Gut 14 Prozent Vorsprung hat Piñera damit vor dem Christdemokraten Eduardo Frei, der gerade einmal 29,6 Prozent für die regierende Concertación holte. Weil sich der aus dem Mitte-Links-Bündnis ausgescherte Marco Enríquez-Ominami („MEO“) am Ende doch nur 20,1 Prozent sichern konnte, tritt Frei am 17. Januar in einer Stichwahl gegen Piñera an. Der Kandidat der außerparlamentarischen Linken, Jorge Arrate, kam auf 6,2 Prozent.
So ganz außerparlamentarisch ist diese Linke seit dem Wahlsonntag allerdings nicht mehr: Im kommenden Abgeordnetenhaus sitzen drei Vertreter der Kommunistischen Partei, die seit 1973 in keinem Parlament mehr vetreten war (bis 1990 gab es gar keines, anschließend verhinderte das von Pinochet eingeführte „binominale“ Wahlsystem den Einzug kleiner Parteien in die beiden Kammern). Möglich wurde das durch ein Zweckbündnis mit der Concertación, die mit dem „Juntos Podemos“ in bestimmten Wahlkreisen eine gemeinsame Liste bildete.
Schon deshalb darf Frei die Prozente Arrates in der Stichwahl als seine eigenen betrachten. Völlig unklar hingegen ist, wie viele der MEO-Wähler sich doch noch auf Freis Seite schlagen: Ihre Stimme für den 36-Jährigen sollte ja in erster Linie eine Ohrfeige für die – aus ihrer Sicht – korrumpierte und verfettete Concertación sein. In den kommenden Wochen wird also noch viel gefeilscht und gestritten werden. Entweder kommt dabei eine Concertación 2.0 heraus, die noch einmal begeistern kann. Oder Piñera gewinnt.