vonChristian Russau 25.04.2013

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Irgendwann ist immer das erste Mal. Diesmal hat es die Münchener Rück getroffen. Aktivistinnen und Aktivisten aus Brasilien und Deutschland haben vor und auf der Jahreshauptversammlung der Aktionäre der Munich Re, wie sie sich selbst nennt, gegen die Beteiligung der Münchener Rückan dem Staudamm Belo Monte protestiert.

Photo: Melanie Meyer

Mit Transparenten, Banner und Kampagnenflyern gegen die Beteiligung europäischer Konzerne am Bau des drittgrößten Staudammes der Welt im brasilianischen Amazonas-Gebiet protestierten die Demonstranten am Morgen vor dem Internationalen Congress Center München, – bevor sie sich dann in die Halle der Aktionärsversammlung begaben, um dort das ihnen durch den Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre übermittelte Stimm- und Rederecht wahrzunehmen. Der Vorstandsvorsitzende der Münchener Rück, Nikolaus von Bomhard, und die weiteren Vorstände mussten dann ebenso wie der Aufsichtsrat sich die Kritik der Aktivistinnen anhören.

Es redeten Barbara Happe von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald, Helena Palmquist, Pressereferentin der Bundesstaatsanwaltschaft in Pará, und Verena Glass von der Widerstandsbewegung Xingu Vivo para Sempre. Die Reden geben wir hier in voller Länge wieder:

 Rede Dr. Barbara Happe, urgewald e.V. auf der Jahreshauptversammlung der Aktionärinnen und Aktionäre der Münchener Rückversicherung (Munich Re) am 25. April 2013 in München

