Jetzt haben drei chilenische Architekten ihrem Außenminister Mariano Fernández einen verblüffend einfachen Vorschlag zur gütlichen Lösung des Konflikts unterbreitet: Bolivien baut einfach einen hundert Kilometer langen Tunnel zum Pazifik – genau unter der Grenzlinie zwischen Chile und Perú. Das unterirdische Viadukt transportiert gleich auch noch Gas und Öl und endet auf einer künstlichen Insel vor der chilenisch-peruanischen Küste, die mit dem Aushub aufgeschüttet wird. Dass da vorher noch keiner drauf gekommen ist.
Man könnte die Idee als Albernheit abtun, wären ihre Urheber nicht durchweg renommierte Architekten. Einer der drei, Fernando Castillo Velasco, wird dieses Jahr 91 und hat in den Sechzigern Santiagos erste Hochhäuser projektiert, später war er Rektor der Universidad Católica de Chile, prominenter Gegner der Diktatur und Politiker. Außenminister Fernández hat denn auch anstandshalber den Tunnelplan entgegengenommen und Castillo Velasco mitsamt Kollegen zu einem Gespräch eingeladen. Es handele sich schließlich um „interessante Vorschläge mit avantgardistischem Charakter“, bei denen es um die Einheit Lateinamerikas gehe.
Natürlich ist ein Projekt dieses Ausmaßes für ein Land wie Bolivien völlig unbezahlbar, technisch extrem problematisch und überhaupt eine Absurdität. Aber vielleicht war ja genau dies das Ansinnen von Castillo Velasco und Co. – ein wenig Bewusstsein für den absurden zwischenstaatlichen Konflikt zu schaffen?
Weiss man eigentlich, ob die Autoren des Vorschlags erwogen haben, Bolivien den noch zwischen Antofagasta und Iquique vorhandenen Restsalpeter für die notwendigen Sprengungen zum Bau des Tunnels zur Verfügung zu stellen?