Geschäftlich sei „Our brand is crisis“ ein Reinfall, meldete die bolivianische Tageszeitung Página Siete über den neuen von George Clooney ko-produzierten Hollywoodfilm mit Sandra Bullock. Er habe am ersten Wochenende nur 3,4 der 28 Millionen Dollar eingespielt, die die Herstellung gekostet habe. Der Streifen basiert auf einem 2005 veröffentlichten Dokumentarfilm. In diesem begleitet Rachel Boynton den späteren Präsidenten Boliviens Gonzalo Sánchez de Lozada und dessen US-Berater im Wahlkampf 2002.
Ein Politkrimi in echt, der eigentlich keiner Fiktionalisierung bedurft hätte. Ohne Kommentar, die Bilder und Akteure sprechen für sich. Da ist der Präsidentschaftskandidat, der bekennt, dass er nur das sagt, was seine Berater vorschlagen. Die wiederum prüfen in Fokus-Gruppen, welche Worte am besten ankommen. Überzeugt, für eine gute Sache einzutreten, haben sie auch keine Probleme damit, eine Schmutzkampagne zu starten, als die Wahlspots an ihre Grenzen geraten. Dann wieder der Präsident, der aus der ihm zugedachten Rolle herausfällt, und auf die Frage, welchen Fehler er bereut, keine Antwort geben will. Und der seine Wähler und Wahlkampfdiskurse gar nicht ernst nimmt, überzeugt ist, „sachorientierte, rationale“ Entscheidungen treffen zu müssen und sich damit schneller als gedacht zunächst inmitten eines Volksaufstandes und dann im politischen Exil wiederfindet.
Ein Lehrbeispiel über Politik als Show, aber auch die Grenzen der Manipulation. Die Hoolywood-Kino-Version geht recht frei mit der historischen Vorlage um. So, wenn die Parteifarben des Ex-Militärs Reyes Villa statt dem Rosa auf einer Veranstaltung des MNR auftauchen, zusammen mit der indigenen Whipala.
Bullock äußerte nach den Dreharbeiten zu ihrem Film, dass die Geschichte in Bolivien spielt, aber überall spielen könne. Tatsächlich hat die Beratungsfirma, die damals Sánchez de Lozada zur knappen Mehrheit vor dem heutigen Präsidenten Evo Morales verholfen hat, auch Wahlkämpfe in Deutschland gesteuert. Und solange es dazu weder einen eigenen Dokumentar- noch einen Hollywood-Film gibt, lohnt sich „Unsere Marke heißt Krise“ auch für die politische Bildung zu Hause.