vonJakob Hein 01.07.2010

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Peter Trapp, nach eigenem Bekunden „Abgeordneter für Gatow, Kladow, Pichelsdorf und die südliche Wilhelmstadtund innenpolitischer Sprecher der Berliner CDU, hat in der Bild Intelligenztests für Einwanderer gefordert. Zunächst erinnert das an den Antarktis-Reisenden, der fordert, dass Schluss sein müsse mit den Reisen an den Südpol. Nach einigen vorsichtigen Unterstützungs-Stimmchen haben nun alle Parteien, sogar die Berliner CDU, die Forderungen von Trapp zurückgewiesen. Nicht einmal die NPD kommt als Abnehmer für diese Thesen in Frage, schließlich will sie überhaupt keine Einwanderung nach Deutschland, unabhängig von irgendwelchen Tests.
Doch nun kommt unerwarteter Zuspruch für den Spandauer Vorkämpfer aus der Spandauer Vorstadt:
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I
Der „Verein intelligenter Migrantinnen und Migranten“ wünscht sich die schnellstmögliche Umsetzung des Grundsatzes. Wenn nämlich der erste Einwanderer aufgrund seines Intelligenzquotienten formal eingebürgert ist, hat der Verein bereits eine Klage auf der Grundlage von Artikel 3, Absatz 1 und 3 des Grundgesetzes vorbereitet: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.“ „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ Insofern ist dann auch die flächendeckende Anwendung von Intelligenztests für nicht-eingewanderte Deutsche nur ein Gebot der Gleichheit.
Unklar ist noch, was dann mit den Deutschen zu tun ist, die nicht ausreichend intelligent für den Bürgerstatus sind. In der Diskussion ist, ihnen gestuft bürgerliche Rechte wie das aktive und passive Wahlrecht abzuerkennen, bis sich ihre Intelligenz gebessert hat. Allerdings regt sich dagegen gerade aus der Berliner CDU massiver Widerstand.
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II
Der „Dachverband Neuro- und Testpsychologie“ hat den Vorstoß von Peter Trapp ebenfalls enthusiastisch begrüßt. Es gibt nämlich derzeit viel zu wenige, man kann sagen: fast keine Intelligenztests, die für Menschen mit Migrationshintergrund anwendbar sind. Sollte sich die Forderung nach Intelligenztests für alle durchsetzen, wäre dazu die Entwicklung und Normierung von mindestens hundert neuen Tests für alle in Frage kommenden Kulturen notwendig. Der Dachverband der Testpsychologen erhofft sich entsprechend einen großen Aufschwung. Da jeder einzelne Test, um sinnvoll eingesetzt werden zu können, mit erheblichem Aufwand an mehreren hundert Personen überprüft werden muss, entspräche die Forderung des Spandauers gewissermaßen einem millionenschweren dritten Konjunkturpaket, exklusiv für Testpsychologen. Dies umso mehr, als die Tests später auch von einer Vielzahl von fachlich ausgebildeten Psychologinnen durchgeführt werden müssten.

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III
Der „Bund der Taugenichtse“ hat ebenfalls seine Zustimmung zu Trapps Forderungen bekundet. Der BdT, der sich als Interessenverband der Desinteressierten sieht, freut sich, dass mit Trapp ausnahmsweise einmal die Intelligenz unabhängig von „Spießerkriterien“ wie Berufsausbildung und fachliche Qualifikation gesehen wird. Wer intelligent sei, der habe einen herausragenden Platz in der Gesellschaft verdient, unabhängig davon, wie er seine Freizeit gestalte oder wie viel Freizeit er gestalte. „Es ist megamäßig Scheiße, immer nur auf Schule, Beruf, Studium und bla herumzureiten“, wird eine Art Sprecher des BdT zitiert. Die bedingungslose Unterstützung der Gesellschaft solle auch auf Menschen ausgedehnt werden, die cool, voll in Ordnung oder geil unterwegs seien sowie auf alle mit einer hammermäßigen Internet-Seite oder so.
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IV
Die „Interessengruppe hormonell Unterzuckerter“ unterstützt die Forderung des ehemaligen Vollblut-Polizisten ebenfalls. Aber neben Intelligenz müsse auch der „Attraktivitäts-Quotient“ vor allem bei Einwanderinnen eine Rolle spielen. Die Interessengruppe schlägt vor, dass ein niedrigerer Intelligenzquotient durch eine hohe Punktzahl im so genannten „Geil-Q“ als Einwanderungskriterium kompensiert werden kann.

V
Ebenfalls Dank kommt aus den juristischen Fakultäten und Fraktionen. Da das derzeitige, schon mehr als sechs Jahre alte Gesetz über den Aufenthalt von Ausländern im Bundesgebiet bisher nur 107 Paragraphen enthalte, müssten hier dringend zusätzliche Regelungen eingeführt werden, um die Rechtskomplexität zu erhalten. Heute sei das Ausländerrecht in Deutschland einfach zu simpel gestrickt, so dass die meisten Verfahren innerhalb einiger Tage abgewickelt würden.

VI
Einen freundlichen Gruß an den Gatower schickte außerdem der „Mensa Club international“, der Organisation von Menschen mit einem Intelligenzquotienten über 120. Der Club dankte Peter Trapp auch als Nicht-Mitglied herzlich für sein Engagement. Intelligente Nicht-Deutsche würden durch solche Initiativen eine sehr klare Orientierung darüber erhalten, ob es klug ist, die Einwanderung nach Deutschland anzustreben.

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