal alles klar.“

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Eine Bananengeschichte von Jasmin Lindinger (Klasse 2.c) aus der Sicht einer Banane:

Ich wohne auf einer Bananenplantage in Südamerika. Da ist es sehr heiß. Mit 200 Bananenfreunden hänge ich dort auf einer Staude. Auf einmal kommen zwei Männer und schneiden mich vorsichtig mit einer Machete von der Staude. Ein Schiff bringt mich in ein anderes Land. Das war eine Schauklerei! Mir ist noch immer ganz schlecht. Mit einem Lastwagen fahre ich in die Reiferei. Dort muss ich vier bis acht Tage reifen. Dann komme ich schön gelb in ein Geschäft. Ich hoffe, mich kauft ein nettes Mädchen!“

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Aber wo kommen die Bananen her, d.h. zu uns hier? Auf „helles-koepfchen.de“ heißt es dazu: Als der makedonische König Alexander der Große mit seinem griechischen Heer seinen Feldzug durch Asien veranstaltete, kosteten er und seine Mitstreiter wahrscheinlich im Jahr 327 vor Christus zum ersten Mal eine Banane. In den folgenden Jahren erlangte die Frucht auch in Europa einen gewissen Bekanntheitsgrad – namentlich erwähnt wird sie zum Beispiel in den Texten der altgriechischen Schriftsteller Megasthenes und Theophrastos sowie in den Werken des römischen Autors Plinius des Älteren.

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Bananenbaum in den Tropen

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Bananenbaum im Südharz

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Das Wort Banane gelangte Wikipedia zufolge über das portugiesische banana ins Deutsche. Es stammt ursprünglich aus einer westafrikanischen Sprache, vermutlich aus dem Wolof.

Bananen, auch Paradiesfeigen genannt, sind eine Pflanzengattung in der Familie der Bananengewächse. Es gibt etwa 80 Arten. Einige Arten bilden essbare Früchte aus, von den die „Dessertbanane“ (Musa x paradisiaca) als Nahrungsmittel angebaut wird. Der Fruchtstand von Bananen wird als „Büschel“ bezeichnet.

Ein „Büschel“ kann aus 6 bis 19 sogenannten „Händen“ bestehen, welche die einzelnen Reihen eines Büschels umfassen. Die einzelnen Früchte, die botanisch zu den Beeren gehören, werden meist 20 bis 35 Zentimeter lang und auch als „Finger“ bezeichnet. Sie sind länglich geformt, meist gekrümmt.

Auf den Staudenblättern der Dessertbanane breitet sich der Pilz Black sigatoka aus, weshalb industriell betriebene Bananenplantagen einmal pro Woche mit Fungiziden besprüht werden.

Im Vergleich mit anderen Obstsorten enthalten die herkömmlichen Zuchtbananen viel Fruchtzucker, also viele Kohlenhydrate und deshalb viel Nahrungsenergie. Aus diesem Grund…,Wikipedia schreibt jedoch: Dennoch… sind Bananen neben den Äpfeln das beliebteste Obst der Deutschen. Eine Umfrage aus dem Jahr 2015 besagt, dass der Durchschnittsbürger in Deutschland pro Jahr ca. 12 Kilogramm Bananen verzehrt.

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Bananenpflücker

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In Manila gerieten wir an einem Nachmittag in einen Taifun. Wellblechdächer flogen durch die Luft und alle Bananenbäume, die von der Stadtverwaltung zur Verschönerung auf kleine Grünflächen gepflanzt worden waren, wurden umgeknickt, zerfleddert und in alle Winde versreut. Wir flüchteten uns in eine Karaoke-Bar. Als wir unseren Spaziergang am Abend fortsetzten, bot sich uns ein Bild der Verwüstung. Mir taten vor allem die frisch gepflanzten Bananenbäume leid.

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Bananenwaggon von Märklin

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Die Banane hat es in sich. Die „Kronen-Zeitung“ meldete: „Verdeckte Ermittler. Getarnt als Bananen stellten die Beamten in den vermeintlichen Obstkisten nicht weniger als 740 Kilo Kokain sicher.“ Die Polizisten konnten für ihren Einsatz zwischen vier verschiedenen Bananenkostümen wählen:

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Der gesamte polizeiliche Einsatztrupp entschied sich für die gelben Kostüme, obwohl der Einsatzleiter vergessen hatte, erst einmal zu recherchieren, in welchem Reifezustand sich die Bananen mit dem Kokain in der Lagerhalle gerade befanden. In den Hallen für Bananen im Bremer Überseehafen werden sie unreif eingelagert. Um sie alle auf einmal reifen zu lassen, wird in die Halle das Reifegas Ethylen in konzentrierter Form reingeblasen. Davor wird die geringe Menge Ethylen, die sich in der Hallenluft befindet, rausgefiltert, um die Lagerzeit für die Bananen zu verlängern.

