Monika Griefahn, Co-Vorsitzende der Right Livelihood Award Stiftung („Alternativer Nobelpreis“), überreichte gestern in Berlin einen offenen Brief von Alternativen Nobelpreisträgern und Mitgliedern des World Future Council an die Bundesregierung. Die Preisträger wenden sich gegen die Übernahme einer staatlichen Hermesbürgschaft für den Bau des brasilianischen Risikomeilers Angra 3. Sie zeichnen gemeinsam mit Vorstands- und Jurymitgliedern der Right Livelihood Award Stiftung. Hans-Joachim Otto, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, nahm den Brief entgegen.
Chico Whitaker mit einer Anti-Atom-Petition auf dem Weltsozialforum 2012
„Wir gratulieren der Bundesregierung zu ihrem Beschluss, aus der Atomkraft auszusteigen. Allerdings sollte sie dabei konsequent sein und auch nicht mehr den Bau von neuen AKWs im Ausland wie Angra 3 in Brasilien fördern,“ erklärt Chico Whitaker Ferreira, Preisträger 2006 und Mitbegründer des Weltsozialforums, „sonst scheint das Leben eines Brasilianers weniger wert zu sein als das eines Deutschen.“
Die frühere niedersächsische Umweltministerin Griefahn sieht Deutschlands internationales Ansehen durch die Bürgschaft gefährdet: „Mit der Bürgschaft für ein Atomkraftwerk führt die Bundesregierung ihre eigenen Atomstandards ad absurdum,“ so Griefahn. „Nach Fukushima beschloss die Bundesregierung in Windeseile den Atomausstieg, weil die atomaren Risiken für die deutschen Bürger als zu hoch gewertet wurden. Bei Bürgschaften für Atomprojekte werden jedoch wirtschaftliche Interessen über das Risiko der Atomkraftnutzung gestellt. Solche Doppelstandards sind fatal.“
Aufruf an die Bundesregierung und den Bundestag
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel,
sehr geehrter Herr Bundesminister Dr. Philipp Rösler,
wir, die unterzeichnenden Preisträger des Right Livelihood Award („Alternativer Nobelpreis“) und Mitglieder des Weltzukunftsrates, gratulieren Ihnen zu Ihrem Entschluss, in Deutschland aus der Atomkraft auszusteigen, und für Ihre erfolgreiche Verbreitung Erneuerbarer Energien, die beispielhaft für andere Länder in der ganzen Welt geworden ist. Gleichzeitig wäre es nur konsequent und logisch für Deutschland, die Kriterien der Exportkreditgarantien, Hermes-Bürgschaften, auf den Prüfstand zu stellen, damit der Bau von Atomkraftwerken in Brasilien nicht länger mit deutschen Geldern unterstützt wird.
In Deutschland wurde die Entscheidung für den Ausstieg aus der Atomkraft getroffen, weil die Risiken für deutsche Bürger als inakzeptabel gelten. Wenn sie inakzeptabel für Deutsche sind, wie kann es dann für Deutschland akzeptabel sein, diese Gefahren in andere Länder und zu deren Bürgern zu exportieren?
Wir rufen Sie auf, dabei zu helfen, Atomkraft auf der ganzen Welt ihrem Ende zuzuführen.
Alice Tepper Marlin, Präsidentin & Gründerin, Social Accountability International, USA
Alla Yaroshinskaya, Russland
Andras Biro, Hungarian Foundation for Self-Reliance, Ungarn
Angie Zelter, Trident Ploughshares, Vereinigtes Königreich
Annelies Allain, International Baby Food Action Network, Malaysia
Prof. Dr. Anwar Fazal, Direktor, Right Livelihood College, Malaysia
Carmel Budiardjo, Gründerin & Senior Campaigner, TAPOL, Vereinigtes Königreich
Chico Whitaker Ferreira, Brasilien
Dr. David Suzuki, Kanada
Dipal Barua, ehemaliger Managing Director, Grameen Shakti, jetzt bei Bright Green Energy Foundation, Bangladesch
Bischof Erwin Kräutler, Brasilien
Felicia Langer, Israel/Deutschland
Fernando Rendón, Mitbegründer und Direktor, International Poetry Festival of Medellin, Kolumbien
Dr. Frances Moore Lappé, Small Planet Institute, USA
Prof. Dr. Hans-Peter Dürr, Deutschland
Dr. Hanumappa Sudarshan, Karuna Trust & VGKK, Indien
Henk Hobbelink, GRAIN, international/ Hauptsitz in Spanien
Prof. Dr. Herman E. Daly, Professor Emeritus, School of Public Policy, University of Maryland, USA
Dr. Ibrahim Abouleish, Gründer, SEKEM, Ägypten
Ida Kuklina, The Committee of Soldiers‘ Mothers of Russia, Russland
Ina May Gaskin, USA
Dr. Inge Genefke, Dänemark
João Pedro Stedile, Movimento dos Trabalhadores Rurais sem Terra (MST), Brasilien
Prof. Dr. Johan Galtung, Norwegen
Dr. Juan E. Garcés, Spanien
Juan Pablo Orrego, President, Ecosistemas, Chile
Dr. Katarina Kruhonja, Center for Peace, Nonviolence and Human Rights-Osijek, Kroatien
Ledum Mitee, Movement for the Survival of the Ogoni People, Nigeria
Prof Dr. h.c. (mult.) Manfred Max-Neef, Direktor, Economics Institute, Universidad Austral de Chile, Chile
Dr. Martin Almada, Paraguay
Dr. Maude Barlow, Vorsitzende, Council of Canadians, Kanada
P.K. Ravindran, Kerala Sastra Sahitya Parishad, Indien
Nicanor Perlas, Präsident, Center for Alternative Development Initiatives, Phillippinen
Prof. Dr. Raúl A. Montenegro, Präsident, Fundación para la defensa del ambiente, Argentinien
Dr. Rosalie Bertell, Kanada
Dr. Ruchama Marton, Präsidentin und Gründerin, Physicians for Human Rights, Israel
Prof. Dr. Samuel S. Epstein, Professor Emeritus, Environmental & Occupational Medicine, University of Illinois at Chicago School of Public Health, USA
Shrikrishna Upadhyay, Executive Chairman, Support Activities for Poor Producers of Nepal, Nepal
Dr. SM Mohamed Idris, Sahabat Alam Malaysia, Consumers Association of Penang and the Third World Network, Malaysia
Stephen Gaskin, PLENTY International, USA
Susil Sirivardana, Participatory Institute for Development Alternatives, Sri Lanka
Dr. Tony Clarke, Executive Director, Polaris Institute, Kanada
Prof. Dr. Vandana Shiva, Gründerin, Research Foundation for Science, Technology and Ecology, Indien
Dr. Wes Jackson, Gründer und Präsident, The Land Institute, USA
Dr. Vithal Rajan, Jury Mitglied, Right Livelihood Award Foundation, Indien
Monika Griefahn, Co-Vorsitzende, Vorstand der Right Livelihood Award Stiftung, Deutschland
Pauline Tangiora, Maori Älteste des Rongomaiwahine Tribe, Neuseeland
Dr. Scilla Elworthy, Gründerin, Oxford Research Group, Vereinigtes Königreich
Prof. Dr. Alexander Likhotal, Präsident von Green Cross International, Russland
Dr. David Krieger, Präsident, Nuclear Age Peace Foundation, USA
Dr. Sándor Fülöp, Parliamentary Commissioner for Future Generations, Ungarn