– ES GILT DAS GESPROCHENE WORT –

Sehr geehrte Damen und Herren von Vorstand und Aufsichtsrat der Munich Re, werte Aktionärinnen und Aktionäre,
meine Name ist Dr. Barbara Happe und ich arbeite seit knapp 15 Jahren als Finanzreferentin bei der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald.
Zugleich spreche ich hier heute als Vorstandsmitglied des Dachverbandes der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.
Ich möchte hier heute über das Thema ökologische und soziale Nachhaltigkeit bei der Münchener Rück sprechen. Seit gut einem Jahr sorgt die Absicherung des Belo-Monte Staudamms in Brasilien immer wieder für Negativschlagzeilen über die Münchener Rück. So wurden Sie z.B. 2012 aus dem Global Challenges Index entfernt, da Belo Monte gegen die Umwelt- und Sozialregeln dieses Index verstößt.
Im brasilianischen Amazonas wird aktuell das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt errichtet, Belo Monte. Mit verheerenden sozialen und ökologischen Folgen: bis zu 40.000 Menschen, u.a. auch indigenen Gemeinschaften, steht die Umsiedlung bevor und 400 km² Regenwald werden allein für das Staubecken vernichtet.
Der Dachverband hat zur heutigen Hauptversammlung zwei Vertreterinnen aus Brasilien eingeladen, die gleich noch sprechen und anschaulich zeigen werden, unter welchen Bedingungen dieser Staudamm gebaut wird und welche Konsequenzen das haben wird: Verena Glass als Vertreterin der wichtigsten lokalen Widerstandsbewegung und Helena Palmquist von der Bundesstaatsanwaltschaft in Pará, die die Gesetzesverstöße im Zusammenhang mit diesem Großprojekt thematisieren wird.
Fast scheint es, also ob alle Finanzinstitute einen besonders dramatischen Staudamm absichern oder finanzieren müssen – wir haben schon Kampagnen mit der HypoVereinsbank, der Deutschen Bank, der DekaBank und anderen zu Großstaudämmen in Brasilien, Indien, China oder der Türkei hinter uns – bevor sie auf die Idee kommen, sich prinzipiell Gedanken über die Absicherbarkeit und Finanzierbarkeit von Großstaudämmen zu machen.
Das ist in der Tat ein Skandal, v.a. für die betroffenen Bevölkerungen, die nicht angemessen entschädigt und deren Rechte nicht respektiert werden.
Die Münchener Rück präsentiert sich selbst als „Pionier bei der Analyse der Folgen des Klimawandels“. Dabei scheint ihr jedoch bisher entgangen zu sein, dass Wasserkraft nicht AUTOMATISCH  als grüne und saubere und v.a. auch sozialverträgliche Energie klassifiziert werden kann.
Als Reaktion auf die verheerenden sozialen und ökologischen Erfahrungen mit vielen Großstaudämmen hat die Weltbank vor 15 Jahren die sogenannte Weltstaudammkommission ins Leben gerufen, die sich aus Vertretern der wichtigsten Konfliktparteien zusammengesetzt hat. Diese Kommission hat dann Richtlinien erarbeitet, der seither als neuer Standard für Dammbauprojekte gilt. Zahlreiche Finanzinstitute wie u.a. die HypoVereinsbank oder die Commerzbank wenden diese Richtlinien für sich als Maßstab an.
Und daher frage ich Sie: welche Richtlinien gelten für die Munich Re im Bereich Staudämme? Wenden Sie die Richtlinien der Weltstaudammkommission an? Und wenn nein, warum nicht?
Beim Blick auf diese Richtlinien zeigt sich nämlich, dass die Absicherung des Belo Monte- Staudamms gegen diese Richtlinien gleich an mehreren Stellen verstößt: keine bzw. mangelhafte Konsultation der Projektbetroffenen und indigenen Gemeinschaften und somit das Fehlen der Einwilligung der Projektbetroffenen zu dem Damm, Probleme bei der Umsiedlung, Fehleinschätzungen der ökologischen Auswirkungen, fehlerhafte Umweltverträglichkeitsstudien und nicht zuletzt eine mehr als fragwürdige gesetzliche Legitimierung des Projektes.
Wegen Belo Monte steht die Munich Re bereits in der Kritik. Laut Medienberichten aus Brasilien ist Belo Monte jedoch nicht der einzige Staudamm in Amazonien, an dessen Rückversicherung die Munich Re beteiligt ist. Der Teles Pires-Damm an der Grenze zwischen Mato Grosso und Pará gehört auch noch dazu.
