vonHildegard Willer 21.03.2015

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Peru ist in. Zumindest bei deutschen Politikern. Kam vor ein paar Wochen Frank-Walter Steinmeier direkt nach Minsk und Brasilien für einen Tag nach Lima, so ist es jetzt Bundespraesident Joachim Gauck und seine Partnerin Daniela Schadt. Dazwischen war auch noch der peruanische Verteidigungsminister Cateriano zur Teestunde bei Ursula von der Leyen in Berlin. Was treibt die deutschen Politiker nur nach Peru? Ist es der Verdruss am deutschen Winter, oder übt Macchu Picchu eine so unwiderstehliche Anziehung aus ?

Sicher, das politisch stabile und wirtschaftlich gewachsene Peru macht heute weniger Schlagzeilen und dafür umso bessere Geschäfte. Menschen, die sich nicht mehr sorgen muessen, ob sie morgen zu essen haben, sind bereit fuer deutsche Autos. Auch möchten deutsche Politiker gerne Terrain am Pazifik markieren, bevor die Chinesen gänzlich übernehmen.

Aber der eigentliche Grund fuer die Beliebtheit Perus dürfte noch ein anderer sein. Die Premierministerin Ana Jara zählte gestern bei einem Treffen von Politikern und Religionsführern resolut die sozialen Errungenschaften der peruanischen Regierung auf: Von der sinkenden Zahl unterernährter Kinder war da die Rede, ebenso von einer neu eingeführten Altersrente. Dass die PISA-Leistungen peruanischer Schülerinnen und Schüler gestiegen seien. Dass ein staatliches Stipendienprogramm die besten unter ihnen fördert.  Alles gut und recht. An erster Stelle jedoch nannte Frau Jara etwas, was das Herz jeder schwaebischen Hausfrau erfreut: Peru hat gespart. Und zwar nicht wenig. Der Hauptstolz  der Nation, so Frau Jara, gelte einer erklecklichen Summe, die der peruanische Staat in diesem Jahr wieder angespart habe.  Wann zuletzt durfte ein deutscher Politiker dies auf seinem Heimatkontinent hoeren ?

Das Geheimnis der peruanischen Beliebtheit bei deutschen Politikern ist gelueftet:  Die Peruaner sind einfach die besseren Griechen. Also, Herr Schaeuble, vergessen Sie Varoufakis, tun Sie’s dem Bundespraesidenten nach und kommen Sie uns besuchen. Ich garantiere Ihnen, sogar  Ihre Mundwinkel werden wieder nach oben gehen.

PS: Leider ist der peruanische Sparwahn nicht ein Ergebnis deutscher Entwicklungszusammenarbeit, sondern ein Ergebnis von: Hyperinflation, Buergerkrieg, Wirtschaftsschock, Auswanderungswelle, Diktatur, 70% nicht regulierten Arbeitsverhaeltnissen und allerlei halb- und illegalen Geschaeften.  Ach ja, und da gab es auch noch einen Brady-Plan zum Abbau der Auslandsschulden.

 

 

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