Motto
Wenig Zeit und viele Liebe!
Bis ich aus der Stube stiebe,
werd ich nicht mit Worten breit:
viele Liebe, wenig Zeit.
*
An den Rand gekritzelt:
Mehr Platz nicht, Zettel, giebste
für Botschaften an meine Liebste?
*
Puh, was hab ich miese Laune!
So schwarz war sie lange nicht.
Hör Weltuntergangsgeraune,
geh mit allem ins Gericht.
Hab den Morgen schlimm verbummelt,
ohne Einfall, ohne Lust,
hab mein Tagwerk hingeschummelt,
nicht gemacht, was ich gemusst.
Sollt ich keinen Weizen essen?
Fehlt mir Schlaf? Was ist der Grund?
Hat der Freund mich ganz vergessen?
Bin am Ende nicht gesund?
Nachher, wenn ich wiederkehre,
scheint alles schon in andrem Licht.
Und ich bitt dich, Liebste, schere
dich keinesfalls um dies Gedicht.
*
Heimlich, ohne zuvor Verse zu verfassen,
hat dein Lyriker das Haus verlassen.
Und entschuldigt sich: ein wichtiger Termin.
Schön. Doch dichterisch? Ists ein Ruin!
*
Das Grußgedicht
Der ist Dichter, der Papier
nimmt und drauf von gleich bis hier
irgendwas zusammenschreibt,
das dann ewig gültig bleibt.
Ich (bescheiden, sos behagt),
hab den kühnen Wurf vertagt.
Schreib was hin, es ist kaum klug,
hab vom Dichten dann genug:
Leb, mein Gruß, solang du willst!
Wenn du das Grußbedürfnis stillst
(wirst du auch danach zerknüllt),
hast du deinen Zweck erfüllt.
*
Mehr Jedicht
jippt et nicht!