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In Bremen gab es einen Ermittler, der die im Hafen angelandeten Bananen daraufhin untersuchte, ob sich in den Büscheln nicht eine große Spinne oder eine kleine Schlange verbarg, die womöglich giftig waren. Das kam gelegentlich vor. Die Tiere landeten dann meist im Aquarium des Bremer Überseemuseums in einem der Terrarien.

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Auf Twitter wird derzeit ein „Bananentrick“ diskutiert: Um an der Supermarktkasse genug Zeit zum Einpacken der Ware zu haben soll man die Bananen einzeln wiegen und die Barcodes genau in die Krümmungen kleben. Das bremst die Kassiererin ab.

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Im Bielefelder Sex-Shop von Klaus und Uschi wurden lange Zeit neben Dildos und DVDs auch Gurken, Zucchinis und Bananen verkauft. Das scheint nun den Gestalter für eine Buchwerbung inspiriert zu haben. In dem Sex-Shop wurde das Obst und Gemüse jedoch nach einiger Zeit wieder aus dem Angebot genommen, weil es, so das Besitzer-Ehepaar, schneller vergammelte als es gekauft wurde. Die Bananen-Pornos (ein eigenes Genre) ließen sie jedoch im Regal. Auf dem Berliner Pornfilm-Festival meinte einmal eine Schweizer Pornodarstellerin: „Mir sind ehrlich gesagt Bananen und sowas lieber als Männer. 

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„Ausgerechnet Bananen!“ ist der deutsche Titel des US-amerikanischen Foxtrottschlagers „Yes! We have noch Bananas“ mit der Melodie von Irving Cohn und dem Text von Fritz Löhner-Beda, der ihn 1923 schrieb. Die deutsche Ausgabe dieses Foxtrotts erschien zunächst als „Bananen-Shimmy“ beim Wiener Bohème-Verlag Berlin-Wien. (Wikipedia)

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Warum sind Bananen krumm? ist der Titel eines Kinderbuches. Der SWR hat die Frage so beantwortet:

Die Erklärung findet man schnell, wenn man Gelegenheit hat, Bananen beim Wachsen zuzusehen. Am Anfang, wenn die Bananen noch klein sind und zwischen den Blättern herauswachsen, wachsen sie nach unten. Wenn sie dann größer werden und die Blütenblätter abgefallen sind, wachsen sie zunehmend nach oben Richtung Licht. Das heißt, sie verändern die Richtung im Laufe des Wachstums; dadurch werden sie krumm.

Man kann das auch im Laden sehen: Es gibt ja inzwischen auch bei uns diese kleinen Baby-Bananen zu kaufen. Die haben nur wenig Krümmung. Sie werden so gezüchtet, dass sie klein bleiben und damit gar keine Gelegenheit haben, während des Wachstums „ihren Kurs zu ändern“.

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In den Siebzigerjahren besuchte ich den Ostberliner Tierpark, wo die Menschenaffenpflegerin mich mit hinter die Kulissen nahm. Durch die dort vergitterte Tür zum Schimpansenkäfig sah ich, wie eine Schulklasse das Affenhaus betrat. Ein älterer Schimpanse schälte gerade eine Banane. Die Kinder schauten ihm zu und auf die Banane. Das merkte der Schimpanse irgendwann und ging näher an die Glaswand heran. Die Kinder freuten sich. Aber als er plötzlich seine Banane an der Scheibe zerquetschte und diese langsam in das Sägemehl rutschte, fingen zwei Kinder an zu weinen. Der Lehrer verließ daraufhin mit der Klasse eilig das Affenhaus. Die Pflegerin erklärte mir später, dass die Südfruchtverschwendung der Tiere in den DDR-Zoos wirklich ein Problem sei.

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Man erinnert sich vielleicht noch an das viel zitierte Wende-Cover der Titanic: Es zeigt eine lächelnde junge Frau, die eine geschälte Gurke in der Hand hält. Dazu heißt es auf dem Cover:

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Jetzt hat die Berliner Kulturanthropologin Luise Meier in ihrem Roman „Hyphen“ (2024) das Bananenthema noch einmal aufgegriffen. Es geht in dem Buch um eine Neuorganisation des Sozialen und Ökonomischen nach dem Zusammenbruch der Energiesysteme in den Jahren 2025-2027. Der Kapitalismus wurde damit nicht durch den Klassenkampf „besiegt“, sondern quasi technisch weggewischt.

