vonNiklas Franzen 30.08.2014

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Wieder überschatten rassistische Schmährufe den brasilianischen Fußball. Beim Achtelfinalhinspiel des Pokals zwischen Grêmio Porto Alegre und FC Santos am Donnerstagabend traf es Mário Lúcio Duarte Costa – genannt Aranha, die Spinne. Mehrere Fans der Gastgeber aus Porto Alegre beschimpften den Santos-Torwart in den letzten Minuten der Partie, auf rassistische Weise. Fernsehbilder zeigen, wie eine Zuschauerin Aranha mehrmals als „Affen“ beleidigt. Ein Aufschrei in den sozialen Netzwerken folgte. Spieler und Funktionäre beider Teams verurteilten die Ereignisse nach dem Abpfiff scharf. „So etwas tut sehr weh“, sagte Aranha. Obwohl der Torwart den Schiedsrichter auf die rassistischen Beschimpfungen aufmerksam machte, reagierte dieser nicht. Erst nach dem Spiel, das Santos im Übrigen 2:0 gewann, nahm er die Ereignisse in einen Bericht auf.

Die Vereinsführung von Grêmio distanzierte sich in einer offiziellen Stellungnahme von den Vorfällen und nannte diese „vereinzelte und isolierte Aktionen“. Jedoch ist es nicht das erste Mal, dass die Fans des „Tricolor“ aus Porto Alegre unangenehm im Stadion auffallen. Im Jahre 2011 beschimpften Zuschauer mehrere Spieler vom Lokalrivalen SC Internacional rassistisch. Beim diesjährigen Derby zwischen Grêmio und Inter imitierte ein Zuschauer einen Affen und brüllte Affengeräusche in Richtung des Abwehrspielers Paulão. Der Vorfall brachte dem Verein eine Strafe von rund 20.000 Euro ein.

Grêmio-Mittelfeldspieler und Ex-Bundesligaveteran Zé Roberto fand nach dem Spiel am Donnerstag harte Worte: „Wir leben in einem rassistischen Land, in dem leider immer wieder so etwas passiert“. In der Tat häufen sich in den letzten Jahren rassistische und homophobe Ausfälle auf den Kurven brasilianischer Fußballstadien, vor allem im Süden des Landes.

Wie Medien berichten, handelte der Arbeitgeber der gefilmten Zuschauerin schnell und feuerte die Frau noch am Freitagmorgen. Die Ereignisse werden auch ein juristisches Nachspiel haben. Das brasilianische Sportgericht STJD entschied umgehend, dass das Rückspiel nicht ausgetragen und zu Gunsten von Santos gewertet wird. Die abermalige Rufschädigung Grêmios dürfte jedoch schmerzlicher sein als der sportliche Misserfolg.

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