Belo Monte ist somit nicht der einzige, unrühmliche Ausrutscher im sonst ganz sauberen Geschäft der Munich Re.
Auch die Bauarbeiten an diesem Staudamm wurden bereits mehrfach gerichtlich gestoppt. Auch hier wurden die betroffenen indigenen Gemeinschaften  nicht hinreichend konsultiert und von deren Einwilligung zu dem Projekt kann nicht die Rede sein. Dies v.a. auch deswegen, weil durch den Staudamm die Zerstörung wichtiger kultureller Heiligtümer dieser indigenen Gemeinschaften droht.
Herr Dr. von Bomhard, Sie erwähnen in Ihren Nachhaltigkeitsberichten immer wieder, wie wichtig Ihnen vorausschauendes und verantwortungsbewusstes Handeln ist und dass Sie Geschäftsrisiken dadurch so früh wie möglich erkennen möchten. Auf der Webpage ist ferner zu lesen, dass die Munich Re klare Ziele und Wertvorstellungen hat und dass dazu selbstverständlich auch die Einhaltung von Gesetzen gehört.
Erklären Sie mir bitte, wie Sie dann Staudämme absichern können, bei denen nationale Gesetze immer wieder missachtet werden?
Welche konkreten Maßnahmen hat die Munich Re mit welchem Erfolg im letzten Jahr unternommen, um das Baukonsortium zur Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen und die Einhaltung der Bauauflagen zu bewegen?
In ihrer Einkaufsrichtlinie erwartet die Munich Re als Voraussetzung für eine Zusammenarbeit, dass auch ihre Geschäftspartner die Prinzipien des UN Global Compact, u.a. Menschenrechte zu schützen und Umweltschutz zu befördern, beachten. Inwieweit behält sich Munich Re ein Recht zur außerordentlichen Kündigung aus wichtigem Grund auch für ihr Rückversicherungsgeschäft vor? Warum sehen Sie bei Belo Monte aktuell noch nicht  die Notwendigkeit zur Aufkündigung der Geschäftsbeziehungen?
Inwiefern ist aufgrund der zahlreichen Projektverzögerungen durch Gerichtsentscheide, Streiks, Bauplatzbesetzungen und Baustopps im Zusammenhang mit Belo Monte oder Teles Pires bereits ein Versicherungsfall eingetreten?
Inwiefern sind Sie angesichts der Erfahrungen mit dem Belo Monte-Staudamm bereit, weiter Großstaudämme in Brasilien oder anderswo abzusichern?
Und, wenn Sie jetzt den größten Staudamm Brasiliens absichern, sind Sie ebenso auch in die Absicherung des 2. aktuell höchst umstrittenen Energieprojekts Brasiliens involviert, in die Absicherung des AKW Angra 3?
Und wenn wir jetzt hier feststellen, dass die Munich Re im Bereich Staudämme anscheinend noch keine konkreten Nachhaltigkeitskriterien besitzt, frage ich mich auch, wie es in anderen ökologisch und sozial sensiblen Bereichen aussieht.
Und auch hier scheint es so, dass Sie zwar allgemeine Absichtserklärungen wie die Prinzipien für verantwortliches Investment unterschrieben, diese aber bisher noch nicht in konkrete Nachhaltigkeitskriterien für das gesamte Portfolio umgesetzt haben.
So ergeben Stichprobenerhebungen, dass die Munich Re über die MEAG und Töchter in den USA z.B. Aktien und Anleihen an Bergbauunternehmen wie BHP Billiton oder Rio Tinto hält. Diese Unternehmen stehen bei anderen Finanzdienstleistern längst auf dem Index, weil sie Uranbergbau betreiben und/oder bei dem zentralen von Finanzinstituten genutzten Reputationsradar, RepRisk, zu den Top Ten der umstrittensten Bergbauunternehmen weltweit zählen.
Sehr geehrte Damen und Herren, nehmen Sie die Erfahrungen rund um den Belo Monte-Staudamm zum Anlass, sich endlich konkrete Nachhaltigkeitskriterien zu geben. Nur so können Sie auf dem Weg zu einem verantwortungsvoll handelnden Unternehmen einen glaubhaften Schritt vorankommen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Rede Helena Palmquist (Pressereferentin der brasilianischen Bundesstaatsanwaltschaft in Pará) auf der Jahreshauptversammlung der Aktionärinnen und Aktionäre der Münchener Rückversicherung (Munich Re) am 25. April 2013 in München

