Bemerkenswert. Die Debatte rund um die Folgen der Einwanderung tobt in den Niederlanden schon seit Jahren, nun kommt eine Haager Regierung einmal mit einem deutlichen Statement. Einwanderungsminister Eberhard van der Laan stellte der Presse einen „Integrationsbrief“ vor, der an das Parlament gerichtet ist. Das Algemeen Dagblad titelt gleich mal auf der Titelseite: „Van der Laan: Wir waren zu soft zu den Neuankömmlingen“.
„Neuankömmlinge“? Ja, die Regierung bemüht sich auch um neue Worte. Bislang wurden Einwanderer und ihre Nachfahren „Allochtonen“ genannt, nun soll es bitteschön Neuankömmlinge oder neue Niederländer heissen, in den Talkshow wie gestern beim Pauw & Witteman wird schon fleissig geübt.
Wie man diese Bevölkerungsgruppe auch nennt – van der Laan will, dass sie sich nun deutlicher für die neue Heimat, also, die Niederlande, entscheidet. Ausgangspunkt soll werden, dass jeder Einwanderer die Sprache lernt. Ehrlich gesagt – das höre ich nun schon seit Jahren. Die Behörden bieten auch Sprachkurse an, in der einen Gemeinde in ausreichender Zahl, in der anderen vielleicht nicht. Aber bislang wurde ein Aspekt eher vernachlässigt: wie sehr bemüht sich der einzelne Einwanderer eigentlich, um die Sprache zu lernen? Wenn jemand keine Lust hatte, um die niederländische Sprache zu lernen, dann war es auch gut. Van der Laan: „Wir waren so einfältig nicht zu sehen, dass man für eine geglückte Integration auch Forderungen stellen muss.“
Die Einwanderer müssten die Einbürgerung als „ein Geschenk“ begreifen, dass sie von den Niederländern bekommen würden. Für die „alten Niederländer“ (wie sie gestern bei Pauw & Witteman genannt wurden )gelte, dass sie in der Vergangenheit „im Stich gelassen“ wurden. 41 Prozent der „alten Niederländer“ denken inzwischen, dass sich die westliche Lebensweise nicht mir der von Moslems vereinen lasse. Deshalb seien sie so sauer (und deshalb der Aufstieg Geert Wilders, meint das AD). Die Regierung müsse das Problem lösen, dann werde die Angelegenheit auch nicht eskalieren.
Zahlen (Quelle Tageszeitungen „Metro“, De Volkskrant)
– 55 Prozent der Einwanderer arbeiten (vor zehn Jahren waren es 44 Prozent)
– 60 Prozent der „alten Niederländer“ sind Hausbesitzer, nur 14 Prozent der Marokkaner, 26 Prozent der Türken, 31 Prozent der Surinamer und 20 Prozent der Antillianer
– 21 Prozent der Jugendlichen mit nicht-westlichem Hintergrund sind arbeitslos (andere Jugendliche: zehn Prozent)
– Seit dem Jahr 2000 stieg die Zahl der Stadtteile, in denen die Einwanderer die Mehrheit sind, von 29 auf 47
– 40 Prozent der Niederländer finden, dass moslemische Frauen mit Kopftuch sich nicht genügend an die Gesellschaft anpassen