So wie es heute aussieht, könnte nach Chile und Argentinien auch Brasilien bald von einer Präsidentin regiert werden. Die Favoritin für 2010 heißt Dilma Rousseff und ist bereits seit 2002 die starke Frau in der Regierung. Zunächst war sie für Bergbau und Energie zuständig, und seit drei Jahren laufen sämtliche Fäden bei der Präsidialamtsministerin von Luiz Inácio Lula da Silva zusammen. In diesem Job hat die Exguerillera ihren Ruf als effiziente und unbestechliche, wenn auch alles andere als grüne Technokratin noch gefestigt.
Der charismatische Volkstribun Lula nämlich beabsichtigt zunächst nicht, erneut zur Wiederwahl anzutreten – anders als etwa seine Kollegen Hugo Chávez in Venezuela oder Álvaro Uribe in Kolumbien. Doch ein langfristiges Machtprojekt verfolgt auch der ehemals radikale Mitbegründer der Arbeiterpartei PT. Daher baut er die loyale Rousseff als Nachfolgerin auf. 2014 – so ein realistisches Szenario – könnte er dann wieder selbst zum Zug kommen.
Seit Monaten schon reist die Superministerin, laut Lula die „Mutter“ des Wachstumsbeschleunigungsprogramms PAC, durch Brasilien – mal zusammen mit ihrem Mentor, mal alleine. Und so ergab es sich, dass sie am Samstag just durch unsere malerische Markthalle zog, als ich dort zu meinem Wocheneinkauf eintraf.
Durch die Stippvisite wollte Dilma, wie sie hier immer öfter genannt wird, der PT-Bürgermeisterkandidatin Maria do Rosário den Rücken stärken. Die will im Oktober die frühere linke Hochburg Porto Alegre für ihre Partei zurückerobern. Im Rennen sind außerdem noch drei weitere linke Frauen und drei männliche Bewerber aus dem bürgerlichen Lager, darunter Amtsinhaber José Fogaça. Doch dazu ein andermal mehr.