– ES GILT DAS GESPROCHENE WORT —

Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Helena Palmquist und ich bin heute hier als Vertreterin der Bundessstaatsanwaltschaft im brasilianischen Bundesstaat Pará, in Amazonien. In dieser Eigenschaft betreue ich seit 2004 aus nächster Nähe alle juristischen Vorgänge im Zusammenhang mit der Lizensierung des derzeit größten Bauvorhabens in Brasilien: des Staudamms Belo Monte.
Ich habe mich entschieden, den weiten Weg aus Brasilien heute hier zur Hauptversammlung anzutreten, um Ihnen zu berichten, wie im brasilianischen Amazonas mit Belo Monte ein Projekt durchgesetzt wird, das zahlreiche Umweltgesetze und die Rechte der Indigenen Gemeinschaften missachtet und verletzt.
In einer Klage, die wir 2006 eingereicht haben, gibt es einen Satz, der Wesen und Gehalt des Belo Monte-Staudamms seit dem ersten Planungsstadium treffend auf den Punkt bringt: Belo Monte stellt einen „Angriff auf die brasilianische Verfassung“ dar.
Die Idee für den Bau dieses Staudamms ist nicht neu: zu Zeiten der Militärdiktatur in den 70ern entstand aus einem gewissen Großmachtstreben heraus die Idee, alle Flüsse und Ströme Amazoniens zu stauen, um Energie zu produzieren.
Nur wenige dieser Großprojekte wurden in die Tat umgesetzt – und das mit katastrophalen Folgen für die lokale Bevölkerung und die Umwelt. Der Staudamm von Tucuruí ist eines der schlimmsten Beispiele dafür. Indigene Völker wurden zwangsumgesiedelt, ohne bis heute eine Entschädigung dafür erhalten zu haben. Bis heute müssen Hunderte von Familien in der Stadt in Zeltlagern leben, Familien, die wegen des Staudamms zwangsumgesiedelt und nie angemessen entschädigt wurden.
Nach der Rückkehr zur Demokratie wurden diese Pläne zunächst auf Eis gelegt. 2001 wurden sie erneut hervorgeholt – aber dann auf Basis einer – durch alle Instanzen – erfolgreichen Klage der Bundesstaatsanwaltschaft auch schnell wieder gestoppt, da wichtige Umweltvorschriften nicht eingehalten worden waren.
2006 wurde dann der nächste Versuch unternommen, das Staudammprojekt auf den Fluss Xingu wiederzubeleben. Auch dagegen haben wir Klage, unsere 2., eingereicht. In dieser legten wir dar, wie Belo Monte die brasilianische Verfassung missachtet.  Ein gravierendes juristisches Problem bei Belo Monte ist nämlich, dass die betroffenen indigenen Völker nie konsultiert wurden. Unsere Verfassung schreibt dies jedoch zwingend vor. Zudem verlangt dies auch die Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), die Brasilien im Jahre 2002 unterzeichnet hat.
Die Umweltverträglichkeitsstudie wurden unter Zeitdruck und ohne jedwede Transparenz durchgeführt. Die brasilianische Regierung vergab diese Studien an die drei größte Baufirmen Brasiliens. Diesen wurde zudem erlaubt, die gewonnenen Daten und Erkenntnisse nicht zu veröffentlichen. Dagegen haben wir erfolgreich unsere dritte Klage eingereicht, so dass diese Studien öffentlich gemacht werden mussten.
Der enorme Zeitdruck im Lizensierungsprozess trug auch dazu bei, dass die Baufirmen die Umweltverträglkichkeitsstudie unvollständig bei der brasilianischen Umweltbehörde Ibama abgaben. Dies war dann der Grund für unsere vierte Klage gegen Belo Monte. Die öffentlichen Anhörungen zur Aussprache über die Umweltstudien wurden in nur drei der elf betroffenen Bezirke und in der Landeshauptstadt Belém do Pará durchgeführt – und dies unter massiver Polizeipräsenz und mit Schwierigkeiten für die Betroffenen, Zugang zur Anhörung zu bekommen. Dies mündete dann in einer weiteren Klage.
Der gesamte Vorgang um Belo Monte ist gespickt mit gesetzeswidrigen Handlungen. Dies gestehen sogar beteiligte Regierungsbeamte ein.
Allein beim brasilianischen Umweltbundesamt IBAMA haben ein Präsident des IBAMA, ein Direktor der Abteilung für Lizenzvergabe und ein technischer Direktor um Entlassung gebeten, da sie mit dem Vorgehen nicht einverstanden waren.
Das Umweltamt IBAMA erteilte dann 2011 eine Genehmigung, die juristisch gesehen mehr als fragwürdig ist: es wurde eine Teilgenehmigung für die Herrichtung des Baugeländes gewährt.
Es stellt sich hier die Frage, wie man eine Genehmigung für die Herrichtung des Baugeländes eines Projekts erteilen kann, dessen gesamte Tragfähigkeit durch das selbe Umweltamt noch gar nicht festgestellt wurde?
Dieses Vorgehen zwang uns, eine weitere Klage gegen Belo Monte einzureichen. In der Folge verzögerte sich der Baubeginn um weitere sechs Monate. Als Kompromiss wurde die Baugenehmigung erteilt, zugleich aber mit zahlreichen Auflagen versehen.
Aber ab dem Moment des ersten Spatenstichs bei Belo Monte, im Juni 2011, bestätigt sich nun, was wir von der Bundesstaatsanwaltschaft immer wieder bei Großprojekten dieser Art konstatieren müssen: Die verhängten Auflagen zur Minderung der Folgen des Baus werden nicht eingehalten, die Umweltbehörde kontrolliert nicht und verhängt erst recht keine Strafen gegen die verantwortlichen Konzerne.
Zum jetzigen Zeitpunkt laufen unsererseits 17 Klagen gegen Belo Monte. Im August vergangenen Jahres reichten wir wieder Klage ein, da die betroffenen Indigenen noch immer nicht konsultiert wurden; dies stoppte den Bau komplett für den Zeitraum von zehn Tagen. Eine vorläufige richterliche Genehmigung hob diesen zunächst wieder auf. Aber jetzt liegt der Fall auf dem Tisch des Obersten Gerichtshof Brasiliens (STF) – und wir sind zuversichtlich, dass der Fall noch in diesem Jahr verhandelt wird, so dass es zu einer diesbezüglichen Entscheidung kommt, bevor die Situation der indigenen Völker und der Bewohner der Region noch weiter eskaliert.
Ich möchte Sie deshalb darüber in Kenntnis setzen, dass der Fall Belo Monte wegen seiner anhaltenden und offensichtlichen Gesetzesverstöße von der brasilianischen Justiz verfolgt und von den Gerichten beurteilt wird.
Lassen Sie mich zum Schluss noch folgendes sagen: aufgrund der zahlreichen gesetzlichen Verstöße wünscht die Bundesstaatsanwaltschaft MPF in Pará den Stopp von Belo Monte. Dies v.a. um der Achtung der in der Verfassung verbrieften Rechte der indigenen Bevölkerung willen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Rede von Verena Glass (Presse- und Öffentlichkeitsreferentin des Movimento Xingu Vivo para Sempre, der Widerstandsbewegung Lebender Xingu-Fluss)  auf der Jahreshauptversammlung der Aktionärinnen und Aktionäre der Münchener Rückversicherung (Munich Re) am 25. April 2013 in München

