Von Jürgen Vogt
Argentiniens Mapuche jubeln: Relmu Ñamku wurde vom Vorwurf des Mordversuchs freigesprochen. Die Angehörige der Mapuche war angeklagt, bei der Räumung einer Blockade eine Justizangestellte durch einen Steinwurf lebensgefährlich verletzt zu haben. Die Staatsanwaltschaft hatte 15 Jahre Gefängnis gefordert.
In einem für Argentinien historischen Prozess urteilte erstmals ein interkulturelles Geschworenengericht. Sechs der zwölf Geschworenen waren Mapuche. Der Vorfall ereignete sich im Dezember 2012 in der patagonischen Provinz Neuquén. Die Mapuchegemeinschaft Winkul Newen hatte den Durchgang über ihr angestammtes Territorium blockiert. Die Gemeinschaft wehrte sich damit zum wiederholten Male gegen die bereits verursachten Umweltverschmutzungen auf ihrem Gebiet durch den damaligen US-Ölmulti Apache und das drohende Fracking.
Der Kampf der Mapuche gegen die Ausbeutung von Öl- und Gasvorkommen auf ihren traditionellen Ländereien ist nicht neu. Seit Argentinien jedoch um das Jahr 2010 dem Frackingfieber verfallen ist, nehmen die Auseinandersetzungen nicht nur zahlenmäßig, sondern auch an Schärfe zu. Vor allem in der Cuenca Neuquina, dem Neuquén-Becken, lagern große Vorkommen.
Was zunächst als Körperverletzung angezeigt wurde, wurde später von der Staatsanwaltschaft als Mordversuch ausgelegt und Relmu Ñamku zur Last gelegt. Hinzu kam eine Anklage wegen schwerer Sachbeschädigung, wegen der auch die beiden Mapuche Mauricio Rain und Martín Maliqueo mit angeklagt wurden. Die Mapuche befürchteten, dass ein hier juristisches Exempel statuiert werden sollte.
»Der Prozess war überzogen und hatte eine rassistische Textur«, erklärte Relmu Ñamku. Den Mapuche-Anwälten gelang es jedoch nicht nur, das Verfahren in Zapala stattfinden zu lassen, sondern auch vor einem Geschworenengericht mit Angehörigen der Mapuche als Geschworenen. Am vergangenen Mittwoch wurden die drei Angeklagten von den weitgehenden Anklagen freigesprochen.
Relmu Ñamku wurde lediglich der leichten Sachbeschädigung für schuldig befunden. »Die Jury besaß weitaus mehr Weisheit und urteilte mit breiteren juristischen Kriterien, als es ein lediglich technisch agierender Richter getan hätte«, kommentierte Ñamkus Verteidiger Dario Kosovsky den Prozess.