Wenn die Politik nicht reagiert, dann waechst der Protest. So wie im argentinischen Córdoba, wo am 20. November schon zum 8. Mal der “Marsch der Schirmmuetzen” stattfand. Trotz stroemenden Regens, Kaelte und einem Busstreik, der nur wenige Stunden zuvor beendet war, machten sich wieder ueber 15.000 Jugendliche auf den Weg ins Stadtzentrum. Wegen dem sog. Código de Falta werden hier Jugendliche aus Randvierteln immer wieder nur aufgrund ihres Aeusseren (etwa der Gorra, der Schirmmuetze) verhaftet und misshandelt. Die Abschaffung dieses lokalen Sondergesetzes stand im Mittelpunkt der Demonstration. Sie protestierten auch dagegen, dass immer wieder Jugendliche bei Polizeieinsaetzen getoetet werden, berichtet Martin Passini aus Córdoba (siehe seinen ausfuehrlichen Bericht und Fotos).
Am Morgen hatte eine Radiostation noch verkuendet, der Marsch werde vermutlich wegen dem Busstreik nicht stattfinden. Doch in ihren Vierteln, ueber Facebook und andere Medien mobilisierten die Jugendlichen: “Notfalls gehen wir zu Fuss”. Singend, tanzend zogen sie drei Stunden lang durch die Strassen, spruehten Slogans auf den Asfalt oder zuendeten Leuchtfeuer, um mit Reden und einem Konzert vor der Katedrale zu enden.
Seit Anfang des Jahres, hiess es im auf der Abschlusskundgebung verlesenen Dokument, sind bereits acht Jugendliche leichtfertig von der Polizei erschossen worden. “Ein brutaler Ausdruck eines systematischen Plans der sozialen Kontrolle marginalisierter Jugendlicher”, eine Medienshow, inklusive Helikoptereinsatz, der die Kriminalitaet gleichwohl nicht habe verringern koennen. Insbesondere die des Menschen- und Drogenhandels, an dem Polizisten selbst beteiligt seien.
Die Medien, die mit ihrer Sensationsberichterstattung und Stigmatisierung der Jugendlichen solche Aktionen herausfordern, werden mit verantwortlich gemacht. Doch die jungen Leute klagen nicht nur an: “Wir fuehlen uns stark genug, unser Leben zu veraendern, weil wir uns gegenseitig vertrauen. Wir wissen, was wir erreichen koennen, wenn wir uns einigen und organisieren. Wir wollen den Dialog nicht abbrechen. Wir wollen gehoert werden. Unsere Worte sind unsere staerksten Waffen. Wir fordern, dass man uns das Recht zurueckgibt, dort zu sein, wo wir wollen, und so lange wir es fuer noetig halten.”
Fotonachweis: Martin Passini, Transparent: “Wo diskriminiert wird schaffen wir Rechte … Die Unstabilen ueberwinden Mauern”
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