– ES GILT DAS GESPROCHENE WORT –

Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Verena Glass. Ich bin heute hier als Repräsentantin der Widerstandsbewegung am Xingu-Fluss am brasilianischen Amazonas. Diese Widerstandsbewegung ist das wichtigste Bündnis gegen den Bau des Wasserkraftwerks Belo Monte.
Ich bedanke mich für die Möglichkeit, heute hier sprechen zu können, um über die enormen sozialen und ökologischen Auswirkungen dieses Projekts zu informieren, dessen größter und wichtigster Rückversicherer die Münchner Rück ist.
Wahrscheinlich kennen die meisten von Ihnen die Region nicht, wo das Belo Monte Wasserkraftwerk gebaut wird. Im Herzen Amazoniens wird das Bauvorhaben 100 km des Xingu-Flusses trockenlegen. Dieser Fluss, der den Amazonas speist, ist einer der wichtigsten Lebensadern der Region und einer der artenreichsten Flüsse des Landes und dieses Planeten überhaupt.
Im Xingu-Becken leben 24 Ethnien der brasilianischen Urbevölkerung, die in Schutzgebieten leben. Belo Monte wirkt sich auf 11 Gemeinden in der Region aus, die rund 300.000 Einwohner haben. UNMITTELBAR betroffen und um ihre Lebensgrundlage gebracht werden bis zu 40.000 Flussanwohner, kleinbäuerliche Familien, Fischer und Bewohner der Stadt Altamira, die teilweise überschwemmt werden wird.
Belo Monte ist Teil eines an sozialen Folgen und Umweltzerstörung beispiellosen Projekts, dessen Planung  noch aus der Zeit der Militärdiktatur in den Siebziger Jahren stammt. Aufgrund des enormen nationalen und internationalen Drucks, wurde das Bauprojekt damals verworfen, nachdem die Weltbank eine Finanzierung abgelehnt hatte. 2003, nahm die brasilianische Regierung das Projekt wieder auf mit der Begründung, dass das Land mehr Strom zum Wachsen bräuchte.
Die brasilianische Regierung strebt ein starkes Wirtschaftswachstum durch den Export von Rohstoffen an, auf Kosten der Lokalbevölkerung und der Umwelt. Das heißt, diese Energie wird nicht den lokalen Gemeinden zur Verfügung stehen.
Gerade wir in Brasilien wissen, dass Wasserkraft nicht automatisch „saubere“ Energie erzeugt. Andere überdimensionierte Staudammprojekte im Amazonasgebiet haben in den vergangenen Jahrzehnten bereits massives Leid über Tausende von Menschen gebracht. Die angekündigte Leistung von 11.000 Megawatt wird  nur zu Spitzenzeiten erreicht werden, während die Durchschnittsleistung nur rund 4000 MW betragen wird.
Der Kampf gegen dieses Kraftwerk dauert mittlerweile  mehr als zwei Jahrzehnte an.
Belo Monte gräbt den Einwohnern der Region um Altamira und an der großen Flussschlinge buchstäblich das Wasser ab. Der Xingu stellt die Lebensgrundlage der Bevölkerung dar: Er bedeutet Fischfang, Transport und Existenzsicherung.
Deshalb begreifen wir Belo Monte als brutales Attentat auf das Überleben Tausender Menschen in einer der artenreichsten Regionen der Welt ist.
Die Legitimität unseres Widerstands wird dadurch untermauert, dass die von uns befürchteten Auswirkungen sich eine nach der anderen bewahrheiten und dies leider in größerer Zahl und Intensität als wir je geahnt haben:
Bis heute hat das Unternehmerkonsortium von Belo Monte 850 ländliche Familien enteignet. Eine Zahl, die sich voraussichtlich noch verdoppeln wird. Die Familien haben über 700 Klagen gegen das Betreiberkonsortium eingereicht, weil sie kein Ersatzland bekommen, bzw. keine oder eine so geringe Entschädigung erhalten haben, dass sie davon nicht umsiedeln und ein würdevolles Leben wiederaufbauen können. In der Stadt Altamira sind ein Anwachsen der Armenviertel (Favelas) die Folge des Bauprojekts.
