[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=amd9P3pgktA[/youtube]Die Kuh muss niederländisches Staatssymbol werden, fordert Naturkundehistoriker Bert Theunissen in der Zeitung Trouw. Der jetzige Löwe im Staats-Wappen sei zahnlos und nichtssagend, bei ‚Kuh‘ denke jedoch jeder Mensch gleich an die Niederlande. Außerdem habe sie sich als Exportschlager von schwarz-bunt bis braun-weiß, von Australien bis Kanada, verdient gemacht. Meine Rede. Seit Jahren. Weg mit symbolischen Windmühlen, immer blühenden Tulpen und haschrauchenden Frau Antjes, her mit der Kuh als Wappentier: plüschig, photogen, postmodern.
Denn auch im niederländischen Kuhstall hat die Kuh längst den Sprung ins 21. Jahrhundert geschafft. Hing bis vor ein paar Jahren der Bauer noch selbst an des Rindes Zitzen, ersetzt ihn heute der Melkroboter, schnell, vollautomatisch und in der Kommunikation ganz auf die Zielgruppe zugeschnitten. Braucht der Roboter beispielsweise ein neues Euter zum Tanken, spricht er den Bauern in schlichten, klaren Worten an. Auf dem Display steht dann ‚Wacht op koe‘ (Warte auf Kuh). Doch auch diese simple digitale Anrede kann ein Bauerngemüt stressen.
Wie die Zeitung Tubantia berichtete, musste kürzlich ein Milchbauer in Beuningen in der Provinz Overijssel 61 seiner 67 Kühe zur Schlachtbank führen, weil er versehentlich Reinigungsmittel statt Eutermassagelotion (ja, auch Kühe brauchen Wellness!) in den Melkroboter gepumpt hatte – mit schlichtweg ätzendem Erfolg. Am nächsten Tag hatten die meisten Kühe höllische Brandwunden und da half nur noch ein viehisches Massaker. Der behandelnde Tierarzt gab dem Hersteller des Roboters die Schuld; schließlich sei das landesweit schon der fünfte Unfall dieser Art, weil dieser beide Flüssigkeiten in fast identischen Behältern liefere. Eine Zumutung für die niederländische Kuh – vom Bauern ganz zu Schweigen!
Die Einzige, die den wahren Symbolwert der Kuh schon immer zu würdigen wusste, ist hierzulande die Filmindustrie. Der niederländische Oscar heißt darum ‚Gouden kalf‘ (Goldenes Kalb) und wird dementsprechend in Form eines Rindviechs aus Edelmetall vergeben. Und um die Bauern kümmert sich seit Jahren die Wohltätigkeits-Sendung ‚Boer zoekt vrouw‘ (ein katholisch-sittenreiner Ableger der deutschen Schmuddelsoap ‚Bauer sucht Frau‘) – Na also, geht doch.