Im August ist Orlando Fals Borda im Alter von 83 Jahren gestorben.
„Mit dem eigenem Kopf denken“ und „den Eurozentrismus über- winden“ – diesen Maximen war der Vater der kolumbianischen Soziologie bis zuletzt verpflichtet. In den späten Sechzigerjahren, als auch die Befreiungstheologie und Paulo Freires „Pädagogik der Unterdrückten“ entstanden, begründete er die Partizipative Aktionsforschung.
Von 1970 bis 1988 verabschiedete er sich von der Universität, um in der kolumbianischen Atlanktiktiefebene um Mompox aktiv zu werden. Zusammen mit seiner Frau María Cristina Salazar und den GewerkschafterInnen des Kleinbauernverbandes ANUC erforschte er die Geschichte des Volkswiderstands gegen die Großgrundbesitzer – ein Ergebnis war die originelle vierbändige Historia doble de la Costa (1980-86), in der er den Erzählungen und Anekdoten auf den linken Seiten die theoretisch-analytische Reflexion auf den rechten gegenüberstellte.
„Unsere Gelehrten sind hier, im Urwald, in den Páramos, auf den Flüssen“, sagte er in seiner bewegenden Abschiedsrede am 23. Juli. An jenem Abend wurde die aktualisierte Neuauflage des Klassikers La subversión en Colombia vorgestellt, sein „Schwanengesang“, wie er mit seinem typischem costeño-Humor meinte.
Auch der kolumbianische Journalismus hat Fals Borda viel zu verdanken: Zusammen mit Gabriel García Márquez und anderen gründete er 1974 Alternativa, die immer noch legendäre Zeitschrift der undogmatischen Linken.
Hier erläutert Orlando Fals Borda die Kultur der nordkolumbianischen Fischer, u. a. das Konzept des „Gefühlsdenkens“ (sentipensante):
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Einen ausführlichen Nachruf hat Klaus Meschkat in der ila veröffentlicht.