Der im südkolumbianischen Dschungel verschollene Reporter Roméo Langlois befindet sich offenbar tatsächlich in den Händen der „Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens“ (Farc). Am Sonntag stellte sein Kollege, der Kriegsreporter Karl Penhaul, ein Video ins Netz, auf dem der Guerillero Ancízar alias Monazo eine bereits zuvor verbreitete Erklärung der 15. Farc-Front vom 30. April verliest. Darin wird Langlois als „Kriegsgefangener“ bezeichnet, und als neue Information fügt der „Geschwaderführer“ hinzu, man habe die Identität von Langlois bestätigt und hoffe, „bald aus dieser Sackgasse herauszukommen“.
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Am 28. April hatte der 35-jährige Franzose, der seit zwölf Jahren als freier Journalist in Kolumbien arbeitet, einen Antidrogeneinsatz der Armee in der Farc-Hochburg Caquetá begleitet. Dabei kam es zu einem heftigen, siebenstündigen Gefecht mit den Rebellen. Laut Monazo starben dabei 19 Soldaten und drei Guerilleros. Der verletzte Langlois nahm Armeeangaben zufolge Helm und kugelsichere Weste ab und ging ohne Kamera auf die siegreichen Rebellen zu, um Neutralität zu signalisieren.
Verwirrung herrschte letzte Woche um den völkerrechtlichen Status des erfahrenen, von Menschenrechtlern wegen seines Engagements geschätzten Reporters. „Kriegsgefangener“ ist eine Kategorie, die nur für zwischenstaatliche Konflikte gilt. Ist er entführt, wie der französische Außenminister Alain Juppé erklärte? Haben die Farc ihr Versprechen von Ende Februar gebrochen, keine Zivilisten mehr zu verschleppen? Damit würden sie ihr erklärtes Vorhaben riskieren, mit der Regierung in Friedensgespräche einzutreten. Zudem haben sie Journalisten bislang nicht entführt.
Ein Statement der Farc-Führungsebene steht noch aus. Doch die hüllt sich in Schweigen, die Farc-Website wurde vor ein paar Tagen gehackt. Auf ihrem mutmaßlichen Twitter-Konto erklärten die Rebellen am Sonntag, Langlois sei „im Gefecht“ mit Armeekleidung gefangen genommen worden, doch er werde „bald wohlbehalten“ auf freien Fuß gesetzt.
Ihr erklärtes Ziel, eine Debatte über die Rolle der Medien im kolumbianischen Krieg anzustoßen, haben die Farc bereits erreicht. Nun müssten sie Roméo Langlois unverzüglich freilassen.
Kurzversion: taz, 8.5.12