Sonic Youth – The Eternal
Es sollte mir doch zu denken geben, dass ich gerade unglaublich vom Lärm genervt bin, den mein Nachbar unter mir mit einer Schleifmaschine auf seinem neuen Holzboden produziert und gleichzeitig in freudige Entzückung gerate, wenn Thurston Moore in meinen Lautsprecherboxen mit einem ähnlichen Werkzeug seine Gitarre bearbeitet. Beides ist Krach. Aber nur einmal entsteht daraus Schönes. Gut, ich weiß nicht, wie der neue Fußboden meines Nachbarn aussieht, aber die neue Sonic Youth-Platte ist ein Kunstwerk. Und zu Recht sehen sich Kim Gordon, Thurston Moore, Lee Ranaldo, Steve Shelley und neuerdings auch Ex-Pavement-Bassist Mark Ibold inzwischen längst in einem Kunstkontext (siehe auch: „Sonic Youth etc: Sensational Fix“ – eine von Sonic Youth kuratierte Kunstausstellung mit wegbegleitenden Künstlern. Oder: der Auftritt von Sonic Youth im Rahmen der Gerhard Richter-Ausstellung im Münchner Haus der Kunst).
Sonic Youth waren nie ganz einfach. Sie waren immer konzentriert und haben ihr Output streng optimiert. Trotzdem klingen sie auf „The Eternal“ so frisch und unbedarft wie seit Jahren nicht. Wie Pop eben zu sein hat. Jugendlich! Kim Gordon ist 56, ihr Mann Thurston wird im nächsten Monat 51.
Sie haben mit „The Eternal“ vielleicht ein zweites „Goo“ oder gar „Dirty“ aufgenommen und mit „Anti-Orgasm“ und „Thunderclap for Bobby Pyn“ sogar zwei potenzielle Indie-Disco-Tanzflächenfüller im Portfolio.
Nein, sie biedern sich hier nicht den jungen Seitenscheitelträgern in engen Hosen an. Sonic Youth haben Spaß. Das hört man schon beim ersten Hördurchgang. Sie haben so viel Spielfreude wie schon lange nicht mehr. Und wenn dafür die Experimentierfreude vielleicht nicht gesteigert werden konnte – was soll’s? „The Eternal“ klingt nach Unbekümmertheit. Und so bearbeiteten Sonic Youth im Studio ihre Instrumente mal wieder auf herkömmliche Weise und produzierten „Pop“, der sich zurecht so nennen darf, aber natürlich, und das sind Sonic Youth uns schuldig, nie und nimmer auf die Vorsilbe „Noise“ verzichtet.
Anhören!
* Anti-Orgasm
* Thunderclap for Bobby Pyn
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=8Gt265l6XYg[/youtube]
Im Netz:
* Indiepedia
* MySpace
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Amazing Baby – Rewild
Wenn bei Amazing Baby die MGMT-Referenzkarte gezogen wird, dann liegt das auch nah – Aussehen, Style, Herkunft, Universität, alles: Faust, Auge, passt. Auch musikalisch sind gewisse Parallelen zu entdecken, wenn wir uns darauf einigen über den Neo-Psychedelica-Ansatz von MGMT zu sprechen und die Kinder-Melodien-Stampfer aus deren Oeuvre beiseite zu lassen. Doch ein ebenso großer Einfluss dürfte der David Bowie der 70er und dessen Protegés Mott The Hoople auf die New Yorker Band gewesen sein, auch wenn man immer wieder verwirrenderweise Anklänge der späten Pulp („Roverfrenz“) und einmal gar bei „Dead Light“ von Blurs „Strange News From Another Star“ (oder eben doch „Space Oddity“…) ausmacht. Amazing Baby gelingt mit „Rewild“ ein gutes, wenn auch kein spektakuläres Album als Debüt, so dass wir doch noch ein bisschen weiter suchen müssen, um die neuen MGMT zu finden.
Anhören!
* Headdress
* Pump Yr Brakes
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=bculFLBoUGM[/youtube]
Amazing Baby im Popblog:
* I Predict A Riot 2009
Im Netz:
* MySpace