vonGerhard Dilger 30.06.2009

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Am Montag hat sich US-Präsident Barack Obama seinen lateinamerikanischen KollegInnen angeschlossen und die Absetzung Manuel Zelayas klar als Staatsstreich verurteilt. Auch Außenministerin Hillary Clinton gab eine Erklärung ab:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=fQ0xd_d4SrQ[/youtube]

War das mehr als eine Pflichtübung? Der Militärexperte Jeremy Scahill weist darauf hin, dass es für Washington ein Leichtes gewesen wäre, den Putsch in Honduras zu unterbinden:

Die USA hätten ihre enorme wirtschaftliche Macht vor dem Putsch nutzen und die Verschwörer dazu auffordern können, davon abzulassen. Die Verbindungen der USA zum politischen und militärischen Establishment in Honduras sind viel zu intensiv, all dass all dies ohne wenigstens stillschweigende Unterstützung oder gezieltes Wegsehen einiger politischer oder militärischer US-Offizieller hätte passieren können.

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kommentare

  • Obama: „Heuchlerisch („hypocritical“) ist es wenn man jetzt von uns verlangt uns in Honduras einzumischen – wenn man vorher immer ueber unsere Eingriffe in Lateinamerika geklagt hat!“ Wirklich – believe it or not das war Obamas Antwort auf die Frage eines Journalisten waehrend des Trefffens in Mexiko der Praesidenten von USA, Mexiko und des Premier Ministers Kanadas. Eine groteske Antwort welche seine „Berater“ sicherlich schon vorgeschrieben hatten. Obama duerfte kaum so naiv sein und uninformiert ueber die Honduras-Putsch-Generaele: Sie sind alle Absolventen der beruehmten „School of the Americans“ (wo man „waterboarding“ lernt!). (Jetzt hat man den Namen verschoenert – zum „Institute for Hemisphere Security). Jetzt wird so getan als ob die CIA und U.S.Southcom ihren Absolventen nichts mehr „raten“ koennen, oder mal schnell einen CIA Instructor nach Tegucigalpa fliegen damit er den frueheren „School of the Americas“ Schuelern den „Obama Democracy Course“ beibringen koennte!

  • Nun, am 5. Aug. 2009 sind die „Flitterwochen“ zwischen den Lateinamerikanern und Obama schon vorbei: Der graue, rohe Alltag ist hier – nun ist nichts von „Change“ in den Beziehungen (lese: Kontrolle) zu Lateinamerika zu spueren. Jetzt kommt die Wirklichkeit (realpolitik) – Obama darf Krankenversicherung wuenschen – aber nur fuer kleine Pflaster. Also der Kinderkreuzzug der Obama zum Praesidenten waelhte – hat keinen Einfluss auf die Weltmachtansprueche des „Complex“ (Militaer-Industrie-Espionage-Finanzsteuerung) – und Obama steht sowieso allein – alle die alten Appartchiks sitzen im Vorzimmer – er darf nur laecheln und elegant das Vorgeschriebene vortragen. Meine guten, lieben Lateinamerikaner hatten da zuviel gehofft, jetzt kommt schlarartig eine Ernuechterung. Der Obamas „Sicherheitsberater“ General Jones und der einzige „Verbuendete“ der USA in Lateinamerika, Praesident Uribe von Kolumbien sind auf Grosstour in Suedamerika um klar zu machen das die neuen sieben (7) USA Militaerstuetzpunkte in Kolumbien deutlich machen sollten das kein „Obama-Change“ fuer Lateinamerika zu erwarten sei. Jetzt muessen ich alle Politiker und Parteien in Lateinamerika fragen: „Wer von unseren eigenen Militaers arbeitet fuer die USA (so wie die Putschisten in Honduras) – wenn wir nicht in jeden Fall die guten „Ratschlaege“ der USA befolgen ?“ Wie das auch gemacht wird: 2005 gab die USA einer lateinameriknischen Regierung den „guten Rat“ nicht dem ICC Gericht beizutreten. Fast alle Laender Europas und Lateinamerikas waren schon beigetreten. Die USA kaempfte gegen den neuen ICC Gerichtshof – mit eigenbroetlerichen Rechtsanwaltsfloskeln – aber weil man einfach als „American“ – auch als Kriegsverbrecher nicht von den Anderen vor Gericht gerufen wollte. Die Regierung jedes Landes lehnte den „guten Rat“ der USA ab. Dann kam – wie in jeder Mafia-Operation, nochmals ein hoeflicher „Hinweis“: Eine Zeitung berichtete das die Gewerkschaft der oeffentlichen Angestellten „mitgehoert“ hatte, und der hoeffliche „Hinweis“ das sich die Regierung nochmals ueberlegen sollte wurde vorgetragen: „Wen Sie unsere Ratschlaege nicht annehmen, koennte man Ihre Haefen als UNSICHER fuer Turistenschiffe erklaeren!“
    Die Regierung dieses Landes hat sich trotzdem fuer Mitgliedschaft im ICC gericht entschieden, denn dieses Land (im Gegensatz zu den Anderen) hat besonderen Schutz: Zehntausende von U.S. Amerikaner sind vollkommen in dieses kleine Land „verliebt“ und da kann sich keiner erlauben etwas gegen dieses liebliche Land zu unternehmen…

  • teddy roosevelt sagte: „die usa soll leise mit dem grossen stecken schreiten“. obama ist die mutter teresa mit dem grossen stecken – aber der stecken (industrial-military-intelligence-finance-complex) bestimmt was obabma darf und kann. 1950 fragte der complex: „wer hat china verloren?“ und wenn obama jetzt nicht wegsieht und die putschisten im amt laesst, wuerde es dann vom complex gesagt: „obama lost latin america!“. fuer die naechsten dreisig jahre aendert sich grundsaetzlich nichst in usa: macht euch nichts vor! das ist gut fuer lateinamerika denn jetzt werden die latinos bekraeftigt endlich das joch von usa engueltig abzuwerfen: die usa ist im dauerkrieg in der islam region.

  • Mit Sicherheit war der Putsch in Honduras in Absprache mit den USA erfolgt, trotz gegenteiliger Äußerungen der US Regierung. Das sind, wie richtig vermutet, verbale Pflichtübungen. ‚Superstar‘ Obama ist auch gegenüber Mittel- und Lateinamerika nur in seiner Rhetorik von seinem Vorgänger unterschieden. Und die realen Machtverhältnisse sind nun einmal zur Zeit dank Chavez, Morales usw. so gestrickt, dass sich die USA keinen offen unterstützten Militärputsch leisten möchte. Zelaya hatte sich leider aus verschiedenen Gründen angreifbar gemacht und hatte es völlig versäumt, eine stabile gesellschaftliche Machtposition inklusive bewaffneter Kräfte für seine Politik aufzubauen. Man kann sich in Lateinamerika nicht auf irgendwelche Grundsätze der Demokratie, der Verfassung, der Menschenrechte, der Befreiung der Armen aus Unterdrückung und Knechtschaft usw. berufen und gegen die Interessen des dortigen Kapitals handeln, ohne eine Basis zu haben, die diese Politik dann auch effektiv mit Waffen verteidigt. Sonst wird man von den Vertretern des Kapitals durch die Schergen des Militärs entweder sofort erschossen oder – wie in diesem Fall – aus dem Land geworfen.

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