Eine der Protagonistinnen, Maja, empfand heimlich „eine große Genugtuung, als Bananen praktisch nirgendwo mehr in Deutschland aufzutreiben gewesen waren. Sie waren eben genau das Symbol dafür gewesen, dass im Kapitalismus die vermeintliche Freiheit der einen mit der Unterdrückung, Ausbeutung und massiven Zerstörung der Lebensräume der anderen untrennbar verkettet gewesen war.“

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Luise Meier. Vor ihrem Roman „Hyphen“ veröffentlichte sie eine theoretische Arbeit mit dem Titel „MRX-Maschine“

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Es gibt inzwischen mehrere Bücher über die blutige Geschichte der US-Bananenplantagen in Südamerika, neuerdings geht es den Autoren dabei jedoch vor allem um den ökokologischen Anbau von Bananen und um Fair-Trade.

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Arnold Schönberg beim Nachdenken über die Komposition einer Bananensymphonie. Er raucht dabei getrocknete Bananenschalen.

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„Maja hatte es nicht verwundert, „dass das alte Logo der United Fruit Company noch bis zur Umbenennung in Chiquita 1944 ein Gewehr geziert hatte und die Profite des neokolonialen Unternehmens in den Zweitausendern direkt in kolumbianische Todesschwadrone und Paramilitärs geflossen waren. Was man auch tat, wie man den Einkaufszettel auch drehte und wendete, es war ein Kolonialverbrechen, ein Sklavenhandel, ein Landraub gewesen.“

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Harry Belafonte singt seinen berühmten „Bananaboat-Song“.  In Deutschland hat der Komponist Rolf Zuckowski daraus ein Bananenbrot-Lied gemacht: „Theo, The-e-e-o/Komm und hilf mir in meiner Not!/The-, lieber The-, lieber The-/ Lieber The-, lieber The-e-e-o,/ Bitte mach mir ein Bananenbrot!“

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Für die hiesigen Konsumenten bedeutete dies laut Luise Meier: „Die Bananen hatten sich in den Supermärkten gestapelt wie Siegessäulen des Antikommunismus, Triumphbögen des Neokolonialismus – nicht die Bananenrepublik hatte die Banane in deiner Hand hervorgebracht, sondern die Banane in deiner Hand die Bananenrepublik. Die Gewalt jenseits des konsumierenden Bewußtseins hatte sich an der Harmlosigkeit des Produkts genährt, das sich als Frucht ausgegeben hatte.“

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Die eigentlichen Früchte wurden jedoch Luise Meier zufolge „auf amerikanische und Schweizer Konten gelagert, haltbar gemacht in der Abstraktion“. Es wurmte Maja ein bißchen, dass der Kapitalismus mit dem Stromnetz nun einfach in sich zusammengebrochen war und man sich nicht mehr „irgendwie an ihm rächen konnte“.

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Lange vor diesem Meierschen Systemzusammenbruch besuchte ich Israel und dort u.a. einen Kibbuz am See Genezareth. Im Speisesaal meinte eine Frau zu mir, die neben mir saß: „Wenn Du statt an unserem Bananenhain nicht zum Kibbuzhaupteingang links abgebogen sondern geradeaus gefahren wärst, wärst du nach 15 Kilometern zum Paradies gekommen. „Meinst Du das biblische Paradies?“ fragte ich sie ungläubig. Ja, das meinte sie. Erschüttert dämmerte es mir, dass selbst die Sozialisten in den Kibbuzen die Bibel inzwischen als Grundbuch (Kataster) lasen. Eine Studie bestätigte das kürzlich: Immer mehr Israelis werden gläubig.

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Das liegt aber wohl nicht an der paradiesischen Frucht Banane, die im Christentum eine eher spirituelle Symbolik hat: „Ihre schützende Schale steht für Gottes Liebe, ihr Wachstum in Büscheln symbolisiert die christliche Gemeinschaft und ihr Reifungsprozess spiegelt die geistliche Reife wider,“ heißt es auf „christianpure.com“

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So eine Banane wie die hier im Bild wurde eine Zeit lang in Berlin von außen an Kunstgalerien gesprayt. Die Galeristen fanden das anscheinend gut.

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Der letzte Schrei:

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