Die Baugenehmigung von Belo Monte, die gerichtlich angefochten wird, ist aktuell an die Erfüllung von über 40 Auflagen gebunden. Viele davon sind bis heute nicht umgesetzt worden. Z.B.: die Ausgabe von Besitztiteln für die indigene Bevölkerung, die Ausweisung von Farmern aus den Indigenen-Gebieten und allen voran Installierung eines funktionierenden Abwassersystems in Altamira.
Inwiefern begreifen Sie diese Versäumnisse als Verstoß gegen die auch von der Munich Re unterzeichneten Umwelt- und Menschenrechts-Prinzipien des UN Global Compacts?
In den zwei direkt an Belo Monte angrenzenden indigenen Dörfern können Hunderte Familien weder fischen noch jagen gehen und können keinen Feldbau mehr betreiben. Sie sind abhängig von Hilfslieferungen geworden, statt sich selbst zu versorgen. Durch die Baumaßnahmen ist das Wasser des Flusses so verunreinigt, dass entnommenes Trinkwasser, vor allem bei Kindern, starke Schwellungen und schmerzhaften Hautausschlag verursacht.
Studien der staatlichen Universität von Pará zufolge hat die sexuelle Gewalt – insbesondere Vergewaltigungen – von Kindern und Jugendlichen in einer nie dagewesenen Form in den letzten drei Jahren zugenommen.  Dies ist der Zeitraum, in dem Tausende von Bauarbeitern für den Belo Monte Staudamm nach Altamira kamen. Hierzu gehört auch die starke Ausbreitung von Bordellen. Bei einer Polizeiaktion wurden jüngst Zwangsprostituierte in einem Bordell auf dem Konzessionsgelände des Betreiberkonsortiums vorgefunden.
Die Abholzungsraten der Bundesregierung weisen die Region rund um Belo Monte – und besonders den Distrikt Altamira – als Champion in der Zerstörung des Regenwaldes aus.
Tausende Bauarbeiter werden nicht entsprechend der gesetzlich vorgesehenen Mindestlöhne bezahlt. Versuche einer gewerkschaftlichen Organisierung und der Einforderung von Rechten wird mit Massenentlassungen geahndet. Allein zu Beginn diesen Monats wurden 1500 Arbeiter entlassen, weil sie ihre Rechte eingefordert haben. Die Situation ist inzwischen so dramatisch, dass es zu Streiks und Aufständen auf der Baustelle kommt.
Auf Proteste reagiert  die Regierung wiederum mit Repression: Sie hat mehrfach Spezialeinheiten des Militärs zur Aufstandsbekämpfung gegen die Bevölkerung und die Arbeiter eingesetzt.
Es sind diese Konflikte, meine Damen und Herren, an denen Sie, vermutlich ohne Kenntnis darüber, wie ernst die Lage ist, teilhaben. Sie machen sich mitverantwortlich für die durch Belo Monte begangenen Verbrechen.
Wir fordern deshalb, dass die Münchner Rück sich aus dem Projekt zurückzieht, weil es international gültige grundlegende Sozial- und Umweltkriterien missachtet.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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kommentare

  • L’uomo non può continuare a sfruttare e a dissanguare il pianeta Terra a favore di pochi! Men che meno può farlo sulle spalle dei più ‘deboli’ e dei più miti, come lo sono solitamente i popoli nativi, che non sono in grado di difendersi.
    Non si può tacere osservando questo scandalo, che rischia di passare inosservato alla maggior parte delle persone! Fermatevi per favore!
    maria paola asson

  • Der Staudamm zerstört Existenzen, Pflanzen, Tiere, den egenwald unwiederruflich. Bitte schützen sie das viele Leben und bauwen Sie den Staudamm nicht! Beweisen Sie Achtung vor der Schöpfung! Geld kann man nicht essen.

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